Faksimile 0588 | Seite 586
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preisen
Prēisen, tr., pries; gepriesen:
einem Ggstd. Preis (s. d. 2f) zollen, ihn als hohen Werthes, als vorzüglich laut erheben, rühmen und loben:
a) Einen, Etwas p., loben und p. (Sir. 43, 32), p. und ehren (Geb. Ass. 26), rühmen und p. (Luther 6, 25), singen und p. (B. 36a); Ein recht gutes Grünfutter, das ich lobe, ohne es zu p. Falke Th. 1, 277a; Man rühmt ihm Dies, man preist ihm Das. G. 3, 146; Die Feste, die du rühmst, die hundert Zungen | mir damals priesen. 13, 126; So soll er mir gelobt [s. d. 1a] und gepriesen bleiben. G. 30, 383 etc.
b) Einen wegen seiner Schönheit p. 1. Mos. 12, 15; Ihn um der Schönheit willen, um die Schönheit p.; Die Schönheit an ihm p.; An dem Ölbaum p. Götter und Menschen die Fettigkeit. Richt. 9, 9 etc.; Etwas über Alles p. G. 10, 277; über alle Maßen, Begriffe p.; Einen vor allen Andern p.; Unter allen ird’schen Losen | .. preis’ ich deins. Sch. 53b etc.; Einen mit lautem Lobe p.; P–d mit viel schönen Reden | ihrer Länder Werth und Zahl. Kerner; Jemandes Lob, iron.: sein Löbchen (Gotter Sch. 248; Langbein 2, 103) p. etc. U. mit sachl. (personif.) Subj.: So preiset ihn das Lied. G. 13, 85; Wie erhabener Ruhm den edlen Orestes | preist in der Menschen Geschlecht. V. Od. 1, 300 etc.
c) Einen oder sich als edel, reich etc. p.; Einen, sich als Jemandes Retter p.; Etwas als ein Glück p.; Den man .. erst pries als Beistand, nun als Richter preist. G. 13, 302; Mag jener dünkelhafte Mann | mich als gefährlich p. 22, 176, im Gegensinn, etwa= verrufen, laut vêrkünden etc.; Bald preisest du den Mann, der alle Tage so herrlich leben kann, für den glücklichsten aller Menschen. W. Luc. 5, 129 etc., auch mit zurücktretendem Sinn des Lobens: Daß der Rath der Gelehrten an ihm nicht vollstreckt werden soll, bevor nicht seine Rechtsgenossen ihn für Recht gepriesen [erklärt]. Möser Ph. 1, 344 etc. Jn einigen Fügungen auch gew. ohne „als“ (od. „für“) vor Ew.: Einen (od. sich) selig, glücklich, beglückt p., auch was freilich adverb. gefasst werden kann: Einen hoch, herrlich (Sir. 39, 19) p., vgl.: Haben sie ihre Mönchtaufe nicht allein vergleicht der göttlichen Taufe .., sondern auch [als] höher und heiliger gepreist [s. Anm.]. Luther 6, 24b etc., danach auch mehr in gehobner Rede, z. B.: Einst hochgelahrt gepriesen im ganzen röm’schen Reich. Cham. 3, 60; Wirst du die Schönste mich p. G. 5, 252; 253; So pries er sich den Schönsten. Platen 4, 264; Den Alle mild und edel p. 6, 31; Sieben Meister . ., | die der Ruhm die größten pries. Rückert Morg. 1, 69 etc. u. auch: Jch preis’ auch Das ein Glück. Geibel 19; Solche Thaten pries er allein ein würdig Frühlingsleben. Heinse A. 1, 134; Derenwegen er .. ein Fürst . ., ein lebendiger, quellender Brunn hohes Verstands .. gepreiset [Anm.] wird. Schaidenreißer VII; Da wir uns Tapfere priesen. V. Il. 8, 229; Völker p. wir uns von .. Agamemnon. Od. 9, 263; 1, 182; 407 etc., s. rühmen.
d) mit Angabe der Wirkung: Sie priesen mich fast zu Grunde. Heine Börn. 337.
e) im subst. Infin.: Das (Hoch-)P. etc., auch (s. S, vgl. rühmen etc.): Von einer Person vorher viel Hochpreisens zu machen. Kant Anthr. 78 etc.
f) im adjekt. Partic.: Ein (hoch-)gepriesener Held etc.; Die gepriesensten oder (s. meist 2a): Die am meisten gepriesenen Schilderungen. Sch. (Wackernagel 4, 966⁴⁰); Der welt geprie- sene Dichter. W. Luc. 6, 400; Weitgepriesener Held. V. Od. 9, 2; 13, 38 etc., seltner: Sammt dem gepriesenen Polster. 118, [dem prachtvollschimmernden Teppich. Wiedasch] u. biblisch: Sollen alle ihre Früchte heilig und gepriesen [gelobt, geweihet] sein dem Herrn. 3. Mos. 19, 24. Ungepriesen, doch des Preisens werth etc. 2) dazu:
a) Die großen Liebhaber und Preiser der Beicht. Luther 1, 550a; 487b; Wackern. 2, 162²⁴ (Fischart), häufiger von Zsstzg., s. d. und z. B.: Eines Goethe-Kenners und Goethe-Preisers. Ense Denkw. 5, 205; Lautpreiser schöner Handlungen und selbst Mitthäter. H.
b) Preisung, gew. nur von Zsstzg. (s. d.) u. z. B.: Über die Seligpreisungen Jesu. H. R. 4, 1.
Anm. S. Preis, Anm. Die Formen preisete gepreiset häufig bei Luther etc., vergl. nam.: Hingegen ist bei pries und preiste die Festsetzung des pries ganz nahe. Kl. Gel. 228 und z. B. um Älterer zu geschweigen noch: Preiseten sie selig. H. R. 7, 45; Rückert 1, 46; Er preiste Gott. Stolberg Sch. 1, 145, Weichmann 1, 196 etc.; Für alle Güte sei gepreist. Gellert 2, 166; Hochgepreist. Arndt Gd. 48; 125; 126; Fleming (Wackern. 3, 365 ¹); Schlegel Sh. 8, 182; V. 3, 167 etc.
Zsstzg., vergl. die von rühmen, loben (vrsch. die vralt. von p. = schnüren, s. Preis, Anm.), z. B.: An-: preisend anempfehlen, anrühmen: Dem Käufer die Waare (als vortrefflich) a.; Eine Arbeit, welche wir mit ganz unbedingtem Lobe dem Liebhaber a. können. G. 31, 49; Fern allem übermäßigen A. einer neuen Zeit. Gutzkow R. 5, 98; Wie ein Hausierjude seinen Plunder anpreist. Heine Börn. 283; Hat nun volle Freiheit, sich selbst anzup. W. Luc. 4, 54 etc.; Ein einziger Anpreiser wie Erasmus wiegt eine Legion von Anbellern zu Boden. 1, XLI etc.; Sich aller An- preisungen enthalten.
Āūf-: (vralt.) hoch preisen. Micyl Tacit. 69a.
Āūs-:
1) laut u. öffentlich weithin preisen, s. heraus-p.: Was der Zufall in die Hände spielt, Unverstand auspreiset, Gernmitsprechen anlobt. Jahn V. 200; Der die Neuerung der Eleusinien wie ursprüngliche Satzung auspreist. V. Ant. 1, 199; 78 etc.
2) erschöpfend, zu Ende preisen: Unendlicher du, den keiner der Endlichen auspreist. Be-: vralt. st. des Grundw. Er-: durch Preisen Etwas erwerben: Lobt Hinz den Kunz doch nur zumeist, | daß er sich Kunzens Lob erpreist etc. Ungw.: Jch werd .. rühmen, wie groß und königlich | deine hohe Gnad mich erpriesen hätt, | daß mich fürwahr nicht mehr hungern thät. Klinger Seid. 7 = erhöhen etc. Hêr etc.: Ich kann nicht alle seine Vorzüge h. etc.; Weil unser gnädiges Fräulein den Dr. W. über die Maße her- auspries [preisend herausstrich]. Scherr Gr. 1, 267; Man lobe und preise jene ältern Werke, wie man will; man wird aber die Flecken der Barbarei nicht von ihnen hinweg-p. [1d]. Immermann 12, 263 etc. Lōb-: loben u. preisen: Der Ruhm der Herrscher wird verweht, | lobpreis’ ihn, wer da will! Herwegh 85; Posaunen und L. ist nicht Alles. Knebel 3, 64; Wir l. dich lange wie selig. V. H. 2, 277; Sich bewundern und wegen einer Menge von Tugenden . . l. zu hören. W. 5, 248 etc. Jmpf.: Die Bewunderer, die eure .. Gedichte lobpriesen. Tieck A. 2, 152 etc.; Lobpreis(e)te. Auerbach Ed. 117; Baggesen 1, 30; Riemer G. 1, 472; V. H. 2, 373 etc. Partic.: Monatschriften, in welchen dies Buch sehr ist gelobpriesen worden. Kl. Gel. 388; JGMüller Lind. 2, 204; 245 etc., auch: Mit dem von ihnen lobgepriesenen Systeme. Augsb. Zeit. (1850) Nr. 83; Kato wurde denn auch allgemein als ein Meisterwerk ohne Gleichen gelobpreist. Schlegel Dram. 3, 330. Jnfin. mit „,zu“: Das je Geltende . . zu l. Droysen Y. 1, 297; IGMüller Lind. 4, 297 etc.; Ihn lobzupreisen. Schlegel Span. 2, 131; Tieck NK. 4, 83 etc.; Lobpreiser vergangener Zeiten etc.; Eine sehr unsittsame Lobpreisung der Keuschheit. Schlegel Dr. 2, 2, 305; Während die Lüfte von Lobpreisungen und Segnungen des edlen .. Peregrinus erschallten. W. 17, 98; G. 27, 184 etc. Miß- (–⏑): tadeln, schelten, verachten (frz. mépriser): Nicht m–d, die wir priesen. Tieck Cymb. 5, 5; Dies, da es Andere treiben mit Glück, mißpreis’ ich vor Schelsucht. V. H. 2, 326; Zinkgräf 2, 17. Über Partic. (mißgepriesen u. mißprīēsen) u. Infin. (miß-zu-p. u.: zu m.), s. Miß. Über-: z.B.: Wood’s Schrift ward nun überpriesen [übermäßig, über ihren Werth gepriesen]. Heyne (V. Myth. 1, 73), auch: Einen ü., ihn in Lobsprüchen etc. überbieten. Vōr-: preisen, so daß und damit es Jemand hört: Wenn die Gesellen mir den Flor | der Mägdlein laut gepriesen vor. G. 11, 159 etc.