Poss
Posse
Posse
Possen
Póss, Póss~e, m., -en; -en. — ~e, f.; –n. — ~en, m., –s; uv.; Pößchen, lein; -:
1) (veralt.) in den bildenden Künsten der aus einem best. Gesichtspunkt entworfene Umriß einer Figur und die so perspektivisch dargestellte Figur: Wie die Maler oder Perspektivisten aus einem Punkt eine Abtheilung machen eines P–ens, daß alle Linien aus einem Punkt und wieder darein gehn und gezogen werden, wenn sie die Gliedmaß nach dem Bottig stellen und proportionieren wollen und ein jedes sein Art muß haben und behalten, wie sich’s in der Bossierung [s. d.] gebühret. Sar. 244; Figuren in den Bossen stellen [nach der Perspektive bilden]. Ism. 60a; 64b; Was die Eil und Begier dieses Bossens [dieser Figur] bedeutet. .. Diese Figur bed. die Zeit des Jammers. ebd.; 55a; Auf dem Gesims sah ich viel P–n, | aus Glockenspeis künstlich gegossen. 1, 309b etc. Ganz bes. galt das Wort von komischen Figuren, z. B. von den bausbäckigen, das Wasser ausspeienden etc. an Brunnen, s. 75b und: Die von Zürich zogen im Anfang dieses Jahrs [1503] gen Basel an ein Faßnacht mit einem werklichen Schimpfspiel, da waren der zwölf Ort(en) Wappen gar zierlich zugericht, nämlich zwei Basilisken neben Basler, zwei Löwen neben Zürich, zwei Bären neben dem Berner Wappen und also durch alle Ort, neben eines jeglichen Ehrenzeichen zween Bossen. 715b, — woraus sich denn leicht die heute übl. — vielfach in einander greifenden — Bedd. erklären, s. das Folg. — 2) P–n reißen (s. d.), wo das Zeitw. (vergl. Reißfeder, Umriß etc.) noch deutlich auf 1 hinweist und dann nach Analogie verallgemeinert wurde (Zoten, Witze etc. reißen); etwas Lachenerregendes machen, zunächst wohl Gebärden, wie die kom. Figuren (vgl.: Grimassen reißen und schneiden; Gesichter, Kapriolen schneiden etc.), dann allgm.: Sprchw. 503; Einen krabatischen, verrenkten Bossen reißen. Garg. 224b; 106b; Satirische Skribenten, denen Bossen zu reißen angeboren. 7a; Daß man wegen der nahen Verwandtschaft ebenso gut Suiten reißen sagt als P–en reißen. 21, 87; Gel. 297; Man reißet damit einen P–en, wie wir’s nennen. 5, 167a; Reißen einen guten P–en und sagen etc. 6, 158a etc.; Der garstige und lose P–en reißet und mit .. unfläthigen Worten losen Leuten ein Gelächter machen will. Sar. 98b; Reis. 48a; G. 1, 186; Haml. 3, 2 u. v., s. Possenreißer und 5a. — 3) (s. 2) auch in andern Fügungen: Etwas, worüber man lachen muß, ein Spaß; dann auch als ärgerliche, verdrießliche Bez. eines solchen, insofern er sich an unangebrachter Stelle, wo es sich um Ernstes handelt, geltend machen will = Allotria, 9 4e Narrheit, Narretei, Albernheit, Dummheit, dummes Zeug, Unsinn etc., — nam. in Mz., z. B.:
a) interjektionsartig: P–en! das Schicksal lenkt die Sachen ganz anders. Br. 1, 508; 7, 77; Ei, P–en! Das ist nur zum Lachen. 11, 108; „Aber die Geister, die er bei sich hat?“ P–en! 10, 25; P–en, lieber Herr, P–en! 29, 236 etc. —
b) sonst in Mz.: Hätt’ ’was dich verdrossen, | so macht’ ich [als Affe] dir P–en [vor]. 1, 24; Newtonisch Weiß den Kindern vorzuzeigen | .. trat einst ein Lehrer auf mit Schwungrads P–en. 6, 166; „Schnaps, was sind Das für P–en?“ Ja wohl, eitel P–en. 10, 151; 12, 19; Laß ihn die Narrentheidung treiben! | Ihm wird kein Raum für seine P–en bleiben. 49; Die unaussprechliche Anmuth, womit sie diese P–en vorbrachte. 18, 64; Daß ich .. die Präsidenten und Beisitzer mit seltsamen Perücken an dem Rand meines Heftes abgebildet und durch diese P–en meine aufmerksamen Nachbaren zerstreut und zum Lachen gebracht. 21, 89; Wo man an den Krieg denkt und nicht an P–en, wie wir [Künstler] machen können. 28, 221 etc.; Was sind Das für P–en? 3, 297; In die leeren P–en wieder ein Gehalt gebracht. M. 1, 447; Mit dem lustigsten Wesen sagte sie die melancholischsten Dinge und wiederum die lächerlichsten P–en mit der allertraurigsten Miene. Gal. 1, 6; Woher doch Ariost so tolle P–en nimmt. 2, 71; Sie treiben Ihre P–en mit mir. E. 3, 83; Ihr seht nun, wie eure P–en versauern und die Leute sie nicht mehr mögen. Sh. 2, 181; 189; 4, 122; Luc. 6, 411; 418; Einen Affen, der seltsame Bossen machte. 1, 305; 3, 136. —
c) in Ez. (masc.): Auch müssen sie des P–ens selbst lachen. 748b; Der P–e thut seine Wirkung. 8, 454; Das war ein lächerlicher Poß. Fr. 578 etc. —
d) häufiger fem. (s. 4): Seine Delikatesse, die keine Schnurre und P–e gestatten wollte. Lit. 5, 23; Ihr müsst mir die P–e. nicht übel nehmen und wieder gut sein. 8, 218; Ach soll ich nun nicht mehr . . zu deiner Unschuld heil’gem Vorgefühl | mich von der Welt gedrängter P–e retten! 13, 250; Ferrand wußte um diese P–e. 19, 362; Die ihm vielleicht ein tolles Märchen aufgeheftet und [ihn] zu einer P–e mißbraucht. R. 2, 259; Ein Einfall, eine ungefähre P–e. 7, 91; „Und schon dein „Engel“! | Wie wenig fehlte, daß er mich zur Närrin | gemacht! Noch schäm’ ich mich vor meinem Vater | der P.!“ P.? — Als ob der Verstand | nur hier zu Hause wäre. Nath. 3, 1; Ein weiser Mann hört keine P–e, | daß nicht daraus ihm Weisheit sprosse | und keine Weisheit hört ein Thor, | sie wird zur P’. in seinem Ohr. Erb. 2, 128; Eure geharn’schte Mummerei und P–e, | unbärt’ge Keckheit, knabenhafte Truppen | belacht der König. Sh. 5, 124: 18, 126; Wenn ich den Lustigmacher spiele, thu ich es | mir selbst zu Lieb und weiß wofür, hingegen | machst du mit deiner Weisheit dich dem Pöbel, | für den sie P–e ist, zum Narr’n um Nichts. HB. 1, 242 etc. — c) verkl.: Die niedrigen Pößchen, die eines Stoppe würdiger sind als eines Lichtwer. 4, 2, 388; Vielleicht ziehen wir sie in unsere Pößchen hinein. Br. 1, 118 etc.; An Räthseln, Schwänklein und Pößlein, die er auf jeder Hochzeit anbrachte. M. 3, 105; Tisch. 379b; Ar. 1, 407 etc. — f) Zsstzg. z. B.: Philine war immer um die Gräfin, die sie mit ihren Affen-P–en unterhielt. 16, 204; Mit Rauchwerk und andern Andachtsbossen zu ver- ehren. B. 52b; Zu solchen Fastnachts-P–en. 6, 199; Was steht ihr da und dort bei solchen Gaukel-P–en? 509; Was Noth! Gewohnheits-P–e nur | fernt euch von Wahrheit und Natur. 7, 190; Durch allerlei Gaukeleien und Harlekins-P–en das Zwerchfell zu erschüttern. Luc. 1, 119; Die ungereimten Hasen-P–en [Albernheiten, s. Hase 5b]. phil. 2, 189; 245; Ich halte die Sache für eine Kinder- P. 3, 134; Diese schönen Gewässer . .. müssen jetzt zu albernen Kinder-P–en fröhnen. It. 1, 215; H. 1, 34; Daß man die Kinder-P–en | .. vorlängst schon ausgeschwitzt. 87; Kinder-P–en! (s. a) 267b etc.; „Wir sind dem Edelmanne viel Dank schuldig.“ Narrens-P–en! (s. a) 10, 131; Narren-P–en sind eure allgemeine Bildung und die Anstalten dazu. 18, 343; Daß über den herrlich überschwänglich ergreifenden Stücken der Alten noch zum Schluß der Vorstellung eine Narrens-P–e [4] sei gegeben worden. 33, 3; Die Narrens- D4D
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