poltern
Póltern, intr. (haben u. sein, — s. flattern, Anm.) u. zuw. tr.:
bullernd (s. d.), kollernd (s. d.) schallen, nam. in wildem Durcheinander; solch lärmendes Schallen bewirken; mit solchem sich bewegen [mit ,sein“]etc.: 1) Etwas poltert, z. B.: hohle Geräthe etc. beim Fallen, Werfen, Rollen; Vor dem Rasseln ihrer Wagen und P. [,,Tosen“ ihrer Räder. 47, 3; Es poltert Alles drüber und drunter. 7, 159; Es poltert Alles über ein’n Haufen. Fr. 364; Die Erde polterte [vgl. schollern] auf meinem Todtenbaum. G. 75; Der p–de Brummbaß. 1, 140; 177; Die teutsche Sprache hat mir noch aus keiner singenden Kehle so gut gefallen als aus der ihrigen; sie verliert das Wiehernde und P–de. Merck 2, 230 etc., s. 2e u. f u. Zsstzg. — 2) Jemand poltert, z. B.:
a) Etwas zu Boden, hin und her, über und durch einander werfend etc., so: Am Vorabend der Hochzeit, dem sogenannten Polterabend [s. d.] p., Geschirr etc. vor dem Hause der Braut zerwerfend; Das Dienstmädchen poltert gar zu viel, zerbricht viel Geschirr etc.; An den Schubkästen zu p. und zu ordnen. R. 5, 246, auch tr.: Alles durch einander p., auch übrtr.: Schlurck polterte Alles durch einander, war an demselben Abend katholisch, dann ein Botokude etc. R. 8, 139 und veralt.: Einen p., ihn hin und her stoßen, übel mit ihm umstehn, ihn beunruhigen, s. Daß der Gast dir zu Schmach in unserm Haus übel um[gelzogen, „gepoldert“ und geschlagen wird. 78a etc. —
b) lärmend an Etwas schlagen, klopfen, pochen, hämmern etc., z. B.: Richten ein P. an vor seiner Kammer, davon er sollt aufwachen. 14, 8; Da poltert’s am [verschloßnen] Thor; | der Vater, da ist er! 1, 141; Wenn sein kurzarmiger Grimm an das Geländer der Majestät unmächtig poltert. 162a; Das p–de Wirbelschlagen [der Trommeln]. 189a; An der Thür um Einlaß p. Lat. Mag. 54; 1, 28 etc., s. c u. d. —
c) (s. b) Kupferschm.: ausgetieftes, bauchiges Geschirr (Kessel etc.) mit einem hölzernen (dem sogen. Polter-)Hammer in die gehörige Form bringen, auch: heraus-p. —
d) (s. b) unheimlichen, spukhaften Lärm machen (vgl. Poltergeist): Diese Schicksalsidee polterte wie ein Justinus Kerner’scher Geist aus dem Zwischenreich hinter den Koulissen der Bühne. B. 128; Bei Einigen rutschte . ., polterte es in den Stuben. M. 2, 259; Das Geräusch, P. und Rufen erklang. 271 etc. — 2) sich in Hast mit Lärm fortbewegen: Wenn uns ein Freund lustig in die Stube gepoltert kommt. 7, 99; Um des Scheines willen setzte er sich selbst zu Roß und polterte über Stock und Block. H. 2, 3, 233 etc. — f) in bullernden, hastig sich überstürzenden Tönen laut werden, in solchen Worten sprechen, nam. eifernd, zankend (s. 1 u. Polterer): Ein Anderer, so von der Kanzel poltert. 2, 2, 48; Sie war .. unendlich sanft und zart und machte gegen ihren Mann, dessen Gutmüthigkeit sogar polterte, einen entschiedenen Kontrast. 21, 38; 16, 128; Das will ich nicht hoffen, polterte Dankmar. R. 1, 68; 2, 33; 8, 121; P–d roh und widrig greinend | ist abwechselnd seine Stimme. Rom. 265; Der zornige Vater poltert. 7, 96; Solche tolle Heiligen .., die da . . nur p. und rumoren und mit Gewalt fahren, das Ihre zu schützen. 5, 353b; Wie sie toben und p. 6, 124a; P–d über ihre Langschläferei. Ad. 75; Nicht der Polterende, noch der mit sanftmüthiger Verträglichkeit etc. Baumg. 84b; Diese kurze, p–de Art, mit der er seine Sätze hervorzustoßen pflegt. E. 358; Ward roth und polterte voll Wuth, | gleich einem Hahn aus Kalekut. F. 3, 23 (s. kollern); Einer poldert über seinen Knecht, daß er etc. 289.
Anm. Wohl Tonw., vergl. Boller, Anm. wie auch gleichbed. podern. Sar. 303; 311, doch s. auch ahd. polôn, mhd. boln, wälzen, werfen, im ältern Nhd. noch erhalten in der Zsstzg.: [Der Satan] schleppt sie in sein Reder [Sieb] u. „polwirft“ u. dermartert sie. Pr. 77; In’s Teufels Reder „gepollwerfft“ u. gerüttelt. 108.
Zsstzg. wie bei ähnl. Tonw. (s. bellen etc.), vergl. auch die von stolpern, stürzen etc., z. B.: An-p. [2b], an die Thür; Angepoltert kommen [2e] etc.; Der über die erste Anregung höchst unwillig aufpolterte [2f]. Hormair An. 2, 167; Einen auf-p. [2c etc.], aus dem Schlaf etc.; Die Magd aber polterte sich nun erst recht aus [2f]. Gutzkow R. 9, 198; Daß man am besten thut, ihn aus-p. zu lassen. Pz 2, 214; Gasthäuser unablässig bescholten, beschrien, be- poltert [2f]. Zelter 4, 423; Wie nun eure Musik einpolterte [1, unversehns einfiel], gleich unversehens | polterte Trauung daher und Brautmahl. V. 1, 158; Hat’s denn nicht gleich dir geknurrt im Gedärm und dich kullerndes Toben durchpoltert [1]? Droysen A. 3, 50; Der Spuk, der nächtlich das Haus durchpoltert [2d] etc.; Die Menschlein, welche im Donner ihrer Unfehlbarkeit einher-p. [2e] etc. Demokr. Stud. 176; Hergepoltert kommen [2e]; Blöcke, welche aus den Kalksteinbergen herab-p. [1]. Kohl A. 1, 167; 42; 117; Verdeckte Abhänge unter uns, die wir wieder hinab-p. mußten. 2, 56; Als nun fröhlich der Zug auf die Trepp’ hinab von dem Vorsaal | polterte. V. 1, 113; Da poltert’ was die Treppe ’rauf. Fouqué Dr. 1, 223; Da p. sie mit deinen Sachen die Treppe herauf. G. 35, 151; Als er Solches gegen Sp. herauspolterte [2f]. Auerbach D. 4, 50; Da aber Agathe sich kaum zu sammeln vermochte, polterte er den Inhalt des Briefes mit den Worten heraus etc. Gutzkow 11, 341; R. 3, 182; 9, 442; Er polterte und sprudelte nun eine Anrede an den Grafen heraus. FSchlegel Fl. 1, 264 etc., s. auch [2c]; Daß er sich bemühe, aus der Welt hinauszulachen, was unsere Weisen hinausmoralisieren und unsre Eifrer hinaus-p. [2f] wollen. JGMüller Lind. 1, 21 etc.; Als der Fürst .. zu mir hereingepoltert kam. Pz 2, 214; P. Sie doch nicht so in den Tag hinein [2f]. L. 10, 166; Brach in heftige Verwünschungen aus und polterte sich in diese Stimmung so hinein [2f, versetzte sich durch sein P. immer mehr in dieselbe]. Gutzkow R. 4, 409; 1, 106; Felsen, die am Meeresufer herumpolterten. Kohl Irl. 2, 430; Wir polterten und stolperten so schnell und glücklich die kahlen Abhänge hinunter. A. 1, 198; Aus den –.. Felspforten seien Eisblöcke . . hervorgepoltert. 28; Nachdem der Arzt hinweggepoltert. Prutz Mus. 3, 326 etc.; Der Kurfürst wird .., wenn die Bürger sich Das erfrecht, los-p. [2f]. Aleꝛis H. 2, 2, 84; Und nieder- poltert [1] donnernd das rauchende Gestein. Grün Ritt. 117; Er überpoltert sich [2f, sich überstürzend], die Galle schwillt ihm. Alexis H. 2, 3, 275; Indem die Blocke über einander verschoben zusammenschlagen, sich reiben und über-p. [1, sich überstürzen]. Volger EE. 191; Sie zu hart halten mit Pochen und sie allwegen über-p. [2f] und anschnauen mit harten, unwirschen Worten. Geiler Has. 21d etc.; Er poltert auf sie zu [2e]. Sealsfield Tr. R. 1, 149 etc.
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