Faksimile 0573 | Seite 571
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Polter Polterei Polterer polterig
Pólter: 1) m., –s; uv.:
bullernder, polternder Lärm, z. B.: Als es den Vorstellungen Hölty’s gelang, diesen letzten P. [das Herauswerfen eines Schranks] von der friedlichen Nicolaī-Straße abzuwenden. OMüller Bürg. 26. 2) f.; 0: =
1) gw. nur in der interjektionsartigen Verbind.: Holter (s. d. 2) die P.; So „holterdiepolter“ er auch Das Alles betrieb. JGMüller Lind. 2, 191 (vergl.: So halder de qualder aus dem Spanischen übersetzen, reicht nicht hin. IDWagner Anleit. zu prakt. Gebrauch der span. Sprachk. Lvzg. 1811 S. VII); Holter p., vgl. 3c, auch: Die Wellen schlugen an, | sie gingen „boltribol“. Riemer Reime 91. 3) in Zsstzg.: Ge-P., n., –s; uv.:
a) andauerndes, wiederholtes Poltern (vgl. 1 u. Polterei 1): Da ist .. der kleine Spring [Quell] .. losgezogen mit G. Alexis H. 1, 1, 253; An ihrem [der Kutsche] G. schon hörte er, daß sie baufällig .. sein mußte. Gutzkow R. 1, 19; Es kam mit gebotnem G. [uns zu wecken] der Knechte. Kl. Od. 2, 253; Der blinde unbeholfene Koloß, der mit plumpen Knochen anfangs G. macht [das Volk]. Sch.155b; Mit einem G. der Stimmen u. Glieder. 700a; Hurtig hinab mit G. [spätre Lesart: Hurtig mit Donner-G.] entrollte der tückische Marmor. V. Od. 11, 598, vgl. entkollern; Die großen Machtwörter Freiheit und Gleichheit, womit sie ein so widerliches G. machen. W. 31, 478 etc., vgl.: Das ist ein Gerutsche, Gebrumme, Gepoltre etc. Immermann M. 2, 250 etc.; Gepölter, das man in seiner Kammer gehört. Pestalozzi 4, 384 etc.; Es kann nicht ein Jeder das Gepölder [des Schießens] leiden. Berlichingen 52; Mit diesem Gebölder der groben Stück. Zinkgräf 2, 58 (vgl. Böller) etc.
b) zuw. = polternder Spuk (vgl. Poltergeist): Da .., mitten von einander gehaun, .. der symbolische Spuk doch wieder zusammenfloß, so wünschen wir Alle, die dem G. gram sind, daß endlich einmal eine geweihte Klinge das Ungethüm durchzische. V. Krit. Bl. 1, 165.
c) Zsstzg. zu a, z. B.: Wenn mit Donner-G. ein Meteorstein .. 72* herabstürzte. G. 33, 41 etc. (s. a: V.); Dein Holter-G. [s. 2] macht mir Spaß. Droysen A. 2, 371; Drum hab ich nun etliche Nacht | ein groß Kriegsgepolder gemacht. Rollen- hagen Fr. 604; Ein böser Geist mit plumpem | Wörter- G., der Reim. Kl. Od. 2, 75 etc.
~ēī, f.; –en:
Rumpelei:
1) Gepolter: Die P–en am Vorabend der Hochzeit (s. Polterabend).
2) alter Kram, wie er in der Polter- od. Rumpelkammer durch einander liegt: Ver- auktionierte meine überflüssigen mir beschwerlichen P–en. B. 484b etc.
~er, m., –s; uv.:
Jemand, der poltert (s. d., in den versch. Bedd.), nam. (s. poltern 2f): Einer, der (aufbullernd, mit lärmend sich überstürzenden Worten) eifert, zankt, so auf der Bühne als best. Rollenfach (vergl. Poltervater. IP. 41, 148 etc.): Aus dem schleichenden .. nur dann und wann augenblicklich aufbrausenden Manne .. ward ein herumtobender Poltrer. Engel 8, 266; Wie sehr der Mann aus der scheinbaren Kraft des P–s in Unbeständigkeit fiel. Gervinus Lit. 5, 340; Hätte man Sankt Paulen ein Bisthum geben, | Poltrer wär worden ein fauler Bauch. G. 2, 139; Der alte P. 16, 144 (vgl.: Dieser spielte gewöhnlich die gutmüthigen polternden Alten etc. 128); Die Rolle des Geistes dem P. zu geben. 17, 59; Der gutherzige P. [von Goldoni]. 27, 291; Die Einwirkung dieses gutmüthigen P–s [Herder’s]. 21, 235; Indem ich mich aber so unfreundlich hierüber ausdrücke, so muß ich doch, wie es den gutmüthigen P–n zu gehen pflegt, mich sogleich zurücknehmen. Zelt. 1, 343; Die P. und Haderer. Luther 5, 354a etc. Über das (seltne) Femin. vgl. Abenteurer. Schwzr. auch sachl.: Der Polderer = Böller (s. d.). Stalder.
~ig, a.:
polternd (s. d.), z. B.: Mit meinen mißtönend p–sten Versen. Heine Lut. 2, 61; Dem p–en wüsten Menschen. Voigts H. 29 etc., auch: P–e Möbel, alt u. schlecht, wie sie in die Polterkammer gehören.