Faksimile 0571 | Seite 569
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Poem Poesie Poet Poetaster Poetasterei Poeterei Poetik poetisch poetisieren
* Po~ēm (gr.), n., –(e)s; –e:
Gedicht: Das in Prosa aufgedröselte Poem. Riemer G. 1, 36 etc.
~esīē, f.; –(e)n:
die Dichtkunst (o. Mz.) und ihre Erzeugnisse, auch: eine ihr gemäße (ideale) Auffassung und Anschauung der Vhe, der Wirklichkeit (vgl. Dichtung, Dichterei etc. und als Ggstz.: Prosa): P. ist, rein und echt betrachtet, weder Rede noch Kunst; keine Rede, weil sie zu ihrer Vollendung Takt, Gesang, Körperbewegung und Mimik bedarf; sie ist keine Kunst, weil Alles auf dem Naturell beruht, welches zwar geregelt, aber nicht künstlerisch ge- ängstigt werden darf; auch bleibt sie immer wahrhafter Ausdruck eines aufgeregten, erhöhten Geistes, ohne Zweck und Ziel. G. 4, 236; Hier sieht man den Übergang der P. zur Prose, welcher dadurch bewirkt wird, daß man die Einbildungskraft entzügelt und ihr vergönnt, gesetzlos umherzuschweifen, bald der Wirklichkeit, bald dem Verstand, wie es sich schicken mag, zu dienen. 30, 427; Wie ich mich nun aber dadurch erleichtert und aufgeklärt fühlte, die Wirklichkeit in P. verwandelt zu haben, so verwirrten sich meine Freunde Sanders, deutsches Wörterb. II. daran, indem sie glaubten, man müsse die P. in Wirklichkeit verwandeln, einen solchen Roman [Werther’s Leiden] nachspielen. 22, 171; 364; Die Alte suchte, soviel möglich, durch ihre Prose die P. ihrer Freundin in das Gebiet des gemeinen Lebens herunterzulocken. 16, 46 etc.; Der charakteristische Unterschied zwischen der Prosa und der P. liegt nur darin, daß sie durch ihre Form selbst erklärt, den Gedanken nur dienend begleiten zu wollen, da der poetische Vortrag auch des Scheins nicht entbehren kann, ihn zu beherrschen und gleichsam aus sich zu erzeugen. WHumboldt 1, 108; Seine mühsam hervorgedrückten und dann zierlich geleckten P–n. HVoß JP. 55 etc. Zsstzg. z. B.: Daß E. sich in die Idyllen-P. hineinlebte. Auerbach Dicht. 1, 110; In einer Zeit, wo Ungeschmack und Un-P. die Welt regierte. Gutzkow R. 6, 324; Ganz nahe an Das, was wir Volks- P. nennen, schließt sich die Individual-P. unmittelbar an etc. G. 33, 349; Eine weit ausgebreitete Welt-P. 22, 127 (vgl. Welt-Litteratur, -Sprache) etc.
~ēt, m., –en (–s, –ens); –en; –en-:
Dichter (s. d. und Macher): Ap. 17, 28; Den Unterschied zwischen P–en und Propheten . . Beide sind von einem Gott ergriffen und befeuert; der P. aber vergeudet die ihm verliehene Gabe im Genuß, um Genuß hervorzubringen. . . Alle übrigen Zwecke versäumt er. .. Der Prophet hingegen sieht nur auf einen einzigen bestimmten Zweck etc. G. 4, 179; Der P–e. 19; Des P–ens. Schaidenreißer III etc.; After-P.; Alle Ganz- und Halb-P–en. G. 3, 335; Des Hof-P–s. Klinger F. 46; Er war dein Leib- und Herz-P. Platen 4, 36; Sie haben’s Alle dem großen Ur-P–en abgesehen, der in seiner tausendaktigen Welttragödie den Humor aufs Höchste zu treiben weiß. Heine Reis. 2, 177 etc.
~etáster, m., –s; uv.:
Afterdichter, Dichterling. Uhland 191.—
~etasterēī, f.; –en:
Treiben und Werk eines Poetasters. Platen 4, 149.
~eterēī, f.; –en:
Treiben und Werk eines Poeten, Dichterei. FMüller F. 47; W. Merck 2, 213 etc.; Solche Läster-P. Luther 6, 533a etc.
~ētik, f.; –en:
Lehre und Lehrbuch von der Dichtkunst.
~ētisch, a.:
der Poesie gemäß, in ihr beruhend etc., dichterisch: P–e Licenz, Freiheit, Auffassung etc.; Sich vor der Afterprose zu hüten, die man hier und da auch wohl p–e Prose nennt. Bouterweck Gsch. d. P. 1, 194; Von allem mythologischen und p–en Beiwesen entkleidet. G. 30, 309 etc., vergl.: Poetliche Frauen. Zelter 6, 22.
~etisīēren, intr. (haben) und tr.:
in poetischer Weise sich ausdrücken, auch Zsstzg., z. B.: Deine Verse seien dir durch irgend einen göttlichen Anhauch einpoetisiert [poetisch eingegeben] worden. W. Luc. 5, 397; Das Mädchen hat mir .. Platon’s Jdeen so artig vorpoetisiert [in poetischer Sprache vorgetragen]. W. 23, 187 etc.