Faksimile 0569 | Seite 567
Pöbel
Pȫbel, m., –s; uv.; -:
die Hefe des Volks (s. d.) und wer ihr angehört: Es ist die Schuld Derer, die durch ihre eitle Absonderung das Volk zu P. gemacht. Börne 2, 49; Des Volks, das .. Wort nicht für P. genommen, sondern für die Nation. Fichte 8, 116; Der Großherzog liebt das Volk, der Fürst von * *liebt den P. Forster Br. 1, 104; Einen P. von Straßenräubern. Gentz Rev. 33; Aus der Mitte des vornehmen und geringen P–s. Görres Ver. 2; Solcher Fehler .. | zeihet der P. mich, P. nur sieht er in mir. G. 1, 263; 286; 18, 312; Die große rohe Masse, welche die Einen das Volk, die Andern den P. nennen. Heine Verm. 1, 51; Kant Anthr. 295 ff.; In despotischen Staaten ist der Herr Alles und der Rest P. Möser Ph. 1, 31; Es ist auch hier nicht von dem Volke, was wir uns unter dem Namen P. gedenken, sondern von einer gleichsam zum Reichstage versammelten Nation die Rede. 4, 139; Gleichgültigkeit, womit man den P. [die durch Nichts ausgezeichnete große Masse] der Könige nennt. JvMüller 1, 348; Die Freiheit | hebt ein geläutertes Volk über den P. empor. Platen 2, 271; Manches glaubt und schwatzt ein dummer P., | worüber ein Verständ’ger lacht. Sch. 583b; Der P., worunter ich .. nicht die Mistpantscher allein zu zählen Ursache habe. Ders. (Boas SchJ. 1, 248); Unter allen P–n war der der römischen Kaiserzeit einer der rohesten; Was so ein P. [pöbelhafter Mensch] wie du von mir spricht, ist gleichgültig etc.
Anm. (Mittelbar) aus lat. populus und, wie dies, urspr. untadelhaft = Volk, zumal die große Menge desselben, vgl.: der gemeine (s. d. 3b und vgl. 3e) Mann etc., so mhd. povel, bovel und z. B.: Es wird euer wenig P–s überbleiben. 5. Mos. 28, 62; 4, 27; Da bückt sich der P., da demüthigen sich die Junkern. Jes. 2, 9; 3, 25; Beide ihre Herrlichen und P. 5, 14 etc.; Warum lässt hie der Prophet den Pöfel außen und spricht allein die Könige und Regenten an? Luther 8, 311a; Königin, heb du nur an Unsrem Pöfel [uns niedern Dienerinnen], den gehöret, | dir zu folgen. Opitz 2, 111 etc.; Den Poffel mit Klag wider uns bewegen. Schaidenreißer 69b [16, 375]; Nicht nur des gemeinen Pöfels, sondern auch fürnehme Personen. Stumpf 134a; Dem gemeinen Pöffel, dessen Sitten und Leben gemeiniglich ihrem Fürsten nachahmen. Zinkgräf 1, 320 etc., vergl. mit leise durchschimmerndem Begriff des Tadels —: Drängte das Volk sich um ihn und sie riefen: Es lebe Pisani! | Aber er wandte sich streng gegen den P. und sprach: | Bürgern geziemt es, zu rufen: „Es lebe der heilige Markus.“ Platen 2, 311 etc. Im heutigen Begriff (vgl. Plebs etc.) z. B. Sir. 7, 7; Den groben unverständigen Pöffel. Zinkgräf 1, 318; Dem unruhigen Popel. Stumpf 741b etc. Vgl. kollektiv: Dem andern Gepöfel. Holtei Lammf. 1, 292 etc. und s. Bafel.
Zsstzg. z. B.: Jener Autor-P. W. Luc. 4, 93; Bauern-P.; Dem Beamten-P., dem vornehmen. Ense Tag. 2, 262; 33 redende Männer ohne den Bei-P. Zelter 5, 102; Der Gassen-P.; So suchte dies Gespenst ... dem Geister-P. vorzudringen. Lichtwer 128; Diese Gemälde . .. übergehe ich, was kümmert mich der Künstler-P.? Forster Jt. 1, 124; Die vortrefflichsten Männer dem Spott eines ungelehrten Leser-P–s preiszugeben. W. Luc. 1, 364; Spaßmachern und anderen solchen Schmarotzer-P. 5, 113; Diese Menschen haben einen Tugend-P. um sich versammelt und predigen ihm das Kreuz gegen den großen Heiden. Heine 1, 138 etc.