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platzen
Plátzen, intr. mit haben (s. 1) und gw. mit sein, zuw. auch tr. (s. 1c und 3b):
1) einen der Jnterj. „platz“ (s. d. I) entsprechenden Schall hören lassen, z. B.:
a) „Es platzte dahinten Etwas.“ Nicht doch, es ist das Wasser. G. 8, 212; Schlagen, daß es platzt. Schm. etc.
b) vgl. platschen, pladdern etc. und Platzregen: Es regnet, daß es platzt. Adelung; P–der Regen. Auerbach D. 4, 4; Ein säuselnder Regen, der nur manchmal in ein starkes P. überging. 332 etc.
c) vergl. prasseln, knattern, knallen: Das Holz platzt im Feuer. Adelung (vgl.: Lauter solch platzigt Holz gebrannt. Rockenphil. 2, 330); Pulver, welches nicht platzt [knallt]. Ders.; Wie’s blitzt und platzt und Funken sprüht! G. 12, 47; Vom P. eines kleinen Gewehrfeuers aufgeweckt. 25, 227; Schwärmer schlängelten und platzten [s. 2], Räder gischten [beim Feuerwerk]. 15, 122; Raketen, die p–d und schnurrend sich abgemüht. Gutzkow R. 9, 492 etc., s. plätzern. Auch: Mit dem Gewehr p. [knallend schießen] und mit Uml.: Nach Sperlingen plätzen (s. d. 1). Holtei Mensch 2, 102 etc., auch in Zsstzg.: Jch kann das Los-P. nicht leiden . ., auch schlägt das Gewehr beim Abbrennen. Tieck NK. 4, 112; Dazwischen platzten die Gewehre ab. Immermann M. 4, 152 etc. und tr.: Wir p. leicht dies Sperlingsheer hinaus. Fouqué Dr. 1, 229; Der soll dich mit Schrot herunter-p. [oder nieder-p.]. Nieritz Kanarienvogel (1853) 11 etc.; Das Pulver ver-p.; Unnützerweise kein Pulver weiter zu verplätzen. Holtei Mensch 2, 119 etc.
d) Schlagen, daß es platzt, s. a; Mit der Peitsche p. [knallend schlagen]. Weinhold etc., dazu (faktitiv): Plätzen (s. d. 2), auch Zsstzg., z. B.: Ich laß mein Kammermädchen kommen und Ihnen mit Fächerschlägen diesen Lästermund zer-p. Klinger Th. 2, 224 etc.
e) vereinzelt von quakenden Thierstimmen: Der Enten P. und Schreien. Rollenhagen Fr. 417, vgl.: Dann und wann platzte ein humoristischer Froschruf auf vom Felde her. Gutzkow R. 2, 257, wo bes. (s. 3b) das plötzliche Hervorbrechen des Schalls durch die Stille etc. hervortritt. 2) bersten (s. d.), zunächst mit dem p–den (s. 1) Schall, den die komprimierte, sich nun plötzlich ausdehnende Luft erzeugt:
a) mit sachl. Subj.: Etwas ist aus oder von einander geplatzt (oder gesprungen, zersprungen); Die Rakete, der Schwärmer (s. 1c) platzt in der Luft; Gute Kartoffeln p. beim Kochen; Eine Blase platzt; Aufperlt und platzt ein Blasenschwall. Freiligrath 1, 362; Die Schale platzt und nieder | macht er [der Kern] sich freudig los. | So fallen meine Lieder | gehäuft in deinen Schoß. G. 4, 97 (s. 3a); Eine Bombe, durch alle Stockwerke durchschlagend, war in diesem Raume geplatzt. 25, 261 [versch. 4]; Plötzlich platzten | auch die Wolken. Heine Tr. 59 (vgl. Wolkenbruch etc.); Wodurch der ganzen Geschichte der Knoten platzte [sie zum Ausbruch kam]. Mundt Mir. 2, 110; So laut als p–d die Saublas’ | hallet. V. H. 2, 85; Daß ein Gewitter sich um seine Stirne ziehet. | Und eh die Wolke platzt und Blitze sprühet etc. W. 12, 48 etc.
b) mit persönl. Subj.: So viel essen, daß man [oder: Einem der Bauch] platzt; Daß du p. [die Platze bekommen, krepieren, s. d.] müßtest!; Bis sie vor Schreien p. möchten. W. Luc. 6, 53; Vor Lachen beinah p.; Ein Kichern und ein Kachern bis zum P. Baggesen 5, 53; Ich ersticke. Ich platze. Jch lache mich todt. Gotter Sch. 273; Er lachte, als wollt’ er p. Rückert Mak. 1, 98 etc.; Wenn Einer sich vor Eigendünkel bläht und auftrieb, bis er hätte p. mögen. W. 9, 145 etc.; Musst dein Gehirn anstrengen, daß du p. möchtest. Luc. 5, 157 etc.; Die Infantin, die fast vor Neugier platzt. W. 15, 17, die eine unerträgliche, sie bis zum Übermaß erfüllende Neugier hat; Vor Neid p.; Vor Wuth, Ärger, Verdruß p. (vgl. ersticken etc.) und so: Es ist zum P. Mülner 7, 151 etc., man könnte sich todt ärgern; Wir singen ein Lied dir zum P. Cham. 3, 193 etc. 3) (s. 2)
a) mit sachl. Subj.: plötzlich vorbrechend hervorkommen: Kastaniennüsse .., wenn im warmen November | reif an der Sonne sie p. aus grüngestachelter Schale. V. Ländl. 2, 371; Der Kern platzt heraus, hervor; Ich will ihnen mit meinen Fingern den Bauch schlitzen, daß ihnen die Kutteln schuhlang heraus-p. Sch. 121b, s. 4.
b) mit persönl. Subj.: mit Etwas, das man im Innern zurückzuhalten länger nicht im Stande ist, plötzlich vorbrechend hervorkommen: Dann platzt er in eine Lache. Rückert Mak. 2, 156, bricht aus; Bis du | jämmerlich [los-] platzest und bellst. V. H. 2, 41, gw. Zsstzg., s. aus-, heraus-, (auch tr.) hervor-, los-p. 4) (s. 1 und 3a) mit p–dem Schall, und dann verallgemeinert: plötzlich mit Ungestüm daherfahrend sich bewegen, vgl. plauzen, plumpen 1, z. B.: Hu! ich erschrak! Laut platzte der Königsapfel vom Baum her [oder herunter, nieder etc.]. V. 2, 129; Er kam, als wenn eine Bombe ins [versch. im, s. 2] Zimmer platzt etc., s. Weinhold 71b; Um dieselbige Zeit platzet über die Donau .. der König der Gothen. Aventinus (s. Schm.); Seine Ritter und Knechte platzten in den Feind. Ders.; Wo verschiedene Ansichten sozusagen grell auf einander platzten. Gutzkow R. 2, 263; Im Kampf der Grundsätze beim Aufeinander-p. der Geister einen tapfern Führer abzugeben. Keller gH. 2, 396 etc.; Husch, wie gescheuchte Rehe . ., über Stock und Stein platz-, ten [fuhren] sie auseinander. Pruß E. 1, 114 etc.; seltner: Dann platzt er [der Vogel, die Lerche] stumpfling auf die Erd wie ein Stein. Ryff Th. 100 = fährt, schießt nieder. Auch in Zsstzg. (s. die von fahren etc.), z. B.: Da will ich mit den operibus daher-p., mit einem Buch von guten Werken, will ich zu ihm einstürmen. Alberus Jörg Witz M. 7a; Mit 50 Schützen ins Losament ein-p. Schweinichen 1, 82; Einher-p.; Sie platzte fast zur Thür herein und schrie. Gotthelf U. 2, 362; Wenn er nun wird herein-p. und Alles in einen Haufen schmeißen. Luther 5, 535a etc.; Ihr platzt hinein [fallt mit der Thür ins Haus etc.]; geht hübsch der Ordnung nach! V. Sh. 3,.365; So quappig platzten die breiten holländischen Wörter von der Zunge der Alten herab. Kürnberger Nov. 2, 41; Gewaltig platzten die Regengüsse herunter. W. Luc. 1, 57; (Her)nieder-p.; Da platzten drei .. Hunde auf mich los und plafften. Forster Br. 1, 193; Sie platzten auf mich zu; Ich sollte nicht bald zu-p., sondern mich wohl bedenken [beim Heirathen]. Schweinichen 3, 252 etc., auch: Da p. zu Fenster und Thür. Rollenhagen Fr. 92, schlagen, springen zu, schließen sich etc., vgl. (mundartl.) faktitiv: Die Thür zuplätzen oder zuplitzen (Weinhold 71b), zuschlagen, zuwerfen und als Ggstz.: Die Thür aufplätzen [aufreißen]. Korresp. v. u. f. Deutschl. (1848) 301a, auch tr., s. an-p. 5) (s. 1) mundartl., veralt. = klatschen 1f, z. B.: Auf Jemand „blatzen“. HSachs 3, 3, 44b etc.
Zsstzg. nam. zu [2], was unbez. bleibt, vergl. die von bersten, brechen, springen, auch die von plätzen, z, B.: Áb- [1c] und [2]: platzend abspringen. An-, tr. [4]: (veralt.) anfallen, angreifen (vgl. antatschen): Aventin. 1b; Fischart Garg. 227b; Franck Chr. 457a; Arch. 75b; Luther 5, 316b; HSachs 1, 250c; 2, 2, 57a; 3, 2, 48b; G. 1, 126 etc. Daneben: Anplatschen und anfallen (Paracelsus 2, 582a), angreifen (1, 44a) etc. und: Der erste Angriff und Anplatz (2, 582b).
Āūf-: Aufgeplatzte Kartoffeln, Nelken; Die Körner in heißem Wasser so lange sieden, bis sie a. G. 25, 71 etc., s. auch [1e] und mundartl.: Vom Sitzea., auf-, emporspringen. Spindler Vog. 1, 160.
Āūs-: Die Naht ist ausgeplatzt und [3a und b]: Der Kern ist [her]- ausgeplatzt; In Lachen (Arndt E. 51), in ein Gelächter (Sternberg BrM. 35) a. etc. Dahêr- [4].
Dúrch-: Das Holz ist mitten durchgeplatzt etc. Eīn-, einhêr- [4]. Hêr- etc.:
1) [1c].
2) [4].
3) [3a]. 2) [3b] namentl.: Mit Etwas heraus-p., z. B.: Also platzte ich Ihnen gleich damit heraus, wie mir’s .. ergangen. Möricke N. 4; Dieser sei mit einer schriftlichen Anwerbung herausgeplatzt. Musäus Ph. 4, 158; FSchlegel Luc. 30; Als eine Pause entstand, platzte er auf einmal mit einem wie aus der Luft gegriffnen Einfall heraus. W. 18, 119 etc., auch tr.: Ob ich gleich so voll davon bin, daß ich Alles auf einmal heraus-p. möchte. 1, 192 etc. und oft ohne Obj. oder abhäng. Präp.: Lief geradezu laut her- aus-p–d [mit dem Gelächter] zur Thür hinaus. Kohl A. 1, 216; Wenn ein alter rauher deutscher Bär ungeduldig her- ausplatzt. Kühne Fr. 167; L. 13, 138; Ich traf den wunden Ort, | es war nicht hübsch von mir, so frei heraus-zu-p. W. 20, 274; 14, 135 etc., ugw.: So muß ich laut hin- aus-p. [lachen]. Hackländer Stillfr. 2, 266; ferner: Ein superkluges und naseweises Hervor-p. mit seinen Ansichten. Zarncke Br. XLI etc. Lōs-:
1) [1c].
2) [3b] Es hätte nicht viel gefehlt, daß ich losgeplatzt wäre [geplaudert hätte]. Weiße Kom. Op. 3; Lachend l. etc.
3) [4]. Nīēder-:
1) [4].
2) [1c]. Ver-:
1) intr.: durch Platzen verderben: Als wenn mir ein Faß mit Öl auf ofsenbarer Landstraße verplatzt wäre. Iffland 5, 3, 31 etc.
2) tr. [1c]. Zer-:
1) intr.:
a) [2a]So ist Werther Nichts als ein Speiteufel, der prasselt, dampft und zerplatzt mit Gestank. Kästner 1, 120; Lichtkugeln, die .. die Finsternis erleuchten und dann z. Klinger F. 206; [Die Wurst] zerplatzt und zerschmort. König Kl. 2, 344; Daß alle Rippen ihm z. [gw.: zerbrechen]. Pfeffel Po. 3, 41; Der Schwärmer .. zerplatzt mit einem lächerlichen Knall. Thümmel 7, 156; Laut am Lande zerplatzt, erdonnert sie [die Woge]. V. Il. 4, 425; Selbst auf Wiesen zerplatzt die frostige Schlange dem [durch den] Zauber. Ländl. 2, 387; In der süßen Angst zerplatzt der schöne Traum. W. 20, 108; Daß die süße Täuschung . ., wie eine schöne Seifenblase vor meinen Augen zerplatzte. 21, 61 etc.
b) [2b] Der sich damit anfüllt, bis er [ihm der Bauch] z. möchte. Luc. 4, 102 etc.; Sie zerplatzte bald vor Lachen. W. 15, 243 etc.; Soll der Neider z. G. 3, 88 etc.; Es war ein Streich zum Z. Sch. 120a etc.
2) tr. [1d]. Zū- [4] u. ä. m.