Platte
Plátte, f.; –n; Plättchen, lein; –n-:
(s. Anm. zu platt u. Blatt):
1) Glatze (s. d.): Scheren den Bart ab, tragen P–n. 6, 30; 3. 21, 5; Bärt und „Platen“ scheren. B. 14b; Der Schmerbauch mit der kahlen P. 11, 88; Wenn Braun mit blutiger P. [Kopf] | wieder zurückkehrt. 5, 165; Hint. 159; 1, 371a; 6, 82b; 8, 254a; Stärke mich, daß ich diesem Pfaffen eine P. möge scheren. SW. 60, 359; Wer sich über fremdem Unglücke allemal ein Haar ausraufen sollte, Der muß eine P. kriegen, ehe er 10 Jahr alt wird. Jak. 141 etc.; Mönchs-, Pfaffen-P. etc. —
a) auch zuw. Jemand mit einer P. (vergl. Plättling), z. B.: So wäre die ganze Welt eitel P–n worden. 6, 10a (nachher „P–n-Träger“); Geizige P–n | kann man wohl entrathen. 1, 178, s. Roth-P. etc. —
2) nackte, leere Bodenstelle, s. z. B.: Waldblöße; Kohl- P., Meilerstätte ebd.; nam.: eine abgeplatte Erhöhung des Erdbodens, z.B.: [Ver-]füg dich .. | auf die hohen P–n und lug etc. 47; 20; Ein Felsenriff . ., | das abgeplattet vorsprang in den See. .. Bis daß wir vor die Felsen-P. kämen. .. Jetzt . . schwing’ ich .. auf die P. mich hinauf. 540b ff., vgl.: Tell hat .. das Schiff .. geleitet zu einem Felsen oder P–n im See .., sprang aus dem Schiff auf die P–n. .. Dieser Platz wird bis auf heutigen Tag genennt des Tellen P–n. 343b; 3, 72³ etc. So auch (Schiff.): P., Plate = Bank (s. d. 1), Untiefe. Wenn der Frost den Sumpfboden trocken macht, wimmelt es auf P–n und Ufern von Hunderten rühriger Arbeiter, welche das Rohr . . mähen. Sch. 3, 321. —
3) ein platter Körper, gew. ein Parallelepipedum (oder zuw. ein Cylinder) von sehr geringer Dicke, doch stark genug, um Etwas zu tragen, einen stärkern Druck auszuhalten (vgl. Blatt, Scheibe, Blech etc.): P–n von Metall, von Stein (Marmor, Schiefer, Ziegel), von Elfenbein, Horn, Holz etc., z. B.: Die vor der sogenannten Feuerung des Ofens befindliche P., auf der im Nothfall gekocht werden kann. A. 1, 81; Ringsherum ist das Bad mit steinernen P–n besetzt. Bild. 2, 324; So leitet’ er sie die vielen P–n hinunter, | die, unbehauen gelegt, als Stufen dienten. 5, 78 etc.; Die Dächer mit gespaltenen Steinen und P–n bedeckt. 657b etc.; Plättlein, flaches Steinchen, s. plätteln. So in vielen techn. Anwendungen, s. d. Folg. und Zsstzgn, für die auch oft das bloße Grundw. genügt. —
4) (s. 3) Kuchenblech: Welche die P. mit frischen Kringeln gerade vom Backofen nach der Speisekammer hinübertrug. Schwan. 42, s. P–n-Semmel. —
5) (vgl. 3u. Plateau1) Präsentierteller, Kaffebrett etc.: Sie trug auf einer P. drei feingeschliffene Stengelgläser und eine Krystallflasche. Stadtsch. 1, 82; Sie trug eine P. mit Kaffegeschirr. Mark. 2, 15 etc. —
6) (vgl. 5) nam. oberd.: flache Schüssel (frz. plat) und dann auch = Schüssel für das darin Enthaltne, Gericht: Für ein Plättlein Fische gesorgt. Obramtm. 29; Als sie die gerösteten Grundbirn aus der Pfanne auf das Plättlein zurichteten. 3, 14; Eine P. Schinken. Moz. 3, 133 etc.; „Blatte“. Garg 82a; Sünd. 84b. Dazu sprchw.: Putz die Platt! [pack dich!; fort!]. Schmj. 71 etc. —
7) Anat.: p–n-förmige Körpertheile, Laminae, z. B.: derartige Schuppen. 4, 337; 341 etc., s. End-, Knochen-, Knorpel-, Papier-, Sieb-, Spindel-P. — 8) Bauk.: das vorragende und den Schluß bildende Glied eines Gesimses, s. Abakus. — 9) Botan.: Lamina, der ausgebreitete obre Theil eines Blumenblatts im Ggstz. zum untern, dem „Nagel“, vergl. 18. — 10) Formschn.: die Tafel, worein das Druckmodel geschnitten wird oder ist, vgl. 16. — 11) Geolog.: Zu den unregelmäßigen Gestalten der Mineralien gehören zunächst die P–n, welche entstehen, wenn eine weiche oder flüssige Substanz Risse oder Sprünge eines Gesteins oder eines einfachen Minerals ausfüllt und darin erhärtet. In größerm Maßstabe .. „Gänge“ [s. d. 7a, vgl. Kluft 1d]. 1, 84. — 12) Glockengieß.: s. Haube 2h. — 13) Harnischmach.: die Bleche, woraus der Harnisch zusammengesetzt wurde; nam.: das Bruststück, s. Plattner. — 14) Hutmach.: die obre kreisrunde Fläche des Hutcylinders (Kopf-P.): Die P. ausstoßen, den gewalkten kegelförmigen Hut in den Kranz[s. d. 2q] schlagen u. zum Cylinder formen. — 14a) Hüttenw.: Der eigentliche Arbeitsraum [beim Frischfeuer], gewöhnlich auch Herd genannt, besteht in einer Vertiefung und hat die Gestalt eines viereckigen mit Eisen-P–n („Zacken“) ausgelegten Kastens. Die untere dieser P–n wird der Boden [oder die Boden-P.], die an der Vorderseite befindliche der Schlacken- [od. Sinter-]Zacken, die gegenüberstehende der Hinterzacken, jene unter dem Gebläse der Formzacken und endlich die ihr gegenüberstehende der Gicht- [oder Wind-] Zacken [auch Riastein] genannt. 1, 587, vergl. 84, — wobei zu bemerken, daß für die Zsstzg. von „Zacken“ auch die entsprechenden von „P.“ gelten, z. B. Schlacken-P. 211 etc. — 15) Kamm-Mach.: die dünnen Tafeln, woraus die Kämme gefertigt werden, s. 2, 276; 337 etc. — 16) Kupferstich.: die zum Abdruck vorbereitete od. vorzubereitende Tafel, vgl. 10: Geätzte P–n. 1, 63a. — 17) Münzw.: die durch das Prägen in Münzstücke umzuwandelnden runden Scheiben. 2, 719. — 18) Nagelschmied.: ein platter Nagelkopf. — 19) Orgelb. etc.: die Wandflächen des Blasebalgs. — 20) Papierm.:
a) s. Kropf 10. —
b) der Metallbeschlag der Löcher im Löcherbaum. — 20a) Phys. etc.: Die P–n einer galvanischen Batterie sind gewöhnlich Kupfer- und Zink-P–n; Bei einer geschlossenen Batterie, deren End-P–n in leitender Verbindung sind. 1, 684 etc. — 21) Schiff.: s. 2; 23 und Plätte. — 22) Schmied.: der platte Rücken des Ohrs (s. d. 2) einer Art, vgl. Haus 12. Ferner 18. — 23) Segelmach.: ein an die Hand, zum Schutz derselben vor Stichen, befestigtes Eisenblech mit runden Höhlungen für den Kopf der Segelnadel. — 24) Seifensied.: Ist die Seife von richtiger Beschaffenheit, so siedet sie in P–n, d. h. die Oberfläche der schaumig siedenden Masse bildet nicht eine Ebene, sondern theilt sich in mehrere durch tiefe Furchen getrennte Partien, P–n etc. 3, 259. — 25) Tuchmach.: eine fehlerhafte Stelle im Tuch, wo ein Kettenfaden gerissen und nicht wieder angeknüpft ist (vgl. 24). — 26) die durch Pfeiler (s. d. 2d) getrennten Messingscheiben, zwischen denen das Räderwerk geht, u. zwar: die — das Zifferblatt tragende — vordre oder erste P. (Pfeiler-, Vorder-P. oder -Boden) u. die entgegengesetzte, an der die Unruhe befestigt ist, die hintre oder zweite P. (Hinter-, Kloben-, Ober-P. od. -Boden). — 27) Wäscher.: s. Plätte. — 28) Weber.: s. 25 u. Platine 1 u. 2 etc.
Zsstzg. z. B.: nach dem Stoff etc., leicht zu mehren und zu verstehn nach dem Vorstehnden und den folg. Bsp. (s. auch die von Plätte u. zu [6] die v. Schüssel): Ātz- [16], z. B. übrtr.: Dessen Gesicht eine A. des Schmerzes war. IP. 1, 48. — Bérg- [2]: vgl. Plateau. — Bléch- [3]. — Blēī- [3]. —
Blócken-: reines Blei in Blöcken [zu Blei-P–n etc.]. Scheuchenstuel 38. —
Bōden-: am Boden befindlich, z. B. [14a]. Brúst-: z. B. [13]. — Déck- [3]: eine Platte, womit Etwas bedeckt wird, z. B.:
1) Zum neuen Hause war .. ein neuer Grundstein mit Fächern [Etwas hineinzulegen] und D–n zugehauen. 15, 72, vgl.: Daß der wohlgefügte Deckel sogleich aufgestürzt und eingekittet wurde. 77 etc. —
2) [8] platte Steine zur Bedeckung von Pfeilern, Mauern etc. —
3) das Schloßblech mit dem Ausschnitt zum Hineinstecken des Schlüssels. — 4) Hobel- eisen. — 5) Kongreve-P. — Eīsen-: z. B.: Guß- E. etc. — Elfenbein-: z. B. [15]. — End-: am Ende befindliche Platte, z. B. [7]: Graue E. (in der dritten Hirnhöhle). An. 524; [20a] etc. — Fách-: Platte der Fachtafel, d. h. des Werktisches zum Fachen, für die Hutmacher. — Félsen- [2]. — Fēūer-: Herd-, Koch-P. (s. d.). — Filz-:
1) [14]. —
2) Fach-P. — Fórm- [14a]. — Gícht- [14a]. — Glās- [3]: 2, 1, 183. — Glócken- [12]. — Góld- [3], vergl.: Zu Goldschlägerblatten [-Blättern] ausgedehnt. 5, 280. — Grāb-e die Inschrift eines Grabmals enthaltend. — Grúnd-: als Grundlage dienende Platte, das Fundament der Druckerpresse etc., s. Prell-P. — Hêrd-:
1) Platte, womit die Stelle im Herd, wo das Feuer angemacht wird, belegt ist (s. Herdstein). — 2) = Koch-P. (s. d.). — Hinter-: hintre Platte, z. B. [26] u. [14a]. — Hólz- [3]: Auf einer Holz- oder Metall-P. Kat. 120. — Hórn-: z. B. [15]. — Kamīn-: s. Koch- P. — Kámm- [15]. — Klōben- [26]. — Knóchen- [7]: die schichtweis auf einander liegenden Blätter eines Knochens. — Knórpel- [7]: eine knorplige, die Endtheile eines Knochens überziehnde Platte. — Kóch-: eine Platte, worauf gekocht wird, z. B. in einem Kochofen, auf einem Sparherd, und danach: Ofen-, Herd-P. u. z. B.: Wußte sich Platz zu machen wie eine hässige Frau an einer Feuer-P. 342 etc. — Kōhl(en)- [2]. — Kongrêve-: eine aus mehrern Theilen zusammengesetzte Platte zum Druck mit mehrern Farben, — womit der Untergrund auf Werthpapieren bedruckt wird, auch „Deck-P.“. Kat. 120. — Kópf-: z. B.:
1) [1]. —
2) [14]. —
3) Art Napfschnecke, Patella mammillaris. — Kūchen- [4]. — Kúpfer-: kupferne Platte, nam. [16]; [20a]. — Mármor- [3]: z.B. M. des Tisches. W. 2, 71. — Metáll- [3]. — Mönchs- [1]. — Münz- [17]. — Nāgel- [18]. — Nāsen- [7]: die innere Wand des Labyrinths in der Nasenhöhle, wie Papier-P., die äußre. 85. — Öfen-: Herd- P. (1; 2); auch: die Platten, woraus Eisenöfen gefertigt werden etc. — Papīēr-: s. Nasen-P. — Pfáffen- [1]. — Pfēīler- [26]. — Préll-: die die Prellung des Schwanzhammers (s. d.) bewirkende eiserne Grund-P. 120, „Preller“; 2, 2, 104. — Préß-: Platten, wozwischen Etwas gepresst wird. — Probīēr-: z. B. Messing-P., deren die Zinngießer sich wie einer Art Probierstein bedienen. — Radīēr-: Atz-P. — Rōth-: s. [1a] gw. vrklrt.: Rothhänfling. ähnl.: Schwarzplättchen wird ..| erlustigen die Hörer all | mit lautem Trillerschlag. 1, 38 Dem melancholisch flötenden Schwarzplattl. Vog. 2, 159. — Schīēfer- [3]: z. B. zum Schreiben. F. 3, 232; zum Dachdecken etc. — Schīēß-: zum Plätteln (s. d.). — Schíldpatt-: z. B. [15]. — Schlácken- [14a]. — Schrítt-: Stein-P–n zum Trottoir und dieses selbst. 23, 244; 40, 257. — Schwárz-: s. Roth-P. — Schwímm-: eine schwimmende Platte, nam. beim Guß der Stereotyp-P–n die in der Gießpfanne liegende Gußeisen-P., die auf dem geschmolznen Schriftzeug schwimmt, „der Schwimmer“. Kat. 137 ff. — Sīēb-: siebartig durchlöcherte Platte, nam. [7], z. B.: S. des Riechbeins, des Gehirns etc. — Sínter- [14a]. — Sōhl-: z. B. die die Sohle des schottischen Ofens bildende Gußeisen-P. 1, 252, vgl. Grund-P. — Spindel-: z. B. [7] die innere an die Spindel grenzende Wand des Schneckenkanals im Ohr, auch: „das Spindelblatt“. An. 697. — Stēīn- [3]. — Stírn-: z. B. an der Stirn der Schiebeochsen (s. d.). — Tísch-: Tischblatt (s. d.). — Vórder-: s. den Ggstz. Hinter-P. — Wínd- [14a]. — Zīēgel-: platte Ziegel etc. — Zink-: z. B. [20a] etc.
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