Faksimile 0550 | Seite 548
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pichen
Píchen, tr. und intr. (haben):
1) = picheln 1 u. 2. 2) mit Pech und dann zuw. auch verallgemeinert: mit etwas pechartig Klebendem an-, aus-, bei-, ein-, verschmieren, s. Zssgg.: Einen Polacken, welcher sein Haar mit Eier „gebicht“. Berlichingen 25 (vergl.: Dem Polacken ..sein gepicht und gekräuselt Haar. G. 9, 24); Wer mit „Bech“ umgehet, Der werde darmit „gebichet“. Fischart B. 149a; Er trug .. Locken .. festgepicht über beiden Ohren. G. 27, 189; Mit gepichtem Zwirn fest zusammengenäht. Karmarsch 2, 565 (s. Pechdraht); Gepichte [pecherfüllte] Wolken. Opitz; Das Bier schmeckte nach den „gebichten“ Bierstützen. Zinkgräf 2, 43 etc.
a) Das Pech zur Pichung der Biergefäße. Döbel 3, 65a (s. Pichpech. 66b).
b) Auch übertr. wie aus-p. (s. d.), ver-p. = fest machen, so daß Nichts durchdringt oder schadet, z. B.: Wetterfest, mit Stahl in den Gliedern und einem wider den Hunger gepichten Magen. Riehl (Hausbl. 56) 1, 132 etc.
c) zuw. intr.: wie Pech kleben: Picht nicht das Blut des ermordeten Reichsgrafen an deinen Fingern? Sch. 122a.
Anm. Radlof (Tr. 70) untersch.: p., intr.: als oder wie Pech kleben, und: pechen, tr., ein in hochd. Schriftgebrauch nicht begründeter Untersch., s. Zsstzg. Nebenf. (niederd. und s. Schm.) picken und z.B.: Daß ihm die Hand an dem Degen .. von lauter Blut angepickter geblieben. SClara (Wackern. 3, 894¹), ferner altniederl. (Schiff.) paajen = theeren, harpüsen, s. Bobrik 519. Piche(l)n in der Bed. saufen, viell. übertr. von dem Ausgießen der Gefäße mit Pech, doch s. auch pegeln 2.
Zsstzg. zu 2, vergl. die von kleben, z. B.: Án-: Man ist darauf [auf dem Steckenpferd] wie angepicht, | will immer ab und trabt in einem Stücke | nur weiter fort. Göckingk 1, 105; Ein hölzerner Weihnachtshahn mit angepichten Federn. JP. 3, 125; Eine Digression a. [anfügen]. 17, 151 etc. und [2c]: Ein Küchlein, dem noch die Eierschale anpicht. Ders. Daneben: Weil Aller Augen .. auf den Barden .. gleichsam angepecht waren. Lohenstein A. 2, 788; Sie stehen wie angepecht am Jagdnetze. V. Sh. 2, 473 etc. und [Anm.].
Āūf-:
1) pichend aufkleben.
2) Zugepichtes öffnen: Eine Flasche a., ent-p. Aūs-:
1) inwendig ver-p.: Ein Faß a. (vgl. aufschüren) und übertr. [2b]: Trink, Das giebt einen ausgepichten Magen! Goldammer Lith. 210; Absurde Liebschaft wandelt | den ausgepichten Teufel an. G. 12, 300; 9, 202; Ein ausgepichter alter Wegelagerer. Hartmann (Volksz. 9, 250) etc.
2) [1]aussaufen, auspicheln. Be-[2]. Eīn-: mit Pech einschmieren: Den Schuhdraht gehörig e. Ent-: auf-p. 2. Er-: gw. nur im (adjekt.) Partic.: Erpicht, gierig versessen (versteuert) auf etwas zu Erlangendes gleichsam durch die Gier wie angepicht darauf, so daß man nicht davon frei kommt, vgl. ver-p. 2, z. B. ohne abhäng. Vh.: Es machte sonst ein solcher Blick nur muth’ger und erpichter mich. Platen 2, 49; Wie erpicht | und gierig ihr auf euren Raub euch stürztet. Sch. 274b; Daß man sie so erpicht jagt. Tschudi Th. 440; „Küsse mich!“ | Ich bin nicht so erpicht. Weiße Kom. Op. 3, 40 etc., ferner mit Jnfin. und „zu“: Kohl A. 1, 61; Die Weiber schienen wie erpicht, | den theuren Waldseraph zu sehen. L. 1, 118; Wir irren in Gesträuchen, | nicht auf die Jagd erpicht (s. u.) erpicht, ihr auszuweichen. Nicolai 1, 289; Roquette Hühn. 84; Streckfuß Rol. 12, 7; W. 11, 135 etc. und ungemein oft: Auf Eine nur bei Tag und Nacht erpicht. B. 121a; Dem auf Vergnügen erpichten Manne. Engel 12, 236; Forster R. 1, 127; 199; Gleim 3, 99; G. 18, 321; Hagedorn 1, 25; Heine Lut. 2, 164; Er ist auf Lug und Trug erpicht. Hölty 31; L. 1, 22; 2, 315; Das auf fette Weiden erpichte Reh. 3, 358; 8, 161; IP. 52; 64; Rückert 1, 155; Auf schöne Frauen erpichter als ein Kaffer. W. 20, 57; 16, 40; Luc. 1, 85; HB. 1, 124; 197; 2, 242 etc., auch: Waren auf die Noten erpicht [sahen eifrig darauf]. Heinse Hild. 1, 252. Ugw.: Jch war eben über die oeuvres de Savary erpicht. Hamann 3, 132 etc. und: Ich würde ihr den Hals herumdrehen, so erpicht [eifrig, in Wuth] bin ich gegen sie. Brentano Fr. 1, 239 etc. Ferner refl.: Die Soldaten erpichten sich immer stärker auf die Würfel. Rehfues Sc. Cicala 2, 54 etc., wurden immer erpichter. Auch: Die Erpichtheit. I. über-: s. überkleben I. II. Über-: s. überkleben II, z. B.: Eine mit abgegriffenen Goldflitterchen überpichte Kinderpeitsche. IP. 3, 166 etc., auch: mit Pech überziehn. Ver-:
1) pichend verwahren, verschließen, verkleben etc., zu-p.: 1. Mos. 6, 14; Phiolen, die der Meister | .. wohl verpicht. Freiligrath 1, 171; Schnarchend und mit verpichten Augen [s. Pechmann]. Gotthelf Sch. 182; Die Kähne sind weder groß, noch stark, noch verpicht. G. 28, 215; Wird rings der Bauch der Schiffe | zur neuen Fahrt verpicht. Platen 1, 193; Sch. 43b; Steht irgendwo verpicht im Keller | ein Ehrenwein. V. 3, 185; Ein Faßv. etc. Auch: Fallholz aufsuchen, es verpechen [mit Pech beschmieren] und dem Vieh an die Hörner binden. Grabbe Hann. 69 etc.
a) übertr. [2b]: Daß du des Fraßes satt sein müßtest, wenn du auch den verpichtesten Magen hättest. L. 13, 607; Die alten verpichten Häute bleiben und der Wirth muß auch bleiben. Gotthelf U. 2, 34, die immerfort essen und trinken können (s. 2).
2) Auf Etwas verpicht = erpicht (s. d. u. 1 am Schluß), von unersättlicher Gier: Wie sehr auch Henrich auf Studieren, Wissenschaften und Bücher verpicht sein mochte. Stilling 1, 138; Weichmann 1, 239 etc. Zū-: ver-p. 1.