pichen
Píchen, tr. und intr. (haben):
1) = picheln 1 u. 2. — 2) mit Pech — und dann zuw. auch verallgemeinert: mit etwas pechartig Klebendem — an-, aus-, bei-, ein-, verschmieren, s. Zssgg.: Einen Polacken, welcher sein Haar mit Eier „gebicht“. 25 (vergl.: Dem Polacken ..sein gepicht und gekräuselt Haar. 9, 24); Wer mit „Bech“ umgehet, Der werde darmit „gebichet“. B. 149a; Er trug .. Locken .. festgepicht über beiden Ohren. 27, 189; Mit gepichtem Zwirn fest zusammengenäht. 2, 565 (s. Pechdraht); Gepichte [pecherfüllte] Wolken. Das Bier schmeckte nach den „gebichten“ Bierstützen. 2, 43 etc. —
a) Das Pech zur Pichung der Biergefäße. 3, 65a (s. Pichpech. 66b). —
b) Auch übertr. wie aus-p. (s. d.), ver-p. = fest machen, so daß Nichts durchdringt oder schadet, z. B.: Wetterfest, mit Stahl in den Gliedern und einem wider den Hunger gepichten Magen. 56) 1, 132 etc. —
c) zuw. intr.: wie Pech kleben: Picht nicht das Blut des ermordeten Reichsgrafen an deinen Fingern? 122a.
Anm. (Tr. 70) untersch.: p., intr.: als oder wie Pech kleben, — und: pechen, tr., ein in hochd. Schriftgebrauch nicht begründeter Untersch., s. Zsstzg. — Nebenf. (niederd. und s. picken und z.B.: Daß ihm die Hand an dem Degen .. von lauter Blut angepickter geblieben. 3, 894¹), ferner altniederl. (Schiff.) paajen = theeren, harpüsen, s. 519. Piche(l)n in der Bed. saufen, viell. übertr. von dem Ausgießen der Gefäße mit Pech, doch s. auch pegeln 2.
Zsstzg. zu 2, vergl. die von kleben, z. B.: Án-: Man ist darauf [auf dem Steckenpferd] wie angepicht, | will immer ab und trabt in einem Stücke | nur weiter fort. Göckingk 1, 105; Ein hölzerner Weihnachtshahn mit angepichten Federn. JP. 3, 125; Eine Digression a. [anfügen]. 17, 151 etc. und [2c]: Ein Küchlein, dem noch die Eierschale anpicht. Ders. Daneben: Weil Aller Augen .. auf den Barden .. gleichsam angepecht waren. Lohenstein A. 2, 788; Sie stehen wie angepecht am Jagdnetze. V. Sh. 2, 473 etc. und [Anm.]. —
Āūf-:
1) pichend aufkleben. —
2) Zugepichtes öffnen: Eine Flasche a., ent-p. — Aūs-:
1) inwendig ver-p.: Ein Faß a. (vgl. aufschüren) und übertr. [2b]: Trink, Das giebt einen ausgepichten Magen! Lith. 210; Absurde Liebschaft wandelt | den ausgepichten Teufel an. 12, 300; 9, 202; Ein ausgepichter alter Wegelagerer. 9, 250) etc. —
2) [1]aussaufen, auspicheln. — Be-[2]. — Eīn-: mit Pech einschmieren: Den Schuhdraht gehörig e. — Ent-: auf-p. 2. — Er-: gw. nur im (adjekt.) Partic.: Erpicht, gierig versessen (versteuert) auf etwas zu Erlangendes — gleichsam durch die Gier wie angepicht darauf, so daß man nicht davon frei kommt, vgl. ver-p. 2, z. B. ohne abhäng. Vh.: Es machte sonst ein solcher Blick nur muth’ger und erpichter mich. 2, 49; Wie erpicht | und gierig ihr auf euren Raub euch stürztet. 274b; Daß man sie so erpicht jagt. Th. 440; „Küsse mich!“ | Ich bin nicht so erpicht. Kom. Op. 3, 40 etc., ferner mit Jnfin. und „zu“: A. 1, 61; Die Weiber schienen wie erpicht, | den theuren Waldseraph zu sehen. 1, 118; Wir irren in Gesträuchen, | nicht auf die Jagd erpicht (s. u.) — erpicht, ihr auszuweichen. 1, 289; Hühn. 84; Rol. 12, 7; 11, 135 etc. und ungemein oft: Auf Eine nur bei Tag und Nacht erpicht. 121a; Dem auf Vergnügen erpichten Manne. 12, 236; R. 1, 127; 199; 3, 99; 18, 321; 1, 25; Lut. 2, 164; Er ist auf Lug und Trug erpicht. 31; 1, 22; 2, 315; Das auf fette Weiden erpichte Reh. 3, 358; 8, 161; 52; 64; 1, 155; Auf schöne Frauen erpichter als ein Kaffer. 20, 57; 16, 40; Luc. 1, 85; HB. 1, 124; 197; 2, 242 etc., auch: Waren auf die Noten erpicht [sahen eifrig darauf]. Hild. 1, 252. Ugw.: Jch war eben über die oeuvres de Savary erpicht. 3, 132 etc. und: Ich würde ihr den Hals herumdrehen, so erpicht [eifrig, in Wuth] bin ich gegen sie. Fr. 1, 239 etc. Ferner refl.: Die Soldaten erpichten sich immer stärker auf die Würfel. Sc. Cicala 2, 54 etc., wurden immer erpichter. Auch: Die Erpichtheit. — I. über-: s. überkleben I. — II. Über-: s. überkleben II, z. B.: Eine mit abgegriffenen Goldflitterchen überpichte Kinderpeitsche. 3, 166 etc., auch: mit Pech überziehn. — Ver-:
1) pichend verwahren, verschließen, verkleben etc., zu-p.: 1. 6, 14; Phiolen, die der Meister | .. wohl verpicht. 1, 171; Schnarchend und mit verpichten Augen [s. Pechmann]. Sch. 182; Die Kähne sind weder groß, noch stark, noch verpicht. 28, 215; Wird rings der Bauch der Schiffe | zur neuen Fahrt verpicht. 1, 193; 43b; Steht irgendwo verpicht im Keller | ein Ehrenwein. 3, 185; Ein Faßv. etc. Auch: Fallholz aufsuchen, es verpechen [mit Pech beschmieren] und dem Vieh an die Hörner binden. Hann. 69 etc. —
a) übertr. [2b]: Daß du des Fraßes satt sein müßtest, wenn du auch den verpichtesten Magen hättest. 13, 607; Die alten verpichten Häute bleiben und der Wirth muß auch bleiben. U. 2, 34, die immerfort essen und trinken können (s. 2). —
2) Auf Etwas verpicht = erpicht (s. d. u. 1 am Schluß), von unersättlicher Gier: Wie sehr auch Henrich auf Studieren, Wissenschaften und Bücher verpicht sein mochte. 1, 138; 1, 239 etc. — Zū-: ver-p. 1.
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