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Psühl
Psühl, m. (n.), –(e)s; –e; –chen; -:
1) (zumeist in gehobner Rede) ein größeres (schwellendes) Kissen; Polster; u. so als Theil das Ganze bezeichnend auch: Lager, Bett, Sitz: Bett ihm im kühlen Grabe | den letzten weichen P. Arndt 539; Cham. 3, 238; 4, 24; Auf seidnen P–en schlummernd. Freiligrath 2, 148; Verpfändet ist der P. im Bette. G. 12, 13; Schon bestieg sie, | eingeladen, herrlichen P. 191; Gieb vom weichen P–e | träumend ein halb Gehör. 1, 71; 6, 227; 13, 279; Heine Rom. 77; Auf dem Moose, welches wie ein P. die schöne Last umquoll, ruhte [sie]. Immermann M. 3, 166; Ein loderndes Dach verräth jeden P., in welchem die wilde Karkasse ihr feuriges Haupt eingewühlt. König Kl. 3, 287; Hatte auch kein P. für sein Haupt. Mügge Standp. 179; Es ruhen auf grasigen P–en | die wolligen Herden. Platen 3, 29; Bläht ihm einen P.! | denn er bedarf der Ruhe. 6, 35; Sinkt dann auf den P. Reithard 81; Dem will ich im Himmel keinen Stuhl bereiten, | der ein P. zu der Hölle P. mir möchte breiten. Rückert Mak. 1, 38; Zum Schlaf einladend der P. ist. 2, 236; Der also anhub vom erhabnen P. [Sitz]. Sch. 28b; Machten wir die eisbedeckte Erde, | den harten Stein zu unsrem P. Sch. 382a; 454b; Dort werf’ ich hin das Kissen, dort den P. V. Sh. 3, 412; Die ihre schöne Brust so oft zum P. ihm machte. W. 10, 54; Ein Bettgestell mit einem sammtnen P–e. .. Er wirft sich auf den P. 11, 210; 12, 108; Der seinem gepeinigten Gefühle kein weichern P. als ein eisernes Schicksal unterzulegen hat. 18, 34 etc. Zsstzg. z. B.: Sie fühlten von dem Dornen-P. auf Rosen sich gebettet. Rückērt Rost. 56b; Es schleicht der echte Schlaf den Feder-P. vorbei. Hagedorn 1, 32; Nicht floh meinen Halmen-P. der Schlaf. Freiligrath 1, 253; Fuß-, Haupt- oder Kopf-P.; Heer-P., s. Heergewette; Im Hades steht ein Lager-P. für dich und mich gebettet. Lingg Gd. 10; Wo die Jugend Rath zu halten | sich drängt zum Senatorenstuhl, | da machten’s sich gewiß die Alten | vorerst bequem im Lotterpfuhl [s. Anm.]. Grün Gd. 231, vgl. Lotterbett; Linderes als ein Ruhe-P. | hier im Moose giebt es nicht. Daumer 2, 129; Ein einziger Stroh-P. Mendels- sohn 4, 2, 5; Ob das Stroh gleich sticht | durch ihren Unter- P. Opitz 1, 101; Auf schlechtem Wiegen-P. Freiligrath 1, 275 etc.
2) Bauk.: P., ein Glied an den Säulenfüßen, das im Profil die Rundung eines halben Zirkels hat .., weil ein rundes Kissen oder P., wenn es von etwas darüber Liegendem beschwert und platt gedrückt wird, ungefähr diese Form annehmen würde. Sulzer 3, 688.
Anm. Ahd. phul(a)wi, phul(a)wo, mhd. pfülwe, pfulwe etc., aus lat. pulvinus, pulvinar. Die Bsp. zeigen das Überwiegen des masc. Veralt., mundartl. Nbnf.: Pfuhl, z. B. Kopfpfuhl. Sternberg BrM. 53 etc., s. o.: Lotter-P., auch: Das „Pfuel“. Alexis H. 1, 2, 310; 311 etc.; „Pföle“ zu den Häupten. Hes. 13, 18; 21 etc.; Auf den Pfülben. Fischart B. 50a; Hebel 3, 206 etc.; Auf schwellender Pfülbe. Kosegarten Dicht. 2, 92; Pfülblin. Hutten (Wackern. 3, 232¹⁷); Einen sammeten Pfulben. Agricola 58; Auf den Pfülmen. Keller LvS. 375; 412 etc., s. Stalder; Die Pfulgen. Schm. 1, 309 ꝛc; Müßiggang der Pfulster des Satans. Frisch 2, 65b, s. Polster.