Faksimile 0544 | Seite 542
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Pfropf Pfropfen
II. Pfrópf, m., –(e)s; –e; Pfröpfchen, lein; -. ~en, m., –s; uv.:
1) ein in eine Offnung zum Verschluß derselben hineinzusteckender Stöpsel (s. d., vgl. Kork 3), nam. aus einer (mehr oder minder) elastischen Masse: Den P–en auf die Flasche stecken, von der Flasche abnehmen, (mit dem P–en-Zieher) herausziehn; Ein P–en von Kork, Holz, zusammengedrehtem Papier, von Hede (Werg) etc.; Wird der P. herausgehoben [aus der Flasche]. G. 2, 243; Als er auf eine der .. Springröhren losritt, den P. eröffnete und Wasser einlaufen ließ. 23, 336; Daß man in die Öffnung einen papiernen oder thönern P. eintreibt. Karmarsch 1, 775; Weil sie den P. lösten. Tieck N. 5, 253 etc. Zsstzg. z. B.: Holz-, Kork-, Lehm- (Scheuchenstuel 17), Papier-P–en etc.; Die Öffnung wird .. mit einem Holz-P–e zugestopft. Karmarsch 2, 113; Die Anwendung des Korks zu Flaschen-P–en .. Zu Bouteillen-P–n. 483; Die oberhalb mit einem Ajustierloche versehenen Gewichte werden auf dem dazu gehörigen Ajustier- P–en aus Kupfer, Zinn, Blei . . gestempelt. Mecklenb.–Strel. Eichungsordn. (1861) §9; Saug-P–en, auf die Offnung der Saugflaschen (Ludel) zu stecken mit einem Saugeloch; Mit einem in Branntwein, Wein oder Essig getauchten Brot-P. im Maule. Lenz Nat. 3, 67 etc. Nam. auch:
a) das auf die Ladung von Geschütz, Minen etc. Gepreßte: P–en, Vorschlag: zur Deckung des Pulvers. Laube Br. 278; Bloß bei der Flinte bedarf man des Vorschlags, auch P. oder Stöpsel genannt. .. Der Filzvorschlag etc. Winkell 3, 417; Es wird erst die Kugel, dann der P. in die Kanone gebracht. Die P–en werden gw. von Werg, aber auch von Heu oder Papier gemacht. Bobrik 284a, auch „Propp.“ 536b. So: Flinten-, Kanonen-, Minen- etc., Filz-, Heu-, Werg- etc., Lade-, Schieß-, Zünd-P., auch übertr.: Was hinter dem aussetzenden Pulse steckt, nämlich eben ein wirklicher Herzpolype, der Zünd-P. des Todes. IP. 3, 40 etc. c) Schiff.: P–en oder in niederd. Form: Proppen, z. B. die keilförmigen Hölzer zum Verschluß und Schutz der Klüsen gegen einstürzendes Seewasser; ferner: der Verschluß der Mündungen des Geschützes zu gleichem Zweck, gw. aus Kork, best.: Mund-, Wind-P–en; ferner die mit Werg umwickelten und beschmierten Hölzer als Verschluß der in die Seiten des Schiffs geschoßnen Löcher etc., best.: Schmier-P–en. d) sprchw.: Etwas ist für den P–en, unbedeutend, ohne Belang, kann nichts helfen, wohl hergenommen von dem Korkgeld (s. d.).
2) Bauk.: ein unter einer Säule statt eines schadhaft gewordnen und deßhalb abgeschnittenen Endes gesetztes und mit Zapfen verbundnes neues Ende.
3) (s. 2) nam. niederd. Bez. einer kurzen, dicken und untersetzten Pers.
Anm. Wohl entlehnt aus dem niederd. propp(en), vgl. proppen, voll stopfen = prampen (s. Pframpfe, Anm.), prampsen, prompsen (s. z. B. in Mecklenb. auch: prompsendig oder proppendig, und verhochdeutscht pfropfendigvoll), s. Brem. Wörterb. 3, 364 und 358, doch vgl. auch I und s. II pfropfen 1b und 2. Für Bed. 2 vergl. pfropfen II 4 und einpfropfen 1c, doch auch engl. (under)prop, stützen und z. B.: Diese marmornen Paläst, | unterproppet mit Alabaster. Weckherlin (WhMüller Bibl. 4, 135). Versch.: Er murmelt und pröppelt. Luther SW. 60, 341 = brabbeln (s. d.).