Pflaster
Pfláster, n., –s; uv.; Pflästerchen, lein; -:
1) ein zähklebriges, durch Wärme sich erweichendes Heilmittel, das, auf Leinwand, Taft, weiches Leder etc. gestrichen, auf eine Hautstelle gelegt wird, um dort eine Zeitlang liegen zu bleiben, sowohl das Mittel an und für sich, als das aufgestrichne, mit dem worauf es gestrichen ist: Ein P. bereiten, aufstreichen, auflegen, abnehmen; Ein erweichendes, kühlendes, heilendes, blasenziehendes P.; Ein P. von Feigen. 38, 21; 16, 12 etc., auch übrtr.: Hätt’ ich nur .. | balsamisches P. aller Wunden: | Gesellschaftsgeister, die man liebt. 6, 58; Dieses Kunstwort ward bald ohne Bedenken gebraucht . . . Man hat mit diesem P. den Schaden zugedeckt. 39, 377; Den Mann des P–s auf der Zeiten Wunde. 120; Welch ein schön P. [wie heilbringend, vortheilhaft, lieb] wäre Das dem Teufel gewest! 6, 10a; Das P. hat Gott zu dem Schwären gemacht. SW. 61, 166; Dessen P. stets deckte das wunde Fleck. Mak. 2, 101; 1, 303 etc. —
a) die versch. P. führen versch. Namen, z. B. nach Arzten, die sie eingeführt: Bechholzisches P. etc., nach den Orten, von wo sie herrühren etc., z. B.: Englisches (s. d.), Leipziger, Nürnberger P. etc., — ferner viele Zsstzg. z. B. nach den Bestandtheilen: Blei-P. (darunter z. B. Bleiglätt-, Bleiweiß-, Mennig-P. etc.); Brot-, Froschleich-, Gummi-, Kampher-, Mastix-, Meliloten-, Pech-, Schirlings-, Schmalz- E. 95), Schwefel-, Senf-, Spanischfliegen-, Wachs-P. etc.; nach dem dadurch zu Bewirkenden, z. B.: Ätz-, Blasen- oder Zieh-, Zug-, Erweichungs- oder Weich-, Heft-, Heil-, Kühl-, Reinigungs-, Schwitz-P. etc.; nach Dem, wogegen das P. dient, z. B.: Beulen-, Brand-, Bruch-. Beinbruch-, Fieber-, Frost-, Gicht-, Gift-, Hühneraugen-, Schwären-, Warzen-, Wund(en)-P. etc.; nach den kranken Theilen, auf die das P. wirken soll, z.B.: Augen-, Milz-, Mutter- (s. Mutter 2a), Nerven-P. etc. oder nach der Stelle, wohin es gelegt wird, z. B.: Magen-P. etc., ferner z.B.: Schachtel-P., das in Schachteln verkauft wird; Wunder-P., von wundervoller Wirkung u. ä. m. Auch hier wie das Grundw. übrtr., z. B.: Heft-P. 8, 314; Die bösen Geschwüre, woran die Menschheit schon so lange leidet und zusehends hinschwindet, lassen sich nicht durch platonische Kühl-P. heilen. 32, 26; Es lief der Mensch in grauen Tagen | zu holen sich ein Wunder-P. | für seine alte Erdennoth. Faust 130; Die groben Laster, | alles Unglücks ein Zieh-P. G. 1, 8; 2, 210 etc. — Die Bez. P. gilt nach der Ahnlichkeit z.B. auch:
b) für eine ähnliche Masse (aus Wachs, Harz, Terpentin etc.) zur Heilung äußerer Wunden an Bäumen, Baum-P. oder -Wachs. —
c) (scherzh.) für Riester (s. d.), Stücke Leder als Flicken der Löcher im Schuhzeug: Stiefeln zu tragen, welche mit P–n dicht belegt sind. Bl. 1, 25 etc. —
d) gw. verkl.: die Schönfleckchen (s. d.), Muschen aus schwarzem Taft (wie engl. P.), die zur Hebung des Teints ins Gesicht geklebt wurden: Sie hat kein Pflästerchen vergebens noch gelegt. 1, 175, oft: Schön- Bild. 1, 16), Schminkpflästerchen Asth. 2, 286). —
e) P., das geschmierte Leinwandläppchen, worein die Büchsenkugel gehüllt wird. Br. 278; Mit Pulverhorn, Lademaß, P., Kugel. 10, 207 etc., Kugel-P. — 2) (s. 1 und Anm.) der mit Steinen belegte Boden, die Art dieser Belegung und die dazu verwendeten Steine:
a) zuw. st. Estrich (s. d.) in Zimmern, z. B.: Im Feuer | des englischen Geschützes war mir’s leichter, | als hier auf diesem P. [des königl. Palastes]. 275b etc. —
b) gw. von dem Fußboden unter freiem Himmel liegender Räume, der Straßen etc., vgl. Damm 2: Das P. legen, aufheben, ausbessern etc.; Jene Geisteigenschaft, die an das P. des Geburtsortes bindet [vgl. Scholle]. 5, 305; Er sah .. den Wagen auf dem schlechten P. langsam herantaumeln. R. 1, 107; Ein P., so holprig wie Berliner Hexameter. Reis. 1, 133; Reinliche Gassen breiten sich aus; mit erhöhetem P. | zieht der schmälere Weg neben den Häusern sich hin. 83a etc.; sprchw.: Die und die Stadt ist — oder es ist in ihr — ein theures, heißes, hartes P., das Leben ist dort theuer, z. B.: Paris ist ein theures P. 4, 20 etc., vergl.: Der Steinweg ist heiß. 593; Das P. treten, sich auf den Gassen zwecklos, flanierend umhertreiben (s. P.-Treter): Jst Das so wunderbar, daß ich das P. von Paris trete? Narc. 50; Der wie um’s Tagelohn das P. pflegt zu treten. Die das P. auf dem Markt zu Schanden trampeln. Stillfr. 1, 24 etc. —
c) Zsstzg. z. B. (s. b): Das Gassen-P. ist sehr schlecht; So manche Dinge verrichtet man hier auf dem gemeinschaftlichen Straßen-P. [auf der Straße]. Par. 1, 168; Trottoir-P. etc.; Asphalt-, Marmor-P.; Voll Verzweiftung bettete ich mich auf das harte Stein-P. M. 3, 87, nam. von Feldsteinen, auch (nach der platten Form): Jahrmarktspfefferkuchen, welcher in meiner Heimath von uns lüsternen Buben Stein-P. genannt wurde. Kön. 1, 42 etc.
Anm. Ahd. phlaster, plastar, mhd. pflaster, vgl.: „Jt. piastra, Metallplatte, Silbermünze, altfrz. plaistre, geplätteter Boden, Estrich . ., neufrz. plâtre, Gips etc., ohne Zweifel von emplastrum (êμπαοτρον), Wund-P. .., in den neuen Sprachen auf Schuppe des Panzers, Platte, Estrich ausgedehnt.“ 261, vgl. mundartl. P. = Mörtel, Gips zum Überziehn von Wänden, Decken etc. und s. pflastern 2 am Schluß. Veralt., mundartl. Nbnf. (zu 1): Plaster. N. 55, 18; Th. 34; 44 u. o. (neben P. 36; 19 etc.).
Zsstzg. s. 1a, b, d, e und 2c.
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