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Pflanze
Pflánze, f.; –n; Pflänzchen, lein; –n-:
1) ein zu den Vegetabilien (dem Gewächsreich) gehöriges Jndividuum; ein organisches Wesen ohne selbständige, eigenwillige Bewegung (die das „Thier“ kennzeichnet): Das Reich, die Metamorphose (G. 36, 15), das Wachsthum (17) der P–n; Exotische P–n etc. Zahlreiche Zsstzg., z. B.:
a) Okens Eintheilung des P–n-Reichs in drei Länder: Mark- (Akotyledonen); Schaft-, Streifen- oder Scheiden- (Monokotyledonen); Stock-, Netz-, Organe-P–n (Dykolyledonen). Klassen des ersten Lands: Zellen- (Pilze); Ader- (Moose); Drossel- (Farren), des zweiten: Rinden- (Gräser-); Bast- (Lilien); Holz-P–n (Palmen), versch. b; Gaue des dritten: Stamm-, Blüthen-, Frucht-P–n, dazu Klassen des ersten Gaus: Wurzel-, Stengel-, Laub-, des zweiten: Samen- od. Balg-, Gröps- od. Kapsel-, Blumen- od. Schoten-, des dritten: Nuß-, Pflaumen-, Beeren-, Apfel-P–n. Dazu manche Unterabtheil., z. B.: Dolden- (Vmbellatae), Haut- od. Hülsen- (Leguminosae), Knollen- od. Knospen-(blumenlose), Kopf- (Syngenesistae) etc., s. auch: Blüthen-P–n = Phanerogamen. Oken 3, 5.
b) nach dem Stand- ort und der Bodenbeschaffenheit: Acker-, Alpen-, Anger-, Bach-, Berg-, Brunnen-, Feld-, Fels(en)-, Fluß-, Forst-, Garten-, Gebirgs-, Heiden-, Holz- (versch. a), Kalk-, Land-, Lehm-, Mauer-, Meer-, Mergel-, Moor-, Rain-, Salz-, Steppen-, Strand-, Sumpf-, Teich-, Thon-, Torf-, Ufer-, Wald-, Wasser-P–n etc., z. B. auch: Da waren jene wunderbaren Orchideen, jene südamerikanischen Schling- P–n, die ohne Erde in der Luft wachsen. .. Diesen Orchideen verglich sie ihre Liebe; sie hatte keine Erde, auf der sie einwurzelte, eine Luft-P., hängend in phantastischer Leere. Gutzkow 11, 232, vergl.: Görres Ver. 51 und Üppige Schling-, Kletter- und Hänge-P–n. Kürnberger Am. 321 etc.; Die nichtholzigen Urwaldkräuter wachsen entweder auf den Bäumen und führen gewöhnlich den unrichtigen Namen Schmarotzer-P–n oder sie wuchern im Boden selbst unter den Bäumen und würden als Bodenkräuter von jenen auf den Bäumen stehenden, ihre Nahrung aus der Atmosphäre ziehenden Luftgewächsen passend zu unterscheiden sein. Burmeister gB. 2, 204 (s. Liane); Europa ist ein durch ein- ander verwachsener Lianenwald, woran die andern Welttheile als Wucher-P–n sich aufschlängeln und ausgesogen sich aussaugen (s. 4). IP. 36, 22; Die größte und interessanteste Schmarotzer-P. unserer Waldungen ist die Mistel. Schacht B. 311 etc.
c) nach ihrem Gebrauch od. ihren Haupt-Produkten etc., z. B.: Arznei-, Drachen(blut)-, Färber-, Faser-, Fett-, Futter-, Gärber-, Gemüse-, Geräth-, Getränk-, Gewürz-, Gift-, Gummi-, Harz-, Kampher-, Küchen-, Mehl-, Nahrungs-, Obst-, Öl-, Speise-, Zier-P. etc.
d) ferner einzeln, z. B.: Bastard-P–n, durch Vermischung verschiedner Gattungen bei der Bestäubung entstanden; Haar-P–e, mit feinen Haaren besetzt, wie die Farnkräuter etc.; Hafen-P., Lecythis; Johannis-P., Johanniskraut; Knaben-P., Orchis, vrsch. 4; Korallen- P., Erythrina; zuw. auch für die pflanzenartig wachsenden Korallen (s. 4); Kultur-P–n, vom Menschen angebaut, im Ggstz. der wild wachsenden; Liebes-P., Phlox spinosa; Eine Lieblings-P. für die moderne Kultur. Gartenl. 9, 568a; Mai-P., (Landw.) Nebenhalme des Rockens (Unterrocken); Die Entwicklung einer unzähligen Menge gleicher Individuen aus dem Schoße der Mutter-P. G. 36, 8; Pracht-P–n. 26, 290 (prächtige); Scham- od. Sinn-P–n, die Gattung Mimosa, deren Blätter sich bei der Berührung zusammenlegen; Stauden-, Strauch-P. = Staude, Strauch; Ur-P., eine P., die als Urbild u. Typus aller dienen kann. G. 23, 275; 335; 24, 71; 36, 14 etc., aber auch: P–n aus der Urwelt. Oken 3, 2128 etc. 2) in engerm Sinne (s. Kräuter): Gewächse, mit Ausschluß der Gattungen, die ihrer vorragenden Größe od. ihres Nutzens wegen bes. benannt sind, also nam. der Bäume, Sträuche, des Getreides etc.: Die P. verblühete bald, der Baum [dagegen] mußte sich langsam auswachsen. H. Ph. 3, 283 etc. 3) dér Keim im Samen (Keim-P.) u.: das daraus erwachsne gezogne junge Gewächs, nam. insofern es zur Verpflanzung best. ist, Pflänzling: P–n stecken, verpflanzen, versetzen; Die P. bekleibt, geht fort; P–n, die oft versetzt werden, bekleiben nicht wohl. Sprchw., übrtr. auf Pers. (s. 4). Zsstzg. z. B.: Baum-P., s. Heister; Samenlode; Kohl- oder Kraut-, z. B.: Blaukohl-, Blumenkohl-, Weißkohl-P., auch wohl P. schlechthin (s. Schm.); Salat-, Salbei-P. etc.; Es hat sich inwendig noch nicht einmal ein nagendes Moospflänzchen angesetzt. Kohl Irl. 2, 193; Setz-P., Setzling etc. 4) übrtr., vgl. Baum 3 u. pflanzen 3 etc., z. B.: Daß sie genannt werden Bäume der Gerechtigkeit, P–n des Herrn. Jes. 61, 3; 17, 10; 40, 24; Hes. 34, 29; Daß Armuth eine rauhe Wittrung ist, worin solche zarte, junge Pflänzchen leicht ersterben oder verkrüppeln. Engel 12, 209; O Witterung des Glücks, | begünst’ge diese P. [Liebe] doch einmal! | Sie strebt gen Himmel, tausend Zweige dringen | aus ihr hervor etc. G. 13, 139; Schon in Jahren, die Andre noch als P–n [vegetierend, s. P–n-Leben] wegträumen. H. Ph. 13, 76; Die armen P–n [Kinder] welkten mir ja doch in dieser Dürre vor den Augen weg. Hölderlin H. 2, 73; Das Recht der Mutterstadt, von dieser teutschen P. (oder Kolonie) einzusammeln. Leibnitz (Wackern. 3, 1016 ), gew. Pflanzstadt; Mit euch [o Künstler], des Frühlings erster P., | begann die seelenbildende Natur. Sch. 25b; In dieser stürmischen Zone des Throns verdorret das zarte Pflänzchen der Liebe. 172b; Sein Glaube, diese zarte P., | grünt aus verströmtem Blut hervor. Uz 2, 233; Dem Verdienste, das ich mir durch die Pflege einer so schönen P. um die Menschheit zu machen hoffte. W. 16, 66 etc. Zsstzg. z. B.: Die zarten Ehe-Pflänzchen [Kinder, Sprößlinge]; Samenkörner edler wohlthätiger Gefühl-P–n ausstreuen. Thümmel 7, 123; Der Freiheit Himmels-P. | entsprosst aus Opfertod. Ausw. d. Lied. 19; Durch Gretchens Entfernung war der Knaben- und Jünglings-P. das Herz (s. d. 11c) ausgebrochen; sie brauchte Zeit, um an den Seiten wieder auszuschlagen. G. 21, 29; Den glücklichen Erdstrich, der den Keim ihres Talents als eine Wunder- P. in Nahrung setzte. Thümmel 7, 117 etc.
a) oft von Pers. iron., wie Kraut (s. d. 3 und Frucht 5); Du bist mir eine saubre (nette, hübsche, schöne, rare) P.; Eine echte Berliner P.; Ah so, Sie sind es, junge P.? Hackländer Hdl. 1, 60; Lieber 6 Bauernlümmel, als eine schon so verdorbene Officiers-P. SoldGsch. 3, 145; Dem braven Max macht es Ehre, daß er nicht unter solchen P–n leben konnte. Knebel 1, 171 etc.; Was so eine Land-P. sich wohl dünkt!, vgl. Landpomeranze.
Anm. Aus lat. planta, ahd. phlanzâ, mhd. pflanze, dazu pflanzen, latein. plantare, ahd. phlanzón, mhd. pflanzen etc.
Zsstzg. leicht zu mehren und zu verstehn nach den vorstehnden: Ácker- [1b]; Āder-[1a]; Álpen-, Ánger-[1b]; Ápfel-[1a]; Arznēī-[1c]; Bäch-[1b]; Bälg-, Bást- [1a]; Bästard- [1d]; Bāūm- [3]; Bêêren- [1a]; Bérg- [1b]; Blūmen, Blüthen- [1a]; Brünnen- [1b]; Dölden- [1a]; Drächen(blut)- [1c]; Drössel- [1a]; Ehe- [4]; Färber-, Fāser- [1c]; Féld-, Féls(en)- [1b]; Fétt- [1c]; Flüß-, Först- [1b]; Frücht- [1a]; Fütter-, Gärber- [1c]; Gärten-, Gebirgs- [1b]; Gefühls- [4]; Gemüse-, Geräth-, Getränk-, Gewürz-, Gift-, Gümmi- [1c]; Gröps- [1a]; Hāār-, Häfen- [1d]; Häng(e)- [1b]; Härz- [1c]; Häūt- [1a]; Hēīde- [1b]; Himmels-[4]; Hölz- [1a und b]; Hülsen- [1a]; Johännis- [1d]; Jünglings- [4]; Kälk- [1b]; Kánpher- [1c]; Käpsel- [1a]; Keīm- [3]; Klétter- [1b]; Knāben- [1d und 4]; Knöllen-, Knöspen- [1a]; Kohl- [3]; Köpf- [1a]; Korällen- [1d]; Krāūt- [3]; Küchen- [1c]; Kultūr- [1d]; Länd- [1b und 4a]; Lāūb- [1a]; Lêhm- [1b]; Līēbes-, Lieblings- [1d]; Lüft- [1b]; Māī- [1d]; Märk- [1a]; Māūer-, Mêer- [1b]; Mehl- [1c]; Mérgel-, Möör- [1b]; Mōōs- [3]; Mütter- [1d]; Nāhrungs- [1c]; Nétz-, Nüß- [1a]; Officīērs- [4a]; Ol- [1c]; Orgān-, Pflāūmen- [1a]; Prächt- [1d]; Rāīn- [1b]; Rinden- [1a]; Salāt-, Salbēī- [3]; Sälz- [1b]; Sāmen- [1a]; Schām- [1d]; Schēiden- [1a]; Schling-, Schmarötzer- [1b]; Schōten- [1a]; Sétz- [3]; Sinn(en)- [1d]; Spēīse- [1c]; Stämm-, Sténgel- [1a]; Stāūden- [1d]; Stéppen- [1b]; Stöck- [1a]; Stränd- [1b]; Strāūch- [1d]; Sümpf- [1b]; Tēīch-, Thön-, Törf-, ūfer- [1b]; ūr- [1d]; Wäld-, Wässer-, Wég-. Wiesen-, Wücher- [1b]; Wünder- [4]; Würzel- [1a]; Zāūn- [1b]; Zéllen- [1a]; Zīer-P. [1c] etc.