Faksimile 0533 | Seite 531
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Pfiff pfiffeln Pfifferling Pfiffi pfiffig Pfiffigkeit Pfiffikus
Pfíff, m., –(e)s; –e; –chen, lein; -:
1) das Pfeifen und der pfeifende Ton: Ein schneidender (G. 18, 46); gellender, markdurchbohrender (Gutzkow R. 4, 394); greller (5, 370) P.; Der schneidende P. des Vorthiers [der Gemse]. vHorn Gemsj.56; Mit schrillendem P. huschten die Wasserhühner . . . in das Uferschilf. Lewald Ferd. 1, 190; Der Klage-P., | womit im Wald die Mutter [der getödteten Vöglein] sich verlor. Lenau Alb. 137; Der lustige P. einer Grasmücke. Auerbach D. 4, 200; Ihm auf den P. gehorchen [wie er pfeift]. 16; Es ist Policei genug da, um auf den P. unterstützt zu werden. Gutzkow R. 4, 252; Ein P. [der Lokomotive]. 33; Ihren Schrei, der, ähnlich dem P. des Orkanes, .. die Luft durchgellt. Hartmann Unst. 2, 134; Ein .. Pfeifen ..., wie Windes-P. Plönnies Mar. 37; Der pfeifet .. mit der Eselstrompete .. und spricht .. zu einem jeden P. [Furz]. Rockenphil 3, 75 (s. Hinterpfeife); Der Diebs-P., ein Diebssignal durch Pfeifen (vrsch. 4); Der P. des Vogelstellers od. der Lock-P. und nach den versch. Arten, z. B.: der Meisen-, Wachtel-P. etc. u. dazu 4. 2) (s. 1) zur Bez. von etwas Geringem, z. B.: Ich blieb nicht einen P. mehr. V. Sh. 2, 345, die Zeit eines P–s, s. Hui 1a; Sie achten die Lustigmacher nicht einen P. mehr. L. 3, 50, vergl. Hauch 3 etc., s. auch Pfifferling. 3) (s. 2 und pfeifen 4c) ein geringes Maß für Getränke, etwa: soviel man im Hui austrinkt (vgl. Schluck, Schnaps), = ½ Seidel etc., s. Schnitt und Schm. 1, 307. 4) (s. 1) wohl in Bezug auf den Lock-P. des Vogelstellers: Den P. verstehn, heraushaben etc., die Kunst, den Vogel zu berücken, z. B.: Das muß ein rechter Gimpel sein, der sich von ihren Policei-P–en in das Garn locken lässt. Börne Frz. 27 und dann verallgemeinert: ein schlauer Kunstgriff zur Erreichung seines Zwecks, (schwzr. Piff. Stalder 1, 171) oft: Kniffe (s. d. 2) und P–e. Gentz 1, 248; In P–en und Kniffen geübt. Prutz GschTh. 86 etc.; Der versteht’s, Der hat P–e! G. 9, 164; 12, 42; 34, 348 etc.; Der P. ist gar nicht übel: | die Einfalt vor der Schurkerei voraus | zu schicken. L. Nath. 5, 5; IP. 1, 14; Versuch er seine Listen! .. | Diesmal .. versalz’ ich ihm den P. Reithard 65; Lehr mich die P–e nicht! Sch. 118b; Die P–e seines Advokaten. 119a; Das ist eben der P.! 150a; Ich will P–e ausspinnen. M. 2, 183; Jch wittre den P. Schlegel Sh. 2, 209; Ein P., der anschlägt, Haml. 2, 1; Gegen den Sokrates .. wird mir der P. nichts helfen. W. 3, 279; Ich werde schon mit einem .. P–chen | mir helfen müssen. 34, 307 etc.; Ein Advokaten-, Diebs- [versch. 1], Teufels-P. (Langbein 2, 145); Wäre wohl ein Alltags-P. gewesen. Münchhausen 47, s. pfiffig und Pfiffikus. 5) (s. 4) Name eines Kobolds: Auf, auf! Kobolde, Kniff und P.! etc. Droysen A. 2, 368.
~eln, intr. u. tr.:
leise pfeifen (s. d.): Über ihren Häuptern schwirrte, rauschte, pfiffelte, zischelte, flügelte die Entenwolke jetzt hin. Goldammer Litth. 174.
~erling, m., –(e)s; 67* –e; –s-:
Art Pilz, nach Nemnich Agaricus piperatus u. cantharellus, beide auch: Pfefferling u. Pfiffer, bei Oken dagegen: Die P–e, Cantharellus, mit mehrern Arten, z. B.: Dach-P., C. muscigenus etc. (dagegen: Pfefferpilz, Boletus piperatus u. Agaricus piperatus), z. B.: Daß ein seltner P. .. auf meines Nachbars Miste gewachsen. L. 10, 87; Ihr Menschen allzusammen, | seid ihr wohl mehr als P.’? Weckherlin etc. u. so oft als Bez. des Geringen, Werthlosen (vergl. Pfiff 2 und Jos. Lange, Polyanthea novissima. Frkf. 1617 S. 297b, wo P., wie „blaue Enten, Affenspiel, Tillematelle“ als Übersetzung von Tricae apinae aufgeführt ist): Strich drauf ein Spange, Kett’ und Ring’, | als wären’s eben P.’ G. 11, 121; Nicht einen (z. B. Fischart B. 219a) oder keinen P. geben (Droysen A. 3, 117; Kl. Gel. 128), werth sein (Stilling 2, 145), taugen (Pfeffel Pr. 10, 49), gelten (Platen 4, 105), Einen anfechten (G. 5, 214) etc. U. ohne Verneinung: Der einen P. nach Recht und Billigkeit fragte. Gotthelf G. 359; [Davon] habe ich den P. gehabt. Immermann M. 3, 234; Ein P. für Welt und Weltling schnöde! Schlegel Sh. 6, 365 etc.
~i, n.:
s. Pips.
~ig, a.:
sich auf Pfiffe (s. d. 4) verstehnd oder: in der Weise eines Pfiffs, einem solchen gemäß, schlau (vgl. verschlagen): Ein p–er Patron (G. 11, 90), Kunde (Werner Febr. 123); Ein p–es Wesen. Fouqué Dr. 1, 145; Ein p–er Einfall. Danzel 398; P–e Streiche. Hebel 3, 270; Ein p–es Aussehn; Ihre p–en Augen. Holtei Lammf. 1, 19; Die aufgestülpt p–e Forschungsnase. Heine Reis. 3, 9 etc.; Der dumm-p–e Bediente. Devrient 3, 132; Das ist der p–ste von deinen Pfiffen. Platen 2, 89; O, sie sind p., solange sie es nur mit dem Kopf zu thun haben; aber sobald sie mit dem Herzen anbinden, werden die Bösewichter dumm. Sch. 206b; W. Att. 2, 1, 113 etc.
~igkeit, f.; –en; –s-:
das Pfiffig-Sein u.: eine pfiffige Handlung: Die eine freche schamlose P. dafür eingetauscht. Görres Ver. 39; Legt euch nicht auf das gefährliche Fach der politischen P., seid deutsch ehrlich. Heine Lut. 1, 202; 101; Das feine spitze Ding .. | will ausgeführt sein, wie’s erfunden ist, | mit aller P., Gewandtheit. L. Nath. 3, 4; Die gemeinste, selbstsüchtigste P. Mügge Els. 283; Welche alle P–en der Diplomatie, Sophistik, Rhetorik, alle Künste des Helldunkel anwendet. Rohde (G. 40 41); Die P., womit Hamlet seine beiden Schulfreunde opfert. HVoß JP. 59 etc.
~ikus, m., uv; –se:
ein pfiffiger Patron. Auerbach Gv. (48) S. 30; Eichendorf Lärm. 26; Gutzkow R. 5, 171; Mügge Erb. 1, 19; Den Dämpfer scheut Herr P. Kinkel 404 etc. (mit lat. Endung, wie Buckelorum, s. buckelig, Anm. etc.).