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Pferd
Pfêrd, n., –(e)s; –e; –chen, lein; –e-:
1) der Gattungsname des bekannten, als Reit-, Last-, Zugthier benutzten, zu den Einhufen gehörenden Hausthieres (Equus caballus), das nicht, wie die übrigen Einhufer, die Zeichnung eines Kreuzes auf dem Rücken hat und sich außerdem von ihnen durch den langbehaarten Schwanz, die kurzen, aufrechten Ohren und die fliegende Mähne untersch., vgl. Roß, Mähre, Gaul, Zelter, Renner, Gurre, Klepper, Kracke, Nickel (3), Pony, Vollblut, Halbblut etc., Hengst, Beschäler, Walach od. Mönch etc., Stute, Fohlen od. Füllen, ferner Fuchs (4 u. Zsstzg.), Jsabelle, Rappe, Schecke, Schimmel, Tiger, fahl (Anm.), braun (4), Andalusier, Araber, Engländer, Litthauer, Polack, Schwede, Bachmatt etc.: Das P. wiehert, brauscht, prustet (Bacher Soph. 2, 10; Tieck N. 7, 116), brenscht, wrenscht, wrinscht, weißt (Gotthelf G. 342), schreit (Hammer Rh. 390), schnaubt, schnauft etc., stampft od. schlägt den Boden, schlägt aus etc.; Ein :schönes, edles, muthiges, kräftiges, schnelles, feuriges, wildes, ungebändigtes, unzugerittnes oder ungebrochnes (Sturz 1, 58, s. brechen 2p), zugerittnes, gutgeschultes, gezähmtes, zahmes, (lamm)frommes P. etc.; Ein schlechtes, (bug-, hüften-, kreuz-, lenden-) lahmes, stetiges, altes, rotziges P. etc.; Das P. ist ein Krippenbeißer, koppt, hat den Spat, die Galle (s. d. 6), den Rotz etc.; Das P. hat einen (halben) Ramskopf etc., eine Ramsnase, einen Schwanen-, Hirsch-, Schweins-, Speckhals etc.; Das Kammhaar oder die Mähne, der Schwanz oder Schweif des P–es etc.; Das P. geht im Schritt, Trab, Galopp, Paß etc., trabt, galoppiert, zeltet, kourbettiert, bäumt sich, mucht Männ(er)chen etc.; Das P. striegeln, putzen etc., aufzäumen (beim Schwanz, s. b), satteln, absatteln etc., anschirren, an-, ein-, 67 vor-, ab-, ausspannen, an (hinter s. b) den Wagen spannen; Das P. antreiben, spornen, peitschen, todt jagen; dem P–e die Sporen geben, die Zügel schießen lassen etc.; Ein P. mustern, sich vorreiten lassen etc.; Die P–e auf der Station wechseln; frische P–e nehmen; mit untergelegten P–en reisen etc.; Ein P. kastrieren (s. d.), legen, mönchen etc.; englisieren (s. d.) etc.; Das Alter des P–s nach den Zähnen beurtheilen, s. Bohne 4b etc.; Auf’s P. steigen, sich setzen, sich schwingen etc.; Auf dem P. sitzen; Den ganzen Tag nicht vom P. herunterkommen; Gut, schlecht zu P–e sitzen [reitend]; Den Weg zu P–e machen, reitend, Ggstz.: zu Wagen, zu Fuß etc., inkorrekt mit einem sich auf diese adverb. Fügung beziehnden Fw. (s. Er, vgl. Haus 4a): Ich bin zu P–e gekommen, .. mein Schwarzer hält es in einiger Entfernung. Meißner FvH. 1, 157 etc. In vielen Sprchw. (s. Körte 4757—4787) und sprchw. Ra. Wir erwähnen:
a) Vergleiche: Arbeiten (schwzr.: werken), sich müde arbeiten, wie ein P. etc.; Dastehn wie ein Stock oder stetig P. Luther 5, 70b; Eigensinnig wie ein polnisches P., vgl. Kutsch-P.
b) im Obj.: Das P. beim Schwanz aufzäumen, hinter den Wagen spannen, die Sache verkehrt machen; Man sucht das P., worauf man sitzt. Zelter 2, 413, von Zerstreuten, die das Nächstliegende übersehn; Ein neuer Schauspieler . ., der alle P–e reitet. 2, 155, der in alle Sättel (s. d.) gerecht ist, ferner übertr. auf Etwas, wovon man sich wie der Reiter vom P. dahintragen, fortreißen lässt, z. B.: Es sei Zeit, meine Jugend-P–e zu besteigen, auf denen ich mich sonst übermüthig gerne herumgetummelt hatte. G. 27, 200; Ich aber ertappte mich plötzlich auf einem P–e, das ich lange nicht mehr geritten, auf der Nationaleitelkeit. Stahr Par. 1, 23 etc., vgl. Stecken-P.
c) abhängig von Präpos.: Vom P. auf den Esel (s. d. 1) kommen, sich setzen; Sich auf’s hohe (s. d. 2a) oder große P. setzen; auf dem hohen P. sitzen, vgl.: Einen furchtsamen Mann, der sich aber auf sein großes P. setzen kann, wenn ihm ein Andrer den Zaum hält. Thümmel 3, 69; Auf dem hohen Tugend-P. | sitzen viele Teufel. Daumer 2, 190, die mit der Tugend Großthunden sind oft die Schlimmsten etc.; Auf einem fahlen (s. d., am Schluß) P–e reiten [= irren. Hebel 8, 8] oder Einen befinden (Olearius Reis. 339b), finden, ertappen, erwischen, auf einem Betrug, auf einer Lüge, bei Einigen in verdeutlichender Umdeutung: Auf dem faulen P–e, ferner: Auf der Apostel (oder auf dem Apostel-) P. reiten, scherzh. st. zu Fuß gehn, s. apostolieren und vergl.: Drauf lief ich .. | auf meines Schusters P–e [gw. Rappen]. Seume Gd. 228 etc. 2) (s. 1) übertr. und verallgemeinert:
a) in naturgesch. Werken die Gattung der Einhufer, Equus, z. B. Oken 7, 1220.
b) in einigen Zsstzg. auch von andern mehr od. minder pferdeähnl. Thieren, s. Fluß-, Gottes-, Heu-, Meer-P. etc.
c) in Kinderspielen etc. Einer, der ein P. vorstellt etc.: P. spielen; Ich will Kutscher und du sollst P. sein etc.
d) eine Figur von Holz etc., ein P. dar- oder vorstellend, z.B. früher als Strafe für Verbrecher dienend (Freytag Bild. 2, 45, vgl. Esel 1, am Schluß), jetzt nam. zum Reiten für Kinder (s. Wiegen-, Stecken-P.) und so zuw. auch ein bloßer Stab, eine Ruthe: Als ich von Haselhecken | mein P. mir schnitt. Salis 8 etc., s. ferner Schwing-P. und Schachsp.: Zwei Springer, auch P–e od. Rössel [vgl. Rösselsprung]. Bilguet Schachsp. 6a etc. Ferner Nachbildungen der P–e durch bildende Kunst: Die P–e sind in der That P–e, nur von einer eignen Gattung, Marmor-P–e. Forster Jl. 1, 237 etc., s. Markus-P. etc.
e) ein Sternbild.
f) Schiff.: gw. in holländ. Form Paard (s. d. und Zsstzg).
g) volksthüml. Bez. einiger Pflanzen: Großes P. Scirpus lacustris (P–e-Binse): Halbes (oder Halb-) P., Rumex acutus.
h) Kriegsk.: ein berittner Soldat, ein Reisiger (s. d.): Freytag Bild. 1, 49; 77; 207; Die Armee war.. bis auf 10000 Mann Fußvolk und 1700 P–e geschmolzen. Sch. 865a; Deßhalb sich .. ein Geschwader reisiger P–en zu Thal sammlet, Willens die Appenzeller zu schädigen. Stumpf 428betc. Vralt. auch für Soldat übrh., vgl.: Da verordnet der Markgraf etliche P. in seiner Landsart gegen der obern Pfalz zu Roß und zu Fuß. Berlichingen 73.
Anm. Aus dem spätlat. paraveredus (aus gr. πaρα neben und lat. veredus, P., vgl. hebr. ל, pered, Maulthier) ahd. parafrid, parfrit, pherfrit, pherit, mhd. pherit, phërt, psërt. Vralt. Mz.: P–en (s. 2h) oder uv. Ryff Th. 28 etc. Als Bestw. gew. P–e- (s. D), selten z. B. P–s-Ladung. Stilling 4, 34. Vrkl.: P–chen. G. 28, 70 etc.; P–lin. Luther 5, 268a etc.
Zsstzg. sehr zahlreich nam. zu 1 was unbez. bleibt —, vgl. die von Roß etc., z. B.: Ácker-: zur Ackerbestellung, Pflug-P.: Ein Schlachtroß weiland sank zum A–e. Freiligrath Garb. 33 etc.
Ámts-: s. Dienst-P. 2. Apóstel- [1c].
Árbeits-: zur Arbeit dienend, Ggstz.: Luxus-, Staats-P. etc.
Artillerīē-: zur Befördrung des Geschützes. G. 25, 139.
Aūgen-: „A–chen, ein Fehler der Augen, wenn sie immer blinzeln und springen.“ Grimm (?), wie es scheint, wohl nur ugw. Ubersetzung von griech. rπoς (lat. hippus) als Bez. des klonischen Krampfs der Regenbogenhaut.
Bagāge-: Pack-P. für die Kriegsbagage.
Bāūer(n)-: wie es für Bauern dient, Acker-P.
Bēī-: Hand-P. 2. Arndt Leb. 19; Das Vōr-B., beim Viergespann, das B. der vordern Reihe, s. Frommann 6, 229.
Bérber-: aus der Berberei stammend.
Bírsch-: Jagd-P.
Blūt-: Racen-P. Landwirthsch. Zeit. (57) 865, s. Blut 8, eingetheilt in Halb- und Voll-B–e.
Brāūt-: zur Aussteuer einer Braut gehörend: Eine Tochter, die ein hübsches B. oder ein paar Brautrinder mitbringen konnte. Möser Ph. 4, 222.
Dāmen-: Reit-P. für Damen, s. Zelter.
Dámpf-: s. Pferdekraft und pferdig.
Déck-: Spring-P. 2.
Dēīchsel-: in oder an die Deichsel gespanntes Pferd, Stangen-P., s. Deichselpaar, bei einem mehr als zweispännigen Wagen Hinter- P–e, als Ggstz. Vorder-, Riemen-P–e.
Dīēnst-:
1) zu Frohndiensten bestimmt, Frohn-P.
2) einem im Dienst Stehnden zu seinem Dienst geliefert: D–e der Kavallerie etc., ähnlich: Dem Beamten ein Amts-P. halten etc. Dichter-: Pegasus (s. Flügel-P.). Logau 3, 147, 58. Dónner-: im donnernden Galopp dahinsausendes etc.: Ein Vesuv sei der Stall der unaufhörlich polternden D–e. IP. 24, 170, vgl.: [Der] vor den Schneepflug und die Egge- und Säemaschine des Lebens gern Streit- und Donnerosse vorspannte anstatt eines Zugs tüchtiger Filial- und Acker-P–e. 21, 32; Den Donnergaloppschlag des Hufs. B. 81a und Sonnen-P. Dórf-: Bauern-P. Dragōner-: s. Kavallerie-P. Dróschken-: eine Droschke ziehnd. Erz- [2d]. Fāhr-: zum Fahren dienend, Fuhr(manns)-P., Ggstz. Reit-P. etc. Fä́rber-: Sich im Kreis drehn wie das F., s. Gaul 3; Zu diesen Dreien, Gottseidank! weiß ich mich, wie das F. um die Rolle. L. 1, 214 etc., ähnlich: Walk-P., in der Walkmühle, bei Spate Mangel-P. etc. Flǖgel-: geflügeltes Pferd, s. Hippogryph, Luft-P.: Das F. des Propheten [Muhamed]. G. 4, 142 etc. und nam. vom Pegasus (Dichter-, Musen-P.). Sch. 98b; W. 10, 122 etc. Flúß- [2b]: ein zu den Vielhufern gehöriges großes, nam. am Nil lebendes Thier Hippopotamus, Nil-P. Frácht-: zum Frachtwagenziehn. Frēūden-: bei vornehmen Leichenbegängnissen den Leichenzug schließend, wohl als Hindeutung auf die durch den Nachfolger kommende Freude: Ob ein Rappe zum Trauer-P. und ein Schimmel, ein Falbe, ein Fuchs oder Tiger zum F. gebraucht wurde. Musäus M. 3, 148. Frōhn-: Dienst-P. 1. Fūhr-: Fahr-P.: Die F., die braucht man zu mancherlei Ziehens. Ryff Th. 30, ähnl.: Fuhrmanns-P., das sich ein Fuhrmann hält; Zwischen den Fuhrwesens-P–en. Hackländer SoldKr. 169. Gepä́ck-: Gepäck tragend, Bagage-, Pack- P. Geschírr-: angeschirrtes Wagen-P. Góttes-: s. Himmels-P. Grās-:
1) ein ins Gras (auf die Koppel) gejagtes und dort weidendes Pferd, Koppel-, Weide-P. 2) s. Heu-P. Hálb-:
1) Halbesel.
2) [2g]. Hálbblut-: s. Blut-P. Hánd-:
1) ein mit- oder nachgeführtes Reserve-P., das dann für den Gebrauch sogleich zur Hand ist, sowohl von Reit- als von Zug-P–en, z. B.: Als ein Officier zu Pferde eilends herankam, dem ein Reitknecht mit einem H. folgte. G. 16, 230; Das Gefolge der kaiserlichen Majestät .., die Bereiter, die H–e. 20, 230; Jetzt folgten Pack-P–e, H–e, ein ungeheurer Troß. Hackländer SoldKr. 86; Olearius Reis. 375a; Er ließ die Knechte mit den H–en .. zurück. Pfeffel Pr. 2, 203; Ein Reserve- od. H., welches ohne zu ziehen, an eines der Zug-P–e angekoppelt ist. Rüstow gK. 24 etc., s. Wechsel-P. Daher auch übertr. auf eine Pers., die man zu seinem Dienst immer zur Hand hat.
2) von zwei neben einander gespannten Wagen- oder Zug-P–en heißt das links (,auf der Unterseite“) gehnde Sattel-P. (s. Haupt-P.) insofern oft der Fuhrmann zugleich darauf reitet und (s. 1) das daneben, an der rechten (sogen. Bei- oder Hand-) Seite gehnde das H., Neben-, Bei-P. (s. d., Hand 6p und Frommann 6, 229): Nun wußte gewiß weder das H. noch das Sattel-P., welchen Strang es anziehen sollte . . . Die Vorder-P–e etc. Thümmel 5, 15. Hāūpt-: ein Pferd, worauf es bes. ankommt, von besonderm Werthe (Kapital-, Pracht-P.) etc., z. B.: Die H–e der Kunstreitergesellschaft etc., nam. auch im Ggstz. des Bei- oder Neben- P–s das Sattel-P.: Der Ossetin führte das H. am Zügel .., nachdem er .. die Vorderpferde abgespannt. Ense Denkw. 6, 537. Hāūs-: im Ggstz. der wilden oder verwilderten Steppen-P–e. Oken 7, 1238. Hêêr-: Kriegs-P. Wackern. 2, 301⁴. Héngst-: Hengst. Hammer RH. 391. Hēū- [2b]:
1) Heuschrecke: Der Kopf steht meistens senkrecht, wie bei vierfüßigen Thieren, daher man die Heuschrecken auch H–e genannt. Oken 5, 1499, nam. die Grasheuschrecke Locusta verrucivora. 1521, auch Gras-P.: Das H. zirpt auf frisch gemähter Weide. Salis 125.
2) s. Himmels-P. Hétz-: Parforce- P. Hímmels-: Libelle: Dem grünlichen H–chen.. mit glänzender Schwing! V. 1, 11, mit Anm.: H–chen, Gottes-P., Heu-P. Libellula grandis, vgl. bei Nemnich auch noch Ritter-, des Teufels Reit-, Teufels-, Wild-P. und als Kinderw. (z. B. in Mecklenb.) Hotte-P. Hínter-: Deichsel-P. Hólz- [2d]. Hótt(e)-: Kinderw. für Pferd, s. Hott 2, z. B. [2d]. Jmmermann M. 1, 44, auch = Himmels-P. (s. d.). Husāren-: s. Kavallerie-P. Isabéll-: s. Jsabelle. Jāgd-: auf der Jagd dienend: Jagd-. Pirsch-, Schieß-P., schußbändig, beim Pirschen zu reiten. Laube Br. 264; Oken 7, 1237 etc., s. Hetz-P. Jūgend-: s. [1b]. Kámpf-: gw. Kampfroß (s. d.) Kapitāl-: s. Haupt-P. Kárren-: einen Karren ziehnd. Kavallerīē-: für die berittnen Soldaten, und zwar untersch. man hier z. B. Officiers-, Trompeter-, Dragoner-, Husaren-, Uhlanen-P. etc. Kínder-: auf dem Kinder reiten, nam. [2d]. Kóppel-:
1) s. Gras- P.
2) mit andern zusammengekoppelt. Kourīēr-: für Kouriere oder Eilboten, auch übertr.: Fragte in aller Welt nach den Ursachen einer so auf K–en gehenden [eiligen] Bewerbung. HKleist E. 1, 242. Krīēgs-: im Kriege dienend, s. Kavallerie-P. Kúmm(e)t-: im Kummetgeschirr gehnd, im Ggstz. Sielen-P. Kúnst-: ein kunstmäßig dressirtes, s. Schul-P. Kútsch-: eine Kutsche ziehnd: Börne 3, 345; Ein K. sah den Gaul den Pflug .. ziehn. Gellert 1, 139 etc., auch: Eigensinnig wie ein altes Kutschen-P. Hackländer Stillfr. 2, 177 etc. Lást-: Lasten tragend, s. Pack-, Saum-P. Lêhn-:
1) ein Pferd, mit welchem der Lehensmann (Ritter) dem Lehensherrn in den Krieg folgen mußte, auch: Lehn(s)-, Ritter-P. 2) ein geliehnes (Leih-, Mieths-P). Stilling 4, 69. Lēīb-: das für die Pers. des Herrn best. Reit-P. (s. Leib 2). JvMüller 24, 175; W. 10, 296. Lēīn-: das linke Vorder-P. Līēblings-. Lúft-: in der Luft schwebendes, Flügel-P. Fischart (Wackern. 2, 140³³). Lúxus-: s. Ggstz. Arbeits-P. Mángel-: s. Färber-P. u. Mangel I. Mánn-: Centaur. Spate, s. Pferdemann. Marketénder-. Márkus- [2d]: die Pferde auf der Markuskirche in Venedig (s. G. 28, 101, vgl. Markuslöwe etc.), auch als Symbol Venedigs. Platen 4, 207. Mármor- [2d]. Mêêr-: Bez. verschiedner im oder am Wasser lebender dem Pferde verglichner Thiere etc., auch See-P., z. B.:
1) = Fluß-P., s. Oken 7, 1121.
2) Wallroß.
3) mehrere Fische, nam. Pegasus draco, Meerdrache und Syngnathus hippocampus, der pferdeförmige Nadelfisch und nach der Ahnlichk. (Anat.): Der große und der kleine Fuß des See-P–es Pes hippocampi major und minor, Name von Wülsten in den seitl. Hirnhöhlen, s. Bock An. 523.
4) der große Sturmvogel, Procellaria glacialis. 5) auch gefabelte Meérthiere und übertr.: Bez. von Schiffen etc.: In den abenteuerlichen Formen von Tritonen Meerfrauen und See-P–en. Stahr (Schwegler 46) 280; G. 28, 294; W. 13, 10; Luc. 6, 9 etc.; Ein M. möcht’ ich reiten. G. 3, 131; Ein vierecktes großes von Balken gezimmertes Lokal schwamm daher . . . Dieses trojanische M. 25, 239 etc., s. Wasser-P. Mīēth(s)-: Lehn-P. 2, vgl. Pferdephilister. Míttel-: von mittlerer Größe oder Güte etc. Mōōr-: auf Moorboden heimisch und brauchbar im Ggstz. der dort leicht einsinkenden Sand- P–e. Körner Sch. 3, 451. Mǖhl(en)-: ein Mühlenwerk umtreibend, vgl. Färber-P.; auch überh.: ein in der Mühle beschäftigtes Pferd, so: Müller-P. und scherzh. st. Esel. Mūsen-: s. Flügel-P. Herwegh 1, 146. Mútter-: Stute, nam. in Bezug auf’s Fohlen: Die M–e ziehen sich nach den Füllen auf die höhern Bänke zurück. Humboldt A. 1, 31; W. 18, 52 etc.; übrtr.: Daß Deutschland von jeher das große Fürstengestüte war, das alle regierenden Nachbarhäuser mit den nöthigen M–en und Beschälern versehen muß. Heine Reis. 2, 50. Nationāl-: Racen-P. Nēben-: Bei-P. Nīl-: Fluß-P. Nóck- [2f]. Officīērs-: s. Kavallerie-P. Okonomīē-: zu wirthschaftlichen Zwecken dienend, Arbeits-P., Ggstz.: Luxus-P. Páck-: Gepäck-P.: Gehen die P–e der ganzen Armeevor- aus. Fouqué Dr. 1, 319 Hackländer SoldKr. 86; Kohl A. 2, 128 etc. Parāde-: ein zum Paradeaufzug dienendes Pferd, eig. z. B. Sturz 2, 376 (vgl. Pracht-, Prang-, Staats-P. etc.), u. übrtr., s. [1b]: Hierdurch mußte das Repertoir zu einer bloßen Koppel von P–en für die Gastspieler werden, die keineswegs .. gleichen Strang zogen. Devrient 3, 421; Die Ausnahmen, auf denen er als auf seinem P. überall herumreitet. Stahr (Schwegler 46) 977 etc. Parfórce-: zur Parforcejagd, Hetz-P. Páß-: Zelt-P. 2. Pflūg-: Acker-P. Póst-: zur Postbeförderung gebraucht, übertr.: Der Wein ist der Poeten P. Weidner 89. Prácht-:
1) ein prächtiges, vortreffliches P., s. Haupt-P.
2) Parade-P.: Jagd-, Schuß-, Kriegs-, Reit-, Pack-, Wagen-, Kutschen- und P–e. Oken 7, 1237. Práng-: Parade-P. Jris 8, 901, ähnl.: Prunk-P. Ráce(n)-: von einer edeln, sorgfältig gezognen Race, vergl. Blut-P. Rāh- [2f]. Rēīse-: zu Reisen dienend. Rēīt-: zum Reiten, s. auch Himmels-P. Rēīter-: Kavallerie-P. Sch. 333a. Relais- [relǟ-]: zu Relais (s. d.) dienend, untergelegtes, Wechsel-, Schuß-, Schutz-, Vorspann-P. Rénn-: s. Renner, schnell laufendes Pferd: Daß wir auf 2 schnellen R–en zu Ephesus anlangten. W. 18, 123 etc., nam. zu Wettrennen etc.: Wetteilten wie ein R–e-Zug. Rückert Mak. 1, 164. Resérve-: s. Hand-P. Rīēmen-: Vorder-P. Rīēsen-: riesig groß, Ggstz. Zwerg-P., z. B.: von der Giraffe, als Reitthier des Wüstenkönigs Löwe. Freiligrath 1, 201. Rínge-: In des v. Frundsberg Historie heißen die Reiter, die wir jetzt mit einem, dem Deutschen bes. widerstrebenden Namen Chevau–legers nennen, R. [s. 2h]: „600 Kürisser, tausendfünfhundert R. Über die R. war Hauptmann Vilbert Rugger.“ Schm. 3, 110. Rítter-: Freytag Bild. 1, 11 etc., s. Lehn-P. 1 und Himmels-P. Róll- [2f]: Lafette der Schiffskanonen, auch Ra(p)pert, Rampert. Rōsen-: Da der frühe Hahn | Aurorens R–e wittert. W. 20, 75, vergl. Sonnen-P., rosenfingrig etc. Rücken- [2f]. Sánd-: s. Moor-P., auch das Pferd eines Sandfuhrmanns. Sä́nften-: eine Sänfte tragend. Sáttel-: s. Hand-P. 2. Sāūm-: Pack-P. mit Saumsattel (s. d.). W. Luc. 4, 249, vgl. Saumthier. Schāūkel-: Wiegen-P. Schīēß-: ein schußbändig dressiertes Pferd, zur Jagd auf Trappen, Focken etc. Döbel 1, 123, Schuß-, Treibe-P., s. Jagd- P. Schíff-: zum Ziehn eines Schiffs bei der Gegenfahrt. Schlácht-: gw. Schlachtroß. Schlítten-: zum Schlittenziehn. Schlóß-: dem Schloßherrn gehörig. Schūl-: geschultes, dressiertes. Schúß-:
1) Schieß-P. 2) Schutz-P.: Allhier bekamen wir neue Sch–e. Olearius Reis. 7a. Schútz-: Vorspann-P., s. Relais-, Schuß-P. Steffens Malk. 2, 237. Schwíng- [2d]: ein Turngeräth zum Schwingen, auch „Schwingel“. Jahn Turnk. 38; 70 etc., ähnlich: Spring-P. Sēē-: s. Meer-P. Sénner-: ein Pferd aus dem „Sennergestüt zu Lopshorn im Fürstenthum Lippe-Detmold“ etc., s. Falke 2, 315, auch bloß Senner (s. d.). Sīēg(er)-: das einen Sieg gewonnen, beim Wettrennen etc. Sīēlen-: vgl. Kummet-P. Soldāten-: s. Kavallerie-P. Sónnen-: in der Mythol. den Sonnenwagen (s. d.) ziehnd, vgl. Rosen-P.: Ich suche dich, so weit die S–e | des Tages goldnen Wagen ziehn. W. 12, 236 etc., übrtr. (mit Anspielung auf das Schicksal des Phaeton, s. Ramler Myth. 94): Wie von unsichtbaren Geistern gepeitscht, gehen die S–e der Zeit mit unsers Schicksals leichtem Wagen durch. G. 22, 414. Spítz-: dürres mit vorstehnden Knochen. Frisch. Spríng-:
1) ein Pferd, das gut springt, Springer. 2) ein Hengst zum Bespringen, Beschälen, Deck-P. 3) [2d] s. Schwing-P.: Zwischen Kletterbaum und S. Immermann 12, 347. 4) [2d] Springer im Schachspiel. Stāāts-: Lurus-, Parade-P. Stángen-: Deichsel-P. Stécken- [2d]:
1) ein Stecken (Stock), auf welchem Kinder, als auf ihrem Pferde, reiten, gw. vorn mit einem daran befestigten Pferdeleib, s. Stock- P.: Das St. und der papterne Drach. Nicolai 1, 98; Ein Knabe, der sein St. | im Hofe tummelte. W. 11, 118; 9, 11; 3, 26 etc.
2) oft übrtr., s. [1b] der Ggstd. einer etwas kindischen Liebhaberei (s. d.) und diese selbst, vgl.: So gern die Abderiten über wichtige Dinge spaßten, so wenig konnten sie ertragen, wenn man sich über ihre Puppen und St–e lustig machte. W. 13, 60; 63; Das St., eine Liebhaberei, sich an Gegenständen der Einbildungskraft, mit denen der Verstand zur Unterhaltung bloß spielt, als mit einem Geschäft geflissentlich zu befassen. Kant Anthr. 125; Sodann haben wir, um übertriebene Eigenheiten zu bezeichnen, das höflichere Wort St., bei dessen Gebrauch wir einander mehr schmeicheln als verletzen. G. 32, 255 etc.; Beschäftigungen, Neigungen, Liebhabereien, St–e, Alles probieren wir durch. 22, 275; Ein individuelles St. dieses . . Individuums, eine Grille. 33, 21; Jedes Zeitalter hat sein besonderes St. Fichte N. 119; Die „Nachwelt“ ist das allgemeine St., das sie reiten. Thümmel 6, 6; W. 15, 242 etc. Dazu: Steckenpferdler 13, 248 = Steckenreiter, Jemand in Bezug auf sein St., auf den Ggstd. seiner Liebhaberei. 3) selten, wie Stock etc., zur Bez. einer dummen, unvernünftigen, albernen Pers.: Worte .., die diese St–e nicht zu hören brauchen. Tieck Viel Lärm 3, 2, im Orig. these hobbyhorses. Stéppen-: vergl. Haus-P.: Die St–e der Ukraine, der Llanos etc. Stēūn- [2f]. Stóck-: Stecken-P. (1; 2): Was ein St. für das Kind [ist]. Göckingk 1, 51; Ob Der vielleicht ein beßres St. hat. .. Solch gutes Stecken-P. sei nicht mehr in der Stadt. 103, vgl.: Sie ritten, wenn sie sich verjünget, | auf Stöcken-P–en [„Stecken-P–en“. Ramler Lichtw. 85] kindisch fort. Lichtwer 97. Strēīt-: gew. Streitroß. Tēūfels-: s. Himmels-P. Tīger-: getigertes. Trāūer-: s. Freuden-P. Trēīb(e)-: Schieß-P. Trompēter-: s. Kavallerie-P. Tūgend- [1c]. Turnīēr-: bei Turnieren zu reiten. Uhlānen-: s. Kavallerie-P. Vóllblut-: s. Blut-P. Vōr-bei-: s. Bei-P. Vórder-: s. Deichsel-P. Ense Denkw. 6, 537; Hackländer Erl. 1, 111 etc. Vōrspann-: zum Vorspann (s. d.) dienend. Vōrwerks-: zu einem Vorwerk (s. d.) gehörig. Wāgen-: zum Wagenziehn. Wáld-: wildes Spate (vgl. Steppen-P.). Wálk-: s. Färber-P. Wásser-: Meer-P., z. B.: Den Wagen Neptun’s, von W–en gezogen. Zachariä 1, 267. Wéchsel-: Reserve-P., vgl. Hand-P. 1 u. Relais- P.: Mehrere Neger mit W–en hielten im Hintergrunde. Sealsfield Leg. 170. Wēīde-: Gras-P. 1. Wīēgen- [2d]: ein auf Gängeln (wie eine Wiege) stehndes Holz-P. zur schaukelnden Bewegung darauf reitender Kinder, Schaukel-P. Wíld-: ein wild im Freien lebendes Pferd (s. Steppen-, Wald-P.); auch: Himmels-P. Wúnder-: ein wunderbares, z. B.: Als das W. mich [Mahomed] augenblicklich | durch die Himmel alle durchgeführt. G. 4, 137; Mein geflügelt W. Platen 4, 306; 277, vergl.: Zauber-P. 276 u. Flügel-P. Zélt-:
1) Pack-P. für Zeltgeräthschaften.
2) zeltendes Pferd, Zelter, Paßgänger, Paß-P. Zūg-: Psiff ein Pferd als Zugthier. Zwérg-: sehr kleines, s. Pony etc. und Ggstz. Riesen-P. u. ä. m.