Faksimile 0531 | Seite 529
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Pferch Pferche Pferchen Pfercher
Pférch, m., –(e)s; –e. ~e, f.; –n:
1) Hürden- umzäunung für Vieh-, nam. Schafherden und diese selbst (s. Hürde):
a) eig.: Zum P. das Lamm, der Vogel eilt zum Nest. Freiligrath Ven. 36; Hütet ihr den P., wenn der Wolf hungrig ist! LPHahn Hohn. 45; Wie ich .. mein Vieh aus dem P. treibe. 79; Es ziehn aus ihrem P–e | die Herden. Platen 1, 193; Wie sich die Schafe drängen durch den zerbrochnen „Pferg.“ Reithard 66; Seine weiten P–e. Rückert Morg. 1, 168; Wo Schlummerklang zum fernen „Pfärche“ ruft. Seume Gd. 4 etc.; Schaf-P. etc.
b) übrtr.: Im „Pfärche“ einer Kirche zu ruhn. Bode Empf. 4, 48; Ein Volk, das nur der P. zum Volke macht, das außer demselben den Wolf fürchtet. Börne 1, XVIII; Draußen in Wald und Flur, außer dem P. der Civilisation. Immermann M. 4, 305; Sie könnten wohl leichter ein Sieb mit Flöhen hüten wie das Gedankenreich in ihre P–e zwingen. Perthes Leb. 2, 192; Nun stehst du im Freien; die P–e ist niedergerissen. Pfeffel Pr. 1, 60; [Er] sprengt in des Lagers „Pferg“. Reithard 93; Musst du dein starkes Heer in einen P. einsperren? Rückert Rost. 83a; Blind, wie jede Sekte, die sich in ihren P. einschließt. Ruge Rev. 2, 121; Was ist der Staat? Ein Schaf-P. Scherr Gr. 2, 267; Darum sie auch Pfarrer oder „Pfärcher“ von dem befohlenen P. oder Schafstall Christi .. genennt werden .., Pastores, Hirten des „Pferrichs“ und Schafstalls Christi. Stumpf 351b; Auf den Widder stoßt ihr zunächst, den Führer der Schafe. | Aus dem Dykischen P. springet er trotzig hervor. Xenien 69, in Bezug auf eine von Dyk herausgegebne Sammlung.
2) die Art und Weise, Vieh im P. übernachten zu lassen, nam. in Bezug auf die Düngung des umpferchten Felds (s. P.-, Hürdenschlag): Die P–e thut auf ebenem Lande bessere Dienste als auf abschüssigen Feldern. Adelung; Die Wechsel-P., wo eine Herde mit Trift- und P.-Platz abwechselt etc.
3) (s. 2) der Dünger einer eingepferchten Herde; verallgemeinert: thierische Exkremente; Dünger.
~en: s. hürden:
1) tr.: in einen Pferch schließen oder einsperren, übrtr.: in engen Raum zusammendrängen: Wo recht gepfercht in einen Kreis | die wildesten Bestjen wohnen. Geißler (Matthison A. 9, 102); Wer pferchte sich in dumpfe Kirchen gern? Reithard XIII; Doch jetzt bin ich umschränkt, gepfercht, umpfählt. Tieck Makb. 3, 4 etc. Häufiger Zsstzg., z. B.:
a) Durch ein Gitter von der Gemeinde abgepfercht. Kühne Fr. 8 etc., vrsch. 2.
b) Die kranke Lust, welche besonders die Deutschen haben, sich freiwillig ein-zu-p. Börne 2, 49; Als die Nationen bei sich sozusagen eingepfercht waren. G. 33, 86; Die Leiden dieser hier eingepferchten Bevölkerung. Gutzkow R. 2, 339; 4, 311; 5, 264; Das Menschengewimmel, das Xerxes einpferchte. Jahn M. 59; Die Engländer haben die Freiheit der ganzen Erde auf eine enge Insel ein-p. wollen. IP. 34, 36; Die freie Entwicklung des Glaubens auf gut päpstisch ein-zu-p. Prutz GschTh. 116; Hier eingepfercht und eingesperrt. Roquette Waldm. 24; Zschokke N. 13, 140 etc.
c) Aus dem Staate Alles hinauszufegen, wás in diesen Begriff seit 100 Jahren hineingepfercht ist. Gutzkow R. 1, 164 etc.
d) Die Schafe bleiben des Nachts in dem umpferchten Raum.
e) Man pfercht das Brennlichste zusammen. G. 3, 97; Die Schulstube, wo ein .. Weib unsre Kindheit zusammengepfercht hatte. 14, 88; Wie in Bienenstöcken zusammengepfercht. Kohl E. 1, 77; Lewald W. 2, 390 etc. 2) tr.: mittels eines Pferchs oder Hürdenschlags düngen: Das Feld p., be-p. (versch. 3), ab-p. (vrsch. 1a), vgl.: Zwei Schläge liegen brach, der dritte wird mit Schafen abgehordet. Zöllner Reis. 342 und sedeln, absedeln. Schm. 3, 199. 3) intr. (haben) und tr.: die Exkremente von sich geben: Die eingepferchten Schafe p. auf das Feld; Höhlen, daraus sie p. Eppendorf 87; So pferget es [das Vieh]. 96; Es möcht .. eins drin [ein Kind in der Taufe] ersaufen oder drein p. Luther 6, 322b; Das hölzerne Heilthum, welches vom Teufel erdacht und von Rom auf die ganze weite Welt gepfercht. 8, 276b; Wenn dieser Vogel pferchet, so werden die Leute blind davon. SW. 60, 342; Er psercht in die Hosen. HSachs G. 2, 102; Zink Ök. 1, 116; 2, 1550 etc. Zsstzg. vgl. die von kacken, scheißen, z.B.: Sich be-p. (vrsch. 2) etc.
~er, m., –s; uv.:
(vralt.) s. Pfarrer, Anm. und Pferch 1b (Stumpf).
Anm. Pferch, ahd. pharrich, pferrich, mhd. pferrich, vgl.: Die Pferrich und Schäfereien. Ryff Th. 60; Stumpf [s. 1b] etc.; Nbnf.: Weil kein kühner Löw die schwachen Perche [spätre Lesart: Hürden] schreckte. Haller 22 etc.; Die heilig Kirch, | die Gottes Pfirch. Waldis Ps. 68, 7, vgl.: Das Pfirchrecht. Pfeifer (Zeitschr. f. d. Recht 13, 167); Parche. Weinhold 68a etc. zu „Park“ (s. d. und vgl. eine etymol. Muthmaßung. Diez 352), wofür Campe P. als Verdeutschung vorschlug, z. B. auch in: Kanonenpferch etc.