Faksimile 0525 | Seite 523
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Pfarr Pfarre Pfarrei pfarreilich pfarren Pfarrer pfarrerisch
Pfárr, m., –s, –(e)n; –en:
1) Pfarrer (s. d.): Hast gleich nach dem P. die Ehr. Gellert 1, 131; Den leckern P. Langbein 1, 253 ff.; Jener Bauerjunge, den sein P. fragte . .. Herr P.! etc. L. 11, 29; Des P–s. IB Michaelis 102; Müllner 1, 44 etc.; Dem eingeschlummerten Dorf-P. Thümmel Wilh. 3; Das Schicksal des armen Dorf-P–n. 75 etc. Dazu weibl.: Der Frau Pfarrin. G. 6, 320; 21, 277; 279; Maje 3, 556 etc.
2) mundartl. st. Farr (s. d.) Zuchtstier. Tschudi Th. 592.
~e, f.; –n:
der einem Pfarrer untergebne Kirchsprengel; die Kirche desselben (Pfarrkirche); die Stelle des Pfarrers; seine Amtswohnung, z. B.: Sprchw.: Erst eine P., dann eine Quarre! [s. d.], z. B. Maje 3, 556, erst eine Brotstelle, ehe man ans Heirathen denkt!; Eine gute, einträgliche, fette P. haben, bekommen; Einem Landgeistlichen, der im Besitz einer guten P. lebe. G. 21, 266; Habt ihr nicht irgend Etwas in der P. [Wohnung des Pfarrers] auszurichten? 277; 14, 249; Luther 5, 491b; Es hat in dieser Revier zwo herrliche P–n oder Leutkirchen [Kirchgemeinden], nämlich Luital und Bettschwanden. Stumpf 468b etc.; Dorf- oder Land-, Stadt-P; Hunger-P. (Jahn V. 151), schlechte, magre P., vgl. Pönitenz- (Tieck N. 7, 19), Buß-, Straf-P. etc.; Herren-P., die ein Herrenleben gestattet, oder: die ein Gutsherr zu vergeben hat (Gutsherrn-, Patronats-, Edelmanns-P.) etc.
~ēī, f.; –en:
Pfarre: Eine der besten Schulstellen, mir so lieb als eine geringe P. Auerbach Leb. 1, 17; Salerno hat zehn Mönchsklöster, fünf P–en. Forster It. 2, 157; Klöster und P–en. Gutzkow Z. 3, 258; Bl. 1, 32; Zu einer fetten P. vorgeschlagen. Musäus Ph. 3, 19 etc.; Dorf- (Auerbach SchV. 375; Raumer Pad. 3, 1, 23), Stadt- (Gutzkow R. 3, 268) P. etc.
~ēīlich, a.:
Kanzleispr.: zur Pfarrei gehörig: Die p–en Gebühren, Einkünfte etc.
~en: 1) intr. (haben):
a) als Pfarrer fungieren: Mein Dörfchen, wo ich damals noch pfarrte. GSchröer Hauschr. 161 etc.
b) (s. 2) zu einer Pfarre oder einem Kirchsprengel gehören: („,pfärrig“ sein. Schwäb. W.): Ein großes Kirchdorf, wozu die umljegenden Ortschaften p. etc. 2) tr. in Zsstzg. (s. 1b): Áb-: von einer Pfarre od. einem Kirchsprengel abtrennen. in eine Pfarre oder einen Kirchsprengel einweisen, dazu schlagen: Unsre Schloßkirche . .., dahin aber Niemand eingepfarret, [viel] weniger den Eingepfarreten an den Kirchen des Orts. . Eintrag zugefügt werden soll. Erbvgl. Beil. 14; In die alte Kirche St. Ludgeri .. sind fast sämmtliche Dorste’schen Besitzungen eingepfarrt. Gutzkow Z. 3, 208; Die Schule in Deutsch-Neukirch, wohin Bieskau eingeschult und eingepfarrt ist. Heindl Gal. 2, 141; Wo Tausende von Proletariern in die Kirchsprengel eingepfarrt sind. Klencke Gsp. 2, 105; Rabner Br. 18 etc. und übrtr.: Der Schulmeister hatte viel von seinem ausgeräumten Ameublement . . in meine Stube e. dürfen. IP. 2, 66; 174; Eine in zwei Körper eingepfarrte Seele. 11, 31; 21, 165; Herzen, halb eingepfarrt in Gottes Kirche und halb in des Teufels Kapelle. 24, 39; Fat. 2, 146; Wir Eingepfarrte der Natur| bedürfen keines Priesters Weihe. Thümmel Kil. 37 etc.
Eīn-:
~er, m., –s; uv.:
–chen, lein; -: nam. in der evangelischen Kirche = Seelsorger, Prediger, Pastor (s. d. und Priester), vgl.: Seht, dort kommt der Prediger her . . .. Der edle, verständige Pfarrherr. G. 5, 6; Der treffliche P. 11; Herr P.! ebd.; Geben Sie mir die Hand, P–chen! Gutzkow Bl. 1, 144; 225; Der Abt kam mit dem P. zu St. Laurenzen [1467] in ein Hader allein aus der Ursach, daß er sich ein P. nannt und doch allein Leutpriester und nicht P. wäre; er, der Abt, wäre der rechte P. Stumpf 377a etc. (vgl. in Bezug auf die Flexion: Ohn Wissen und Willen des Pfarrherrs ... Wider die Pfarrherr[en] . . Den Pfarrherr[n] annehmen. Luther 6, 352b u. o.). Dazu weibl.: Der Frau Pfarrerin [Frau des P–s]. G. 18, 332; 14, 98; 35 etc., seltner: Die Jungfer P–in [P–stochter] 36 etc. Zsstzg. z. B.: Dorf- oder Land-P.; Stadt-P.; Ober-P. (z. B. G. 2, 147 etc.), der erste P. einer größern Kirchengemeinde, in der mehrere P. sind, s. Hauptpastor. Nbnf.: Pfarr (s. o.); Pfarner sollen lehren und beten. Mathesius Lthr. 102a; Pr. 92 etc.; Darum war Anfangs Bischof oder Pfarer oder Pfärcher ein Ding und waren allein Pastores, Hirten des Pferichs [s. Anm. und Pferch] und Schafstalls Christi. Stumpf 351b.
~erisch, a.:
in der Weise eines Pfarrers, dem Pfarrer eignend etc., z. B.: Als N.. in Kleidung etwas un-p. aufzog. Zinkgräf 2, 76 etc., vgl. pfarreilich u. (veralt.): Eine solche Änderung der pfärrlichen [gottesdienstlichen, kirchlichen] Bräuche. Stumpf 81b etc.
Anm. „[Mhd.] pfarre, pharre, ahd. pharra. Pfarre.. aus mlat. parochia [s. Parochie], gr. παρoπνcc.“ Wackern. Gl. 423, vgl. die Umdeutung von Pfärcher [= Pfarrer] auf den Schafpferch bei Stumpf mit Anm. zu Bischof.