Person
* Persōn (lat.), f.; –en; Persönchen, lein; –en-:
1) eig. die Maske des Schauspielers, und danach: die von ihm gespielte Rolle; das von ihm dargestellte Individuum: In diesem Stück treten viele P–en auf; Verzeichnis der P–en; Die Haupt-, die Neben-P–en des Dramas; Was die witzige und gelehrte Henriette in der P. einer dummen Agnese sagt. 7, 59; Eine stumme P., die in dem Stück nicht spricht; Einer komischen P., eines privilegierten ausdrücklichen Possenreißers. Gsch. Th. 171; Die lustige (s. d. 2c) P. etc. Auch übrtr. (s. Rolle u. 2, nam. 2b), z. B.: Leute, die sich Philosophen nennen und eine sehr lächerliche P. in der Welt spielen. 14, 249; Ich spiele doppelte P. 10, 231; Wie mißlich die P., die ich hier spiele. 334b; Die doppelte P., welche die Päpste vorstellten, erhielt sie schwankend zwischen zwei ganz widersprechenden Staatssystemen. 906b etc. — 2) (s. 1) ein Individuum, das sich als solches bewusst ist, vgl.: Persona geht auf den Schall, den die Larve modificiert und der sie durchdringt. Die unmittelbare Ableitung hievon, die dramatische P. [1], das Individuum, welches ein anderes Individuum vorstellt, führte zur letzten abgezogensten Bed., in welcher das Wort genommen werden konnte: ein Individuum, das sich — sich selber [s.e] vorstellt (seiner selbst bewußt wird). So ward das Bewußtsein ein Element des abstrakten Begriffs Persönlichkeit (s. d.) etc. Br. 1, 743; Daß der Mensch in seiner Vorstellung das „Ich“ haben kann, erhebt ihn unendlich über alle andere auf Erden lebende Wesen. Dadurch ist er eine P. Anthr. 3; Bestimmt der Instinkt allein alle Erscheinungen am Menschen, so ist Nichts mehr vorhanden, was an die P. erinnern könnte, und es ist bloß Naturwesen, also Thier. 1128a etc. —
a) so z. B. auch von dem (persönl.) Gott, s. Rom. 305 und iron.: Der Professor ist eine P., | Gott ist keine. 3, 123 etc.; Die christliche Theologie unterscheidet in Gott drei P–en, den Vater, den Sohn und den heiligen Geist, s. Dreieinigkeit. Ferner: In der P. des Teufels den Peiniger und den Gepeinigten zu trennen, welche nach dem gemeinem Begriffe in ihm verbunden werden. 11, 165. —
b) (s. 1) In der äsopischen Fabel treten Thiere als handelnde P–en auf; In der gehobnen Rede werden oft leblose Wesen personificiert [s. d.] oder als P–en dargestellt etc., vgl.: (s. 1) Wenn ihr nach des Spiels P–en fragt, | so kann ich euch .. | nur eine präsentieren ..; | denn, ob der Bach zuletzt ein Wort auch spricht, | so wird ein Bach deßhalb P. noch nicht. 1, 4, ferner: Das Genie sagt: die Regel bin ich; es ist lebendige, P. gewordene Regel und wird daher Gesetzgeber. Ästh. 2, 396. —
c) ein menschl. Individuum, ohne Untersch. des Geschlechts (versch. k): Es waren viele P–en, viele vornehme P–en, mehr weibliche als männliche P–en auf dem Ball; Jede P. mußte acht Groschen bezahlen, Kinder wurden dabei für eine halbe P. gerechnet; Ich weiß es von einer sehr hochgestellten P.; Ich war es nicht, du meinst eine andere P.; Du irrst dich in der P.; Die Familie besteht aus zehn P–en etc. —
d) (zu c) P. mit abhäng. Genitiv oder mit besitzanzeigenden Fw. umschreibend ’(s. g): Es ist unparlamentarisch, die P. des Fürsten [den Fürsten in seiner Persönlichkeit, s. g] in die Debatte zu ziehn; Daß du zu dir versammelst ganz Jsrael.. und deine P. [Du] ziehe unter ihnen. 2. 17, 11; 73, 7; 19, 6; 3, 15; 5, 12 etc.; Ihre werthe P. [Sie]; Meine geringe P. [ich, meine Wenigkeit] und nam.: Ich für meine P. = ich für mich oder: was mich anbetrifft; ich an meinem Theile, z. B. 21, 72 u. o.; Ich, für meine wenige P. 93 etc., vergl.: Solange Jeder nur für sich glänzen, nur für seine P. beklatscht sein will. 8, 270 etc. —
e) Jemand in P., in eigner P. = er selbst, insofern er [s. o.: 2 sich selber vorstellt, im Ggstz. zu einem Stellvertreter, der nur seine Rolle spielt, nicht eben er selbst ist: Der Kaiser in höchsteigner P.; Erschienen die Wahlbotschafter so wie Kurfürsten in P. 20, 230 etc., auch: Er ist die Gutmüthigkeit in P. [die personificierte, die leibhafte Gutmüthigkeit, die Gutmüthigkeit selbst] etc. —
f) (s. 1) Zweierlei in einer P. [Beides zugleich] sein; Niemand darf Ankläger und Richter in einer P. sein [gleichsam beide Rollen agieren]; Jch bin Thäter und Erdulder in einer P. Ob. B. 1, 283 etc. —
g) P., prägnant untersch. von Dem, was mit ihr freilich mit ihr in innigem Zusammenhang, in naher Verbindung steht, aber doch eben nicht sie selbst ist (s. persönlich): Der P. Freund, der Sache Feind. Sprchw.; In der Kritik sich streng an die Sache halten ohne Rücksicht auf die P.; Die P. von dem Amte zu unterscheiden wissen; Das that ich | aus Achtung für die würdigen P–en | der Lords [s. d], nicht für ihr Amt, das ich verwerfe. 412a, vgl.: Ich weiß | den Mann von seinem Amt zu unterscheiden. 344b etc. —
h) Jemand mit Rücksicht auf Das, was er darstellt (s. 1), gilt, nach Rang und Stellung, die er einnimmt: Ein frech Volk, das nicht ansieht die P. der Alten (d). 5. 28, 50; Keine P. sollt ihr im Gericht ansehen, sondern sollt den Kleinen hören wie den Großen und vor Niemandes P. (s. d) euch scheuen. 1, 47; Ein Gott .., der keine P. achtet. 10, 17. —
i) Jemand in Bezug auf das äußere Wesen seines Erscheinens und dies selbst nach dem sinnlichen Eindruck: Eine große, stattliche, kleine, hübsche, häßliche, angenehme P. (s. k); Groß, klein, hübsch, häßlich von P. sein (vergl. veralt.: Holdselig ist sie personiert. G. 1, 13); Jemand nur aus seinen Schriften, aus Briefen, dem Ruf nach, aber nicht von P. (oder persönlich) kennen, nicht von Angesicht, nicht durch Umgang und Verkehr mit ihm etc.; Siehe nicht an seine Gestalt und seine große P. [Statur]. 1. 16, 7; Er war klein von P. 19, 3; Er hatte seit der Zeit sich gar nicht von P. geändert. 4, 288; So daß ich, in eben der P. beharrend, [innerlich] ein ganz anderer Mensch geworden. 25, 152; Er malte Wieland’s Porträt und meins nach der P. [nach dem Leben], Herder’s und Schiller’s nach der Überlieferung. 27, 271; Der ihm von P. noch unbekannt war. 6, 137; HB. 1, 59 etc. — k) oft bez. P. gradezu eine weibl. P., vgl.: Draußen ist Jemand, der — eine P., die Sie sprechen will, wo man unter Jemand (s. d. 1du. †) gw. ein männliches, unter P. ein weibliches Jndividuum versteht; Er heirathet eine junge, hübsche, reiche P.; Sie bekommt einen jungen, hübschen, reichen Mann etc.; Eine gemeine, — eine öffentliche P. [Hure]; Was sich die dumme P. wohl einbildet?; Nun fesselt mich diese scharmante P. 1, 100 etc. — l) vrkl.: Ein Persönchen, wie mir unter nordischen Jünglingen von Zeit zu Zeit eins begegnet ist. 22, 57; Die zwei Frauen ..., artige, muntere, gätliche Persönchen. 23, 83; Wenn ich das Persönchen auch mit den günstigsten Augen betrachte. Mar. 1, 228; Wenn er sich mit seinen Herkulesschultern neben dein ausgemergeltes Persönchen pflanzt. 3, 82; Die Ansprüche des Prinzen auf ihr Persönchen. 2, 285 etc. — m) Rechtsspr.: Eine moralische [s. d.] P. — n) Grammat.: Die erste P., der Sprechende; die zweite P., der Angeredete; die dritte P., Derjenige, von dem gesprochen wird (was in erweitertem Sinn auch etwas Sachliches sein kann) — und: die den angegebnen Vhen. entsprechenden Wörter und Formen: „Ich“ ist das Fw. der ersten P.; „ ich bin“ ist die erste P. des Präsens von „sein“ etc. Über die s. g. Mz. der ersten P., s. Jch; grammatisch heißt „er“ Fw. der dritten P., gleichviel ob es z. B. einen Mann oder einen Baum bez. etc. — Ich bitte 1000mal ab, daß solche Lästerungen, | . .. auch nur in der dritten P. aus meinem Munde gehen. 15, 122 etc.
Anm. Aus lat. persona, mhd. përsone. Veralt. Mz.: Nur vier P. Lthr. 164b, s. 1, 295.
Zsstzg., vergl. die von Mensch, Mann etc., z. B.: Ámts-: ein Ämt bekleidend: A–en vom ersten Rang. W. HB. 1, 145, so: Gerichts-, Raths-, Magistrats-P. etc. —
Frāūens-: Frauenszimmer, vergl. das niedriger Weibs-P.: Die F–en waren hübsch. Forster R. 1, 194; 224; 179; G. 17, 226; Mutter hin, Mutter her; sie bleibt darum doch eine F. L. 1, 348. —
Geríchts-: s. Amts-P. —
Geschléchts-: (vralt.): Eine vornehme G. Hammer RH. 402, aus vornehmem Geschlecht. —
Hāūpt-: die Hauptrolle spielend [1] und danach ver- allgemeinert, Ggstd. Neben-P.: Es wird mit Recht das Papageienbuch genannt, denn der Papagei spielt die H. G. 33, 275; Diese verschwimmende Unbedeutendheit der H. und das bedeutende Hervortreten der Neben-P–en ist ein Fehler des Bildes. Heine Sal. 1, 23; Macht mich doch nicht zur H.! Lewald W. 3, 230; Die H. dabei betheuert etc. W. 12, 14; 6, 80; Luc. 3, 180 etc. —
Lúmpen-: lumpige Person. —
Magistrāts-: s. Amts-P. G. 28, 14 etc. —
Mánns-: männliche Person, vgl. Mannsname: Daß einem Frauenszimmer von einer .. M. die Hand geküsst wird. G. 18, 116; Da doch offenbar M–n mit darunter sind. Also offenbar? Könnten es nicht vielleicht bloß Mannsbilder sein? Lichtenberg Hog. 1, 5 [das bloße Bild, der Schemen eines Manns]; Ich liebe den Umgang mit M–n, aber als Männer [s. d. 4] sind sie mir gleichgültig. W. 22, 121; 16, 77 etc. —
Míttels-:
1) Zwischen-P., eine ein Geschäft etc. zw. Zweien vermittelnde Person: Andre M–en [Werkzeuge] dazu zu erwählen. 4, 265; 7, 56; Diese spielten ihre Rolle als Vertraute und M–en in dieser Komödie so gut. Luc. 4, 18 etc. —
2) (s. 1) bes. oft: eine den Zwist zweier Parteien vermittelnde Person (s. Mittelmann 2, Schiedsmann). — Nêben-: s. [1] und den Ggstz. Haupt-P. 4, 115 etc., im eig. Sinne von der Bühne auch (mit dem Nebensinn des Überflüssigen): Der Nebenbei-P–en reiches Übermaß. 4, 98. — Öbrigkeits-: vergl. Amts-P.: Regiments- und O–en. 3, 560¹⁶). — Ordens-: einem (geistl.) Orden angehörend. — Privāt-: s. Privatmann. — Rāths-: s. Amts-P. — Regiménts-: s. Obrigkeits-P. — Schátten-: im Gegensatz einer wirklichen. — Stándes-: Person von Stande. — Wēībs-: s. Frauens-P. — Zwíschen-: Mittels-P. (1): Durch eine Z. wird ausgemacht, es sei etc. 33, 275.
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.