Faksimile 0513 | Seite 511
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peinen peinigen Peiniger Peinigung peinlich
Pēīn~en, tr.:
(selten) peinigen: Teufel, so nicht gern p., | müssen ihr Art und Eid verneinen. Fischart (Wackern. 3, 463ē) etc., s. Schm.
~igen, tr.:
Pein (s. d.) bereiten, verursachen: Sie peinigten und geißelten ihn. 2. Macc. 7, 13; Von unsaubern Geistern gepeiniget. Ap. 5, 16; 4, 21 etc.; Was plagt ihr doch meine Seele und peiniget mich mit Worten? Hiob 19, 2; Der von Allem, was die Menschheit peinigt, auch gequält worden. G. 33, 117; Alle Empfindungen, die ihn diese Tage gepeinigt hatten, wachten auf. 15, 12; Als sie mich .. auf solche Weise zudeckten, kneipten und peinigten. 19, 81; Von ihrer Gunst und Strenge gleich gepeinigt. Sch. 422b; Du kannst sie auf das Blutgerüste führen, | es wird sie minderp. als: sich | von deinen Reizen ausgelöscht zu sehn. 424b; Eine Sehnsucht, wie dem [Drckf. für den oder des] Erdürstenden nach der Woge kühlen klaren Wassers peinigte mich. Tieck N. 5, 168.
a) Auch zuw. ohne Obj.: Nichts peinigt stärker als der Neid etc., nam. im adjekt. Partic.: Die p–den Verlegenheiten, in welche ihn sein Geldmangel setzte. Forster Br. 1, 22; P–de Zweifel. Klinger F. 45; Als die Sorge .. zu einer p–den Angst geworden. DMuseum 1, 1, 199 etc.
b) mit Angabe der Wirkung: Einen todt p.; [Der englische König] darf seinen Unterhalt nicht durch Kammerkünste aus dem Lande p. Sturz 1, 39 etc. und so Zsstzg.: Daß Ritter, wie es die Physiker manchmal thun, die Natur auf die Folter gespannt und ihr Bekenntnisse abgepeinigt, die sie oft wieder zurücknimmt. Börne 2, 243 etc.; ferner: Von der bösen Hechel itzt, | scharfgespitzt, | wirst du [armer Flachs!] durchgepeinigt. V. 3, 133 etc.
~iger, m., –s; uv.:
Einer der peinigt, z. B. = Henkersknecht. Matth. 18, 34 etc.; In der Pers. des Teufels den P. und den Gepeinigten zu trennen. L. 11, 165; V. Th. 15, 10; P–in; Menander’s neue Komödie, der Selbst-P. W. 21, 134 [ëoτὸν τμμμρoυμeνος]; Den sein einmal erwähltes System zum Selbst-P. verdammt. 190 etc. Auch von Personif.: Das volle warme Gefühl meines Herzens .. wird mir jetzt zu einem unerträglichen P., zu einem quälenden Geist, der mich auf allen Wegen verfolgte. G. 14, 60; Vom wilden P., dem Hunger getrieben. Klinger Giaf. 242; Seine P. sind seine schwarzen Thaten. Uz 1, 25.
~igung, f.; –en:
das Peinigen und das Peinigende, die Qual: Damit sie die P., die er ihnen zugedacht hatte, desto länger aushalten könnten. W. 13, 44; Legte ich mir versch. Arten von Selbst-P. auf. 15, 51; 9, 282; 16, 107; 17, 110 etc.
~lich, a.:
1) körperliche Pein machend (selten, wegen der besondern Anwendung in 2), s. auch 3: Tödtliche und p–e Krankheiten. L. 11, 82; Hielt diese Kluft dich p. eingeklemmt. Schlegel Sh. 3, 27 etc. 2) Ge- richtsspr. = kriminal (insofern bei Kriminalverbrechen früher die Geständnisse des Inquisiten durch Peinigung mittels der Folter erlangt wurden): Kaiser Karls V. p–e Gerichtsordnung; Die p–e Frage, Jnquisition mittels der Tortur; Mit dem Würgeschwert der p–en Gerechtigkeit. Forster Jt. 1, 12; Verbesserte die p–e Gesetzgebung. 2, 119; Den armen Verbrecher, der p. zum Tode geführt wird. G. 5, 6; Sprechen von p–er Anklage, von Schafott. Sch. 195b etc. Verstärkt: Noth-p.; Kein armer Verbrecher .., | der vor hochnoth-p–em Halsgericht steht. B. 66b etc. und dazu: Unter allen Hoch- und Nothpeinlichkeiten, in welche mich dein unerbittliches Inquisitoriat radikaler Strenggläubigkeit verstrickt. Bamberger (Demokrat. Stud. 197). 3) das Gemüth peinigend und ängstigend, mit quälender (folternder) Unruhe erfüllend oder (zuw.) davon erfüllt etc.: So war die Epoche einer düstern Reue bei dem Mangel einer gewohnten erquicklichen Liebe höchst p., ja unerträglich. G. 22, 88; Meine Lage war p. genug. 21, 219; 18, 166; Liegt auch das Zünglein in p–er Hut, | verplaudern ist schädlich. 1, 181; Ihre Abwesenheit p. empfinden. 15, 61; Was auch in meinem Herzen p. sich bewegt etc. 35, 277; Die p–e Unterhaltung heiterer zu modeln. Gutzkow R. 8, 102; 2, 51; 6, 23; Lag ich in einem p–en, todähnlichen Schlaf. Hölderlin H. 2, 61; P. harrend. Platen 4, 286; Der Menschheit p–ste Pflichten. Sch. 1119a; Jener Zeit, | die so drückend und so p. | alles Leben eingeschneit. Uhland VII etc. Auch (zur Bez. gemischter Gefühle): Eine Aufgabe, die uns in einen p. süßen (s. d.) Zustand versetzt. G. 24, 72; Eine süß-p–e Situation. Gutzkow 11, 282 etc.; Die P–keit meiner Lage etc. 4) (s. 3) von einer ängstlichen (s. d. 4b), pedantisch, bis aufs Einzelnste und Kleinste sich erstreckenden Sorgfalt erfüllt oder solche erheischend (penibel): P. genau, ordentlich, reinlich sein; Nie diese oft so verächtlich scheinenden, über [durch] ihre Geringfügigkeit mühsamen und ihre Einerleiheit p–en Arbeiten bis zum kommenden Tage aussetzen. Engel 4, 38; Manche Werke, die auf eine gewisse p–e Arbeit hindeuten. G. 30, 468; Die Behandlung ist zwar fleißig, doch weder geleckt noch p. 31, 194; Aus der gewissenhaften P–keit, die sowohl seine Gemälde als Holzschnitte beschränkt, trat er [Albr. Dürer] heraus bei einem Werke etc. 27, 271; Auf p–e Weise ordentlich. Kant SchE. 41 etc.