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patsch Patsche patscheln patschen Patscher
Pátsch: 1) interj., ähnlich wie klatsch (s. d.), quatsch! etc., zur Bez. des klatschenden Schalls, z. B. bei einem Schlag mit der ftachen Hand oder beim Fallen, nam. auf den weichen oder aufgeweichten, feuchten Erdboden, in eine Pfütze etc., wo es zugleich wie auch sonst den platschenden (plätschernden) Ton der Feuchtigkeit bez. (s. matsch, manschen, panschen etc.), z. B.:
P.! da lag es. Adelung; P.! da hatte er Eins aufs Maul. Ders.; P.! schmiß ich meinen Vater weg. Blumauer 2, 35; Da versah’s Einer, p.! eine Ohrfeige und über das Gelächter, der Folgende auch, p.! etc. G. 14, 29; Bis .. p.! er auf dem Rücken liegt. Gotthelf U. 2, 180; P.! warf den alten, dummen Veit | der Bauer in den Fluß. Langbein 1, 232; Husch! sausen wir, husch | durch Rusch und durch Busch, | dann p. ins Wasser! V. 3, 165 etc. Daher auch: P.! = da haben wir die Bescherung! da sitzen wir in der Patsche (s. d.), z. B.: P.! jetzt kann ich den Quark aufdem Halse behalten. Holtei Mensch 1, 139, vgl.: Konx so wie Pax rufe man, wenn Etwas aus sei oder vorbei, also zu deutsch: Plumps soviel als P. V. Ant. 2, 257. Auch (vgl. klitsch-klatsch etc.); Pitsch, p. geht das Ruder. Brentano Wehm. 129 (s. Anm.: pätschen); Pitschpatschnaß. Glaßbrenner SprechTh. 13. 2) m., –es; e: = Patsche, s. d. 1; 2 und vgl. sich anschließende, mundartl. Bedd. nam. Schm. 1, 302; Stalder 1, 143; Weinhold 68, nam. auch = Klatsch 3 (s. d.), z. B.: Red’ ich dagegen, so wird nur der Klatsch | verschlimmert; | mein liebliches Leben im nichtigen P. | verkümmert. G. 3, 119; 126 (vgl. Patsche 4).
~e, f.; –n; –chen, Pätschchen, lein (s. Patsch 1 u. 2):
1) ein schallender Schlag: Weil ihm, als er noch ein Kind war, eine dieser Personen irgend ein Pätschchen gegeben. Börne 4, 137, ein Kläpschen; Sich der endlosen Handküsse und Hand-P–e erwehrt. GSchröer Hauschr. 142, s. Handschlag, Händedruck; Ein(e) Ohr- Patsch(e), Ohrfeige, vgl. Watsche. Schm. 4, 203 etc.
2) ein Werkzeug zum patschenden Schlagen, nam. = Britsche 2 (s. d.), best. Mist-P.; Tennen-P. Zink Ök. 2, 789 etc. Auch ein ähnliches (aus einem blattförmigen Brett an einem Stiel bestehndes) Werkzeug der Dachdecker, zum Einschieben von Strohschauben an Stellen des Strohdachs etc.
3) (s. 2) Hand, z. B.: Die kleinen P–n. Glaßbrenner SprTh. 17; Wenn er die P. reicht. G. 12, 50; Mit ihrer jungfräulichen P. KlSchmidt, s. Patschhand. Bes. oft verkl., z. B.: Rieb sich die schwarzen Patschchen. Brentano Wehm. 131; Mit ihren eignen beiden runden, allerliebsten Patschchen geschrieben. Wall Bill. 227; Ihr weiches Patschchen. Weiße Kom. 3, 325; 40 etc. und mit Uml.: Gieb dem alten Schwiegerpapa dein Pätschchen. Gutzkow R. 7, 434; Dein Pätschchen, .. ball’s und schlage tüchtig Eins mir hinters Ohr. HKleist Kr. 145 etc., mundartl. Patscherl etc. Auch von der handähnl. (Thier-)Pfote, z. B.: Die Katze kriegt doch noch ein Pfötchen? [Händchen]. Sieh, wie sie sich anschmiegt! Komm, Mutz, gieb dein Patschchen! Gutzkow R. 7, 251 etc. Mundartl. auch = patschender Fuß (vgl. Platschfuß); Filzschuh etc. Schm.
4) die (wenn man hineintritt od. schlägt, patschende) Feuchtigkeit, Pfütze, Dreck, z. B.: Unser Laubfrosch. .. Saß er hoch in der P.? Ruge Rev. 1, 165 etc., nam oft übrtr. (vgl. Brühe 3 und Pech 3) = unangenehme, fatale Lage, worin man sich befindet; Verlegenheit etc.: In der P. sein (Holtei Lammf. 1, 187; Zelter 3, 325), sitzen (Prutz E. 3, 447), stecken lassen (Ring Kurf. 1, 40), Einen haben (Höfer V. 308); Der liegt in der dicksten P. der Ungnade. König Kl. 3, 19 etc.; In die P. fallen (Klinger Th. 2, 336), kommen (Forster Br. 2, 282), hineinlaufen (Lewald W. 2, 74), Einen bringen (Laube DW. 5, 199), führen (Keller LvS. 68; Prutz E. 1, 173; Zelter 5, 61) etc.; Aus der P. Einem helfen (Benedix 2, 272; 6, 37; Hackländer Stillfr. 3, 62; Höser Leb. 295; Klinger Seid. 29; Ruge Rev. 2, 71; Scherr Sch. 2, 50; Wagner Kind. 51; W. Merck 1, 302 etc.), kommen (Keller gH. 3, 115; 4, 23), heraus sein (Klinger Seid. 45), Einen ziehn (König Jer. 1, 203); Suchte aus der P. zu kommen, worin er watete. Kl. 3, 44; Wie er sich aus der P. gezogen und Andere hineingestoßen. Gotthelf U. 2, 31 etc.
5) s. Petsche.
~eln, intr. (haben) und tr.:
leicht, leise patschen (s. d.), z. B.:
1) klätscheln (s. d. und tätscheln): Der Jäger patschelt oder klopfet ihn [den Leithund, ihn abliebend] sänftiglich an der rechten Seite am Hals. CvHeppe vom Leithund 7; Dem er recht zutraulich auf dem Kopfe herumgepatschelt. GRaimund Nov. 5, 94 etc., auch mit Uml.: Sie pätschelte kokett ihr Pferd auf den Nacken. Hackländer 6, 276; Tag. 1, 167; Namenl. 1, 89 etc., vgl.: Wann Die unter einander Fänge geben, ist nur hätschel pätschel, wobei Keinem die Nase überläuft. FMüller F. 26 etc.
2) gehn oder sich bewegen, daß es (ein wenig) patscht, z. B. nam. durch Flüssiges: Wir patschelten durch lauter Blut. Hölty 26; Taucht sich und patschelt [plätschert] | in lockender Fluth. KlSchmidt etc., doch auch sonst: Jst’s nicht viel edler: als ein Leu zu p. [auf Vieren zu gehn] | denn gleich der Ent’ auf Zwein einherzuwatscheln? Baggesen 3, 283.
~ên, intr. und tr.:
klatschen (s. d., auch die Bsp.): 1) intr., auch unpers.: mit dem durch ,,patsch“ (s. d.) bez. Ton schallen, z. B. von etwas Hinfallendem, von bewegter Flüssigkeit oder von etwas sich darin oder mit ähnl. Ton Bewegendem etc., und zwar mit „,haben“, wenn der Schall, mit „sein“, wenn die Ortsverändrung herporgehoben werden soll: Es hat geregnet, er ist gefallen, er hat ihn geschlagen, so daß es gepatscht hat; Der Knabe hat in der Pfütze (umher-, herum-) gepatscht, ist in die Pfütze (hinein-) gepatscht; Da patschten die jungen Enten wick wack von einem Fuß auf den andern ’naus in die Leimengrub. Auerbach D. 1, 188; Ich rudre in fremdem Element herum, ja ich möchte sagen, daß ich darin nur patsche [wate]. G. Sch. 6, 320; Zu schmettern, zu plätschern, zu p. Zelt. 3, 82; Damit patschte [fiel schallend] ein Trumpf auf die unglückliche Majestät [den Koeurkönig]. Hackländer Stillfr. 1, 253; Da patschte es wieder [im Wasser]. vHorn rhD. 2, 20; Empfunden, wie es patscht, wenn Haselholz und Hirschleder zusammenkommen. Kurz Sonn. 11; Das patschte und spatzte [beim Waschen]. OLudwig Thür. 1, 458; Weil eine Feige p–d [darauf niederfallend] Eure Nase daran er- innerte. Tieck NKr. 3, 46; Da patschet sein [des Fuhrmanns] Geißel, da knallet die Schnur. Uhland V. 734 etc. In Zsstzg.: So ist er nach Sterzing abgepatscht. Spindler Vog. 2, 363; Ein Stein, den wir in des Nachbars Garten werfen, wenn er auch ein bischen aufpatscht. G. Sch. 3, 27 (s. u.: nieder-p.); Das nasse Wetter, in dem ich täglich die Straße durchpatsche. Forster Br. 2, 380; Während seine .. Füße im 8“ tiefen Schneeboden .. hinpatschten. Spindler Vog. 1, 227; Die armen Kleinen p. immer barfuß hinauf den steilen Berg, der oft vom Regen glatt ist. Gutzkow 11, 310; Im Bassin die Fische | p. ungeduldig mit den Köpfen her- aus. G. 2, 70; Er schwimmt allerwärts durch, patscht gut hinein; wo er ist, spritzt das Blut himmelhoch. Grabbe Hann. 123; Die Brüder wateten, ich patschte, schwamm hinüber. G. 12, 119; In der großen Pfütze herum-zu- p. Ring SohnNap. 1, 94; Ich patsche noch im Grundwasser herum. Zelter 4, 45; Ziellos umher-p–d. Laube Kön. 1, 63; Baff! stieß er ihn, daß der gute Herzog zehn Schritte hinter seinem Rosse niederpatschte. FMüller 1, 220 (s. o.: auf-p.) etc. 2) intr. (haben) und tr.:
a) p–d (1), klatschend, schallend schlagen, z. B.: Ich geh nicht vom Markt, gepatscht muß sein. Auerbach D. 1, 152, von dem schallenden Handschlag beim Abschluß eines Handels; Man patscht [ohrfeigt] unsere Tapferkeit und stellt uns hinter den Ofen. Börne 2, 489; Wir wollen sie p.; sie denken nicht, daß wir ihnen die Spitze bieten können. G. 9, 80 [vgl. panschen 2. Sch.]; Er patscht sich auf den Bauch. 287; Sie patscht mich mit muthwillig derbem Schlag. 2, 73; Seh ich einen Rücken, | möcht’ ich ihn p.; | seh ich eine Wange, | möcht ich sie klatschen. 8, 249; Wie es patscht und wie es schlägt [um die Flamme zu ersticken, s. d: zu-p.]. 12, 54; Daß ich fröhlich in die Händchen patschte. 20, 7; Damit patschte sie dem Bübchen mit dem Löffel auf den Mund. Hackländer Sklav. 1, 65; Befeuchtete einen Lappen, den er alsdann dem Bruder auf den Kopf patschte. Stillfr. 2, 244; Dann patschte sie das fremde Kind auf den Kopf. 50; Patschte sie mit ihrer breiten Hand auf den Tisch. Tag. 1, 207; Daß ich ihr die Hände gepatscht habe, wenn sie unartig war. Hartmann E. 274; Patsch dich! [du musst dich selbst ohrfeigen etc.]. vHorn Schmj. 1, 206; „Wo nur die Fliegen gleich wieder herkommen?!“ fing an zu P hier und dort. Möricke Moz. 89; Prutz Mus. 1, 193; Rank Arm 21; Zelter 1, 438; Die Tenne p., mit der Patsche fest schlagen etc.
b) eine Flüssigkeit p–d (1), plätschernd bewegen: Er patschte ihm das Wasser in das Gesicht. Immermann 12, 217 etc.
c) mit der Patsche oder Hand fassen, greifen, tatschen (s. d.), nam. in Zsstzg., s. d.
d) Zsstzg. z. B.: Alles an-p. (c) und antatschen etc.; Wie oft hab ich den Engel als Kind auf meinen Armen getragen und ihr Leibchen rundum bepatscht (s. c) und gestreichelt! Heinse A. 1, 190; Der Hund sprang seiner Hoheit auf den Schoß, ihn .. bepatschend. Kohl Südr. 1, 231; Dieses Be-p. aller Lebensmittel. Rahel 1, 82 etc.; Schämt euch, ihr Bessern, auch mit ein-zu-p. (a). G. 6, 159, applaudierend in die Hände zu klatschen; Löschen wollt’ ich, patschte zu (a und c). G. 2, 12; Ihr dummdreistes Zugucken und Zu-p. (c). Immermann M. 1, 335; Da batscht die Maid ihr Händ’ zusamm. HSachs 4, 3, 66b.
3) mundartl. auch = klatschen 1f (s. d.), plaudern, schwatzen und Zsstzg. s. Weinhold u. Schm.
~er, m., –s; uv.; 1) Einer, der patscht, nam. in Zsstzg.:
der sich patschend bewegt, patschend Etwas tritt etc., z. B.: Gold-P., verächtl. st. Goldschläger; Mist-P., verächtl. Bez. eines Ackermanns; Der nichtsnutzigste Sand-P. von Euch Landratten. Höfer Leb. 86; Wasser-P. [Frosch]. Grimm M. 2; 39 etc., vgl.: Dreckpatz (des Froschkönigs Vater). Rollenhagen Fr. 14; 36 etc. 2) mundartl.: gutmüthiger Einfaltspinsel. Spindler Vog. 1, 144; 323; 2, 53; 112 etc.
Anm. Tonw. und demgemäß weit verbreitet, s. nam. Weinhold 68a und das dort Angeführte, vgl. bes. Diez 255: „Patta, kremones. Latz, Klappe an Kleidern [vgl.: Griff nach der rechten Rocktasche und hielt die Patte. Bode Empf. 1, 121, verderbt: Batte, s. d. u. vgl.: Pathenrock. Waldau N. 3, 203] . ., frz. patte, Tatze, Pfote [vgl.: Die Katze hat mich mit der Patte und den feinen Nägeln gekratzt. Tieck N. 7, 237] .. patin, Schlittschuh. Ohne grade von gr. πcτoς (Tritt), πcτεēν (treten) herzurühren, trifft das roman. Wort als Naturausdr., wie unser patschen, damit zusammen, indem es etwas Plattes, platt Auftretendes ausdrückt. It. Pattuglia, . ., frz. patrouille, früher patouille, Streifwache .., patrouiller, streifen. Letzteres heißt auch: mit Händen oder Füßen in einer Pfütze rühren .. und fließt .. aus patte und bed. eig. patscheln, hin und her treten, bes. im Schmutz.“ Bei Schm. patschen und. patzen, vgl. Spindler Vog. 2, 112 und 255 und: Einen abpatzen. Forster Br. 2, 369, derb ablaufen lassen und: patzig, derb auftretend, grob (s. batzig und z. B. Gleim 3, 287; Tieck NKr. 4, 270; V. Ar. 3, 357; Sh. 3, 386 etc.). Niederd. (s. Brem. Wörterb. und Schütze etc.) pedden (perren), pattjen, treten; pad, Fußsohle (und Pfad, s. d.); padde, Kröte, s. Padde etc., vgl. Pfote. S. auch baddeln oder: Meine beiden Täublein, wenn sie sich schnäbeln und mit ein- ander batteln. VWeber 2, 182 etc., patteln, spatteln. Bei Weinhold als Nbnf. pōtschen, nam. auch in der Bed.: „mit der Ruderstange auf den Grund fahren und den Kahn fortstoßen, anderswo pätschen“, z. B.: Dem plätschernden Schalle der dahinpätschenden Gondoliere. Kladderadatsch 7, 142b, vgl.: „Pêtschen: auf der Elbe die Steuer oder Ruder, mit denen ein Floß regiert wird.“ Bobrik, s. nam. patsch 1, das letzte Bspe, doch deutet der immer gedehnte Vokal auf einen versch. Stamm, vgl. auch Peitsche, Anm.