Faksimile 0498 | Seite 496
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Papagei
* Papagēī, m., –en, –s, (uv.); –en, –e (–s); –en-, -:
1) eine Gattung Klettervögel, Psittacus, in warmen Himmelsstrichen, mit dickem, starkem, kurzem, allseitig abgerundetem Schnabel, der obre hakenförmig über den untern verlängert, den Fraß mit derKlaue zum Schnabel führend und leicht sprechen lernend (s. Psittich, Sittich): Sie fragt den dämonisch-weisen Haus- P–en um Rath. G. 33, 275; Wie Staare und P–en abgerichtet werden, Worte nachzusprechen. Raumer Päd. 3, 2, 170; Der Sittich grün. . . Der P. [vom Sittich unterschieden]. Wackern. 2, 232 Z. 11 (Ao. 1613); Die P–en. .Der Sprachmeister seines P–en zu werden. .. In der Unterhaltung mit einem P. .. Den oft besagten P. W. 21, 248 ff. etc.
a) dazu als Klassen: Erd- und Baum- P–en und sehr viele Arten, z. B. (s. Oken 7, 359 ff.): Alexanders-P., Ps. Alexandri; Amazonen-P., Ps. amazonicus s. Loro; Ara-P., Ps. ararauna; Damen-P., Ps. domicella; Lerchen-P., Ps. pallarius; Nacht-P., Steatornis caripensis; Paradies- P., Ps. paradisi; Rüssel-P., Ps. Goliath; Schopf- P., Kakadu (s. d.) etc.
b) ausgedehnt auf einige ähnliche Vögel: Der deutsche P. (od. Trosche-P., Nemnich), die Mandelkrähe; ferner mehrere Arten von Kernbeißern, z. B. Loxia enucleator, der finnische P.; L. pytiopsittacus, der Tannen-P., s. Tschudi Th. 88; See- oder Meer-P., Alca arctica, s. Lund.
c) (vralt.) der aus Holz etc. gemachte Vogel als Ziel der Schützen beim sog. Vogelschuß (s. Adler 2b und frz. papegai): Unsere . . Kirch, welche den „Papagey“ allein hat können herabschießen. Fischart B. 11a etc., s. Brem. Wörterb. 3, 292.
2) (s. 1) ein Fisch mit bunter Zeichnung, Coryphaena psittacus. 3) (s. 1) übrtr.: eine plappernde Person: Als sie sich zu Affen und P–en verkünstelten, ihre eigene Sprache aufgaben und völkerstumm fremde Mißtöne nachlallten. Jahn V. 373; Ich .., | nun so geneckt von einem P., | in dem Verdruß und in der Ungeduld, | antwortete so hin. Schlegel Heinr. IV. 1, 1, 3 etc. 4) Dazu: Papageienhaftes Nachplaudern etc.
Anm. Mhd. papegän etc., fremdher entlehnt, s. Diez 251. Die Schreibw. der letzten Silbe schwankt (od. schwankte vielmehr) zwischen gei, gey, gay und (niederd.): Schreierischer als ein Papagoi. V. Sh. 3, 106; Rabner 2, 15; Von einem Pappagoh. .. Die Gesellschaft des Pappagoy. Olearius Ros. 68a; Papagojen .. werden bei uns indianische Raben genannt. Mandeslo 45b etc., vgl.: Die Papagoyim. Heine Reis. 3, 241 (wohl anspielend auf hebr. wia, gojim, Bez. der Nicht-Juden) und: Brauchen auch der Worte, die wir brauchen, wie die P–en. Luther SW. 60, 262, nach andrer Lesart: Papegögen etc. Über die Abwandlung s. o., nam. in 1 die Stelle aus W., ferner Herrig 16, 421, wo Belege aufgeführt sind für: Des P–s (Eichendorf; W. 12, 243); des P–en (Immermann; W. 15, 248; so auch: Forster Sak. 57; Hungari 1, 560 etc.); Dem P. (L.; Schütze; W. 12, 236); dem P–en (W.; so auch H. 9, 173); Den P. (König; Oehlenschläger: W., so auch B. 94a); den P–en (Alexis, so auch Brachvogel Narc. 35). Mz. gw.: P–en, s. o.; Oken; Hagedorn 2, 83; Ramler F. 1, 14 etc., selten: Die P–e. Lewald Aq. 3, 175. Verkl. P–chen. Adelung, häufiger in Koseform: Papchen, z. B. B. 94b; Göckingk 2, 150; Lieb 45; 53; Karschin 250; Ramler F. 1, 42; 43; W. 12, 244; 15, 216; Zachariä 1, 280; 281 etc. (auch unverkl.: Der Pape. 285; Den Papen zu würgen. 284, s. Brem. Wörterb. 3, 292 u. Dompfaff); östreich.: Der plauderische Paperl. SClara EfA. 2, 703, vgl.: Schön Papelpapchen. B. 94a und: Pap(p)el(e)n, pappern = schwätzen, babbeln (s. d.). Adelung; Bernd; Schm. 1, 290; Plappern, pappeln und tadern. Fischart B. 214a; Kann doch so eine Weibszunge nicht rasten, bis sie gepappelt hat, was sie weiß. vHorn rhD. 2, 262; Geschnattert und gepappelt. und geträtscht. JGMüller Lind. 4, 348 etc.; Daß sie die Köpfe nur deßwegen heben und mit den Schnäbeln pappern, damit das Wasser hinter laufe. EWagner 10, 79 etc., und bei Oken 7, 361 die deutende Spielerei des Namens „vom Geier, wegen des krummen Schnabels, und weil sie pappeln Pappelgeier“, woran jedoch so viel sein kann, daß der Vogel mit einem weit verbreiteten Naturlaut (s. babbeln, Anm.) als der Pappelnde oder Schwätzer bez. ist. Dazu: Dessen Theorien für ihn nur Paperlapáp [Geschwätz; Unsinn; dummer Schnack] und Firlefanz .. sind. Zschokke N. 13, 103 und oft interjektionsartig zur wegwerfend-verächtl. Bez. des von Jemand Geäußerten als Geschwätz etc., z. B. Benedix 2, 236; 275; Görner Alm. 4, 11; Hausbl. (58) 2, 252; Mügge Ad. 72; Ruge Rev. 2, 244 etc.; Papperlapáp! Auerbach Volksk. 31; Paperlepapp! Eichendorf Phil. 80; Päperlepä! Dyk 8, 330 etc. S. ferner: papeln (obrd.) = hätscheln, streicheln. Adelung (vgl. päppeln).