Faksimile 0496 | Seite 494
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Palm Palme palmen palmig Palmist
* Pálm (lat.), m., –(e)s, –en; –e, –en:
1) ein Längenmaß, soweit man mit der ausgestreckten Hand (s. Valme 1 und palmen
1) spannen kann, Spanne (etwa = ² Fuß, doch nach Zeit und Ort versch., s. Bobrik), auch, nam. bei der Best. des Durchmessers von Rundhölzern etc., dem bekanntlich eine 3¹*₀₀ mal größre Peripherie entspricht, = Handbreit: Krucifixe, einen P. groß. G. 28, 52; 294; 31, 403; Daß das Wasser darin über drei P–en stand. 61; Der Durchmesser .. enthält .. 250 P–e. Heinse A. 2, 95; Die Höhe macht 232 P–e. 1, 259; Die Figur hat acht römische P–en. L. 11, 204; Er war fünf Fuß und einen halben P. hoch. W. 21, 257; Ein drei P–en hohes Bild. 5; Säule, die acht und einen halben P–en im Durchmesser hielt. Winckelmann M. 1, 482; Fünf römische P–en hoch. ebd.; In der Länge hält es 26 römische P–en. ebd.; Zwei P–en hoch .., einen P–en groß. 277a; Von einem P–en hoch. 271a; Von einem halben P. 283a etc., selten Mz. uv.: Acht P. hoch etc.
2) s. Palme 2a; b.
~e, f.; –n; Pälmchen, lein; –n-, Palm-:
1) flache Hand: Auf einem weniger flachen Theile des Körpers als die P. der Hand ist. König (D Mus. 1, 1, 126); Die P. seiner Hand öffnen. Sealsfield Leg. 1, 157; 2, 96; 3, 33; Mit seinen Händen grub er den halbgefrornen Boden auf; der Kiesel schnitt in seine erstarrten P–en. 176 etc., s. Palm und palmen.
2) Name von Pflanzen und Pflanzentheilen:
a) eig. und zunächst der die Datteln (s. d.) bringende Baum (Phoenix dactylifera), der für manche Völker des Orients die fast ausschließliche Nahrungsquelle ist (vgl. P–n-Jüngling) und die sog. Zweige desselben, d. h. die abgeweißten (s. d.) großen, gefiederten Blätter, vgl.: Wo die Dattel-P. im Großen angebaut wird, nicht um Früchte von ihr zu erhalten, sondern P–n oder durch entzogenes Sonnenlicht weiß gewordene Blätter (feuilles étiolées). Humboldt Kl.Schr. 1, 264. Diese Zweige dienen zu mannigfachem Gebrauch, z. B. als Besen: Fliesen mit schmutziger P. gekehrt. V. H. 2, 162, vgl.: Beschen von Zwerg-P–n. G. 23, 292 etc.; ferner nam. bei den Alten als Preis des Sieges (s. b), als Zeichen der Freude und seligen Wonne (z. B.: Angethan mit weißen Kleidern und P–n in ihren Händen. Off. 7, 9, wie denn so auch oft die Engel dargestellt werden, z. B. W. 10, 148 etc.), der Festfeier, z. B. bei den Juden zur Feier eines Siegs (1. Macc. 13, 51; 2, 10, 7), des Lauberhüttenfestes (3. Mos. 23, 40; Neh. 8, 15, daher noch: Juden-P.) etc., s. nam.: Nahmen sie P–n-Zweige und gingen hinaus ihm [den einziehenden Christus] entgegen und schrieen: Hosiannah etc. Joh. 12, 13; daher zum Andenken an diesen Einzug: der Palmsonntag und die Palmwoche (vor Ostern), vgl. auch in der kathol. Kirche: Palm-Esel (z. B. Fischart B. 14b), ein am Palmsonntag in feierlicher Procession umhergeführter hölzerner Esel, s. Schm. 1, 281 und vgl.: Vor Zeiten hat man in der Schule gespielt, daß sie sind auf dem Esel geritten und haben P–en geschossen. Luther SW. 2, 197. Auch heißen P. oder Palm (m.) die am Palmsonntag in der Kirche (in Ermanglung echter P–n) geweiheten Büschel von Zweigen der Sahl- oder Palmweide (Streich-P., Salix caprea), der Stechpalme, des Sebenbaums, der Mistel etc. Schm., vgl.: Im Vatikan bedient man sich | Palmsonntags echter P–n. | ..Muß im Gebirg zu diesem Brauch | Stech-P–n gar verwenden. | Zuletzt, man will ein grünes Reis, | so nimmt man Weidenzweige etc. G. 2, 216. Ver- allgemeinert auch P., Palm (m.), Oster-P., die wolligen Blüthenknospen (Kätzchen) der Weiden, Erlen, Haseln etc.: Die Haarweide bekommt auch im Frühjahr ganz rauhe P–n. Döbel 3, 28a; 20b; Wollig hing der Weide Pälmchen. V. 4, 44, (dazu: Palmzeit, die Zeit dieser Blüthen, nam. in Bezug auf die daraus Honig den sog. Palm- oder Frühlingshonig saugenden Bienen) und so auch die Blüthenzweige, z. B.: Verschwenderisch war der Palm von der Hausthüre der Braut bis zur Kirche ausgestreut. Kinkel E. 137; auch übertr. auf die Bäume selbst, s. Brem. Wörterb. und z. B.: Nur wird man vornherein irre, wenn man nicht weiß, daß unter dem Palmbaum die Stech-P. gemeint ist. G. 32, 153; Zweiglein des Sevenbaums, so wir gemeiniglich Palmbaum nennen. Ryff Th. 42; Die Schwarzpappel, Populus nigra, Palmbaum. Nemnich etc. Ferner auch = Knospe, Auge der Rebe: Wann die P–n an den Reben ausschlagen. Coler Hausb. 4, 19 etc. (schwerlich hier als deutsches Urwort, s. Adelung, Schm.), s. c.
b) Insofern die P. (Palmzweig) als Zeichen und Preis des erkämpften Sieges gilt (s. a), in vielfacher Anwendung nam. in gehobner Rede, s. nam. Kranz 1a, z. B.: Nach der P. ringen. Guhrauer Less. 1, 59; Die P. zu erstreben, | die mir nach bangem Kampf die süße Ruhe beut. ESchulze 3, 292; Die P. erringen (G. 12, 42; 29, 108), erhalten (338), nehmen (Schlegel Cäs. 1, 2), sich brechen (Cham. 4, 19) etc.; Einem (oder einem Ggstd.) die P. reichen, geben (Kohl A. 2, 158), ertheilen (Cham. 6, 263), zuerkennen (Reinhard G. 150; Vogt Oc. 2, 165) etc.; Die P. winkt Einem (Cham. 4, 150; Kl. M. 13, 108); Es blüht die P. schon hienieden | jedem schönen, gläubigen Gefühl. ESchulze 3, 78; Ihm blieb die P. Humboldt K. 2, 217 etc.; Erzähle meine Werk’ und meiner P–n Ehr. Gryphius Fr. 14; Wie voll Schmerz der Besiegte [Hengst], wie stolz der Palm’ er [der siegende] einherging. V. Georg. 3, 102 etc., vgl.: Im höchsten p–nreichsten Stande Roms. Schlegel Haml. 1, 1; Einem die Sieges-P. reichen; Mit Sieges-P–n umlaubt. Musäus M. 1, 142 etc. Auch m.: Hast erpfiffen manchen Palm. Spee Tr. 305 etc.
c) Zsstzg. zu a, z. B. bei Oken, der fünf Ordnungen der P–n aufstellt: Mark-P–n (mit den Zünften: Ader-, Drossel-, Zellen-P–n); Schaft-P–n (mit den Zünften: Holz-, Rinden-, Stengel-P–n); Stamm-P–n (mit den Zünften: Bast-, Laub-, Wurzel-P–n); Blüthen-P–n (mit den Zünften: Blumen-, Gröps-, Samen-P–n); und Frucht- oder eig. P–n (mit den Zünften: Apfel-, Beeren-, Nuß-, Pflaumen-P–n, ferner: Ast- P., Hyphana, das Bdellium liefernd; Backen-P., deren Frucht die maldivische Nuß; Brech-P., Taliera, mit brechenerregendem Saft in den Blättern; Brenn- P., Caryota, deren Rinde Brennen und Jucken der Haut erregt; Cigarren-P., Licuala, deren schmale Blättchen zu Hülsen für Cigarren dienen; Dattel-P., s. a; Fächer-P., Borassus („Wein-P.“); Fackel-P., Sagus taedifera, deren Holz zu Fackeln dient; Juden- P., s. a; Kau-P., Areca catechu, deren Früchte, mit Betelblättern oder Kalk gemischt, den in Indien so gw. gekauten Pinang liefern; Kohl-P., Euterpe oleracea (s. Palmenkohl); Kokus-P., Cocus nucifera, die Kokusnüsse liefernd; Mandel-P., Attalea; Most- P., Oenocarpus, eine Art Wein liefernd; Netz-P., Manicaria, mit netzartiger Kolbenscheide; Öl-P., Elais (Avoira elais), deren Früchte das Palmöl liefern; Sago-P., Sagus Rumphii, deren Mark das Sago (s. d.) liefert; Schirm-P., Corypha, s. Wachs- P.; Sieges-P., s. b; Stech-P., Ilex aquifolium (s. a und Hülse 2, Christ-, Myrtendorn); Ruscus aculeatus (Mäusedorn); Streich-P., Salix caprea (s. a); Wachs-P., Corypha cerifera (s. Schirm-P.), Art Wachs liefernd; Wein-P., Mauritia vinosa, mit weinartigem Saft; auch = Fächer- und Zucker-P.; Zucker-P., Gomutussaccharifer, auch ein weinartiges Getränk liefernd (s. Wein-P.); Zwerg-P., Chamaerops, zu Besen (s. a), Körben, Seilen dienend etc.
~en, tr.:
1) Schiff.:
a) auf ein Tau holen (s. d. 2a), in dem man eine Hand über die andre anschlägt (s. Palm).
b) refl. in Zsstzg.: Sich auf-p.: an einem Tau in die Höhe klettern, indem man eine Hand über die andre anschlägt.
2) in Zsstzg.: Be-p.: mit Palmen (s. d. 2a und b) versehn, s. palmig und belorbeeren: Weil die Schriftlinge gern bepalmt und gespalmt sein wollen. Jahn V. 14; Den Helden windet man bepalmte Siegeskränze. Lohenstein Ros. 63; Hyac. 65; Jordan’s bepalmter [palmen-reicher, -bewachsner] Strom. Opitz W. 4, 299 etc.
~ig, a.:
bepalmt: Vom Ufer des p–en Indus. W. 26, 296.
~ist, m., –en; –en:
Palm- Eichhorn (s. d.).