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Palast
* Palást (lat. –⏑), m. (n.), –(e)s; Paläste, (–e); Palä́stchen, lein; -:
Fürsten- oder fürstliche Wohnung (vgl. Schloß): Seine Kinder lässt der Großherzog nicht in einem Pallast, sondern in einem Hause erziehen. Forster It. 1, 93 etc.; übertr., z. B.: Nun ward der Seele P. (– ⏑) mir zum Kerker. Schlegel Sh. 8, 224 etc.
Anm. Aus lat. palatium, mhd. palas (s. d., vgl. Palais und Pfalz, ahd. phalanza etc., mhd. phalenze, phalze, pfalze etc.). Doppelbeton. (s. u.) trochäisch wie mhd. oder jambisch (wie Palais). V. 1, 187 empfiehlt für Jenes die Schreibw. Pallast, für Dies: Palast (s. Damast und vgl. Sanders Orth. 39), jene findet sich z. B. schon bei Luther 1. Kön. 16, 18; 21, 1; 2, 15, 25; 20, 18 etc. und sich daran schließend die Mz.: Die Pallast. 2. Chr. 36, 19; Ps. 48, 14; 144, 12; Spr. 3, 9; Jes. 23, 13; 32, 14; Jer. 6, 5; 22, 14; 49, 27; Klag. 2, 5; 7; Amos 1, 7; 12, 14 etc. und im Dat.: Werden Dornen wachsen in ihren Pallasten, Nesseln und Disteln in ihren Schlössern. Jes. 34, 13; 13, 22; Ps. 48, 4; 122, 7; Amos 3, 10; 6, 8 etc. Heute gw. nur die umgelautete Mz. Paläste. G. 1, 97; Sch. 22a etc. und demgemäß verkl.: Palästchen. Veralt. auch neutr.: Wenn ein starker Gewappneter sein Pallast bewahret. Luk. 11, 21; Jer. 9, 21; Sein bestürmt P. (⏑ –). Gryphius Fr. 385 v. 470 etc. In den um eine Silbe verlängerten Formen liegt heute gw. der Ton auf der zweiten Silbe, während in den zweisilbigen Formen troch. und jamb. Betonung vorkommt (s. o., vgl. Altar, Anm.), z. B.: Nach dem Pallast (– ⏑) . . Am Pallaste (⏑ –⏑). Platen 4, 385 etc.; ferner auf der zweiten Silbe betont, z.B. B. 175a; G. 6, 19; 7, 151; 13, 247; 331; Opitz 1, 13 v. 146; Platen 4, 345; Ramler F. 3, 104; Rückert Morg. 1, 226; Sch. 411b; Stolberg Jl. 18, 435; V. ebd.; 6, 500; Od. 3, 398; 13, 2; W. 20, 113 etc. und so zumeist auch in den Zsstzg. (s. d.), dagegen ⏑, z. B. Droysen A. 3, 268; Freiligrath 1, 158; 246: SW. 3, 173; 178 etc.; H. 15, 190; 312; Sch. 219a; Schlegel Sh. 8, 224; Tiedge 2, 203 etc. Scherzh. Fortbild.: Bemilitärt und bepalastet [mit einem P. versehn]. Glaßbrenner Rein. 14 etc.
Zsstzg. vgl. die von Schloß, wobei jedoch zu bemerken, daß bei P. der Begriff des Hohen, Groß- artigen, Prachtvollen entschiedner hervortritt, weßhalb man z. B. gw. Jagd-, Lust-Schloß etc. sagt, ohne daß doch die entsprechenden Zsstzg. von P. ganz ungebräuchlich wären (s. u.), z. B.: Ēīs-: In Petersburg wurde 1740 ein E. gebaut, s. Freiligrath Ca 15 etc.; übertr.: Des Gletschers E. Matthisson 132; Die Messiade .. ein schimmernder, durchsichtiger E. IP. 42, 158; Auf dem E. | des Schreckhorns. Sch. 523b; Aus grönländischem E. | schwankt der Winter hervor. V. 3, 3 etc.
Fēē(e)n-: Sylphen, von denen die Feenpaläste bedient zu werden pflegten. W. 2, 44, s. Glas-, Zauber-P.
Gárten-: Campe, s. Gartenhaus.
Glās-: aus Glas, z. B. in Feenmärchen; dann nam. auch in neuerer Zeit: Gebäude für große (Welt-) Ausstellungen (vgl. Glashaus): Der G. in Hydepark. . . Lebendig werden die Märchen, dort steht ein G. Glaßbrenner Gd. 158, ebenso: Krystall-P.
Hōch-: hochragender: Des Königs H. G. 12, 173; Aus ihren Hochpalästen | in der Armuth niedre Hütten. Rückert Morg. 1, 29.
Hōf-: Platen 4, 299. Kāīser-, Kȫnigs-.
Krystáll-: s. Glas-P.
Lúst-: Ein Residenzschloß muß prächtig, ein L. schön und geziert [zierlich] sein. Kant SchE. 9, üblicher: Lustschloß (s. o.).
Mármor-: s. Stein-P. V. H. 2, 295 etc.
Mönchs-: ein palastartiges Kloster. Reithgrd 79.
Rēīchs-: H. 13, 165. Residénz-.
Sómmer-: als Sommerwohnung, Ggstz. Winter-P. Matthison E. 1, 392.
Stēīn-: aus Stein erbaut. Freiligrath 1, 143, so Marmor-P. etc.
Wáld-: der Wald, als eine prachtvolle Wohnung betrachtet. Hackländer Hdl. 1, 199, vgl. Blätterdom etc.
Wínter-: s. Sommer-P. Kohl Pet.
Wōhn-: Matthisson E. 1, 380.
Wólken-: z. B. in die Wolken ragender. Gd. 56, doch vergl. auch Luftschloß.
Zāūber-: zauberischer (feenhafter) Palast. ebd. etc.