Paar
I. Pāār, n., –(e)s; –e (als Maßeinheit uv.); Pärchen, lein (–chen); -:
1) ein aus zwei zusammengehörigen Wesen oder Dingen bestehnde Einheit, z.B.:
a) von Dingen, von denen je zwei als zusammengehörig gefertigt oder verbunden werden: Ein P. Schuhe, Stiefel, Pantoffeln, Strümpfe, Handschuhe, Hosenträger oder Tragbänder; (Den andern Pantoffel hervorziehend): Hier ist sein andres Ich, sie sind ein P. 3, 113 etc.; Das schmucke schmeidige Pärlein [Handschuhe]. 372, auch: Ein P. Hosen (s. d.) oder Beinkleider (s. d.) = eine Hose, ein Beinkleid etc. und so z. B.: Drei P. Beinkleider = drei Beinkleider, dagegen: Drei P. Handschuhe = sechs Handschuhe, von denen je zwei zusammengehören (sechs einzelne Handschuhe, z. B. alle für die rechte Hand bestimmt oder so, daß der Größe nach nicht je zwei zusammenpassen etc., sind keine drei P. Handschuhe), vgl. im Pelzhandel, wo je zwei Zobelpelze als ein zusammengehöriges P. gerechnet werden: Etliche Zimmer [s. d.] Zobeln . ., ein Zimmer aber ist 20 P. Den beiden Gesandten wurden 11 Zimmer gute Zobeln .. gegeben, den Officierern .. jedem ein Zimmer Futterzobeln, den andern noch geringern Völkern aber etlichen zwei, etlichen ein P. Reis. 27a. Doch hört man im gw. Leben auch zuw. (s. o.: Hosen): Drei P. Hemden, Westen etc. statt: drei Hemden etc., s. d etc. —
b) ferner nam. von Körpertheilen, von denen nach dem symmetrischen Bau des Körpers je zwei vorhanden sind, z. B.: Ein P. Hände, Füße, Augen, Ohren, Backen, Kinnbacken, Schultern, Lenden, Waden, Brüste, Flügel etc.; Die Affen haben zwei P. Hände; Die Insekten haben drei P., die Spinnen vier P. Füße etc. Veralt. auch (s. a): Zwei „bar“ schwarzleuchtend Augen. Fastn. 1297 etc. (s. d). —
c) von zwei mit einander verbundnen und so als zusammengehörig erscheinenden lebenden Wesen, z. B.: Ein ungleich „par“ Ochsen, die neben einander ziehen sollen. 26, 10; Ein P. Kutsch-, Wagenpferde; Ein „par“ Turteltauben [die zusammen geopfert werden]. 2, 24; Von dem unreinen Vieh je ein „Par“, ein Männlein und ein Fräulein. 1. 7, 2; Ein P. Freunde; Die Kegelquadrille wird von vier P–en und einem einzelnen Herrn getanzt; Waren sechs P. [gw.: P–e] zur Quadrille angetreten. Soll 2, 336; Vier Soldaten zu Pferde, wahrscheinlich ein P. von jedem Heere, sind mit einander in Konflikt gesetzt. 29, 139 etc., nam. oft von einer männl. und einer weibl. Pers., die durch das Band der Ehe (oder der Liebe) vereinigt sind: Die Beiden werden wohl ein P. oder ein Pärchen [Mann und Frau]; (Marthe): Und unser Pärchen [Grete und Faust]? (Mephistoph.): Ist den Gang dort aufgeflogen. 11, 139; So suchte er, es dem „Päärchen“ sauer zu machen. E. 135; Sie führt den schönsten Hirten | zu der schönsten Hirtin hin; | Venus .. | schmücket selbst das erste P. 56b; Nahte sich ein liebend P. 71b; Bis Gott dem lieben Paarchen ein Kind bescheren möchte. Jak. 68 etc., auch von personif. Wesen, „Es ist Nichts schrecklicher als Macht und Übereilung.“ Aber Macht und Schwäche sind auch ein trauriges P. 10, 180 etc. Weidm. (s. b) von getödteten kleinern Vögeln, von denen gw. je zwei zusammengebunden werden, z. B.: Fünf P. Enten, vier Rothhälse. 26 etc. (s. d). —
d) In Bezug auf den Kasus des abhäng. Hw. (bei hinzutretendem Ew. in der Form hervortretend) und den Numerus des Zeitw. herrscht Schwanken, vgl. Dutzend, Anm. und s. III, — z. B.: Ein P. guter Handschuhe kostet — od.: Ein P. gut e Handschuhe kosten 20 Groschen; Also lebte das junge P. in Liebe und Frieden glücklich beisammen und [sie] bauten ihr Nestlein. 3, 307; Ein liebendes Pärchen junger eben vermählter Eheleute . ., die ihre Honigmonate .. feiern. A. 2, 272 [vgl.: das seine H. feiert]; Nicht weit von der Burg .. wohnten ein P. frommer Hausleute. Ph. 2, 351 (vgl.: Hier lebet .. | ein unbeerbt, zugkeich veraltend P., | dem etc. 2, 173); Der in einem geschenkten P. grünplüsche- nen Hosen erschien. Fat. 1, 91 etc., s. f: Strauchschützen-P. —
e) Adverb. Ausdr.: P. und P., immer je zwei zusammen, p.-weise, z. B. Th. 13, 33 etc.; ebenso: Sie näherten sich, P. bei P. etc.; Gingen zu ihm in den Kasten bei „paren“, ja [je] ein Männlein und Fräulein. 1. 7, 9; 15; Sie reibt .. Zitronen ab, | er aber presst bei P–en | . . sie aus. 2, 212; Der schwarzen Mäntel lange Zahl | begleitet ihn bei P–en. 3, 173 etc.; Ich .. verderbe so das Menschenvolk in P–en. 12, 33 etc.; Ihr Kinder, kommt ihr gar zu P–en. vgl.: Die . . . Herren und Damen zu P–en treibt. Mar. 1, 162, Pärchen aus ihnen macht; 4, 391 (im Spiel mit 3). Seltner: Die Demuth ging mit ihr in einem gleichen P–e [Schritt etc.]. war mit ihr verbunden etc.; Was mit den Werken meiner Freunde in gleichem P–e geht. XVI. —
f) Zsstzg. unzählig nam. nach allem p.-weis Vorhandnem, z. B.: Warum auch schlich er diese Wege | nach einem solchen Äpfel-P. [Brüste-P. der Schönen etc., s. Apfel 4e]. 1, 168, ebenso: Dein Äpfelchen-P. Th. 27, 50 etc.; Was lieber mir als dieses Augen-P. 11, 59; 1, 17; schall Gött. 58; E. 2, 19 etc.; Roth von Mund, | mit derbem Backen-P. 4, 142; Das Brüder-P. 4, 281; Das Deichsel-P. 216b, das P. der Deichselpferde; Doppel-P. [zwei verbundne P–e]. 11, 204; Drachen-P. 1, 141; Ehe-P., durch die Ehe verbundnes (vgl. Liebes-P.). 27, 373 u. o.; auch: Eh-P. 5, 6; 63 etc.; Ehren-P., ein ehrenhaftes, ehrenwerthes. Mein geliebtes Eltern-P. 109b; Scham und Reu, das Eumeniden-P. 2b; Dem Finger-P–e, das die Feder führt. 4, 182; Das doppelte Fische-P. [die vier Fische, s. Doppel-P.]. 11, 13; Arat. 69; Das Flügel-P. 93a; Das Freier-P. 5, 143; Ein Freundes-P., | wie Jonathan und David war; Die vier Fuß-P–e der Krebse; Das Hinter-P. der Füße ist beim Springhasen weit länger als das Vorder-P.; Hochzeits-P., Braut und Bräutigam am Hochzeitstage; Ein frisches Jäger-P. 6, 205; Das Jubel-P., das sein Jubelfest feiert; Liebes- P–e [durch das Band der Liebe verbunden, vgl. Ehe- P.]. 4, 28; Im Schatten eines Linden-P–es. D. 183; Ihr Pfauen-P. 27b; Eine solche Zusammenstellung mehrerer Platten-P–e nennt man eine galvanische Batterie. 1, 685; Die Reim-P–e werden zu Knittelversen. 2, XVI; Uns gräßlich wie ein Schlangen-P. umwinden. 384a; Während dies Strauchschützen-P. ihren Bogen spannte [s. d]. Jer. 2, 81; Ein Tänzer-P., der Tänzer mit seiner Tänzerin (vgl. Partner); Girret ein Tauben-P. 167; Tugend-P., ein tugendhaftes. Die Distichen oder Vers-P–e; Vorder-P., s. Hinter-P.; Des Liebchens Wangen-P., s. Backen-P.; Die Zufalls-P–e [die durch den Zufall verbundnen]. 21, 23; An dem ein blankes Zwillings-P. | von Eimern aufgehänget war. Po. 3, 182 u. ä. m. —
2) (s. II 2) Daß ich im P. oder Un-P. immer falsch gerathen. Ausgw. 7, 240. —
3) Nur durch Mißverständnis und Umdeutung gehört hierher die Wendung: Zu P–en treiben, mit Etwas umspringen, so daß es sich fügen, sich schicken muß; es bewältigen, bezwingen, — eig. das Pferd, das sich losgerissen, wieder an den Baren (s. d. III), an die Krippe bringen, vgl.: Herzog Hunalden, der sich nach Karoli Tod etwas abgeworfen und Unruh anzurichten unterstanden, der ward nun zum Baren bracht. 224a; Ich will dich wohl zum Paren bringen. G. 2, 127 u. v., s. auch: Als sich .. das Gepeur [die Gesammtheit der Bauern] wider die Oberkeit .. aufparet. 715b = auflehnen (etwa in der Weise eines Krippenbeißers). Nach heutiger Fügung: Der Orkan . treibt zu P–en | Wald und Feld. 1, 311; Pol. 2, 46; Durch seines Goldes Kraft | trieb er jedes Herz zu P–en. 1, 31; Ich will euer Komplott zu P–en treiben. 3, 95; Wer nicht über Andre ist, soll sie nicht zu P–en treiben und ihnen predigen wollen. A. 1, 274; Nachdem sie ihre zu P–en getriebene Jdeen wieder zu Hauf gebracht. Leb. 1, 29; Dich mit ihrer Übervernunft zu P–en getrieben. 13, 607; Den Yngurd trieb ein wüthend Weib zu P–en. 3, 143; Kais. 2, 96; Pol. 72; Rich. II. 2, 4; Leg. 3, 47; Kein Schelten treibt ihn mehr zu P–en. 12, 116; Luc. 6, 305 etc. und wortspielend (s. 1e). Vgl. (veralt.): Zu Chor (s. d. 5) [und unter das Joch] treiben, wofür es auch heißt: Wie wir Die zu Kehr (s. d. 1) getrieben hatten. Gris. 8 etc.
Anm. Ahd. bâr, mhd. pär, auch als Ew.: gleich, wie lat. par (s. Pair). Dazu auch II (vgl. lat. par und impar) und III. Tirol. verkl.: Ein Paarl [zwei zusammenhangende Wecken]. Vog. 2, 232; 407 etc. Zstzg. s. 1f und 2.
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