Orden
Orden, m., –s; uv.; –s-:
1) zuw. = Ordnung: Nach dem O. [der Reihenfolge] ihres Alters. 2. 28, 10; Ihm öffnet sich der Welten Raum, | im Innern Heil und O. 4, 27. — 2) eine Gesammtheit von Personen, verbunden durch gewisse Ordnungen, durch die die Mitglieder eben zu einer geschloßnen, von den Nichtmitgliedern unterschiednen Gesammtheit werden:
a) Geistliche O., ver- und gebunden durch die im Allgm. nam. Armuth, Keuschheit und Gehorsam (s. 9, 12) vorschreibende O–s-Regel. Man unterscheidet hier: Mönchs- und Nonnen- (oder Klosterfrauen-, Frauen-) O. und darunter wieder nach den versch. O–s-Regeln eine Menge einzelner O., z. B.: Ambrosianer-, Augustiner-, Barfüßer-, Beguinen-, Benediktiner-, Bettel- (versch. 3), Birgitten-, Cistercienser- od. Bernhardiner-, Cölestiner-, Dominikaner-, Franciskaner-, Hospitaliter- (s. b), Jakobiner-, Jesuiter-, Kapuziner-, Karmeliter-, Karthäuser-, Minoriten-, Pauliner-, Trappisten-, Trinitarier-, Ursuliner-, Valanbroser-O. u. ä. m. (vgl. die entsprechenden von Mönch und Nonne): Die Ketzermeister, Prediger-O–s. SW. 26, 53; Jch wollte in einen Mönchs-O. treten, aber meine Eltern hielten mich zurück, ich wurde Weltpriester. 1, 35 etc. —
b) Ritter-O., und zwar ursprüngl. (s. a): Geistliche Ritter-O., z. B.: der O. der Johanniter oder Hospitaliter, der Tempelherren, der Schwert-O., der deutsche O. etc. Daran schlossen sich später: Weltliche O. (deren Ritter nicht das Gelübde des Gehorsams, der Keuschheit und der Armuth ablegten) und dann allmählich immer mehr ausgedehnt, so daß der Charakter einer in sich verbundnen und abgeschloßnen Gesellschaft zurücktrat od. ganz schwand (s. — auch in Bezug aufdie Zsstzg. — 3), z. B.: Geschichte des Malteser-O–s. .. Der Tempel-O. glänzte und verschwand wie ein Meteor in der Weltgeschichte; der O. der Johanniter lebt schon sein siebentes Jahrhundert etc. 1105b; Als man den O. erst verordnet, waren | des Hosenbandes Ritter hochgeboren, | tapfer etc. Sh. 7, 292 etc. —
c) Nam. nach dem Muster der weltl. Ritter-O. (s. b) wurden eine Menge O. zu sehr versch. Zwecken gestiftet oder mit diesem Namen eine Menge von Gesellschaften und Vereinen mit diesem Namen bez., z. B. Gesellschaften zu literarischen Zwecken (nam. im 17. Jahrh.): Die fruchtbringende Gesellschaft oder der Palmen-O.; die Gesellschaft der Hirten an der Pegnitz oder der gekrönte Hirten- und Blumen-, auch Pegnitz-O.; der Elbschwanen-O. etc. (s. z. B. Leitf. 140 ff.), ferner z. B.: Die geheimen O. der Jlluminaten, Rosenkreuzer, Freimaurer etc.; Ich will einen geheimen O. bilden. R. 6, 329; Die Aufnahme in den Freimaurer-O. etc.; ferner z. B.: Die Studenten- O.: Die ältesten waren in Jena die O. der Moselianer und der vom doppelten Kreuz ums Jahr 1714. ... In Göttingen gab es einen Mops-O. . .. Sie gingen gegen Anfang des 19. Jahrh. gänzlich ein, tauchten aber nach 1830 in einer andern Form und in anderm Geiste wieder auf .. Daher haben wir heute einen Stangen-O. in Preußen, einen Stiefel-O. in Baiern, den St. Tonnen-O. und Lanzen-O. [s. Lanze 4] in Sachsen, den Seidel-O. in Hessen, den Schoppen-O. in Baden, den Maß-O. in der Schweiz etc. 349, — Zechgenossenschaften und so unzählige andre. —
d) in erweitertem Sinn für Genossenschaft, Stand etc., z.B.: Ihr Frauen .., | stellt nach vertagter Nacht mich [die jetzt noch Jungfrau ist] eurem O. bei. Ros. 82; Hat denn der Freundschaft O. | so gar den Meineid lieb? sind Alle untreu worden? 2, 44 1, 2]; Der Religion, insofern sie eine besondere Angelegenheit des priesterlichen O–s [oder Priester- O–s] ist. 5, 5, der Priesterkaste, des Predigerstandes etc., vgl. (veralt.): Ketzerei . ., eine sondere . . Lehre und Weise zu leben und glauben außer der gemeinen Weise, die man jetzt Sekten, Stände und O. nennt. SW. 17, 167 etc. Scherzh.: In den O. der geflickten Hosen, der Pantoffelhelden treten [ein Ehemann werden] etc., auch in Zsstzg. z. B.: Die schöne Rezia, die nun Amanda hieß, | seitdem sie in den Christen-O. [in die Genossenschaft, die Zahl der Christen] | getreten. 20, 148; Ob ich Glaser worden, | die Zunft ertauscht um freien Dichter-O. Sch. 39; Wenn man älter ist geworden, lässet man den Kinder-O. Ros. 77a; Dem Dichter-, Jäger-, Weidmanns-, Junggesellen-, Hagestolzen-O. angehören etc., ein Dichter, Jäger etc. sein; Nun Krieger getreten in Zippelpelz-O. [Bauern geworden]. 1586, s. Zippelpelz u. ä. m. — 3) ein an der Kleidung befestigtes Zeichen, wodurch die Mitglieder eines O–s (2) sich von den Nichtmitgliedern untersch., eig. und zunächst das Zeichen eines Ritter-O–s (s. 2b), dann aber auch verallgemeinert von ähnl. Zeichen (meistens in Kreuzform und an Bändern oder Ketten getragen), welche Fürsten an Pers., denen sie sich huldvoll erweisen und eine auszeichnende Anerkennung zollen wollen, verleihen. Hier untersch. man im Allgem.: Große O., nur für Pers. höchsten Standes bestimmt; Haus-O., von einem Regenten zunächst für die Glieder seiner Familie und für seine Diener best.; Verdienst- O., zur Belohnung von Verdienst; Civil-O., für Civil-, Militär-O., für Militärpersonen; dazu eine Menge einzelner O. in den versch. Staaten (s. z. B. eine gedrängte Aufzählung und Beschreibung 818—835, wo ausführliche Werke namhaft gemacht sind). Wir erwähnen z.B.: den O. der Ehrenlegion (in Frankreich); vom weißen Falken (in Sachsen-Weimar), des goldnen Fließes (in Ostreich und Spanien), vom goldnen Löwen (in Kurhessen), der Rautenkrone (in Sachsen) etc. und in Zsstzg. z. B.: Adler-, Alexander Newsky-, Amaranthen-, Andreas-, St. Annen-, Christus-, Danebrog-, Elephanten-, Falken-, Guelphen-, Hosenband-, Hubertus-, Jagd-, Kreuz-, Löwen-, Ludwigs-, Luisen-, Nordstern-, Schwanen-, Sonnen-, Stephans-, Wasa-O. etc., vgl.: Die Katten hatten einen Schand- O. eingeführt, welchen jeder Jüngling so lange tragen muste, bis er einen Feind erlegt hatte. Ph. 4, 16. Dann auch: Ehrenzeichen für Mitglieder einer Gesellschaft, die den Namen O. führt (s. 2c) und z. B.: Damen verleihen in einer Tour des Kotillons O. an die Tänzer etc. Wir erwähnen von Zsstzg. noch als verächtlicheBez.: Was soll ich mit solchem Lumpen-, Bettel-O. [vrsch. 2a]?
Anm. Aus lat. ordo (so entlehnt bei vgl. it. ordine etc., ahd. ordena (Ordnung, Reihenfolge), mhd. orden (1; 2). Veralt. Mz. Örden. 1, 1042 Z. 16 und vereinzelt: Ordens. Zw. Nächt. 1, 239 etc. Dazu z. B.: Eine teutsch-ordnische Kommende. 199 = dem deutschen O. (2b) gehörend etc.; ferner: ord(e)nen, ahd. ordinón, ordenón, mhd. ordenen (vgl. lat. ordinare u. ordinieren); ordentlich, ahd., mhd. ordenlich etc., s. überh. die folg. Wörter.
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