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Ohr
Ōhr, n., –(e)s; –en:
Öhrchen, lein; -, –en-: (vgl. Auge und das dort Bem.):
1) das Werkzeug des Hörens im thierischen Körper, und zwar theils die äußern (äußerlich sichtbaren) Theile, theils die innern, s. Bock An. 675 ff.; Oken 4, 96 ff.: Die Alpenspitzmaus hat .. im Pelze verborgene Öhrchen. Tschudi Th. 310 etc., vgl. Löffel 3, Lauscher 2 etc.
2) der Theil st. des Ganzen:
a) die hörende Pers.: Die Felder haben Augen (s. d. 2a), die Wälder O–en. Sprchw.; Pst doch! pst! er hat so seine O–en [Horcher] unter uns herumlaufen. Sch. 133b etc.; Sie ließen sich nicht daran genügen, gleich den alten Königen Persiens, Augen und O–en zu bestellen, die in ihrem Namen sehen und hören sollten. W. 7, 114; Luc. 5, 149; Dir, dem Aug (s. d. 2a) und O. deines Herrn. Alexis etc.; Die größte Plage kluger O–en [Hörer, Leute]. Gellert; Weil das O. des Morgenländers [der Morgenländer] an.. Parallelismen und Wiederholungen gewohnt ist. H. R. 7, 169; Welches O. [wer] mich hörete, Der pries mich selig. Hiob 29, 11; Mein Vater thut Nichts .., das er nicht meinen O–en [mir] offenbare. 1. Sam. 20, 2; 12 etc.; Solches ist vor den O–en des Herrn [vor Gott] offenbar. Jes. 22, 1 etc. (s. 9m). S. auch Zsstzg. wie Lang-O., ein Wesen mit langen O–en, das (sofern es ein männl. ist) auch als masc. erscheint.
b) O., ganz (nur lauter) O. sein, von dem zu Hörenden so hingenommen, darauf so gespannt, daß man Nichts thut als hört: „Vernehmt!“ Ich bin ganz O. G. 10, 63; Kl. Gel. 204; Don Sylvio, der lauter Auge (s. d. 2b), O. und Seele für seine Göttin war. W. 2, 105; Meine Seele schien . ., lauter O., über den Wolken zu schweben. 5, 15; Im Begriff, sobald sie die Lippen öffnen würde, lauter O. zu werden. 6, 193; 17, 32 u. o.; (ugw.: Wir sind ganz O–en [st. O.]. Sealsfield Leg. 3, 123), vgl.: Alles lauschte, verwandelt in O. Bag- gesen 1, 62 und 9h am Schluß. S. auch 1. Kor. 12, 16 ff.
3) wie dem Körper, wird auch dem Geist (s. d. 2c), der Seele etc. ein O. beigelegt (vgl. Auge4): Jemand tönt rastlos in das geistige O. mir den Zuruf. V. H. 2, 210 (vgl.: So schallt mir eine Stimm’ ins rein gesäuberte O. jetzt. H. 11, 23); In der That sog mein O. oder vielmehr meine ganze Seele mit tausend unsichtbaren O–en alle seine Worte .. ein. W. 16, 195; Stellen, an denen sich, auch wenn ich sie still las, ich weiß nicht welch ein inwendiges, geistiges O. .. weidete. 33, 271 etc., s. Geistes-, Seelen-O. Zu 1—3 gehören viele Verbind. und Fügungen, von denen die gw. folgen (4— 9):
4) mit Ew., s. 2a u. 3, ferner, z. B.:
a) in Bezug auf die Form des äußern O–s: Kleine, zierliche, große, lange, schlaffe, hängende O–en haben etc.
b) in Bezug auf die Feinheit des Gehörs (s. d. 1): Ein scharfes, ein leises (s. d. 2 und Schuldheiß-O.) oder leise hörendes, ein feines, dünnes (s. d. 2, z. B. W. 13, 191), Ggstz.: dickes (s. d. 1f) O. haben; Es wäre | mein Vers zu gut für eure blöden (s. d. 6) O–en. Platen 4, 269; Ein feines, empfindliches O. für Etwas haben, z. B. für den Wohllaut, für Mißklänge, für die Musik etc.; ein musikalisches O. etc., vgl.: Die angeborne Empfindlichkeit meines O–s für die Musik schöner Verse. W. 33, 271 etc., ähnlich auch: Ein hörendes, Ggstz.: taubes O., z. B.: So würden .. alle Menschen, die ein Paar hörende O–en und ein fühlendes Herz haben, von musikalischen Werken urtheilen. W. 34, 101 etc., und prägnant (s. c) ohne Ew.: Ein O. haben für den Wohllaut; O–en haben, hören können, und als Ggstz.: Habt ihr denn gar keine O–en? .. ein sol [der Ton g] muß es sein. G. 29, 239; Keine Augen und O–en mehr haben [Nichts mehr sehn und hören können]. 39, 235; Wenn man sie dann shakespearisch findet, so werde er sagen, man habe Ohren [äußerlich], aber kein O. [Gehör, innerlich]. Gervinus Sh. 1, 199 etc.
c) in Bezug darauf, wie man Etwas, das Einem gesagt wird und worauf man hören soll, aufnimmt: Jemandes Bitte etc. findet bei Einem ein offnes, Ggstz.: verschloßnes, taubes etc., ein geneigtes, williges, günstiges O. etc.; Es ist der Fluch der Hohen, daß die Niedern | sich ihres offnen O–s bemächtigen. Sch. 493b; Sie bittet ein geneigtes O. sich aus, | um ingeheim ihm Etwas vorzutragen. W. 11, 187; Zu seinem Gequäk ein schläfrig O. zu leihen. W. 15, 248 etc. und so (vgl. b) prägn. auch ohne Ew.: Wer O–en hat [hören kann], Der höre! Of. 2, 7 etc. (dagegen nur in Bezug aufs äußre O.: Sie haben O–en und hören nicht. Ps. 115, 6 etc.); Ich wünsche, daß du ein O. für diese Ermahnungen habest etc. und als Gegensatz: Für Etwas kein O. haben, darauf oder davon Nichts hören wollen, z. B. Gutzkow R. 5, 49; So sehr euch die Vermessenheit, | die keine O–en [für eure zürnende Worte] hat, verdrießet. W. 12, 288 etc.; Es ist schlimm, dem Bauch predigen, der keine O–en hat etc.
5) als Subj. bei Zeitw. (alphab. nach dem Grundw.): Das Ohr braust (s. d. 1d) oder saust, klingt (s. d. 1b), gellt (s. d. 1) Einem oder es braust etc. Einem in, vor den Ohren; Sie läuft davon, als brennten (s. d. A 1c) ihr die O–en. W. 11, 231; Man muß Viel hören, eh Einem ein O. abfällt. Sprchw. (s. 8b); Die O–en gellen (s. d. 1) Einem, z. B. Sch. 142a; W. 10, 297; 24, 40 etc., s. o.: brausen; Die Augen glauben sich selbst, die O–en andern Leuten. Sprchw., vgl.: Die Araber sagen figürlich und sinnig, die beste Beschreibung sei die, in welche das O. zum Auge umgewandelt wird. Humboldt K. 2, 73; An deinen Lippen hängt mein O. Meißner Ged. 59; Das O. horcht (lauscht) auf Etwas etc.; Das kein Auge gesehen und kein O. gehöret hat. 1. Kor. 2, 9; Mein O. wird seine Lust hören an etc. Ps. 92, 12; Das O. hört sich nimmer satt. Pred. 1, 8 etc.; Es jucken (s. d. 1h) ihnen die O–en so fast und sind lüstern zu hören. Luther 5, 326b etc.; Die O–en klingeln (s. d. 1), klingen (s. d. 1b) Einem, s. o.: brausen: Eine Lobrede, wovon ihnen auf dem ganzen Erdenrund die O–en hätten klingen sollen. W. 9, 99; Haben euch die O–en nicht recht oft geklungen? Meine Gebieterin konnte an Nichts anders denken als an euch. Luc. 3, 376 etc., s. u.: singen und läuten; Das O. lauscht, s. o.: horcht; Das linke O. hat mir geläutet. Gotthelf U. 1, 379, s. o.: klingen; Laß deine O–en merken auf das Flehen. Ps. 130, 2; Laß deine O–en aufmerken auf das Gebet. 2. Chr. 6, 40; Auf Gerechte(n) merken die Augen des Herrn, | auf ihr Flehen seine O–en. Mendelssohn Ps. 34, 16, wofür es in einem Zeugma bei Luther heißt: Die Augen des Herrn sehn auf den Gerechten und seine O–en auf ihr Schreien; Das O. saugt, schlürft, zieht Etwas gierig ein etc.; Mir sausen die O–en, ich glaube vor Ärgernis. Platen 3, 104; Heinse A. 2, 187 etc., s. o.: brausen; einschlürfen, s. o: einsaugen; Mir ekelt! Nasen, Augen, O–en schütteln sich. Sch. 111b; So hat er stracks, als ihm sein O. gesungen [s. o.: klingen], | .. zu Pferde sich geschwungen. W. 20, 72; Mein O. spitzt (s. d. u. 8c) sich, aus Allem Ruhm zu trinken. Klinger Seid. 114; Die O–en thun Einem weh (schmerzen ihm), z. B. übrtr.: von Jemandes Geschwätz; Alsobald thaten sich seine [des Taubstummen] O–en auf und das Band seiner Zunge ward los. Mark. 7, 35; Es hat mein O. mich nicht betrogen, Cham. 4, 160, oder getäuscht. 290 etc.; Dann weidet mein O. sich. V. Ar. 1, 356; Durstig zieht das O. die süßen Töne ein, s. o.: einsaugen etc.
6) im Genit.: Die Muschel, die Knöchel, Knochen, Theile des O–s; Der Sinn des O–s [Gehörs] etc.; Hat aber euer Hunger sich verloren, | so stillt nun auch den Hunger (s. d. 2) unsrer O–en. Nicolai 2, 7 etc.; Wer, unlässiges O–s, nächtlich am Helekon | lauscht. V. 3, 55 etc., s. 9h.
7) im Dat.: Seinen O–en nicht od. kaum glauben, trauen wollen etc.; Den O–en einen Schmaus, eine Weide, Lust etc. bereiten; Tauben O–en (s. 4c) predigen (Lichtwer 42; Musäus M. 2, 35; Ramler F. 2, 450 etc.); Und was ihr immer sagt, Das sagt ihr tauben O–en (Alxinger D. 314), es hört Niemand drauf; Zartem O. [genügt] halbes Wort. Sprchw.; Dämonen .., die hinterlistig | mit Doppelsinn uns täuschen, unserm O. | Wort halten, unsre Hoffnung hintergehn. Sch. 581a, die das Versprochne dem Wortlaut nach erfüllen, aber nicht dem Sinn nach, in dem wir es aufgefasst etc., s. 2a.
8) als Obj.:
a) Einem die O–en voll schreien (W. Luc. 3, 391 etc.), lärmen (G. 7, 46), brummen (IGMüller Lind. 4, 226), seufzen und pinseln (Holtei Jahr. 2, 309) etc.
b) Einem das O. abhauen, abschneiden etc. und übrtr. (vgl. 5: abfallen): Ich hab Viel müssen hören, aber Gottlob, es hat mir bishero Keiner kein O. abgeschwätzt oder abgelästert. Weidner 186, ihr Schwätzen und Lästern hat mich nicht ums Ohr gebracht (mit Anspielung auf die Strafe des O–en-Abschneidens für Verbrecher etc.); Sie schwatzte ihrem Manne ein O. ab [schwatzte ihm lästig Viel vor] von Töchtern, die in die Jahre kämen. Rank Haus 89; Sonst schwätzen sie dem Teufel (s. d.) ein O. weg. Auerbach D. 2, 549 = übermäßig Viel; Hab dem Teufel ein O. weggeschlafen, bis in den lichten Morgen hinein. Kurz Sonn. 307; Dem Teufel ein O. (oder ein Bein, s. d. 2d) abschwören etc., vgl.: So mußte die Nacht noch durch einen Streich verherrlicht werden und sollt’s dem Teufel um ein O. [das Äußerste] gelten. Sch. 117b etc.
c) im Übrigen alphab. nach dem Grundw.: Verbirg deine O–en nicht vor meinem Seufzen. Klag. 3, 56; Ein geneigtes etc. O. (s. 4c) finden; Sein O. (über den Wohlklang etc.) um Rath fragen; Gieb dein Herz zur Zucht und deine O–en zu vernünftiger Rede. Spr. 23, 12; Dem Gesang O–en geben. Schaidenreißer 51a (gw.: ein O. leihen, zuwenden etc.); Schmyggeln that bei uns Alles, was sozusagen Alles Nase (s. d. 1k) und O–en hatte. Höfer, s. auch 4b u. c und z. B.: Das Roß hat O. im gezügelten Mund nur [hört, merkt nur auf den Zügel]. V. H. 2, 272 etc.; ferner: Jemandes O. haben, sein Vertrauen, so daß er auf uns hört und unsern Rathschlägen, Wünschen, Einflüsterungen etc. folgt: Weil sie das O. der Richter haben. Forster Jt. 2, 205; G. 28, 97; L. 12, 160 etc.; Wenn also ein deutscher Gelehrter, wir sagen nicht das O., sondern nur den Ohrzipfel eines solchen Fürsten hat. Kl. Gel. 362 (ebenso: Nur der erfahrne Mann besitzt sein O. G. 13, 117; Er besaß als Geheimschreiber des Tiberius das O. eines der ersten Männer im Staat. W. HB. 1, 154 etc.); Hat allweg die gnädigern O–en bei dem Fürsten. Stumpf 412b etc.; Die O–en steif (s. d.) halten, gesund bleiben, insofern Hängen der O–en, des Kopfs etc. als Zeichen der Niedergeschlagenheit und Schwäche gelten; Die O–en zuhalten. Mich. 7, 16; Gutzkow R. 7, 426, um Nichts zu hören (ähnlich: verschließen, zu- oder verstopfen, ab-, wegwenden etc.); Die O–en hängen (s. d. 1d u. 2a) lassen. W. 12, 125 etc., s. o.: steifhalten; Vorwitz juckt (s. d. 2a) das O. der guten Alten. 20, 103; Des ganzen Volkes O–en waren zu dem Gesetzbuch gekehret. Neh. 8, 3, s. u.: wenden; Worte zierlich zusammenzusetzen, Silben zu zählen, O–en zu kitzeln (s. d. 2b). W. 5, 247; Klinger F. 38 etc.; Jemand die O–en (um die O–en, hinter den O–en) krauen (s. d.); Jemandes O., feines, zartes, empfindliches, keusches O. etc. beleidigen; Jemand, seinen Worten ein O., ein williges (Sch. 408a) etc. O. (s. 4c) leihen (s. d. 4); Einem das O. warm machen (s. u.: reiben), ihm mit fortwährenden Reden beschwerlich fallen, ihn dadurch verstimmen, ärgerlich machen (vgl.: der Kopf, s. d. 2d); Sein O. zu Ewas etc. neigen (s. d. 1a), herabneigen (s. d.), es Einem zuneigen (s. d.); (Einem etc.) das O. öffnen (s. d. 1f); Der das O. gepflanzt [„eingesetzt“ Mendelssohn], sollte Der nicht hören? Ps. 94, 9; Die prächtigen Thiere [Pferde] schnaubten leise und reckten die O–en [lauschend]. Gutzkow R. 1, 149; Von jedem Geräusch aufgescheucht, reckt der Wilde sein scheues O. in die Wüste. Sch. 1004a; Er spitzte [s. u.] und reckte immer die O–en auf alle Seiten. W. 27, 162; Der Esel .. schaute mit gereckten O–en . ., ließ die O–en wieder sinken. 14, 10; Er .. | reckt sein gespitztes O. und hebt die luft’ge Nase. 11, 253; Lauschte mit gerecktem O. 1, 161 etc.; Wenn meine Vettern mich betäuben, | mit Regeln mir die O–en reiben. Weiße Lyr. 67, s. o.: warm machen, nam. auch: scheltend, Vorwürfe machend etc.; Die Mißtöne etc. zerreißen das O., s. u.: spalten; Laß meine Stimme dir | zu- erst das O. berühren. G. 13, 239 (s. u.: schlagen: treffen); Einem etc. sein O. schenken (s. o.: leihen, geben); Ein himmlischer Gesang schlug meine O–en. Lange Hor. Od. 56; Ein dunkles Murmeln schlägt sein O. Nicolai 1, 127 etc. (s. o.: berühren u. 9a: schlagen ans O.); Sein O. (Einem, dessen Worten etc.) verschließen, s. o.: zuhalten und als Ggstz.: öffnen; Ihre O–en sind unbeschnitten (s. d.), sie mögen es nicht hören. Jer. 6, 10, s. u.: stutzen; Mit gesenkten O–en heimzukehren. W. 11, 222, niedergeschlagen, vergl.: Die O–en sinken lassen (s. o.: recken und steifhalten); Jemandes O. besitzen, s. o.: haben; Der Angst, der Qual, des Jammers Stimme spalten (s. d.) | des Hörers O. Sch. 33a, s. o.: schlagen etc. und zerreißen; Die O–en spitzen, s. o.: recken, z. B.: Ich .. spitze die O–en, | doch hab’ ich schon manches | der Worte verloren. G. 34, 323; Wenn er die O–en noch spitziger spitzt und wenn er wiéder Nichts hört. Gotthelf Sch. 132; Mein alter Bartusch will immer schlau sein und von dem vielen Ohrenspitzen wachsen die O–en auch manchmal zu hoch und aus einem Fuchs wird ein Esel. Gutzkow R. 4, 440; Lichtwer 131; Stilling 4, 203; W. 10, 32; Nun spitz die O–en .., | merk jedes Wort! 12, 78; Nach ihrer Seite ihn sein linkes O. zu spitzen. 112; 15, 3; 20, 158; Seinen erwartungsvollen, mit gespitzten O–en und offnen Schnäbeln seine Worte aufhaschenden Zuhörern. 24, 65 etc.; Sie verstockten ihre O–en, daß sie nicht höreten. Zach. 7, 11; Die O–en ver-, zustopfen (s. o.: zuhalten); Die O–en hervorstrecken [wie der Esel in der Löwenhaut]. W. 14, 213; Die Beschuldigungen, womit seine Gegner unaufhörlich das O. des Kaisers bestürmten. Sch. 977a; Du wirst dir noch viel die O–en stutzen müssen, um für die Wunder der .. Natur ganz empfänglich zu werden. Gutzkow Bl. 1, 385, s. o.: beschneiden; Sein O. aufthun, s. o.: öffnen; Traf der Ruf mein O. Cham. 4, 24, s. o.: berühren; Er weckt mir das O., daß ich höre wie ein Jünger. Jes. 50, 4; Das O. wenden zu Einem, nach einem Ort, von Einem; Wer sein O. abwendet, zu hören das Gesetz. Spr. 28, 9 etc.
9) abhäng. von Präpos. (alphab.):
a) Wir hören an [gw.: auf, s. b] dem O. nicht. Fischart B. 45b, wir wollen das Gesagte nicht hören, stellen uns taub; Kaum trocken am [oder hinterm, s. f] O. und doch schon ein Strohrenomiste. Prutz Woch. 59, vgl.: Feuchtohrige Buben. Sch. 106b, Bez. junger Laffen etc., und: Bist ein wackrer Jung’, | kein Laff, kein Feucht-O. Immermann Card. 94; Jeden Menschen zupft die Thierheit noch am [oder beim, s. d] O. Rückert W. 3, 15, sie macht sich (mahnend, erinnernd) in ihm geltend; Etwas am rechten O. angreifen. Adelung, s. 10 und am wahrscheinlichsten st. Ort (= Ende, vgl. plattd.: von ur to enn, von einem Ende zum andern); Gangolf war nicht an den O–en blind (s. d. 1f). W. 20, 158 etc. Ferner mit Acc.: Als ans gespitzte O. ihm diese Worte schlagen. 12, 193 (vgl. 8c: das O. schlagen); Er gab dem Andern Eins an ein [gw. ans, aufs, s. b] O. Berlichingen 133, vergl.: hinters (s. f) O. schlagen und O.- Feige etc.; Sich an Jemandes O. machen. Cham. 4, 46, um ihn für sich zu gewinnen etc.; ferner: Bis ans [od. übers, s. i] O. erröthen (Kolbe Ber. 8), roth werden. Kl. Gel. 277; Müller 7, 236 etc.
b) Seinen Hut aufs O. drücken (G. 29, 250), setzen, schieben, ihn schief setzen, (vgl. Krakeel); Daß bespitzt er, das Kränzlein halb auf dem O., | heimwandelt. Droysen A. 3, 358 etc.; Einem Eins aufs (oder ans, s. a) O. (Stilling 1, 125), auf die O–en (Wes Dian. 3, 4) geben etc.; Sich aufs O. (G. 6, 163; Heine Verm. 1, 124; Höfer V. 34; ETAHoffmann Ausgew. 7, 246; Uhland 472 etc.), seltner: auf die O–en (W. 24, 270; Luc. 1, 232) legen, um zu schlafen, sich zur Ruhe begeben, vgl.: Daß selbst der furchtsamste Sultan vor Revolutionsgefahr sicher auf beiden O–en dabei schlafen dürfte. W. 32, 206; [Das Knäblein] schnarchet fort und dreht sich hott | aufs andre Öhrlein. Echtermeyer 145 etc., so auch: Auf dem O., auf den O–en liegen, schlafen, und daher = Nichts hören, wofür es scherzh. auch heißt: Auf den O–en sitzen, gehn etc.; Auf dem O. hört (s. d. 7c) er nicht, ist er taub, eig. u. übrtr. (s. a), zuw. auch: Anfänglich will Valentin nicht auf dieses O. hören. Holtei Mensch. 2, 120; Auf diese O–en höre er sehr. IP. 3, 131 etc.
c) Das geht bei ihm ins eine (od. zum einen) O. hinein und aus dem (od. zum) andern heraus, haftet nicht in seinem Kopf etc. s. n; Schon vor Jahr und Tag ging die Rede aus einem O. ins andre. W. 9, 266, Einer raunte es dem Andern zu etc.
d) Einen beim O. (Kl. Gel. 138; W. 12, 278; 24, 336) oder bei den O–en (3, 216) zupfen, ihn an Etwas erinnernd, mahnend (s. a), ferner z.B.: Einen schlafenden hungrigen Wolf bei den O–en zupfen. Klinger F., muthwillig sich etwas Schlimmes zuziehn; Den Wolf bei den O–en halten, in einer heikeln Lage sein und nicht aus od. ein wissen; Einen bei den O–en fassen, kriegen, nehmen, haben, ihn festhaltend, für Etwas in Anspruch nehmend, z. B.: Nun wusst ich wohl, daß er die Saue bei den O–en nehmen würd (sprchw.). Berlichingen 51; Procediere nicht, Das ist des Teufels ärgster Lockvogel; wer einmal anbeißt, Den fasst er beim O. Gotthelf U. 2, 203; Ich habe die Versprechungen satt, man nimmt mich von oben her selbst bei den O–en. Prutz E. 1, 354; Einen oder sich (einander) bei den O–en haben, kriegen, raufend, schlagend: Wo Jede den Haselstock führt und regelmäßig den Andern bei den O–en nimmt. DMuseum 1, 2, 518 etc.
e) Ein Schmaus, eine Weide fürs O., s. Ohrenschmaus etc.
f) Hinter den O–en noch nicht trocken (= jung u. unerfahren), s. a u. z. B.: Junge, belehre einen Alten nicht! stehe zuerst ein paar Jahre an der Sonne und lasse dich trocknen hinter den O–en. Gotthelf Sch. 2, 57, viell. urspr. hergenommen von den Ohren (s. 12f) od. Henkeln des Töpfergeschirrs etc.; Einem (Grabbe Hamm. 120; Lichtenberg 4, 399 etc.) od. Einen (G. 2, 224; 9, 6; 35, 6) hinter die O–en schlagen, ihn ohrfeigen, s. a; Einem od. Einen, sich hinterm O. od. hinter den O–en krauen (s. d.), kratzen (s. d. 2a u.
1) in versch. Bedd.; Die spanische Fliege (s. d. 2) der Geldkrämerei wird den Kindern schon von frühster Jugend hinters O. gesetzt. Gutzkow Bl. 1, 211 etc.; ferner: Sich etwas hinters O. schreiben, die bittre Empfindung, die etwas Einem Zugefügtes in Einem erregt, in sich verschließen, um damit später bei gelegner Zeit hervortreten u. zu zeigen, daß man das Zugefügte nicht vergessen, z. B.: Daß der alte Herr sich dabei doch hinters O. schreibt, was man ihm antwortet. König Kl. 2, 96, vgl. etwa als Ggstz.: Einem Vergeßlichen eine Kerbe (s. d.) ins O. schneiden —; Was Teufels steckt Dem hinter den O–en, daß Der so täubelt [tobt]? Gotthelf Sch. 383, welcher Gedanke bringt ihn so auf? was steckt ihm im Kopf?; Was er einmal hinter den O–en hat, Das hat er dahinter und wenn man mit Kanonen schösse, so könnte man ihm den Grieg [Kopf] abschießen, aber Das brächte man ihm nicht weg. 310 etc. Allgm. hochd. nam.: Einen Schalk (s. d.) oder es (s. d. 8) hinter den O–en ähnlich: im Nacken (s. d. 1d) haben, mehr in sich haben, als man Einem wohl ansieht, bei unschuldigem, arglosem, einfältigem Aussehn boshaft, Böses sinnend oder nur schelmisch, pfiffig, gerieben sein (s. Kant Anthr. 219): Es gilt dem liebenswürdigen Schalk, der hinter den allerliebsten Öhrchen Ihrer Schwester sitzt. König Kl. 2, 239; Die Himmelskönigin | trug’s faustdick hintern O–en. Blum- auer 2, 3; Fein, sagen Sie? er hat’s faustdick hinter den O–en. Gotter 3, 168; Laurend und es dick tragend hinter den O–en. Gotthelf G. 306; So recht unschuldig thun, wenn sie es am dicksten hinter den O–en haben. Tieck A. 1, 187; Der aussieht, als ob er niemals | Einem das Wasser getrübt, der Hans, hat’s hinter den O–en. V. 1, 74 etc. g) Einem Etwas laut ins O. schrein. B. 48b etc., zu ihm übergebeugt, so daß er’s gewiß hört; Er schwört, es müß ein Brief | gekommen sein; ihm wird in beide O–en | beherzt das Gegentheil zurückgeschworen. W. 11, 221 etc. häufiger von einer leisen, vertrauten, heimlichen, nur für eine oder wenige Pers. best. Mittheilung: Einem (Etwas) ins O., in die O–en sagen (G. 18, 139; Sch. 107a; W. 11, 89 etc.), flüstern (G. 14, 82; FHJacobi 5, 154; V. H. 2, 87 etc.), wispern (Prutz W. 116 etc.), raunen (G. 3, 60; 10, 202; 21, 172; 22, 197 etc.; Hagedorn 1, 145; Thümmel 4, 99; W. 14, 214; Luc. 3, 392) etc.; Ihr raunte heimlich ’was ins O., sie sollte; | allein ich weiß nicht was in ihrer Brust sprach: Nein! W. 11, 242 etc.; Mir lispelt die Natur jetzt lauter als zuvor | „Du bist unsterblich“ in das O. Uz 2, 167; Man wundert sich, man spricht | einander in die O–en. West Dian. 2, 7; Daß ihr einander heimlich in die O–en redet, wird nicht so leer hingehen. Weish. 1, 11; Was ihr höret in das O., Das predigt auf den Dächern! Matth. 10, 27; Einem Verdacht in die O–en blasen (s. d. 2d) = einflüstern etc.; Einem in den O–en (HSachs, Wackern. 2, 85 Z. 32; W. 12, 38 etc.), seltner: im O. liegen (s. d. 2i) etc.; Einem Flausen (s. d.), häufiger: einen Floh (s. d.) ins O. setzen und in gehobner Rede: Da hat ihm Jemand ins O. gesetzt, | es lebe hier herum ein Jude, der etc. L. Nath. 4, 7 etc.; Etwas klingelt (s. d. 1), klingt (s. d. 1e), erklingt (s. d. 1) Einem in den O–en, (s. auch 5); Es summte wie Wiegengelulle | mir in das klingende O. Kosegarten Po. 2, 352 etc. Ferner: In eines Andern O. schneidet sich’s wie in einen alten Filzhut, Sprchw. (vgl.: Aus fremdem Leder ist gut Riemenschneiden etc.); Einem Vergeßlichen eine Kerbe (s. d.) ins O. schneiden; Bohnen in den O–en haben = Bohnen (s. d. 1) gegessen haben, Nichts hören können oder wollen. Ferner s. c und 12r. h) Da sie mit Augen sah, mit O–en hörte (s. d. 7g), wie etc. Prutz Mus. 2, 110; Um mit eigenen O–en anzuhören, wie etc. W. 5, 241; Daß sie nicht sehen mit ihren Augen noch hören mit ihren O–en. Jes. 6, 10; Matth. 13, 15; Mit den O–en werdet ihr es hören und nicht verstehen. Apostg. 28, 26 etc.; Gab auf die erhabeysten Sprüche mit halbem (s. d. 7) O–e nur Acht; Nur mit halbem O., mit tauben O–en (s. 4b) Etwas, auf Etwas hören; Mit feinem, geübtem O. auf Etwas hören (s. 6 am Schluß); Mit gespitztem, gerecktem (s. d. 8c), aufgekraustem (s. d.), gierigem O. etc. hören, horchen, lauschen; Horchten mit hingerecktem O–e und zurückgehaltnem Athem. W. 27, 229; Der Doktor horchte mit beiden O–en. Engel 12, 144; Bestürzt horcht I. mit allen seinen O–en. W. 12, 281 (vgl.: alle Hände voll zu thun haben etc.); Ich höre mit hundert O–en, sagte R. und lauerte etc. Gutzkow R. 6, 40 (vgl. 2b: Ganz O. sein). i) Wenn ich ihm über die O–en dürfte! G. 9, 64, ihn packen, ihm zu Leibe gehn; Kommt ein .. Sykophant, | kriegt er Eins übers O. W. 34, 316, Prügel (vgl. a); Einem oder Einen übers O. hauen (s. d. 2c), Einem Eins versetzen, nam. übrtr.: in Handel und Wandel betrügend, übertheuernd; Er hat bei dem Schacher selbst seine kurfürstlichen Gnaden übers O. gehauen. Alexis H. 1, 1, 182; Der Tezel haue gern übers O., zumal die Fremden und Fürnehmen, die selten kämen. 2, 1, 143; 136; Auerbach D. 4, 61; Wenn ihr uns übers O. gehauen habt, lacht ihr über den dummen Bauer. Benedir 5, 240; Dingelstedt 61; Hackländer Stillfr. 2, 241 etc.; Einem das Netz (s. d. 3), das Fell oder die Haut (s. d. 1n) über die O–en ziehn etc. Ferner: Bis über die O–en [ganz und gar, sehr tief] im Bette liegen (G. 34, 272), in der Patsche sein, in die Schwitzbrühe fallen (Spindler St. 1, 51), in Schulden stecken (L. 12, 232; Prutz Mus. 2, 142), in Elend, in Noth, verliebt (Gutzkow R. 3, 214), erröthen (Vogt Oc. 2, 195, s. a) etc., auch: Sie schwammen hier in Üppigkeit | bis über beide O–en. Hölty 120 etc. k) Einen um die O–en krauen (s. d. und vgl. f); Etwas saust, braust, schwirrt, summt, brummt Einem um die O–en; S. Bourdon [frz. = Bremse etc.], ein . . Künstler, dessen Name wohl jedem Kunstliebhaber mehrmals um die O–en gesummt. G. 30, 469 etc.; Einem das Buch etc. um die O–en schlagen, eig. vgl.: Knallt (s. d. 3b) | die Peitsche dir ums O. etc., übrtr.: Allemal wird ein Engländer, der in einer Zänkerei mit einem Fremden begriffen ist, zuerst das Land seines Gegners mit irgend einem schimpflichen Beiname[n] dem Gegner um die O–en schlagen. Zimmermann Nat. 47; ferner: Sich die Welt um die O–en schlagen, sich tüchtig in der Welt umsehn und umthun (vgl. Nase 1u). S. ferner 8b.
1) Der Professor lehrte ihm unter meinen O–en güldene Brokardika etc. IP. 1, 191, so daß ich es höre. m) Es braust, saust etc. mir vor den O–en, s. 5 am Anfang; Mir ist | vor dem O., als bellten Rüden. Müllner 2, 18, ich glaube so Etwas zu hören. Ferner oft (s. 2a): Rede nicht vor des Narren O–en [vor dem Narren]. Spr. 23, 9; Du verkündigest vor den O–en deiner Kinder. 2. Mos. 10, 2; Luk. 4, 21; Man darf Das nicht vor keuschen O–en nennen. G. 11, 144 etc. n) Zu einem Ohr hinein, zum andern flugs her- aus. G. 7, 41 (s. c); Etwas kommt Einem zu O–en, man hört es oder hört davon; Mein Geschrei kommt vor ihn zu seinen O–en. 2. Sam. 22, 7; Etwas wird Einem zu O–en gebracht etc.; Phrasen, die den Herren am besten zu O–en gingen. G. 39, 299, die sie am liebsten hörten; Etwas zu O–en nehmen, darauf hören, merken, achten. Jes. 1, 2; 10; 28, 23; 32, 9 u. o.; ähnl.: Wirst du zu O–en fassen seine Gebote. 2. Mos. 15, 26 etc.; ferner: Sieh zu deinen O–en! W. 20, 16 = nimm dich in Acht etc. o) Den Kopf zwischen die O–en nehmen und davon gehn, in eiliger Flucht, zunächst hergenommen von Thieren, die dabei die O–en strecken etc. 10) übrtr. in Bezug auf das Hören: Im Hinterstübchen. . . Das war gleichsam das O. des Hauses. Gotthelf U. 2, 10, der Ort für die Unterredung etc.; Horchend stehn die grünen Wälder, | jedes Blatt ein grünes O. Heine Reis. 2, 300 etc. 12) ferner mehr nach äußrer Ahnlichkeit in gewissen best. Anwendungen, z. B. etwas an der Stelle der O–en Befindliches (a, b), eine rundliche Vertiefung (e, g, h) s. Ohr —, ein hervorstehnder Theil (d, g, s, t) s. Horn —, nam. insofern er zum Anfassen, zur Handhabung dient (f, k, l, m, n, 0, p, v, w), etwas Umgebognes (c), etwas O.-Förmiges überh. (i, r, ), so nam.:
a) im gw. Leben: die Kiemen (s. d. 1) der Fische, Fisch-O–en.
b) die Ohrklappen an einer Mütze.
c) der durch Umbiegen eines Blattes (Papier) entstandne Kniff, z. B.: Er hat nur noch ein O. in die schon genugsam zerknitterte Karte geknickt. G. Br. 439b etc. und nam. so bei Büchern als Zeichen, wie weit man gelesen etc.: Da er doch in lateinische Bücher sein Lebtage wenig O–en gemacht. HReinhold (s. Gervinus Lit. 3, 116); Daß in der ganzen Grammatik nicht ein einziges Blatt war, | das nicht der bleierne Finger zum lieblichen O–e gebogen- Seume Gd. 113 etc., auch: Esels-O.
d) an einer in Etwas einzulassenden Buchse (s. d. 3) die Hervorragungen an der äußern Peripherie, die in entsprechende Vertiefungen des Körpers, worein die Buchse eingelassen wird, eingreifen.
e) O. eines Löffels, der an dem Stiel befindliche hohle Haupttheil.
f) der Henkel, die Handhabe eines Gefäßes (s. Ohr9): Wann das Geschirr ein wenig verhaselt, so setzt er [der Häfner] das O. daran. Garzoni 542a, und wortspielend (s. 1): Hüt dich vor kleinen Kesseln, sie haben O–en; hüt dich vor Kindern. Weidner 266 etc., vgl.: Hafen-O–en. Fischart (Wackern. 3, 471 Z. 21), gw. Ohr (s. d.).
g) Anat.: der blinde Anhang, in den die beiden Vorhöfe des Herzens nach vorn auslaufen, best.: Herz-O., auricula cordis, s. Bock An. 369. Ferner: Bauk. (h—k):
h) das bei Anbringung eines größern Gewölbes über Offnungen in einer Mauer zunächst über jede einzelne angebrachte kleinere Gewölbe etc.
i) die vordre Seite der Schnecken am Kapital der ionischen Säulen. k) die zum Handhaben dienenden Hervorragungen oben an einem Ramm-Bär od. -Bock.
1) Bergb.: der Ring oben an der Schießnadel. Karmarsch 1, 168, (vgl. v). m) Buchdr.: s. Ausläufer 3e. n) Glockengieß.: Henkel der Glocke (s. f). Garzoni 660a. o) kaufm.: bei einem in Leinen etc. emballierten Waarenkolli die zum Anfassen und Handhaben dienenden Zipfel an den Ecken. p) Kriegsk.: die Schildzapfen der Kanonen und nam. die darüber befindl. Handhaben, s. Delphin 4. Landwirthsch. (g–r): q) die Streichhölzer am Pflug, s. V. Georg. XXIII und 25; ferner am Hakenpflug zwei am Pflughaupt befestigte krumme Hölzer. r) Es regnet der Hirse in die O–en, wenn der Regen in die eben aufgegangnen ohrförmigen Samenblättchen Erde einschwemmt, s. FBWeber398a. Schiff. (s—u): s) bei einem Schiff, das übergebaut (od. „übers O. gebaut“) ist, d. h. oben viel Breite hat, der ausgebaute Theil od. die Bucht. t) O–en des Ankers, die beiden äußersten Spitzen von der graden Seite der Ankerflügel. u) s. Bocks-, Esels-, Judas-, Leik-, Nook-, Schot-O. v) Schlosser.: (s. 1) der zum Anfassen dienende, dem Bart entgegengesetzte (obre) Theil des Schlüssels. G. 23, 227, s. auch Fallen-O. w) Schuhmach.: die als Handhaben beim Anziehn dienenden Strippen oben an den Schäften eines Stiefels. x) Wasserb.: die Böschung eines Siehl. y) Zoolog.: Name einiger Schnecken, z.B.: Das O. (od. Mäuse- O.), Helix auricularia; Das rauhe oder haarige O., Murex anus; Das O. der Diana, Dianen-, Esels-O. Strombus auris Dianae etc., s. Meer-O.
Anm. Goth. ausȫ, ahd. ōrâ, mhd. ór(e), vgl. lat. auris etc., russ. yxo (Mz. ym), hebr. i etc. Über den Wechsel des „s“ und „r“ vgl. Frieren, Anm. etc., s. auch Öhr und Öhse (das Einige freilich zu lat. ansa ziehn). Verkl. Öhrlein, bair.: (Küchenspr.) der halbe Kalbskopf, u. schwzr.: Öhrli, kleine, dünn ausgewalzte, in Butter oder Öl gebackne Kuchen, mit mancher Art, z. B.: Eier- oder Hasenöhrli, wenn in den Teig noch Eier kommen.
Zsstzg. unzählig mit lebenden Wesen als Bstw. (auch zuw. etwas dem O. des genannten Wesen Ahnliches), vergl. das zu den Zsstzg. von Auge Bem. (auch in Bezug auf das Geschlecht), s. ferner [12] und Zsstzg. von Ohr. Wir erwähnen bes.: Bǟren-: das Ohr des Bären und diesem ähnliche Pflanzen: Arctotis und Bärenöhrlein, Primula auricula, vgl.: Eine Art von Salvia austriaca, welche die Russen B–en, die Deutschen Schweins-O–en nennen. Kohl Südr. 2, 118 etc. Bócks- [12u]: Bockshornbolzen (s. d.), auch ,,Bockshorn“. Bücher- [12c]. Diānen- [12y].
Elephánten-: Ohr eines Elephanten und (nach derAhnlichkeit) Art Sternkoralle, Madrepora elephantotus.
Esels-:
1) Ohr eines Esels und ein ähnliches (s. Pferde-O.), z. B.: Weil die Herren allerseits Eselsöhrchen hatten, so konnte keinem einfallen, dem andern das berühmte Auriculas asini Midas rex habet [König Midas hat E–en] zuzuflüstern. W. 13, 171 (s. Midas-O.) und nam. oft mit Anspielung auf die E–en der Narrenkappe (vgl. z. B. Zarncke Br. I, 1 u. s. nam. Luther 1, XX) Einem ein E. (G. 7, 109) oder E–en (Sch. 117b) deuten, ein E. drehen (Möricke N. 64), bohren (s. d. 1f), stechen, vgl. Esel 1; Geck; Mönch etc.
2) [12c] Die Bücher mit E–en zeichnen. Garzoni 835b.
3) [12u] (früher üblich) über dem Stengen-Eselshaupt zwei Stroppen zum Einknebeln der Bramschoten.
4) [12y] ähnlich auch: eine Art Meer-O. (s. d.), Haliotis asinina. 5) Pflanzenname (vgl. Bären-O.): Arum maculatum; Lathyrus latifolius; Symphytum officinale. Fállen- [12v]: an deutschen Thürschlössern ein gebognes, den Riegel in Bewegung setzendes Eisen, s. Falle 2. Fēūcht- [s. 9a]. Físch- [12a]: Ryff Th. 194; Kiemen, Dies ist der rechte Name des Organs, wodurch die Fische Athem holen, welches im gemeinen Leben unschicklich mit dem Namen der F–en belegt wird. W. Luc. 4, 177. Gēīstes- [3]: s. Seelen-O. Glócken- [12n]. Grōß-: ein großes Ohr, z. B.: Mit Hörnern und G–en. G. 31, 163, und: ein Wesen mit solchen, z. B. Megalotis (eine Art Fuchs); Vespertilio auriculus (Art Fledermaus, auch: Lang-O., s. d.) etc. Hāfen- [12f]. Háng-: Schlapp-O. Hāsen-: das Ohr eines Hasen oder etwas diesem Ahnliches, z. B.:
1) in Bezug auf das leise Gehör: Die Zeit, die jetzt .. mit 100,000 H–en horcht. Arndt Ber. 9.
2) s. Pferde-O.
3) (Buchdr.) Anführezeichen („“), auch: Gänseaugen.
4) Pflanzenname: Asarum europaeum (Mause-O.); Briza minor; Bupleurum etc., nach Adelung auch: Aegilops und Agaricus quercixus, auch Hasen-Ohrlein, Ohrling. 5) [Anm.]. Hérz- [12g] u. (selten) [3]: gw. Herzens-O., s. Seelen-O. Hōhl-: s. Midas- O. 2b. Hórcher-: Tausend H–en lauschen! Johánnis-: Pflanzenname, Art Schwamm, gw.: Judas-O. (Exidia auricula Judae), auch: Mause-O. etc. Jūdas-:
1) nam. in Hamburg ein feines Gebäck aus Butterteig, das in der stillen Woche gegessen zu werden pflegt (etwa den Verräther Judas verhöhnend). 2) Pflanzenn., s. Johannis-O., Tremella auricula. 3) [12y] Art Rollenschnecke, Voluta auris Judae. Kátzen-: das Ohr einer Katze, und: etwas Ahnliches, nam.: 1) Art Dachziegel, am einen Ende breiter und tiefer als am andern.
2) Pflanzenn.: Helvella mitra (Faltenschwamm). Késsel- [12f]. Kítzel-: ein Ohr, das einen Kitzel, z. B. nach Neuem empfindet: Neue Zeitungen, die den „Kutzel- ohren“ lieblich zu hören sind. Luther 1, 550b. Lämmer-: auch Bez. einer Pflanze, Chenopodum bonus Henricus. Láng-:
1) ein langes Ohr: Was für ein Esel streckt sein L. aus diesem Geschwätze? Sch. 182b etc. (s. 2d).
2) ein Wesen mit langem Ohr (oft masc.):
a) s. Groß-O.
b) ein Fisch, Labrus auritus.
c) Hase, z. B.: Der L. Lichtwer 123.
d) bes. oft = Esel: Jener officielle L., der den Kopf zwischen scholastischen Wesenheiten und analytischen Begriffen wehmüthig hin und her wendet und endlich im Juste Milieu verhungert. Demokr. Stud.346; Wenn ein Esel den andern L. heißen will! vHorn rhD. 2, 80; Körner 272a; Der gute L. Nicolai 1, 56; Schwang sich auf den hölzernen L. Pfarrius Soonw. 10; Pfeffel Po. 3, 79; Schlegel Sommern. 3, 2 etc. s. Schlapp-O. Lēīk- [12u]: Leikhorn, vgl. Nock- O. Löffel- [12e]. Māūse-, Mǟūse-:
Lápp-:
1) Ohr einer Maus, dann etwas Ahnl., nam.:
2) s. Pferde-O.
3) Die gemeine rattenartige Fledermaus (Vespertilio murinus) heißt bei uns ihrer großen Ohren wegen auch Mäuse-O. Tschudi Th. 136.
4) [12y].
5) Pflanzenn., s. Johannis- u. Hasen-O., ferner: Myosotis (s. Vergiß-mein-nicht); Hieracium pilosella u. auricula; Valeriana locusta; Cerastium tomentosum; Gnaphalium dioicum; Plantago major etc.: Waldgewächs .. kriecht um den Rasen .., | Maus-O., bedeckt mit Thau. Freiligrath SW. 4, 104; Zierliches Mause- O. und kletternde Wicken. Hackländer Tag. 2, 171 etc. Mêêr- [12y]: Art Napfschnecke, Haliotis, See-, Perlmutter-O. Mīdas-:
1) nach der griech. Mythe die Eselsohren (s. d.) des Königs Midas, vgl. G. 1, 240; W. 15, 187.
2) dann nach der Ahnlichkeit [12y] Name von Schnecken:
a) Voluta auris Midae.
b) Haliotis Midae, Hohl-, Riesen-O. Nóck- [12u]: die beiden obern Ecken eines viereckigen Segels, wo das Leik ein Auge bildet, die untern heißen Schot-O–en oder -Hörner, vgl. Leik-O. s. Meer- und Riesen-O. das Ohr eines Pferdes, und zwar untersch. man: Mause-O–en, als die zierlichsten und schönsten; Hang-, Lapp-, Schlapp-, Schlotter-, Schweins-, Sau-O–en, die schlaff niederhängen; Schaufel- oder Esels-, (Maulthier-)O–en, von übermäßiger Länge u. Weite etc. (s. auch Schiel-, Stutz-O. etc.), so gw. in Mz., dagegen in Ez. zur Bez. eines Pferds mit so und so beschaffnen Ohren. Pflūg- [12q].
Perlmútter-: Pfêrde-: Rīēsen-:
1) Ohr eines Riesen. 2) s. Midas-O. 2b: Das R., das man als Perlmutter braucht. Oken 5, 396. Sāū-: Schweins-O. Schálks-: Er horchet mit Sch–en und, wo du nicht Acht auf ihn hast, wird er dich übereilen. Sir. 19, 24. Schāūfel-: s. Pferde-O. Schīēf-: ein schiefes Ohr und: ein Wesen mit solchem, auch übrtr. in Bezug auf schiefe, verkehrte Auffassung des Gehörten: Das glücklichste Wort, es wird verhöhnt, | wenn der Hörer ein Sch. ist. G. 4, 39, vgl. schiefhörnig. Schīēl-: Sch–en, bei Pferden, weit auseinander und seitlich nach versch. Richtung stehnde Ohren und: Sch., ein Pferd mit solchen Ohren (s. Pferde-O.), auch (mundartl.): Schol-, Schul-O. Schlápp-: Häng(e)-O., ein schlaff oder schlapp niederhängendes Ohr, z. B. eines Hundes. Freiligrath Garb. 110; König Kl. 1, 323 etc., auch: ein Wesen mit solchen Ohren, s. Pferde-O. Schlótter-: Schlapp-O. Schlüssel-: [12v]. Schōl-, Schūl-: s. Schiel-O. Schúldheißen-: (sprchw., s. Schuld- Heiß) verstockte Ohren, bei denen man schwer Gehör findet. Luther 6, 359b; Kann man nun einen gottlosen Richter, der „Schultesohren“ hat, mit Schreien überpochen und gewinnen [s. Luk. 18, 5], sollt nicht unser treuer Gott, der die leisesten Ohren hat etc. Mathesius Pr. 189. Schwēīns-:
1) Ohr eines Schweins: Sauerkohl mit Sch–en.
2) etwas Ahnliches:
a) s. Pferde-O.
b) s. Bären- O.
c) Art Flügelschnecke, Strombus pugilis.
d) Art Mießmuschel, Mytilus cristagalli. Meer-O. Sēēlen- [3]: Auf die Stimme meines Genius zu lauschen .. und .. dazu mit einem S. von der feinsten Art begabt. W. 9, 13. ein (fein) spürendes Ohr und ein Wesen mit solchem. Stīēfel- [12w]. stinkendes Ohr, als eine Krankheit. Bock Diagn. 375, auch (zuw. masc.) Jemand mit solchem Ohr. gestutztes Ohr u.: ein Wesen mit solchem, z. B.: Was für ein Pferd? Ein Scheck’, ein St., nicht? Schlegel Sh. 6, 57. Art Meer-O., Haliotis imperforata. z.B.ein Ohr von zwitterhaftem Wesen. Stilling 2, 175.
Sēē-: Spǖr-: Stínk-: Stútz-: Vēnus-: Zwítter-: