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ohne
Ōhne: präp. u. conj. mit der Grundbed. des Nicht(mit)vorhandenseins, des Nichtbegleitens, des Ausgeschlossenseins, vergl. außer (s. nam. Herrig 24, 21):
1) präp.:
a) nach heutigem Gebrauch gew. nur mit Accus., vgl. als Ggstz. mit und als sinnvrwdt sonder. Wir heben hier bes. ein sozusagen bedingungsweises o. hervor, zu bez., daß Etwas allerdings vorhanden war od. ist, aber daß, wenn es nicht vorhanden wäre od. gewesen wäre, das im Satz Ausgesagte einträte oder eingetreten wäre: O. ihn war. ich verloren = wenn er nicht gewesen wäre, wäre ich verloren gewesen; O. das kühne Manöver der Preußen .. waren die Russen vernichtet. Droysen Y. 1, 165; G. 19, 194; Kl. Od. 1, 277; IP. 1, 74; Ohn’ einen Punkt [wenn der nicht wäre,] würd’ ich sie ganz vollkommen nennen. Ramler F. 2, 450; O. diese verdammliche Liebe ist er euch gestorben. Sch. 105a; Sah er sich o. ein Wunder [wenn nicht ein Wunder eintrat] verloren. 992a etc. Ferner s. 2b am Schluß.
b) vralt. mit Dat., obgleich z.B. noch Eph. 2, 12; G. 27, 490; H. 11, 266; Kapper Vorl. 1, 79; L. 1, 273; 4, 173; 7, 338; 10, 91; 315; 12, 171; Lichtwer 224; Luther 5, 302b; 6, 98a; 8, 310a etc.; Möser Osn. 1, 227; Rachel 2, 48; Weidner 29; Weise Jak. 22; Mas. 72 etc. u. noch allgem. in der Verbind.: Ohnedem = ohnedas, ohnedies.
c) vralt. mit nachfolg. Genit., z. B.: Daß man sich o. eines Winterpelzes nicht behelfen mögen. Schweinichen 2, 304; Sonsten hab’ ich ein ziemlich Jahr gehabt, o. des vielen Aufgangs. 178, abgesehn von Dem, was drauf gegangen etc., häufiger mit vorangehndem Genit., z. B. noch gew.: Zweifels-o. [= o. Zweifel, sicher, gewiß], z. B.: Brachvogel Feb. 1, 10; Cham. 4, 148; Ense Denkw. 6, 550; Schlegel Sommern. 5, 1 etc.; ferner: Eines Gegenstandes o. [los, quitt] sein (z. B.: Franck, Wackern. 3, 346 Z. 19; Kurz Sonn. 45; Luther 1, 170b; 390b; SW. 61, 49; Ryff Sp. 126b; Weidner 247 etc.) od. werden (Schaidenreißer 6a; 88a; Spate 2, 238 etc.), vralt., mundartl.: Einer (od. eine) Sache anwerden (s. Anm.).
d) ellipt., mit Verschweigung des von o. abhäng. Hw., in der Wendung: Etwas ist nicht o. [z. B. = nicht o. Grund], verhält sich in der Thatso, hat Manches für sich, z. B.: IDoman (Wackern. 2, 247 Z. 17; 251 Z. 16); Gryphius Fr. 555; Prutz E. 1, 221; Schilter 325b; Stumpf 79a; Die Sache, wie Ihr sie da vorstellt, ist nicht o. Tieck A. 1, 209; Weise Is. 97; Zinkgräf 2, 90 etc., ähnlich auch: Die Margret ist schmuck, aber die Andern sind auch nicht o. Höfer V. 220, etwa = o. Schönheit; Man sieht, daß Rührung im Gange ist und Thränen nicht o. sein werden. Immermann M. 3, 307, etwa = nicht o. Wahrscheinlichk. etc. Burschik: O. [Geld] sein. Vollmann 347.
2) conj.:
a) (veraltend) = außer, ausgenommen etc., s. Belege. Herrig 24, 21. Wir erwähnen hier bes. die Verbind.: Nimmermehr von Alfheim zu kehren aus dem Streit, | o. [außer, als] mit Alfsonnen. Geibel Jun. 339; Daß ich nicht nachdenken kann o. mit der Feder in der Hand. L. 11, 641; Luther 6, 315b etc.; ferner (vrsch. b): Es ist eben derselbe Gott, der jetzt Wunder thut . .., „on“ [nur] daß wir die alten .. Wunder größer achten. Luther 6, 351b; Die Tragödie ist an der Majestät dem heroischen Gedichte gemäße, o. [nur] daß sie selten leidet, daß etc. Opitz (Wackern. 3, 624 Z. 21); Die Mannheit kann nicht höher kommen | ohn [als] daß sie selbst sich übernommen. Rollenhagen Fr. 282 etc., vgl.: Ohn’ ob [nur daß] sie sich etwa mühet etc. Roberthin (WhMüller Bibl. 5, 195).
b) O. daß (vrsch.
a) das Nicht-Statthaben des mit „daß“ angeknüpften Satzes zu bez., vgl.: Er thut es o. meine Erlaubnis (1) u.: o. daß ich es ihm erlaube u. mit Verneinung: Er darf es o. meine Erlaubnis od.: o. daß ich es ihm erlaube nicht thun = wenn ich es ihm nicht erlaube etc. Bei gleichem Subj. des Haupt- und Nebensatzes wird dieser gw. verkürzt in: o. mit zu und Jnfin., z. B.: Ich thue es nicht, o. daß ich seine Erlaubnis habe, gew.: v. seine Erlaubnis zu haben etc. Ver- einzelt findet sich, freilich nicht ganz korrekt, (vergl. um zu etc.) die Verkürzung auch bei wechselndem Subj., z. B.: O. daß ich den Weg kannte, o. das Reiten gelernt zu haben, riß mich das Roß etc. Arnim XVI, korrekter: o. daß ich das Reiten gelernt hätte, indem es bei der vom Schriftst. gewählten Fügung erscheint, als ob das Roß es nicht gelernt hätte; Der ihn geschaffen, das Licht zu ahnden, o. die dicke Finsternis durchbrechen zu können. Klinger F. 6; Es geht mir, wie es dem Ovid ging, o. sonst viel Ähnlichkeit mit ihm zu haben. L. 3, 345; 11, 53; Das Dach ward fertig, o. die mindeste Gefahr oder Schreck dabei zu haben. Stiling 1, 142; Tieck DBl. 2, 213; Du bist, o. dir eine Schmeichelei sagen zu wollen, . . interessant. W. 16, 72, elliptisch, etwa: Das sag ich, o. etc.; 20, 114 etc. Zu erwähnen ist noch die pleonast. Verneinung bei o., z. B.: Wie wird sie einzelne Verse .. ertragen, o. daß sie sie nicht auch zu einem Ganzen dichte. H. R. 7, 69 etc.; Kein Missionär .. ging .. fort, o. nicht einen ganzen Koffer .. mitzunehmen. Gutzkow G. 1, 255; 4, 11; 8, 270; Diak. 103; Sagte, v. mich scheinbar gar nicht zu bemerken. Lubojatzky Ams. 181 etc.; O. daß menschliche Gewalt noch [= od.] List ihn retten könne. G. 33, 232; O. daß weder die zärtliche Achtung .. noch die Ehrenbezeugungen .. einige Unvorsichtigkeiten vergütigen konnten. W. 17, 116; Ohne weder auf die Untugenden .. noch auf den großen Abstand . . . Rücksicht zu nehmen. 16, 48; HB. 1, 240 etc. u. so auch (s. 1) bei der Präpos.: O. Pietät weder gegen den Maler noch gegen die abgebildeten Verklärten zerstörten sie die Füße einiger Apostel. G. 31, 62 etc.
3) substant.: Das Nicht-O. (als Ubersetzung des lat. sine qua non) die unumgänglich nothwendige unerläßliche Grundlage, Bedingung, o. welche Etwas nicht statt, z. B.: Verhältnis ist ihm nur das Nicht-O., die Bedingung, nie aber das Wesen seiner Kunst. H. 11, 351 ꝛc
Anm. Ahd. änu, âno, äna, ân(e), mhd. ân(e) und vgl. Wahn und Argwo hn; Athem und Odem; Mohn, Mond etc. Gn(e), bei Luther etc. gw. on und zuw. noch (nicht zu verwechseln mit dem heutigen „an“): In maßen Solches klärlich und an Lichtmeßkerzen zu sehen ist. Fischart B. 11a; Daß ich an Christo Nichts vermöge. Luther SW. 60, 133; An Mittel der Arznei ganz verwahrloset. Ryf Th. 47 etc. So nam. (s. 1c): Etwas anwerden (z: B. Ayrer 1, 213b; Luther 1, 48a) = los werden, versch. das z. B. in Mecklenbg. übl.: Etwas anwerden = sich daran gewöhnen, s. auch die Nbnf. von Ohnmacht. Vgl. die gleichbed. gr. ανεν, goth. inuh, ferner die Vors. un, gr. ἄ(ν), lat. in. Veralt. Nbnf. zu 1c onig. Waldis 1, 26 (auch: Ich ward damit des Pfaffen einig. 4, 17, vgl.: leibeinigen = sich des Leibes entohnigen (s. d.), sich entleiben, s. d. 1. Vergl. Wackern. Gl. 22 ff. Scherzh. dafür (frz.): Sans [spr. ßäng], Spaß! Sch. 118b.
Zsstzg.: Dar-: (s. da, Anm.) ohne das Genannte, selten, wie das entsprechende wor-o. —: Es kann d. gar nicht ein einiges sein. Fichte Nachg. 1, 125; Lenz 1, 278 etc. Nícht- [3]. Zwēīfels- [1c].