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Nuss
I. Núss, f.; Nüsse; Nüßchen, lein; -:
1) die aus einem von harter Schale umschloßnen Kern bestehnde länglich runde Frucht der Hasel (s. d.), best. Hasel- N., mit mehrern Arten (s. Zsstzg.), vgl. d. Folg., nam. 4. 2) (s. 1) ähnlich von andern in harter Schale eingeschloßnen Früchten (botan. nux, vgl. Apfel-N.), gw. näher best. durch Zusätze (oder durch den Zusammenhang), z. B. Welsche (od. Wall-) N., die Frucht des Wallnußbaums (Juglans), dafür auch nicht selten bloß N., vgl.: [Hasel-Nüsse (ab-)pflücken; [Wall-]Nüsse abschlagen, abwerfen etc.; Indianische N., die Frucht des Sandbüchsenbaums (Hura crepitans); Griechische N., Mandel; Maldivische N., Meerkokos etc., s. Zsstzg. u. z. B.: Diese weißbuchne Nüßchen [Früchte der Weißbuche]. Döbel 3, 7b; Die Flocken der Baumwolle auseinanderzuzupfen und die Samenkörner, Splitter von den Schalen der Nüsse [der Kapseln von der Frucht der Baumwollstaude] nebst andern Unreinigkeiten wegzunehmen. G. 19, 41; Da hagelt’s welsche Nüsse! | Frisch, abgehülst und ausgemacht! V. 3, 163 etc. 3) (s. 1 u. 2 u. Baum 2, auch die Belege dort für Hasel- u. Wall-N.) auch zuw. als Bez. der nußtragenden Pflanzen (Stauden, Bäume) selbst, z. B.: Da die Kastanie, die Hasel-N. und die Wall- N. zugleich mit der griechischen N. Knospen und Blüthe treiben. V. Georg. 27 etc. So auch: In die Nüsse gehn, in die Hasel-Stauden od. -Gebüsche, um Nüsse zu pflücken, u. danach auch (vgl.: in die Pilze; in Mecklenb.: in die Wicken gehn) = verloren gehn. 4) vielfach, nam. zu 1, in Vergleichen übrtr. u. sprchw. (s. auch 3):
a) (vgl. Bohne 1) Um Nüsse [um etwas sehr Unbedeutendes] mit einander spielen; Etwas ist nicht eine N., nicht eine taube (hohle) N. werth; Um Etwas keine N. (W. 10, 92), nicht eine hohle N. (3, 234; 13, 184 etc.) geben; Eh er . . | nur um die taube N. dich plündere. V. H. 2, 107; Gleichwohl galt | es [bei diesem Spiel] keine taube N. L. Nath. 2, 9; Es ist Schade, daß Sie mit hohlen Nüssen um hohle Nüsse spielen. G. 16, 207, in kindischer Weise ein kindisches Spiel treiben etc.
b) Harte N. etc. zur Bez. für etwas Schwieriges, Einem Mühe, Qual, harte Arbeit Verursachendes, eine schwere nicht leicht zu lösende Aufgabe etc.: Muß [s. müssen II 1e] ist eine harte N.; So geb’ ich denn euren zwei tüchtigen Backen | zur Kurzweil drei artige Nüsse zu knacken. B. 66a; b; Er worgete daran und schon weit vom Hause war er, ehe er die N. aufbiß [den Sinn enträthselte, die Worte verstand]. Gotthelf Sch. 191; Ihn drückte die Schuld, die Feindschaft des Schöffen und das Amerikagehn, drei harte Nüsse. vHorn Schmj. 56; Die N. kann ich nicht aufknacken [das Räthsel lösen]. Kurz Weihn. 125; B. 12, 353; Es ist ihm aber das Nüßlin allweg zu hart gewesen. Luther 1, 153a; Indem er spricht, ich habe das Nüßl[e]in nicht mögen beißen. 159b (Eck) 392b; 422b; 8, 49b; 177b etc.; Daß die Römer an diesem Sieg eine harte N. haben gebissen. Stumpf 673b; 145a etc.
c) [Daß sie] ihre N. [Mz., s. Anm.] redlich krachen und guten Vortheil haben. Weidner 155.
d) Das empörende Wort des Fremden hatte ihn zusammengerüttelt . . gleich einem alten Sack Nüsse. Das rasselt ohne Halt hin und her. Gutzkow R. 3, 244.
e) In einer N. (lat. in nuce), von etwas in möglichst wenig Worte Zusammengedrängtem; Seine Ästhetik etc. in einer N. Danzel 197; L. 11, 25; 12, 115; Als führe jeder Gast eine ganze Bibliothek in einer N. mit sich. EFHMeyer Bot. 2, 200; Daß in den vorstehenden ersten Worten schon die ganze Lehre wie in einer N. vorhanden sei. G. 38, 12; Das ist in einer N. sein albernes Geschwätze. Körner 237b etc.
f) = Schlag (vgl. Feige 6 u. z. B.: Daß man Pochbirnen davon bringt. Olearius Baumg. 70a; Hängelbirn u. ä. Scherze, nam. auch die Sprchw.: Kolben sind dem Narren und Nußbaum die beste Salbe. Kolbe 3473; Nußbäume und Weiber wollen geschlagen sein. 4613 etc.), z. B.: Schlag zu, schlag zu! gieb ihr der Nüß. HSachs G. 2, 141; Da satzte es Nüsse. weise Mas. 190 etc., nam. Kopf-N. (s. d. u. nussen). 5) nam. in techn. Anwendung: Körper von Nußform, kleine rundliche Körper, rundliche Erhöhungen, andrerseits aber auch (vielleicht andern Stamms, s. Anm.) eine rundliche Vertiefung, Rinne, Kerbe, Einschnitt etc.:
a) Anat.: (s. g) das kugelförmige Ende eines Gelenkknochens, das in freiester Bewegung in der entsprechenden Vertiefung (Pfanne) des andern liegt. Ein solches Gelenk heißt N., N.-Gelenk, enarthrosis.
b) Armbrust.: die Kerbe od. Falz für die Sehne und die Kerbe am Pfeil, mittels deren er auf der Sehne fest aufliegt (s. Giffel 1): Wo man den Bogen zu weit über die N. will ziehen [zu straff anzieht], so springt er. Sprchw. (Schm. 2, 711); Nicht lang in der N. liegen [sich nicht lang besinnen etc.]. ebd.; Gar aus der N. [aus dem Häuschen, in Zorn] sein. Frisch 2, 24a etc., vgl. f.
c) Bäcker. etc.: kleines rundliches, süßes Backwerk, s. Alben-, Pfeffer-, Zucker- N.
d) Ballspiel: die Vertiefung, worin der zu schlagende liegt (?): In Aufsetzung der N. Garzoni 743a etc.
e) Bergb.: nußförmige harte Körper in weichrer Erdart, s. Eisen-, Mergel-N.
f) Büchsenmach.: „das Kerbrad im Gewehrschloß“. Laube Br. 277, eine geschweifte an dem untern Rande mit mehrern Kerben den sogen. Rasten (s. d.) oder Ruhen versehne Platte mit zwei runden Zapfen, von denen der eine durch ein Loch des Schloßblechs geht u. mit dem Hahn verbunden ist, der andre sich in einem Loch der Studel (oder des Stuhls) dreht, s. Karmarsch 2, 82 ff.; Winckell 3, 355 ff., vgl. b, wie bei den großen Armbrüsten ähnliche Schlösser waren, deren Verfertiger Nusser hießen. f) Klavier.: N., Hammer- N., das dem Kopf entgegengesetzte rundliche Ende des Hammers (s. d. 8).
g) Maschin.: Kugelgewinde (s. d. u. a).
h) Mühlenb.: (?) Es müssen vier metallene Nüsse gegen die Kruke [s. d. 2] gemacht werden. Möser Ph. 3, 243.
i) Orgelb.: eine Kugel im Schnarrwerk. k) Schiff.: Die Nüsse des Ankers, Ankernüsse, die an dem Schaft des Ankers etwas unter dem Auge an beiden Seiten hervorstehnden Zapfen, die zur festern Haltung des Ankerstocks dienen. N. des Kolderstocks, Kolder-N., eine der Längenare des Schiffs parallele Welle, wodurch der jetzt allgm. durch Steuer-Rad oder -Talje ersetzte Kolderstock (s. d.) ging. l) Schlosser.: an einem Thürband mit zwei Gewinden (N.-Band) das herausstehnde, ihre Theile verbindende, walzenförmige Stück (Band-N.); ferner: am Thürschloß ein Cylinder, in der Mitte mit einem Loch für den Drücker, am Rand mit einem in den Riegel greifenden u. ihn zurückschiebenden Schwanz (Schloß-N.). m) Uhrmach.: s. Kern 26b. n) bei einer Wage der Metallstift, worauf der Wagebalken schwebt. o) weidm.: „weibl. Glied bei allen Thieren der niedern Jagd und Raubthieren, am gebräuchlichsten bei der Fischotter“. Laube Br. 277, s. Winckell 3, 37, vgl. Schnalle (nam. von Füchsen und Hündin). p) Zool.: Gezähnelte N., Art Schnirkelschnecke, elix sinuata. Zuw. fälschlich st. Nisse (s. d.), Lause-Ei, z. B. bei Spate: Haupt-, Kopfnüsse.
Anm. Ahd. (h)nuz, mhd. nu, vgl. das freilich der Lautverschiebung nach nicht stimmende lat. nux. Für die Bed. 4f vergleicht Schm. ahd. niozan, stoßen und für Bed. 5b u. o Frisch (anders, doch unwahrsch., Weigand) ein vralt. Nusche(l) = Rinne (Keisersberg Post. 96), Schnalle (s. 5o), Spange, vgl. Wackern. Gl. 414, u. Nüster, Anm.; ferner nam. berlinisch dem plattd. nutt = N. entsprechend beim Murmelspiel: Du hast eine Nutte [Loch in der Erde] frei, die will ich jetzt schieben. HSmidt Devr. 16 etc. Mz. vralt., mundartl. ohne Uml., s. Schm. u. z. B.: N. abwerfen. Fischart Garg. 52a; Den Wein, N. und andere Frücht. Stumpf 117a; Gleich den Haselnussen. 607a; Ein paar Nussen. Spindler Vog. 1, 226 etc. (s. auch 4c); umgekehrt schweizr. in Ez.: Eine große Nüsse (s. Stalder 1, 199, vgl. Mz.: Haselnüssen. Geßner 3, 114 und plattd. z. B. in Mecklenburg: ene nöt) und als Bstw.: Nüßbäume. Zinkgräf 1, 245.
Zsstzg. z.B.: Álben- [5c]: „Art Gebacknes, das im Zillerthal die Melcher und Hirten beim Heimfahren von der Alpenweide unter die Bekannten austheilen“. Schm. Ambra- [5]: rundes Riechbüchschen (s. Balsamapfel). Musäus M. 2, 121. Ánker- [5k]. Apfel- [2]: bei Oken allgm. Bez. einer Samenfrucht, die vom vertrockneten Kelch bedeckt ist, Kelch-N., zum Untersch. von der Schlauch-N. (Nüßlein), mit einem bloß vertrockneten einfächrigen Gröps; Hülsen- oder Pflaumen-N. mit zweiklappigem; Kapsel- oder Beeren-N. mit mehrfächerigem Gröps. Bánd- [5l]. Bārt- [1; 3]: Art Hasel-N., lang, an der Spitze mit feiner Wolle, auch lombardische, Lamberts-, August- N., und zwar rothe u. weiße, jene auch Blut-, Roth-, Ruhr-N. etc.; Wallnuß und röthliche B. V. 1, 98, diese auch Zeller-N. (nach der Stadt Zell im Würzburgischen). Bāūm- [2]: Wall-N., im Ggstz. der Hasel- oder Strauch-, Stauden-N. Gotthelf U. 2, 254; Kirchhof Wend. 129a; Ryff Th. 223 etc.
Bêêren-: s. Apfel-N. Bēhen- [2]: die Frucht von Hyperanthera pterygosperma. Blāsen-, Blátter-: Pimper-N.
Blūt-:
1) s. Bart-N.
2) Art Wall-N. mit pfirsichblüthfarbiger Haut. Bréch- [2]:
1) die Frucht von Jatropha multifida od. curcas etc., auch Purgier- N.
2) die Frucht von Strychnos nux vomica (Krähenauge) u. der Baum selbst, s. [3]. Būch- [2]: Frucht der Buche, s. Büchelu. Anm. Drill-: eine hohle Nuß als eine Art Kreisel. Eīch- [2]: Eichel. Eīsen- [5e]: nußförmige Stücke Roth- eisensteins. Erd- [2; 3]: die nußähnlichen Knollen mancher Pflanzen und diese selbst: Arachis hypogaea; Bunium; Glycine apios; Lathyrus tuberosus; Ornithogalum umbellatum. Fíchten- [2]:
1) Zirbel-N. 2) fälschl. st. Fichtenzapfen. Gíft-: (vralt.) Kokus-N., insofern die Milch als heilsam bei Vergiftungen gilt. Grǖbel-: eine zum Grübeln (s. d. 1) dienende Nuß; bes. eine Art kleiner hartschaliger Wallnüsse (Stein-N.). Háckel-: gemeine Hasel-N. Nemnich, s. hockeln 1a. Hámmer- [5f]. Hāsel- [1; 3]: [Dem] trau ich keine hohle H. zu. Sch. 183a; Braun von Farbe | wie Haselnüss’ und süßer als ihr Kern. Shakespeare 5, 272. Hülsen-: s. Apfel- N. Jesuīter-: Wasser-N. Johánnis-: Sorte Wallnüsse, die erst um Johanni auszuschlagen anfangen. Jūden-: Pimper-N. Kanārien- [2; 3]: ein Baum in Indien, Canarium, und seine Frucht. Kápsel-: s. Apfel-N. Kastāni-en- [2]: Frucht der Kastanie. V. Ländl. 2, 371. Kélch-: Apfel-N. Klápper-: Pimper-N. Klǟr- [2]: Strychnos potatorum, zum Klären trüben Wassers dienend. Kōkos- etc. [2]: s. Kokos. Kólder- [5k]. Kópf- [4f]: Kann man sich auf schlechtem Steinpflaster nicht vor argen Kopfnüssen an den Holzwänden bergen. Niebuhr Nachg. 194; Ohrfeigen, Kopfnüsse. Rückert BE. 138; Will ich dir mit meinem Grabscheit eine gute Anzahl Kopfnüsse zumessen. W. Luc. 1, 103 etc., s. auch 5p. Krách-: Mandel-N. Kráft-: Zirbel-N. Krōnen- [2; 3]: Samadera. Lámberts-: Bart-N., z. B. [3]: Hier Aprikos’ und L. V. 4, 189. Malácca- [2; 3]: Anacardium orientale. Mándel-: Art großer, dünnschaliger Haselnüsse, Krach-N., auch = Mandel. Mérgel- [5e]: erzhaltige, mit Steinmark überzogne kleine Kieskugel. Muskāt- (⏑–) [2]: s. Muskat 1, auch Becher 3. Nǟgelein-, Nélken- [2]: die würzige Frucht eines Baums auf Madagaskar, Agathophyllum aromaticum. Öl- [2]: die Frucht von Comandra oleifera. Orinócco- [2; 3]: Rhizobolus tomentosus. Pálm- [2]: die Frucht des Pandangs, vgl.: Der Pandang oder P.-Baum. Forster R. 1, 205. Pféffer-:
1) [5c] aus Pfefferkuchenteig: Das heißt: derbes Pumpernickel zu zierlich geformten Pfeffernüssen verbacken. Börne 1, 261, vgl.: Nimm deinen Mund | mit derben Schwüren voll und laß „Fürwahr“ | und solche Pf.- Betheurungen | den Sammetborten. Schlegel Sh. 6, 107.
2) (s. 1) Art kleiner Archenmuschel, Arca nucleus. Pfêrde-: eine Sorte sehr großer Wallnüsse, auch: Roß-, Schaf-, Polter-N. Pflāūmen-: s. Apfel-N. Pímper- [2; 3]: mit klapperndem Kern:
1) Staphylea (pinnata), auch Blasen-, Blatter-, Klapper-, Juden-N.; wilde Pistacie (s. 2); wilde Zirbel-N. 2) Pistacia vera, Pistacie. 3) die gemeine Hasel-N. Pīni-en-: die eßbaren Samenkerne der Pinie, auch Piniolen. Pistāci-en-: Pimper-N. 2. Pólter-: Pferde-N. Purgīēr-: Brech-N. 1. Rāssel-: Kinderspielzeug zum Rasseln. OMüter Stadtsch. 1, 87. Róß-: Pferde-N. Rōth-, Rūhr-: s. Bart-N. Schāf-: Pferde-N. Schlǟgel- [2; 3]: Justicia adhotoda. Schlángen-: die giftigen Kerne eines brasilianischen Baums, Cerberus ahovai. Schlāūch-: s. Apfel-N. Stáchel- [2; 3]:
1) Stechapfel, Datura stramonium. 2) Wasser-N., auch See-, Spitz-, Teich-N. 3) übrtr. als Bez. für Satire etc., auch: Stachelnüsse schütteln [spotten etc.]. Günther 853. Stēīn-: s. Grübel-N. Strāūch-: s. Baum-N. Wáll- [2; 3]: uglans; Leifel, Schelfe, Schale, Kern, Sattel [Scheidewand der 4 Theile des Kerns] der W.; Bräunte er ihr Gesicht mit der grünen Schelfe der W. Pfeffel Pr. 9, 186 etc., vgl. Bratsche 2 etc. Wásser- [2; 3]: ein Wassergewächs, Trapa natans, u. dessen eßbare stachlige Frucht, Jesuiter-, Spitz-, od. Stachel-, See-, Teich- od. Weiher-N. L. 11, 528. Zéller-: s. Bart-N. Zīēr-: Zirbel-N. Zírbel- [2; 3]: die Kerne in den Zapfen der Arbe (s. d., z. B. w. 16, 102) u. der Baum selbst (z. B. G. 36, 85), vgl.: Jeder Zapfen [der Arwe hat] 30—40 Stück Ziernüßchen. Tschudi Th. 261; ungenau zuw. st. Pinien-N., vgl. Zernnüßchen, Samenbehältnisse der Linden. Frisch.