Faksimile 0446 | Seite 444
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Nord Norden
Nórd, m., –(e)s; –e; -, (–er-). ~en, m., –s, (uv.); (uv.); -:
(ohne Mz. 1—4):
1) der Durchschnittspunkt des Meridians mit dem Horizonte an der dem N.-Pol zugekehrten Seite (s. Mitternacht 2), einer der 4 Kardinalpunkte des Kompasses. Ihm diametral gegenüber liegt Süd(en) und um je 90⁰ entfernt Ost(en) an der Seite, wo die Gestirne auf- und West(en) an der, wo sie untergehn (s. Himmelsgegend, Ost 1 u. Windrose): Nach, gen, von, aus N–en (Süden, Osten, Westen); Nur muß er nicht inkompatible Dinge verlangen, nicht zugleich nach N–en und nach Süden segeln wollen. Forster Br. 1, 311; Den Blick gen N. gewandt. Scheffel Tr. 269; Unabsehbar | streckt es [d. Reich] der Morgensonne sich entgegen | und keine Grenze hat es nach dem N., | als die lebend’ge Zeugungskraft der Erde. Sch. 672a; Der Wind ist N. (oder nord, nördlich) etc., s. die folg. nah angrenzenden Bedd.
2) zuw. st. Nordpol: Ich bin standhaft, wie des N–ens Stern etc. Schlegel Sh. 2, 71; Am erfrornen N. (s. 4), wo sich sein ewig Eis | nach seinem Sterne sehnt etc. W. 25, 90 etc. Auch für den Polarstern selbst: Das sternenlichte Feuer | kommt, wie der schöne N. den Schiffern, mir zur Steuer. Opitz. 3) die Gegend des Himmels um den Nordpunkt (s. 1): N. und Süd hüllten sich in blasses Violett. Lewald W. 4, 94 etc. 4) die nach N–en gelegnen Theile der Erde, die nördl. Länder, Staaten, Reiche (und deren Bewohner): Im hohen N–en wohnen; Der Zar als der mächtigste Herrscher des N–ens; Ein kleines Thier, welches N–en [gw.: der N–en] uns nur zollt. Brockes 9, 297; Die künftigen Großen Deutschlands und [des] N–ens. Engel 4, 9; Die Produkte des N–en. Forster Jt. 1, 32; N. und West und Süd zersplittern. G. 4, 1; Auf des N–ens trüben Gauen. 10; In dem stets umhüllten N–en; | aber in dem heißen Süden etc. 15; Führt mir nach dem Mittag sie | und ihn an N–ens Ende. 11, 188; Ihr N–ens jugendliche Blüthen, | ihr Ostens blumenreiche Kraft. 12, 201 etc.; Ward .. | N–ens ewigbanger Wüste manches Tempe gleichgemacht. Hagedorn 2, 25; N. oder Süd! | Wenn nur die Seele glüht! Lappe; Im nebelvollen N–en. Lewald W. 4, 96; Ins Eisgebiet des N–s. Matthisson A. 7, 235; Als hätte Süden | auf N–s Schnee gepflanzet seine Rosen. Mohnike Fr. 40; Als der N. endlich sich erschöpfte, das Reich der Mosleminen zerfiel. JvMüller 24, 1; Und Indien muß selbst in [gw. im] N–en | um den Geliebten fröhlich blühen. Novalis (Wackern. 2, 1350 Z. 34); In der Öde des N–s erzeugt. Platen 2, 214; Prächtiger als wir in unserm N–en. Sch. 52a; Des Südens goldne Früchte | schüttet sie im N–en auf. b; Sie sahn .. | nicht aus N–s (2; 4) beeisten Hallen | den ergrimmten Winter nahn. 59b; Mich in des N–ens Wäldern zu verbergen. 431a; Durchschweift im Flug den ganzen grausen N. Streckfuß Rol. 10, 72; Erlaubt dem N–en nicht, was ihr dem Süden schenket. W. 25, 91; Die im tiefen N–en | erstarrt in Schnee und Eis. Zedlit z. Zuw. auch mit unbest. Artikel: ein Land, so wie es im N–en der Erde beschaffen ist: Dort baun wir in den Wogen | uns einen kleinern, aber schönern N–en. Mohnike Fr. 40. 5) (gew. N.) Nordwind: Als hätt er von dem N. | das rasche Flügelpaar entlehnet. Alringer D. 160; Der frische N. fegt übern Rhein. Freiligrath 2, 193; Göckingk 1, 152; Lieb. 51; 157; Zische N.! G. 2, 51; Laß die N–e schweigen! 32, 304 (Fürnstein); H. 15, 171; Das Wehn des N–es. WHumboldt 1, 379; Ein erzürnter N. [muß] den Himmel dir erheitern. Lichtwer 219; So wenn im Sturme sich die Winde heulend schlagen, | der wilde Süd, des N–es rauhe Macht, | der muth’ge O st. Sch. 33b; Wenn von N–es kaltem Hauch | Blatt und Blume sich entfärben. 54b; Es pfeift der N. Schwab 108; Wenn Süd und N. und Ost sich brausend schlägt. Streckfuß Rol. 8, 81; Trinkt und lacht des lauten N–es. V. 3, 141; Es besiegeten N–e den Südwind. Ov. 1, 275; Jetzt vor des Südes Gewalt und jetzt vor des thrakisches N–es. Th. 25, 91; Unter sich stürmten der Ost und der Süd und der sausende Westwind, | auch hellwehender N. Od. 5, 296; Ein herbstlicher N. 328 etc. Selten: N–en sausten sonst gelinder. Creuz 1, 131; 48; Der grimme Hauch des N–ens. Tieck Cymb. 1, 4 (was auch zu 2 od. 4 gezogen werden kann). 6) selten statt Nordbewohner, Nördling: Der brave Norde. G. 32, 70; Als man schon fast überall anfing, sich N–e oder Süde zu nennen . .. Man traf keine N–en und Süden bei einander. Kl. Gel. 331.
Anm. Ahd. nord(an), mhd. nort, mhd. norden, fragl. Abstammung, s. Benecke; Wackern. Gl. 411; Schm. 2, 704. Als Bstw. z. B. n–en-wärts (gw. n.-wärts). Arndt 344; Blumauer 1, 7; N–er-Thor. Schlegel Sh. 7, 225; Uhland 498 und (Schiff.) -Breite, -Sonne etc.