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nisten
Nisten, intr. (haben), refl., nisteln (s. d.):
1) intr.: ein Nest für die Brut machen und brüten, zunächst von Thieren, die wirklich ein Nest (s. d. 1 u. 2) machen (vgl. horsten); dann auch (s. Nest 3; Brut 3—6) ver- allgemeinert, und übrtr.: sich wo festsetzen (vgl.: einwurzeln, sich ansiedeln etc.), mit örtl. Angabe zumeist dem Wo?, seltner dem Wohin? entsprechend: Daselbst n. die Vögel. Ps. 104, 17; Die Tauben, so da n. in den hohlen Löchern. Jer. 48, 28; Hes. 31, 6; Jes. 18, 6; Der Igel [?, Pfeilschlange. Zunzl wird auch daselbst n. und legen, brüten und aushecken. 34, 15; G. 28, 53; Die Sorge nistet gleich im tiefen Herzen. 11, 29; H. Ph. 3, 23; Frösche, die in der sumpfigen Niederung n. Hettner gR. 208; Kosegarten Rh. 3, 66; Wie? sollte wirklich wohl in mir der Christ | noch tiefer n. [wurzeln] als in ihm der Jude? L. Nath. 5, 3; Lohenstein Ros. 66; Daß sie [die Vögel] dir nicht in den Haaren n. Luther 8, 256a; 5, 380a; Diese [Taranteln] n. unter niedrig e Sträucher. . . Weil aber diese stelliones nur im Felde n. Olearius Reis. 261b ff.; Die Tann-. meisen n. in Baumstumpen und Mauslöcher mit Moos und Haaren. Oken 7, 244; Die Schwanzmeisen n. nicht in Baumlöcher, sondern auf Astgabeln. 245 etc.; Der unbedachte Strauß pflegt in den Sand zu n. Opitz 2, 56; 1, 34; Wo grimme Leoparden n. Ders.; Vor einem in Blüthen n–den [liegenden] Dörfchen. JP. Fat. 1, 264; Die Mistel, welche sowohl auf Nadelhölzern als auf Laubblättern nistet [wuchert, sich fortpflanzt]. Schacht B. 311; Sch. 378b; 500a; Im Herzen, wo Karl herrscht, darf kein Erdensohn n. [wohnen etc.]. 132a; Dies Land, worin sie [die Vögel u. Ungeheuer] gräulich n. Schlegel Span. 2, 35; Daß die Rhätier ihre alte Landmark erweitert, gemehrt und um sich genistet [sich ausgebreitet] haben. Stumpf 643a; Diese Völker haben durch die Alpes gegen Mitternacht genistet [sich eingedrängt, angesiedelt, s. ein-n.]. 679a; Die Stadt zu Grund gerichtet, damit die Römer nicht wieder dar- ein n. 394b; O wie viel Verworfenheit nistet [wohnt] in unserem Gemüthe. Tieck A. 2, 190; Die Macedonier zurückzuhalten, daß sie ihm nicht also in sein e Grenze nisteten [sich ein-n.]. Zinkgräf 1, 297 etc. Nbnf.: ni- steln (s. d.) u.: Die Harfe, drin | der Holzwurm nistert. Schubart 2, 300 etc.
a) Botan.: N–de (od. sitzende) Samen, wenn sie fast unmittelbar aus dem Samenträger zu entspringen scheinen. 2) refl., zuw. st. 1 (s. nam. ein-n.): Daß sich das Federwild dort niste. Mendelssohn Ps. 107, 17; Bald nistete sich auch der dogmatische Ton in die Kirchengesänge [ein]. H. 13, 192; Was sich unter seinem Hut | einmal genistet [in seinem Kopf festgesetzt]. Nicolai 6, 99 etc.; aber auch (s. nisteln 2; nesteln 1d): Er reicht ihm einen Zettel und nistet [drängt] sich hart an ihn. Sch. 149a; Die 400 Abenteurex .. nisteten [schlossen] sich an meine Leute. Ders. etc. 3) dazu: Mit Rücksicht auf ihr Standquartier und ihre Nistung [ihr N.]. Cschudi Th, 45.
Zsstzg. z.B.: Án-: refl. sich ansiedeln, anbauen: In diesem Falle nisten sich die Würmer (Serpulae) gern auf andern Meerbewohnern an. Burmeister Gsch. 387; Ich sah .. die Menschen sich in Häuslein zusammensichern und sich a. G. 14, 61; Keller gH. 2, 389; Zschokke 8, 28 etc. Vgl.: Dunen des polannistenden Eiders. V. 1, 172, wo „Pol“ als Obj. gefasst werden kann, aber richtiger wohl getheilt: pol-an [od. polwärts] nistend, s. an, Zsstzg. 2.
Be-: s. behorsten.
Eīn-:
1) refl.: Die Kerls . . | nisten sich ein mit Schmeicheln und Lügen, | wie Filzläus, sind nicht herauszukriegen. G. 7, 174; Das Terrain zu rekognoscieren und sich einzunisten. 16, 298; Sch. 627b etc., oft mit örtl. Bestimmung:
a) einem „Wo“ entsprechend: So lange hatten die Zigeuner sich darin [in dem Haus] eingenistet. Arnim 9; Weil aber die Drachen sich in den Höhlen .. einzunisten und dort zu wohnen pflegten. G. 19, 72; Der Stock von Bergen . ., auf dem sich die großen Eis- und Schnee-Massen eingenistet haben. 14, 210; Wilder Wein hatte sich in den Ritzen der Mauer eingenistet. Immermann M. 1, 417; Bei dieser Alten hat er sich eingenistet [eingeschmeichelt]. Sch. 628a; Im brachen Feld | hat Lülch und Schierling .. sich eingenistet. Schlegel Sh. 7, 174a; So wird dem Überdrusse keine Zeit zu lassen, sich bei mir einzunisten. Thümmel 4, 191; V. H. 2, 186 etc.
b) dem Wohin entsprechend, s. hinein-n.: Jämmerliche Familiengeschichten, die wie Wanzen sich in alle Ritzen der Bücherbretter eingenistet haben. Börne 1, 28; Heine Reis. 4, 105; Ich fühlte den ekelhaften Leichnam, wie er sich in meine Rippen einnistete. ETAHoffmann Ausgw. 7, 106; In dies artige Theater hat sich eine Truppe eingenistet, die etc. Monatbl. 2, 445a; Sie hat sich .. in mein Herz eingenistet. Sealssield Leg. 1, 32; Die Jdee hatte sich, ich weiß selbst nicht wie in mich eingenistet. Waldau N. 1, 191 etc.
2) intr. selten st. 1: Daß dieser Erbfeind aller Christen | in das heilig Land soll e. Ayrer 355c.
3) tr.: Jemand od. Etwas (sich) e. machen, z. B.: Das Chef, welches sehr schlecht eingenistet [einquartiert] war. Cham. 5, 102; Wo jetzt Thäler sind und das Wasser die Flüsse eingenistet [eingebettet etc.] hat. Putlitz Wald 60. Hinēīn-: s. ein-n. (1b): An dem Herzen anzuklopfen, um sich als wirklicheren Gegenstand der Schwärmerei hineinzunisten. Klinger F. 229. Ver-: nam. schwzr., zunächst von Vögeln: die Eier verlegen (s. d. 2) und dann verallgemeinert = verlegen 2: Der sei so ein Huhn, der Alles verniste und durch einander mache. Gotthelf Sch. 27; Soll er laufen, so hat er die Strumpfbändel vernistet. G. 268 etc.