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nicken
Nicken: 1) intr. (haben), zunächst von lebenden Wesen (a und b):
den Kopf oder die Augenlieder (vgl. Nickhaut) ein wenig senken und wieder zurückbewegen: Mit dem Kopf, mit den Augen n. (vgl. c und 2a), oberd. „knicken“ (s. d.). Adelung.
a) absichtl.: als Gruß, Wink, Zeichen der Zustimmung, Bejahung etc., oft mit persönl. Dat.: Einem n. (oder zu-n.); Auf uns hernieder sah mit N. | Turko, der Brick gewalt’ger Hund. Freiligrath Garb. 110; Sie lächelten sanft . ., nickten dem Alten | freundlich. G. 5, 98; Wenn sie mich bemerkt und gegen einen Gruß genickt zu haben schien. 20, 201; Alles Bücken, | bejahndes N. 12, 28; Der Vater schüttelte hierüber den Kopf, der Oberamtmann nickte. 18, 102; Die heiligen Pfleger nickten | ohne Laut ihm. Platen 4, 286; Man stückt zusammen ihrer Worte Sinn, | die sie mit N. giebt, mit Winken, Mienen. Schlegel Haml. 4, 5 (s. Nick I); Nickten und grüßten von fern. V. 3, 33; W. 20, 174; 34, 264 etc.
b) unwillkürlich, aus Müdigkeit, s. ein-n.; Schläfrig n.; Zum N. und Dämmern ist ferner noch Raum. Giesebrecht Ep. 19; Nickte hierauf in seinem Großstuhl. G. 20, 41; Wann .. der ermüdete Greis oft auf die Harfe genickt. V. 3, 34; 4; Daß, wenn Sie auch bei der Erzählung selbst ein wenig n. sollten, der Ausgang wenigstens Sie wieder aufwecken wird. W. 19, 328; 12, 98.
c) dann auch mit sachl. Subj., zunächst (vgl. 2a): Jemandes Kopf nickt; Er wacht ob auch sein Auge nickt [,,zwinkt“ 176]. Rückert Mak. 1, 177; Ihres [der Schlangen] Halses schwanke Säule nickt | hoch über seinem Scheitel in den Lüften. Sch. 31a etc., aber auch (mehr oder minder personif.): Wie zum Gruße mit dem Haupte | nickte brandend sie [die Welle]. Freiligrath 1, 20; N–de Blumen. G. 10, 271; N–de Blumenwiesen. 20, 25; An der Buche Fuß, die schon vor Alter nickt. Gotter 1, 94; Ihre Vertrauten, die lieblichen Pflanzen nickten ihr freundlich. Hölderlin H. 2, 97; Der Hut, | drauf nickt die Hahnenfeder. WgMüller (DMus. 5, 1, 28); Die Bäume nickten zuweilen wie betäubt vom Schlaftrunk’des Thaues. IP. Fat. 2, 220; Daß dein [der Ähre] Haupt so nach dem Boden nickt. Ramler F. 1, 24; Zum grausen Wipfel jenes Felsens, | der in die See nickt über seinem Fuß. Schlegel Haml. 1, 4; Schwab 341; Zum Stumpf gebrannt nickt schon die Kerze. 121; Die Ros’ am Fenster wird in deine Zelle n. Tiedge 2, 38; Von den Fenstern | sieht er Blumen freundlich n. Uhland 314; Gesträuch, das aus den Spalten nickt. W. 20, 213 etc. Auch Botan.: N–d, nutans, von einer Blume, die ihre Offnung nach dem Boden zuwendet etc. 2) tr.:
a) (s. 1a und c) Den Kopf n.; Ich bejahte es mit einem höchst verdrießlichen Kopf-N. Thümmel 1, 17; Ihre ewigen „Ja freilich“ etc. .. und wie die kopf-n–den Formeln alle lauten. W. 24, 26; 99 etc.
b) mit Dem, was man durch das N. ausdrückt (s. 1a) als Obj., s. zu-n.: Der Knabe nickt ihm Dank. Alxinger D. 8; Will neuer Zeit er seinen Bückling n.? Grün Sch. 42; Nickte er unbedingt Zustimmung. Heine Reis. 1, 150; Nickte .. keinem Gruße Dank. Hölty 44; Jedes athmende Blümchen | nickt mir leichten Gruß [s. 1c]. Kosegarten Po. 2, 168; Nickte und trippelte den Takt dazu. Pfeffel Pr. 1, 6; V. H. 2, 254; Sie nickt ihm „eine sanfte Ruh!“ W. 11, 251; Zu Allem Ja zu n. 31, 453; 34, 264 etc.
c) weidm.: N., ge-n., ab- (ge)n.; einem Wild den Genickfang geben, das Genick abschlagen oder abstechen (s. Nickfänger und 3d). Döbel 1, 31b; Laube Br. 234; 257 etc. 3) Dazu: Nicker:
a) Einer der nickt, z. B.: Als willenlose Janicker. V. Sh. 3, 685 (s. Jabruder etc.); Der Kopfnicker Schlaf. Ar. 1, 316, der den Kopf n. macht etc. (s. b und c). Auch (s. 2c) mundartl.: Einer, der Einem das Genick abstößt, Henker, Teufel.
b) Kopfnicker, zwei den Kopf vorwärts beugende an Brust und Schlüsselbein befestigte Muskeln, Musculus sternocleidomastoideus. Bock An. 244.
c) das Nicken, der Nick, nam. auch: ein leichter kurzer Schlaf, s. Luller und schwzr.: Der Nuck, Mittagsschläfchen. Stalder.
d) (s. 2c) Nickfänger. Laube Br. 257, auch: Genicker oder „Knicker“ (vHorn Schmj. 131).
Anm. S. neigen (und Diez 695 ff.), dazu auch: Genick, mhd. genic (doch vgl. auch Nacken und bei Schm. 2, 676: Genäck, Gnack, s. auch Diez 240), wozu wieder 2c gehört.
Zsstzg. z. B.: Áb- [2c].
Án-: Einen a., ihm zu-n.
Be-: Etwas b., dazu (beifällig, zustimmend) nicken; Venus benickte den listigen Plan mit lächelndem Beifall. B. 246a. Eīn- [1b], intr. (sein): einschlummern: Unsere Gesellschafterinnen nickten ein. G. 14, 31; Zwischendurch e. und wieder aufwachen. 37, 52; War dann etwas eingenickt. Immermann M. 2, 94; Sch. 569a; Wie alle Wünsche dieses Lebens vor euren Tönen so e.! Tieck GsN. 4, 268; V. Sh. 2, 408 etc. (mundartl., veralt. naugen, nauken, nucken, ein-, entnucken, s. Stalder 2, 233; Schm. 1, 676; Sie war eben einen Augenblick entnückt. Pestalozzi 3, 22). Ge- [2c]. Hêr-, Hín- etc.: Sie nicket [schläfrig, 1b] hin und her. V. 4, 133; Faselnde Gedichte, hin und her spickende, n–de und tickende Kritisierungen. Tieck NKr. 4, 204, schwankend, nicht den Nagel auf den Kopf treffend; Verliere nicht die .. Mütze, wenn du .. schlafend zum Wagen heraus nickst. ETAHoffmann Ausg. 7, 370; Eine Hahnenfeder, | ein Auge kalt wie Stein | und ein Gesicht von Leder | nickt zwischen sie hin- ein. Reithard 371; Die obern Mächte nicken mir ihr schreckliches Ja herunter. Sch. 211a etc.
Über-:
1) nach vorn hin über oder vorüber-, vor-n. (s. d.).
2) über eine Zeit des Schlafens mit bloßem Nicken oder Schlummern mit aufrechtem Körper, sitzend etc. hinüberkommen: Geh nur hinaus und nick im Lehnstuhl über. Immermann Card. 41. Um-: nickend umgeben, vgl. umwallen: Von Weizengold umnickt. Salis 33; Ein Diadem .., | rings von Kapaunenfedern bunt umnickt. Uhland 494; V. 3, 19; Ov. 1, 147 etc. Ver- [1b]: vgl. verschlafen: Die Zeit ver-n. Vōr-: über-n. (1): Er sank v–d zur Erde. V. Th. 22, 203. Zū- [1a, e und 2b]: Es nickten ihm Ja die Drei zu. Baggesen 1, 22; Fouqué Dr. 1, 231; G. 19, 360; Er empfing .. Melanie’s freundlichen Morgengruß. Sie nickte ihm alle Träume der vergangnen Nacht zu [ihr Nicken erweckte diese]. Gutzkow R. 2, 268; Wann alle Zweige sich neigen | und nicken dir Grüße zu. WhMüller 1, 208; Dann nickte er uns ein Lebewohl zu. Pfeffel Pr. 8, 37; 9, 150; Tieck N. 3, 187; Rosalinde nickte Wunibalden P Dy ) 4 ihren Dank mit einem etwas schalkhaften Lächeln zu. W. 19, 163; Nur allen Leuten freundlich zugenickt! HB. 1, 113; Was Einer will, Dem nickt der Andre zu [zustimmend]. 164; Luc. 6, 40 etc.