Nessel
Néssel, f.; –n; –chen, ein; -:
1) Name von Pflanzen, und zwar:
a) eig. und zunächst: Urtica. mit versch. Arten, meist mit Haaren bedeckt, die bei Berührung ein schmerzhaftes Jucken und Brennen ver- ursachen, s. Zsstzg., nam. Brenn-N. Oft übertr., z. B. Sprchw.: Was eine N. werden will, brennt früh (vgl. Haken 3 und z. B.: Du wolltest zeitlich zu einer N. werden. 88, deine Anlage verrieth sich früh etc., s. 5); Kluge Hühner (s. d. 1) legen auch wohl in N. etc.; N–n brennen Feinde und Freunde, ein Böser schont Niemanden etc.; Wenn N–n an dem Bach | des Lebens unter euren Veilchen blühn, | wer soll sie jäten? Lieb. 65; Soll denn immer nur das weichere Geschlecht für das härtere mit wunden Händen die N–n aus dem Leben ausraufen? Fat. 2, 210; Aus der N. Gefahr pflücken wir die Blume Sicherheit. Sh. 6, 54; Mich peitscht’s mit Ruthen, brennt wie N–n | und sticht wie Ameishaufen, hör ich nur | von dem Politiker. Heinr. IV. 1, 1, 3; Wenn ihn die N. sticht. Osts. 1, 35 etc. —
b) Lamium, taube oder Taub-N. —
c) Galeopsis, ebenfalls Taub-N. oder Hanf-N. — 2) (s. 1a) eine Gattung von Seethieren, Polypen (Actinia), von denen einige bei der Berührung starkes Brennen verursachen, „nesseln“, s. d. 2 und See-N. — 3) zuw. statt Nesseltuch, eig. ein Gewebe aus dem Bast der großen Brenn-N., s. 3, 1550, dann auch = Musselin (s. d.): Im rothen Gewande und noch mit einem dünnen blauen N. umgeben. K. 1, 283. — 4) zuw. = N.-Mal (s. d., vgl. Quaddel und N.-Sucht). — 5) (mundartl.) unwillige Bez. für ein kleines unruhiges Mädchen.
Anm. Ahd. neilâ, mhd. nezel(e), Verkl. von ahd. 54* naza, vgl. gr. zνíd in Bed. 1a und 2 zu zν́ω, jucke, brenne (wie lat. urtica zu uro).
Zsstzg., z. B.: Acker-:
1) [1b] L. album. —
2) [1c] G. tetrahit. — Āūster- [2]: A. crassicornis. — Bīēnensaug-: [1b] und Roß-N. B. III. — Brénn-: [1a] und zwar nam.: Die kleine B., V. urens, s. Eiter-N., die große B., s. Donner-N., die römische N., s. Garten-N. etc. — Dónner- [1a]: Die große Nessel heißt auch die D., weil sie im Gewitter zum frischen Biere gelegt, das Sauern verhüten soll. 2, 212; Fl. 32; Durch Dorn und D. 173 etc. — Eīter-: (s. Eiter, Anm.) die kleine Brenn-N., plattd. Hiddernettel. Fl. 33, auch Heiter-, Netter-, Haber-N. etc. — Fä́rber- [1]: Gunnera, nam. G. scabra, zum Schwarzfärben dienend. — Félsen- [2]: A. rufa. — Gárten- [1a]: V. pilulifera, Pillen-N., römische N., vgl.: Von scharfen welschen Nesseln, so man Vrticam grecam nennet. Th. 40. — Góld- [1c]: G. galeobdolon, gelbe Hanf-N. — Grúnd- [1]: Kollektivname für versch. am Boden der Gewässer wachsende Pflanzen, nam. Potamogeton spec., Batrachium spec. und (?) Chara spec. Fl. 33, vgl. Schwändel. — Hāber-, Hāfer-: Eiter-N. — Hánf- [1c]: mit mehrern Arten, s. Gold-N. — Hécken-: Roß- N. — Hēīter-, Hítter-: Eiter-N. — Kāhl- [1]: Boehmeria. — Krōnen- [2]: A. plumosa. — Krȫten-: Roß-N. — Mêêr- [2], bei Alteren nicht genau von den Quallen (s. d.) geschieden, s. 5, 163; Die „mör Nesselen“. . . Die Nesselen .. brennen wie die Nesselen, so auf dem Land wachsen. 129 etc., s. See-N. — Nétter-: Eiter-N. — Píllen-: Garten-N. — Róß-, Schárlach- [1]: Stachys silvatica, auch Biensaug-, Hecken-, Kröten-, Stink-, Stuck-, Wald-N. — Sēē-: Meer-N.: Eine Art von Blubbers oder S–n zu untersuchen, die Linnäus Medusa pelagica genannt hat. R. 1, 38 [bläuliche Knollenqualle. 5, 240]; HB. 1, 183. — Stínk-, Stúck-: Hecken-N. — Tāūb- [1b und c]. — Wáld-: Gold-, Roß-N. und Melisse — u. ä. m.
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