Neid
Nēīd, m., –(e)s; –e (selten); -:
1) das eifrige, gierige Verlangen, daß ein erwünschtes Gut, das Andren zu Theil geworden, auch uns zu Theil werde, z. B.: Er erregte die Sehnsucht, diejenigen Gegenstände endlich mit Augen zu sehen, von denen ich oft mit N. hatte erzählen hören. 22, 131 etc., s. beneiden u. neidisch. — 2) (s. 1) zumeist mit dem Nebenbegriff, daß man das Gute nur sich, nicht Andern gönnt, es Diesen mißgönnt, also ganz nahe sich berührend mit Mißgunst (s. d., Abgunst, Schelsucht etc.), — oft (mehr oder minder) personif.: N. auf Jemand oder Etwas haben; N. gegen Jemand hegen, empfinden, tragen; Aus N. Etwas thun; Vor N. bersten, platzen, krepieren, umkommen wollen 28, 41), gelb und grün werden M.176); Die Wange gelb und grün, | des gift’gen N–es sichtbarliche Strafe. 15b: Du, Hämischer, härmtest dich damals | schel vor N. Th. 5, 12 etc.; Etwas erregt, verursacht, erweckt den N., macht den N. rege; Sich dem N–e nicht wieder aussetzen 9, 225); Der N. entbrennt 2, 159), erwacht in Jemandes Herzen, nagt an seinem Herzen, an ihm, quält, peinigt ihn, lässt ihn nicht ruhn, verzehrt ihn etc.; Heftiger, verzehrender, nagender, bittrer, giftiger etc., blasser 1, 96; Morg. 1, 48), bleicher D. 205), gelber N.; Der dürre, schele N. 1, 17; Sieht mir der bleiche N. aus hohlen Augen nach. Lieb. 108 etc.; Der stille N. 13, 191; Geheimer N. und stille Abgunst. M. 1, 870 etc.; Entweder nagt die Zeit es nieder oder | der Menschen N. 11, 417; Schon naget an mir minder des N–es Zahn. 5; Daß die Tugend nicht | frei von dem Zahn des N–es leben kann. Sh. 2, 63; Ob Alles Dies den Zahn des N–es | auf Vastola gewetzt, kann keine Frage sein. 11, 45 etc.; Nie hätte Fiesko sich in die Welt gestürzt, nie in die Dolche des N–s. 157a etc.; An den N. des Schicksals erinnern. 11, 393; Besorgnis vor dem N. und der Mißgunst des Geschicks. 3, 7; Doch .. zittr’ ich für dein Heil! | Mir grauet vor der Götter N–e. 57a etc.; ferner z. B.: N. ist Eiter in Beinen. 14, 30; 27, 4; Der Gier in seinem Herzen gesellet sich der N. N. entspringt aus Selbstsucht, Mißgunst aus Feindschaft. 7, 265; Der Haß ist ein aktives Mißvergnügen, der N. ein passives; daher darf man sich nicht wundern, wenn der N. so schnell in Haß [s. 4] übergeht. 3, 179; Sinnspr. No. 954 bis 961; [Es pflegt] | um das Glück zu klammern sich der N. 2b; Daß sie mit eignen Augen — denn der N. | hat scharfe Augen — .. sähe, | wie sehr sie .. von dir besiegt wird. 424b; O Raserei der Eifersucht, des N–s! 492b; Der alte Haß mit seinem nächtlichen | Gefolge .., | der schelen Mißgunst und dem bleichen N–e. 500b; Der N. erwachte in seinem Busen. . . Mit Schelsucht blickte er jetzt den Segen des Hirten an. 1010b; Wagt’s der N., die Göttliche zu lästern, | der Skorpion stirbt an dem eignen Stich. Gd. 74; 27, 394 etc. — 3) (s. 2) der Ggstd. des N–s, das Beneidete, N. Erregende: Ein Landhaus, das der N. aller Modemenschen ward. Ib. 2, 246; Von Kindheit auf im Lauf der N. von Hirsch und Hind. Rost. 7b; Röschen, sonst der Blumen N., | sieht ihre Reize bald verweht. NGd. 48 etc. — 4) Haß, Feindschaft, — aus N. (2), s. o.: 3, 179; 11, 13 (s. neiden 2) etc. u. die Zusammenstellung: Hader und N. 13, 13; N. und Haß. N. 54b etc., dagegen vralt. allgem.: Er ging, den Griechen zu N., nicht durch die griechische Straße. 3, 475 Z. 6), auch: Noch ruhn die Fluren öde, | aufgezehrt vom N. des [personif.] Nordwinds. 1, 62 etc., s. 2, 681 u. neiden 2.
Anm. Goth. neith, ahd. nîd, mhd. nit, nach Gl. 408 zu lat. niti, streben etc., obgleich schon goth. in der heute gw. Bed. 2. Mz. ungw., vgl.: Schon Das machte manchen N. rege. Y. 1, 63.
Zsstzg. zur Angabe Dessen, worauf man N. hat, woraus der N. entspringt, z. B.: Weil er mit seinen Nachbarn aus Brot-N. in Unfrieden lebte. Hebel 3, 488; Ein Art von Brot- und Handwerks-N. W. Luc. 1, 239; Gild- und Handwerks-N. G. 12, 222; Handels-N.; Vom N. der Künstler oder, wie mans verächtlicher Weise nennt, vom Handwerks-N. W. 34, 227; Kunst-N., dies lächerliche Laster der Selbstsucht etc. Raumer Päd. 3, 1, 227; Jene unerquicklichsten Kämpfe mit der kleinlichen Eifersüchtelei, mit dem Künstler-N. Hartmann BB. 23; Jch floh den gelben Menschen-N. [N. der Menschen]. Heine Rom. 119; Von der künstlerischen Eifersucht und dem Rollen-N–e [der Schauspieler]. Prutz GschTh. 364; Mir gab kein Hof das Beiwort „Excellenz“ | zur Qual des Titel-N–es. Küttner (Matthisson A. 7, 10) etc.
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