Faksimile 0409 | Seite 407
Faksimile 0409 | Seite 407
necken
Nécken, tr.:
seine muthwillige Laune gegen Einen auslassen, indem man ihn (theils in gutmüthigerem Scherz, theils mehr im Ernst) zum Unwillen reizt, vgl. foppen, aufziehn u. Raillerie (Mendelssohn 5, 245):
1) Jemand neckt Einen; sie n. einander (s. d.) oder sich (vgl. 2); Was sich liebt, Das neckt sich. Sprchw.; So gar empfindlich sein, Das steht doch auch nicht schön; | wer Andre n. kann, muß wieder Scherz verstehn. Gellert 3, 462; Daß Niemand dich .. verfolgt und hasst und heimlich drückt und neckt. G. 13, 189; Weil er dich n. könnte? Hast du nicht Arme und Freunde, ihn wieder-zu-n.? 9, 26; Dieser lustige Anfang setzte mich gleich in guten Humor und wir neckten einander eine ziemliche Weile herum. 21, 128; 19, 67; Mich zu n. und zu beschämen. 21, 405; Sie neckten und hänselten ihn. König Kl. 1, 37; Als .. der Kobold hübsche Mägde neckte. Lichtwer 127; Er foppte und „näckte“ die Diener. Musäus M. 4, 41; Die persische Reiterei neckte die Griechen in beständigen Scharmützeln. Rüstow g. K. 65; Neckt sie und zeckt sie und zeckt sie und neckt sie! Schlegel Sh. 3, 88; Diesen wackern Mann n. und besticheln. 7, 170; Er glaubt, jede Dame sei in ihn verliebt, so daß diese ihn närren und n. Tieck A, 274; Die Sterblichen zu n. und zu quälen. W. 20, 155 etc. Auch mit einem Thier als Obj.: Das war nun mein Seelengaudium, den Hund über- all zu n. Sch. 107b etc. u. auch als Subj. ein Thier od. etwas Personif., insofern es als mit Absicht handelnd dargestellt wird: Der Kuckuck, der der Grasemück’ | so gern ins Nestchen heckt | und lacht darob mit arger Tück | und manchen Ehmann neckt. Schlegel Sh. 1, 223; Muthwillig jagt er [d. Gaul] .., rennt und neckt die Hand, die mit dem Halfter dräut. Nicolai 2, 82, indem er sich nicht greifen lässt; N. mich die Märchen der Amme noch am Rande der Hölle? Klinger F. 20; Prahlt ihr Fichten, die ihr, hochveraltet, | Stürmen stehet und den Donner neckt? Sch. 6a; Schwer geneckt vom eisernen Geschicke. 1b, ugw.: schwer getroffen u. um seine Hoffnungen betrogen.
2) (s. 1) Sich n. mit Einem u. zuw. an Einem (vgl. 3 u. ärgern 2c u. d): Das Bild der Eule, an der sich die Vögel n. Gervinus Sh. 1, 221; Der seinen Ernst ablegt und sich mit seinem Sohne neckt [mit ihm scherzt]. G. 17, 320; Daß sich die Liebste keifen muß und n. | mit mir und ich mit ihr. Rückert 2, 320; Sich mit Jemand herum-n. etc.
3) tr.: mit Angabe der Wirkung: Wann taumelnd wo ein Wandrer trollt | um Mitternacht vom Schmause, | dann neck’ ich [Puck] ihn als Tückebold | mit Jrrlicht weit vom Hause. V. 3, 165 ꝛc; Neckt ihr mich heraus? Fouqué Dr. 1, 140.
4) o. Obj. od. intr.: Er neckt gern; N–der Scherz. G. 18, 256; Witzkompan, | der nur geckt [s. d.] u. neckt. V. 3, 107 etc., auch (vgl. 2): An uns zu n. und zu neidschen. G. 7, 214.
5) adjekt. Partic.:
a) Mich den geneckten Hahn [s. d. 7] nennen. Hagedorn 2, 290; auch: Diogenes lebt hier noch freier und ungeneckter als zu Athen. W. 23, 312; Ungeneckt bleiben (s. d. 13); Einen od. Etwas (z. B. G. 9, 61; 22, 342 etc.) nicht ungeneckt lassen (s. d. 21b) etc.
b) N–d, zuw. statt neckisch: Wär’ ich Affe sogleich | voll n–der Streich. G. 1, 24.
6) der substant. Infin.: Herder unterließ sein N. und Schelten nicht. G. 22, 83; Wohlauf zum Streit! | dich reuet noch dein N. Uhland 393 etc.; Neckung Ugw.
Anm. Das jetzt so geläufige Wort fehlt ahd. und mhd., doch mitteld. necken. Viell. entstanden aus der ausecken (s. d. u. niederd. ut–-eken, z. B. Ouickb. 95) und durchecken entsprechenden —– Zsstzg. hohnecken, wie noch V. (s. u.) schreibt, bei Spate 358 honecken und 848 honecheln, bei Frisch 1, 462c hohneckeln (neben hohn-n. 2, 10c), indem das auslautende „n“ der ersten Hälfte als Anlaut zur zweiten gezogen wurde (vgl. Schm. 2, 656 und Herrig 17, 289 und z. B. Neffe I, Anm.) und zugleich der Gedanke an das „neckische“ (s. 5b und neckhaft) Wesen der „Necken“ und Kobolde sich einmischte (s. 1: Lichtwer u. 3: V.). Nbnf.: Heut Nacht necksten mich halb fatale Träume. G. Stolb. 92, s. auch Necker. Vralt. Schreibw. „näcken“ (s. 1: Mu- säus), nach gemuthmaßter Ableit. v. Nacken, s. Schabernack.
Zsstzg. (vergl. die von foppen, spotten etc.), selten außer hohn-, herum- und wi(e)der-n., z. B.: Áūs-: Einen a. Grimm.
Dúrch-: z. B.: Anmuthigste Schelmerei, die vom Witz zur Rührung sich durchneckt [neckend hindurch gelangt]. Brentano Fr. 1, 266; auch: sich neckend durchbeißen (s. d. 3).
Ent-: z. B.: Kein Insekt, | .. das deiner Brust und Wange | Ruh und Heiterkeit entneckt. B. 74b, neckend entzieht.
Gêgen-: eine Neckerei entgegnen, erwidern, wider-n: Eine Freiheit verliebten G–s. König Jer. 1, 233. Hêr- etc. [1; 2; 3]. Hōhn- (Anm.): höhnend necken; muthwillig höhnen u. durchhecheln intr. u. tr.: Dann soll das Donnerwetter Dem in die Eingeweide fahren, der mich dann noch h. oder verachten will. Jmmermann 4, 646; Gute Nacht, ihr Herren! rief das Mädchen fast h–d. Ring Kurf. 1, 38; Weniger scheu „hohnecken“ die Mägdelein, nennen Galan dich etc. V. 2, 106; „Hohneckend“ ruft der Kuckuck dann| von jedem Baum dem Ehemann: | Kuku. Sh. 2, 551 Nicht „hohnnecke“ so schmählich. Ar. 1, 153 etc. Doppelstellung des „zu“ beim Infin., z. B.: Persifflagen, wodurch man die Rivale zu h. und herabzusetzen suchte. Schütze HambTh. 448 etc.; Um mit allem Spott | ihn hohnzunecken. Schlegel Sh. 8, 256 etc. und demgemäß Doppelf. des Partic.: Die getadelten und gehohnneckten Autoren. Engel , 136, seltner: hohngeneckt, u. überh. gern vermieden (vergl. ehebrechen) durch die Auflösung: höhnisch (od. höhnend) geneckt.
Um-: neckend umschwärmen etc.: Mich Rose], die der Wind umneckt mit leiser Klage. Platen 1, 187.
Wī(ē)der-: gegen-n., s. [1] und Sanders Orth. 46: „Er hat mich schon früher geneckt und jetzt neckt er mich wieder [aufs Neue]. So wehr dich und neck ihn wider [erwidre seine Neckerei] etc.