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Nebel
Nêbel, m., –s; uv.; –chen, ein; -:
1) eine Menge verdichtet in der Luft schwebender und diese trüb und undurchsichtig machender Wasserdämpfe in der Nähe des Erdbodens (vgl. Mist 4): Ein N. ging aus von der Erde und feuchtete das Land. 1. Mos. 2, 6; Durch den N. bricht sein Licht. Hiob 37, 11; Unser Leben zergehet wie ein N. Weish. 2, 4 etc.; Ein Land des N–s. Börne 1, 374; Der frühe N. ward emporgetragen, | ich sah ihn in den Schluchten bald zerfließen, | bald über mich die feuchte Hülle schlagen. Cham. 4, 18; 29; Da braut ein N. trüb und dicht. Freiligrath 1, 362; Zog von dem Fluß der Wiesen | ein N. sich in Streifen sacht hervor. G. 1, 1; Phöbus kommt, der N. fliehet. 44; 4, 9; Ob N. fallen, ob sie steigen. 6, 98; Hier und da zogen leichte N. 14, 180; Ein N., der für einen Regen gelten konnte. 23, 6; Dem diese Sorgen, wie ein beweglicher N., unablässig vorschwebten. 18, 269; Wie man Bisluft und Wetterluft ihr Spiel treiben sieht mit den N–n. Gotthelf G. 124; 177; Wie denn N. Nichts sind als Wolken, welche auf dem Boden aufliegen etc. Pouillet 2, 549; Aus dieses Thales Gründen, | die der kalte N. drückt. Sch. 47b; Wildes Moor, um das ein gift’ger N. schwebte. ESchulze 3, 291; Die Berge brauen finstre N. TUlrich Nat.- Z. 14, 125; Wie ein dünnes | N–chen trübe sich wölkt. V. Arat. 187; Ein N. dick zum Greifen. W. 11, 198; Er glaubt, soviel als durch den Flor | des N–s möglich ist, ein Mädchen zu erblicken. 200; Wie wenn im frühen Märzen | Aurorens Glanz mit grauen N–n ficht. 12, 265; Wie Lappen eines zerrissenen wollichten N–s niederwallen (s. 2). 27, 393 etc. Dazu: Bei Nacht (s. d. 2a) und N. etc. Ferner im obscönen Wortspiel mit der Mz. von Nabel (s. d. 1). 2) (s. 1) verallgemeinert u. übrtr. (vgl. Wolke, Dunst etc.) etwas N.-Ahnliches (s. d.), z. B.: Spanischer N., fein aus dem Munde gestäubtes Wasser. Schm. etc., nam. Ggstde dem (körperl. od. geistigen) Blick Verschleierndes, Verhüllendes, die Aussicht Trübendes etc., z. B.: Daß der N. vom Räuchwerk den Gnadenstuhl bedecke. 3. Mos. 16, 15; Ist Dieses der gepriesne Schimmer, | den Wahn und Zweifel je und immer | mit dickem N. überstreut. Drollinger (Wackern. 2, 578 Z. 36; 580 Z. 7); Er sah den N., der über seiner Zukunft lag, sich schon ziemlich erheitern. Engel 12, 297; Ein seidner N. [Flor], der im zauberischen Lichte | die schönste Brust verrieth. Engelschall (Campe); Sich aus diesem die Vernunft verdunkelnden N. herausgearbeitet. Forster Br. 1, 32; 2, 171; Freunden, die .. der N. trübe Nacht | leis und leicht zerstreuen. G. 1, 100; Sein ungetrübtes, freiesfAuge schaut | die Ferne klar, die uns im N. liegt. 8, 98; So gieb mir auch die Zeiten wieder | .. da N. mir die Welt verhüllten, | die Knospe Wunder noch versprach. 11, 10 (s. Jugend-N.); Zu euch, ihr Schatten, in die ew’gen N. [der Unterwelt, des Todes]. 13, 52; Wie viele N. [Jrrthümer etc.] sind von meinen Augen gefallen! 31, 22; Uli im N. [in der schwankenden Unklarheit] seines Treibens verlor die Fassungskraft für diese Grundsätze. Gotthelf U. 2, 113; Durch den N. [die den klaren Sinn trübende Leidenschaft] des Zorns. Ober- amtm. 96; Die Gegenstände des Elends müssen [für die Elegie] in einige Entfernung gerückt sein, daß die Seele mehr Muth .. bekomme, sich mit dem N., in dem sie schwimmen, selbst zu täuschen. H. R. 7, 161; Wenn im Hexameter der Schmerz Stärke gewinnet, so löset ihn der Pentameter auf und macht ihn gleichsam zu einem leicht hinschwindenden N. 168; Nicht in säuselnden, grauen N–n [in unbestimmten, verschwimmenden Formen] | lasst die Bilder der Ahnen schwebeln, | ruft sie auf in blanker Pracht. Kinkel 3; König Kl. 3, 190; Wenn euch die N. des Trübsinns umgrauen. Salis 11; Den N. theilt sie leise, | der den Blicken sie verhüllt. Sch. 55b; Da zerrinnt vor dem wundernden Blick der N. des Wahnes. 76b; Der N. der Barbarei, des finstern Aberglaubens verschwindet. 704b; Wann .. sich alsbald aufwölkt ein finsterer N. des Staubes. V. Il. 13, 336; Erheitre dich mein Blick! | des Zweifels N. seh ich niederwallen. West Dian. 1, 4; Daß Radiante einen bezauberten N. um uns her machen wird, hinter welchem uns der hundertäugige Argus selbst nicht entdecken soll. W. 1, 232; Unter dem N. eines dünnen Flors. 2, 126; Die aus seinen Augen funkelnde Freude hinter einem N. von angenommenen Gram zu verbergen. 9, 251; 14, 175; 21, 175; Wag’ es, die N., die dein Gesichte verfälschen, | abzuschütteln. 26, 96; 27, 319; Ebensowenig kennt ein Mensch in diesem malischen N. den Werth der Dinge. Zimmermann Nat. 35 etc., auch = Rausch: Sie scheinen mir heute einen besondern N. im Kopf zu haben. Mügge NLeb. 1, 209 etc., s. Wein-N., Nacht-N. 2, benebeln, vgl. Schm. u. Vollmann. 3) (s. 2) Astron.: N. (N.-Flecke), am Himmel sichtbare matte Lichtwolken, „Himmelswolken“, von denen viele durch starke Fernröhre sich als dichte Sternhaufen zeigen, s. Littrow 488 ff. Dazu z. B.: Doppel-N. (496); Kern-N., mit einem hellen lichten Kern (495); Licht-N., die (für uns) nicht in Sterne auflösbar sind (494); Stern-N., hellglänzende von N. umgebne Fixsterne (498); Zwitter-N., die zu ein oder der andern Gattung gerechnet werden können (502) etc. 4) Botan.: Liebe (s. d. 4c) im N.
Anm. Goth. nibls, ahd. nëbul, mhd. nëbel, vgl. lat. nebula, N., nubes, Wolke, gr. νεé, νëφoς. Ungw. Mz.: Die aufsteigenden Nebels. G. Stein 1, 332; N–n, s. Trübsals-N. Vgl.: Im Nubel Nibel N.-Land. Fischart Garg. (Titel), mundartl.: nibelig st. nebelig; Es nibelt st. es nebelt und Nibelung als sagenhafter Geschlechtsname „Kind der Finsterniß“, s. Wackern. Gl. 401; 403.
Zsstzg. zu [1] was unbez. bleibt nam. nach der Zeit u. zu [2], leicht zu mehren u. zu verstehn nach den folgenden; Ābend-: Das Vorgebirge .., das sich .. mit A–n zu bekränzen anfing. Eichendorf Lärm. 56; Der A. schwillt am Gestad empor. Matthisson 201.
Bīs(en)-: (schwzr.) dichter Nebel. Stalder; Gotthelf Sch. 372 etc., s. Bise.
Dónner-: mit Donnerwetter verbunden: Der dunkle D. floh. Lenau A. 213. Dóppel- [3]. Entférnungs- [2]: die die Ferne umschleiernde Trübe, vgl. Duft etc.: Wenn die E. schwinden, | dann welch ein Blick! Tiedge Ep. 1, 95, vgl.: Dämmern die Uferlandschaften aus dem Fern-N. hervor. Kohl A. 2, 50 u. s. nebelferne.
Frǖh-: Morgen-N.: Die Sonne hatte die F. vertrieben. Roquette Hühn. 365. Frǖhlings-.
Gebírgs-: vgl.: Hochgebirgs-N. vHorn Gemsj. 58. Gedánken- [2]: Eines Räthsels . das nur in fernen Zwischenräumen, wie ein flüchtiger G., vor dem Bewusstsein vorüberzieht. Rochau (Monatbl. 2, 231b).
Hérbst-: H. umflorten den Horizont. Auerbach Dicht. 1, 127; Leb. 2, 123; Platen 2, 181 etc. Irrthums: [2]: I. dunkeln | ihren himmelhellen Blick. CRudolphiNGd. 50. Jūgend- [2]: Er ging wieder, wie von dem ersten J. begleitet, umher. G. 16, 144, s. o.: 11, 10. Kérn- [3]. Licht- [3].
Mórgen-: vgl. Nacht- N.: Das Thal, wo der kleine Fluß lieblich im M. hinunterwallte. G. 34, 225; 2, 41; Die M. steigen | aus der Seefluth, wie Gespenster | mit hinschleppend weißen Laken. Heine Rom. 108.
Nácht-:
1) nächtl. Nebel.
2) [2] eine Augenschwäche, s. I. Plärr und Morgennebelung: Guter Herr, Ihr habt den N. oder sonst einen [Rausch], geht wieder in euer Bett! Hebel 3, 273; Er wischte sich die Augen, meinte, der N. liege ihm noch vor denselben. Schwab Volkb. 1, 274. Novémber-. Pūder- [2]: Ein P. fließt weitwallend um Selinden. Zachariä 1, 151. Sánd- [2]: nebelähnliche Sand- oder Staubwolke, Staub-N.: In dem graudämmernden S. Gold- ammer Lith. 42. Sónnen-: von der Sonne beschienener Nebel. Gutzkow 11, 105. Sprǖh-: dichter Nebel, wobei es naß fällt, ähnlich wie bei einem Sprühregen: Der feine Sp. thut dem Grase besser als der Haut. Bucher Nat.-Z. 12, 576. Stāūb- [2]: s. Sand-N. Stérn- [3]. Súmpf-: von Sümpfen aufsteigend: S., die der Sonne Macht gebrütet. Shakespeare 8, 295. Thāl-: Wie die geballten | Th. steigen, matt besonnt! Freiligrath SW. 5, 131. Tōdes-:
1) In T., Höllenqualm. G. 6, 358, giftiger Nebel etc.
2) [2] die Finsternis des im Tode brechenden Auges: Schon umringt vom T., | seufzet sie. Gotter 1, 36. Trǖbsals- [2]: Durch Lebens T–n hinzuwandern. Meißner Gd. 92. Wēīn- [2]: Rausch: Verschlafen den W. von gestern. Iffland 9, 1, 3. Wīēsen-: vgl. Sumpf-, Thal-N. Zāūber- [2]: Es hülle sie ein Z. ein. Sch. 495b; Unvermerkt zerfloß der Z., durch den | er seine phantastische Göttin in einer Prüde gesehn. W. 15, 47. Zwítter- [3] etc.