Natter
Nátter, f.; –n; –chen, lein; -, –n-:
1) eine Gattung Schlangen mit Schildern am Bauch u. Schuppen am Schwanz, — in streng wissenschaftl. Sinne nam. die Gattung Coluber ohne Giftzähne (unterschieden von der giftigen Otter, Vipera), s. nam. vgl. etc., — doch im allgm. Sprachgebrauch (wie im Volksglauben überh. jede Schlange für giftig gilt) = Otter (s. Anm.), als Bez. einer giftigen Schlange u. danach auch übrtr. auf giftige, böse Personen, auf etwas am Herzen oder Geist verderblich Nagendes, tödtlich Verletzendes etc., vgl. Hochmuths- N.: Er war, wie N–n, falsch. D. 287; Ihr ew’gen Räthsel, schrecklich grimm’ge N–n, | die stets ihr euch erzeugt und euch verzehrt. 4, 188; Verleumdung nagt, die blinde N., | giftig an meinem besten Mark. stedt; Der raffinierteste, schnellste, schmerzenloseste Tod durch eine N. war einer Königin [Kleopatra] würdig etc. 22, 166; Riß sich, wie von einer N. gebissen, auf. R. 5, 502; Die N. züngelt bei dem Stechen | und kitzelt, wenn sie tödtlich beißt. 1006; 11, 8; Ros. 111; Daß Dieses mir der ärgsten N. [des schlimmsten Frauenzimmers] wegen | begegnen muß! 3, 57; Natrix, ein N. ist eine giftige Wasserschlang etc. Th. 279; Sorge? dieser Wurm nagt mir zu langsam. Gram? diese N. schleicht mir zu träge. 113a; Ich verdiene noch Dank, daß ich die N. zertrete, ehe sie auch noch den Vater verwundet. 209b; 211b; 258a; Mein guter Stern bewahrte mich davor, | die N. an den Busen mir zu legen. 428a; Die schlafende N., die Reue, wachte .. auf. 711a; Von Zunge gift’ger als der N. Zahn. Sh. 8, 217; Bist du wie die N. taub geworden? [pgl. Otter 58, 5 etc.] 96; 1, 239; Bei N–n und bei Schlangen. V. 300; Die N–n der Verleumdung zischen. 2, 150; Ich argwohne immer eine N. unter den Blumen, wenn ich von Mysterien . . höre. 16, 24; 12, 324 etc. —
2) (vgl. 1 u. Feldschlange) vralt. Bez. eines Geschützes.
Anm. Goth. nadrs (m.), ahd. nat(a)râ, mhd. natere (vgl.: Nateren. 607b; Da Eulen, Natern, Schlangen nisten. 1, 253 etc.), vgl. lat. natrix (eig. Schwimmerin, Wasserschlange, vgl. naß, Anm.). Daneben vralt., mundartl. ohne „n“ als Anlaut: Atter (s. u.), nam. bei z. B. 1, 449c; 532b; 3, 3, 4b; 79b; 5, 47c u. d etc.; 1, 127 (niederd.: Adder, s. Ene Adder bunt. 54 etc. u. nam. Thier. 1a); gw. aber mit Verdunklung des „a“ (vgl. Argwohn, Mohn etc.) Otter (s. d.), wonach (s. o.) die naturgeschichtl. Unterscheidung von N. u. Otter sprachlich unbegründet erscheint, wenn man nicht für Atter (s. ags. ættr, Otter u. Gift, vgl. Eiter, Anm.) die Grundbed. Gift- schlange annimmt od. viell. im Zusammenhang mit gr. ȫdρα, Hyder (s. d.), das zu ȫoωρ (Wasser) gehört, s. I. Otter, Anm. u. z. B.: Das Gift der lernäischen Otter. Ov. 2, 135. — Vrkl.: N–chen. Schl. 86.
Zsstzg. sehr zahlreich für die vielfach schwankenden Arten, s. nam. Nemnich (vgl. auch die von Otter u. Schlange), außerdem zuw. übrtr., s. Hochmuths-N., z. B.: Abgotts-: C. idolum. —
Ameisen-: C. cenchoa. —
Aurōra-: C. aurora. —
Bánd-: C. lemniscatus. —
Blēī-: C. saturninus. —
Būsen-: C. domicella. —
Drāht-: C. minervae. —
Dúrst-: C. dipsas. —
Edelstēīn-: C. ahaetulla. — Eīd- echsen-: C. saurita. —
Fāden-: C. filiformis. —
Flécken-: Schling-N. —
Flúß-: C. hydrus. —
Gíft-: C. atrox. —
Götzen-: Abgotts-N. —
Grīēs-: C. miliaris. —
Hálsband-: C. monilis. —
Hāūs-: C. domesticus und Ringel-N. —
Hírsen-: Gries-N. —
Hōchmuths-: übrtr.: Wen die H. so gestochen, | traun, Der naht sich eilig seinem Fall. Reithard 37. —
Höllen-: Die von Cuvier u. A. so benannte C. prester (Chersea), vom Volke in der Gegend ihres Vorkommens H. genannt, ein weiblicher Kakerlak der Kreuzotter. Linck Schl. 150. —
Juwēlen-: Edelstein- N.: Die überaus prächtige, schlanke J. 31. —
Kétten-: C. getulus. —
Kȫniginnen-: C. reginae. —
Korállen-: C. corallinus. —
Krāgen-: Die Ringel-N. oder gemeine K. mit gelber Berandung. Tschudi Th. 171. —
Krópf-: C. haje. —
Kúpfer-: Weibchen Sanders, deutsches Wörterb. II. der Kreuzotter, s. Linck Schl. 98. —
Pfēīl-: C. jaculatrix. —
Pfêrdehuf-: C. hippocrepis. —
Púrpur-: C. tyria. —
Rēīf-: C. doliatus. —
Ríngel-: C. natrix: Die R., gemeine Otter, Hausunke, Ader, Wasserotter. Linck Schl. 43; 49; Die R., die in Äckern und Ställen, wie man glaubt, der Milch nachschleicht und ganz unschädlich wie ein Aal zu essen wäre, wenn nicht der Sündenfall uns mit Allem, was Schlange heißt, verunwilligt hätte. V. Ge. 217. —
Sálz-: C. dione. —
Sánd-: C. ammodytes. —
Schíld-: C. scutatus. —
Schlēīer-: C. vittatus. —
Schlēīm-: C. mucosus. —
Schléppen-: C. stolatus. —
Schlíng-: Coronella laevis, glatte od. rothe Natter, s. Linck Schl. 79. —
Schōß-: Die besonders leicht zähmbare schneeweiße, schwarzberingte Sch. [Busen-N.]. 35. —
Serpént-: C. molurus. —
Sómmer-: C. aestivus. —
Spīēß-: C. pelias. —
Stáchel-: C. scaber. —
Tēūfels-: C. melanis. —
Trāūer-: C. pullatus. —
Tréppen-: C. scalaris. —
Vīper-: Höllen-N. —
Würfel-: C. tesselatus, s. Linck Schl. 39; Tschudi Th. 170 etc.
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