Faksimile 0398 | Seite 396
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naschen
Náschen, intr. (haben):
nicht aus Hunger, sondern aus Leckerei, um des Wohlgeschmacks willen essen, nam. oft mit dem Nbnbegriff des Heimlichen, Verstohlenen, oder des Auswählens von Einzelnem, Einem bes. Mundendem etc., auch übrtr. auf die lüsterne Befriedigung andrer Genüsse, nam. der Liebesfreuden (s. Näscher, Näscherei), doch auch geistiger Genüsse, z. B.: lesen, ohne das Ganze zu erfassen, nur Einzelnes, Einem grade Mundendes auswählend etc., zuw. auch tr. mit dem zur Befriedigung der Lüsternheit dienenden Ggstd. als Obj. u. tr. u. refl. mit Angabe der Wirkung: Kinder und Katzen n. gern; Ein wenig vom Nachtisch n.; Bonbons, Rosinen und Mandeln n.; Den Teller leer n.; Sich in Leckereien arm n.; Ein Ehemann, der bei fremden Frauen n. geht; Der Klang der Mordaxt, die an meiner Wurzel nascht [nagt, s. d. 3a]. G. 9, 224; Wenn der Baum der Axt nicht unterläge, | .. so nascht ihn doch zu Tod die dünne Säge. Mosen Ah. 63; Erst angehoben zu lesen, gleichsam zu n. Grimm Wört. 1, LXXVIII; Wer gern aus fremden Töpfen nascht. Rebhun 76, 493; Durch Löffeln [s. d.] und durch N. | verstrickte sich mein Fritz an einer neuen Taschen. Rachel 2, 97; Daß du recht viel Beerlein haschest | aus Grabes Brunnenritzen naschest. Rückert (Wackern. 2, 1546 Z. 24); Das Feist von der Suppen nascht [sie]. HSachs 1, 509c; Sie hätte | an beiden Tafeln schwelgen wollen? hätte | den Götterschein der Tugend schaugetragen | und doch zugleich des Lasters heimliche | Entzückungen zu n. sich erdreistet? Sch. 265a; Selbst in dem Weinberg nascht sich das Reh nicht immer genießbar. V. Dazu: Nascher, häufiger: Näscher (s. d.); ferner: Du bist meiner Zungen eine süße Naschung [s. Naschwerk]. Rosenblut (Wackern. 1, 1012 Z. 18); Die Naschung, gw.: Das N.
Anm. Ahd. nascón, naschón, mhd. naschen, vergl. Schm. 2, 712. Vielleicht vrwdt. mit nagen (s. d., vgl. oben G. und Mosen, ferner ab-n. König) als Tonw., vergl.: Die Nasch, Nusch als Bez. des wühlenden, nusche(l)nden Schweins, s. Schm. 2, 714 (vgl. 711 nuseln). Dazu außer den voranstehnden und nachfolgenden Wörtern (mundartl.): Die Nasch, der Genasch, das Näschlein = naschhafte Pers. Schm. Gehört hierher auch der weidm. Ausdr.: „Auch zwinget der Hirsch oftmals, so er die hintere Schale in die vördere recht bringet, Etwas vom Boden zw. beide Schalen vorne in die Höhe, wie ein Laubblättlein; dieses heißt das Näßlein od. Näschlein“. Döbel 1, 9b, etwa insofern verallgemeinert n. bez.: eilig ein wenig weg- od. aufnehmen, wo dann Näßlein daraus korrumpiert wäre, vgl.: Die Rosse aufbinden, daß sie nicht Mist od. Koth auf-n. Seuler Roß- arzn. (1599) 19. Schwerlich ist umgekehrt, wie Adelung will Näslein (als kleine dünne Erhöhung) das Grundwort.
Zsstzg. vgl. die von essen, fressen etc., z. B.: Áb-: Trauben a. V. Ar. 1, 171 etc. und (vgl. Anm. u. nagen): Der Mainstrom naschte von den nächsten Hügeln und Höhen ab, während sein mächtiger Bruder Rhein mit dem Gebirg unter Bingen um einen Durchzug kämpfte. König (Monatbl. 1, 539b).
Āūf-:
1) naschend aufzehren.
2) s. [Anm.]. Āūs-:
1) tr.: naschend leeren, eig. u. übrtr.: Hinter den ausgenaschten Brombeerhecken. Gutzkow Z. 3, 269; Jene heitere Unbefangenheit der Kinder, die nur den Honigbehälter der Minute a. IP. 21, 17 etc.
2) intr. (veraltend) auswärts naschen, nam. von einem untreuen (nebenaus gehnden) Gatten etc. Keller Fastn. 167, 2. Be-, tr.: Etwas b., daran naschen, eig. und übrtr.: Dem tückischen Köder gleich, | der Den toll machen soll, der ihn benascht. Gervinus Sh. 1, 56; Wie die Maus eine Kornähre benascht. G. 20, 184; Das Konfekt der Liebe b. Gisander Fels. 3, 393; Alle Geschäfte werden von diesen Buttervögeln schöner Wissenschaften benascht .., sie saugen an ihnen nach Bequemlichkeit Saft. H. 9, 331; Ich benasche des alten Nicolai Wiener Reise. Zelter etc., ungw., mit Genit.: naschend berauben: Wo Nebel und Wolke die Knospen der Sonnenstrahlen b. 2, 342. Durch-: überall be-n.: Die Speisekammer d. etc. u. übrtr.: Schriften, die er durchblättert, durchnascht. König Kl. 2, 213; Zelter 3, 314 etc. Er-, tr.: Etwas zum Naschen erlangen: Die Enten wissen, überall Etwas zu e. Auerbach D. 4, 7; Ihr müsset Alles e. und erkosten! Moscherosch Phil. 2, 108. Um-, tr.: allseitig be-n.: Weil das junge Gesproß stumpnasige Ziegen umn. V. Ländl. 2, 491; Georg. 2, 375 etc. Ver-:
1) tr.: naschend verschwenden etc.: Geld vern.; Wird es sogleich vergeudet und vernascht. G. 6, 24 etc.
2) im Partic. (vgl. vergeizt): im höchsten Grade naschhaft, genäschig: Vernaschte Katzen machen achtsame Mädchen. Sprchw.; Ist selbst verlogen und vernascht. HSachs G. 2, 131; 1, 22; Wackern. 2, 97 Z. 41 etc.; In der Liebe haben der Deutsche und der Engländer einen ziemlich guten Magen . ., der Franzose ist vernascht. Kant SchE. 95. Dazu: Die Vernaschtheit.