Faksimile 0397 | Seite 395
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narren
Nárren: 1) intr. (haben):
Narrheiten treiben, sich närrisch betragen, bald in mehr, bald in minder hartem Sinn, vgl. Narr 1, z. B.: Sei nicht allzu gottlos und narre nicht! Pred. 7, 18; Spr. 30, 32; Leicht wär es, N. fahen an, | wenn man auch könnt von Narrheit la’n. Brant Narr. 111a (wonach Zarncke Anm. 468a zu berichtigen); Logau (L. 5, 334); In dieser Anfechtung narret man zweimal. Luther 1, 86b; Was narrest du? 171a; So grob genarret [als ein solch grober Narr] erfunden. 368b; N. wider das fünfte Gebot. 5, 88b; Narren sind Narren, sie können Nichts denn n. 302a; Daher Etliche so grob genarret haben, daß etc. 381a; Besser genarret denn gemordet. 6, 8a; Wo solche Affen und Gäuche narreten in geringen Sachen. 141a; 8, 14b etc.; Rollenhagen Fr. 444; Der Narren Narrheit ist nicht so verstarrt, | als wenn ein weiser Kopf vor Liebe narrt. V. Sh. 2, 503 etc.
a) Auch tr. mit Angabe der Wirkung, z. B.: Will Jemand einen Sparren | zu viel ins Dach uns n. V. 3, 129; Ihr [der Narr] könnt nicht mehr Geld n. aus mir auf diesen Zug. Sh. 2, 38b, durch eure Narrheit von mir herauslocken, s. b. So auch: Einem sein Geld ab-,aus-n., was mit einer Nüance auch zu 2 gehören kann.
b) Nbnf.: selten mit Uml.: Die närrenden Narren. Droysen A. 3, 286, häufig dagegen mit fremder Endung: Das Fieber zog gelindere Saiten auf und nun kann ich schon wieder .. ein wenig narrieren. B. 495a; Gescheite Leute narrieren gern. W. 33, 391; Luc. 6, 29 etc., auch (s. a): Ihr könnt auf diesen Wurf nicht mehr Geld aus mir herausnarrieren. Schlegel Sh. 2, 292. Schwzr.: Närrelen: Possen treiben, und: tändelnd lieben (vgl. Narr 1d).
c) Dazu: Für einen Narrer [Narren], wahnsinnigen Bierpfaffen und Phantasten .. ausgeschrien. Simplicissimus 1, 179 (s. Spate etc.); Ob französische Narrerei [Narretei] nicht ebenso gut ist. L. 13, 513 etc. 2) tr.:
a) s. 1a.
b) Einen zum Narren oder zum Besten haben, vexieren, foppen, äffen etc.: Judith 12, 12; Tückebold .., | der Hirten oft als Irrwisch narret. Boie (Matthisson A. 8, 132); Narrt Die, die ihn n. sollten. Gervinus Lit. 3, 384; G. 34, 254; Gotter Sch. 36; Gehänselt und genarret. Gutzkow R. 8, 236; Genarrt, geäfft. FrGl. 169; vHorn rhD. 2, 31; Klinger F. 391; Also äffen und n. sie die Welt. Luther 1, 422b; 8, 277a etc.; Müllner 5, 196; Musäus M. 1, 102; 111; Roquette Waldm. 12; LSchefer Rom. 5, 169; Sch. 151b; 740b; V. H. 2, 195; W. 15, 136. Daneben oft mit korrektem Uml. (s. Radlof Treffl. 69): Närren. Kühne Fr. 247; Hat die Leute gen Rom zu laufen schändlich genärret. Luther 5, 79b; Uns so närren und äffen. 147a; 6, 121b; 320b; 8, 49a; 8, 211b; 251a; 276b; 219b (am Rand „genarret“); Musäus Ph. 3, 133; Schlegel Sh. 7, 217; 8, 32; Haml. 3, 2; Tieck N. 5, 70; Acc. 1, 274; 286; V. Ar. 1, 49 etc., vgl. veralt.: Einen listigen Fund . ., damit sie uns genärrlet hat. Schaiden- reißer 6a etc., s. Schm. 2, 702. Zstzg. z. B. Ab-: s. [1a], z. B. [2]: Einem sein Geld a. Weise Kl. Leut. 108.
Aūs-:
1) intr.: zu Ende narren: Wer in der Jugend ausgenarrt, sei klug bei Jahren. Logau (L. 5, 228), s. sich austoben etc.
2) tr.:
a) Einem sein Geld a., s. ab-n.
b) Einen a., aushöhnen. Schm. Be- [2]: veralt. statt narren, foppen. Spate; Waldis Es. 1, 62. Durch- [2]: durch die Hechel ziehn, verhöhnen. Spate; Mehr und mehr wird man durchnarrt, | wenn man lang hier hofft und harrt. V. Sh. 2, 59. Er-:
1) intr. (sein): (veralt.) närrisch, unsinnig werden: In Unsinn, Blindheit ganz ernarrt. Brant N. 38, 54; Ob diesem Koch ich gleich ernarret. HSachs 1, 509b etc., s. Schm. 2, 702; auch: Es ist wohl bethoret und ernarret [närrisch]. Luther SW. 63, 25 etc.
2) tr.: durch Narretei erwerben oder zu erwerben suchen: Was erfliegst, was ernarrst so vergebens du denn? Droysen A. 1, 21 etc. Hêr-, Hín- etc.: s. [1a u. 2]: Er hat ihn her-, dort hingenarrt etc.,nam. [2] verierend her-, hingebracht; Theorein, welche die Leute wie Irrwische 50* herum-n. Kl. Gel. 143; Kürnberger Am. 374 etc., auch: Ein hin-n., ihn verierend eine Zeit hinhalten etc. Ver-:
1) tr.: Sein Geld vern., in Narreteien ausgeben; Seine Zeit vern., mit Narreteien hinbringen. 2) refl.: sich (bis zum Närrischwerden) in Etwas vergaffen, verlieben, vgl. Narr 1c: Daß ich mich an fremde Untreu so vernarret habe. Moscherosch (Wackernagel 3, 1, 666 Z. 32); Habe mich in ein jung Mensch vernarret. Olearius Ros. 67a etc. Ähnlich im Partic.: Solche in ihre Kinder vernarrte Mütter. L. 7, 235; Wir waren sämmtlich vollständig vernarrt davon. Mügge NLeb. 1, 103; Daß die Leute so vernarret sind auf dies unvermögende . . Bild. Olearius Baumg. 91b; Buhlt er noch immer, | so vernarrt um das Liebchen. V. Th. 4, 59; Sie ist verliebt, vernarrt, von Sinnen. Wes Dian. 3, 14; In einen solchen Geliebten so unmäßig vernarrt. W. Luc. 1, 78 etc.; Die Vernarrtheit. Bei Spate auch intr.: Über Etwas vern., närrisch werden etc.