Naht
Nāht, f.; Nähte (–en); Nähtchen, lein; -:
1) die Art und Weise des Nähens, nam. in Zsstzg.; ferner: die Linie (der Strich) der Zusammennähung zweier Theile, auch in Bezug aufjdie Art und Weise der Verbindung:
a) bei Schneidern, Nähterinnen etc.: Die sogenalnnte überwendige oder Überwind-N. [s. d.]. 2, 222; Doppelte N., die vor- und nachgenäht wird, s. 100, 660; Umgeschlagne N., wobei das oberste Ende umgeschlagen ist; Verborgne N., bei der die Stiche wenig zu sehen sind etc., s. Zsstzg.; Die N. mit dem Fingerhut ausstreichen, klopfen, bügeln; Eine N. auftrennen; Eine N. reißt, platzt, geht auf; Das Kleid platzt in den Nähten; Nicht die Spangen einzeln erst zu lösen, | riß sie hastig in der N. die Kleider. 6, 256; Mit einer tüchtigen N. zusammengenäht. 2, 19a etc. Auch, insofern in die Nähte sich etwas Kleines verkriechen, verbergen kann: Er visitiert ihm alle Säcke und Nähte aus, bis er’s findet. 3, 294; Indem er aus allen Nähten seiner Tasche die kleine Schuld zusammensuchte. 3, 304; Auf die N. greifen, aus der N. klauben, das letzte Geld zusammensuchen etc. Ferner (sprchw.): Davon ist die N. weg, das hat gar kein Ende etc. (vgl.: außer Rand und Band sein); Einem auf die N. gehn, ihm auf den Leib gehn, auf die Finger sehn, ihn scharf beobachten. 2, 714; Einem auf die N. fühlen, ihn ausforschen; ihn auf die Probe stellen. (vgl. 2f); Bei Einem Etwas auf der N. [oder Nadel, s. d. 1a] haben. Gebt ihr mit der neuen Karbatsche u. Willkomm recht aus der N.! ler Lind. 3, 106, recht scharf, gehörig etc. —
b) (s. a) Schiff. (vrsch. 2f): N–en eines Segels: die Stellen, wo die Kleider eines Segels zusammengenäht sind. Bei den größern und Untersegeln lässt man die Kanten der Kleider etwa 1“ über einander liegen, so daß sie an dieser Stelle doppelt sind. Eine solche N. heißt man eine platte N.; zuweilen näht man sie in der Mitte noch einmal durch und dann heißt sie eine durchgenähte oder Pape-N. Bei den Bramsegeln und kleinern Segeln überhaupt näht man aber die Kanten der Kleider einfach an einander; letztere heißt dann eine runde N. 507a. —
c) (s. a) In der Chirurgie wird (blutige) N. eine Operation genannt, die den Zweck hat, Wundränder durch ein mechanisches Verfahren zu vereinigen und die Naturkraft in der Verheilung zu unterstützen. Man spricht von einer Kürschner-, Knopf- oder Knoten-, Hasenscharten-, umwundenen, unterbrochenen etc. N. Thierarzn. 2, 147; Die gebräuchlichsten Nähte sind die Knopf-N., sutura nodosa intercissa, die umschlungene N., s. circumvoluta, die Zapfen-N., s. clavata und die Darm- N., Gastroraphe etc. Chir. 1, 162; Blutige N., wenn die Ränder der Wunde wirklich zusammengenäht, — trockne N. (s. 2), wenn sie nur durch Heftpflaster vereinigt werden. — 2) etwas wie eine N. (1) Aussehndes, die sichtliche Vereinigungsstelle zweier Theile etc.:
a) Anat.: eine Art unbeweglicher Knochenverbindung (nam. am Kopf), sutura, u. zwar: Wahre N., bei der die Knochenränder in einander greifende Zacken bilden (so: gezahnte N., s. dentata; sägeförmige N., s. serrata; saumförmige N., s. limbosa), im Ggstz.: Falsche N., mit glatten Knochenrändern, s. notha, s. Zsstzg. — Auch Raphe, z. B.: eine kleine erhabene Linie zu beiden Seiten einer Längsfurche der vordern Fläche des Hirnbalkens; ferner: N. des Hodensacks, die die Scheidewand desselben äußerlich bezeichnende Falte in der Mitte. —
b) Botan.: ein erhabner oder vertiefter Längsstreif, nam. ein von zwei aneinanderstoßenden Klappen gebildeter (Sutura); ferner: N., Samen- N. (Raphc), der verlängerte Samenstrang. —
c) Deichbau: Stelle, wo die Besodung zweier Deichpfänder zusammenstößt. —
d) Kürschner. etc.: Strich, den die gegen einander laufenden Haare in einem Fell bilden, Haar-N. —
e) Metallarb.: Stelle, wo zwei Stücke Metalle zusammen genietet, gelöthet, geschweißt sind oder die einer Fuge der Gußform entspricht: Niet-, Loth-, Schweiß-, Guß-N. Daher z. B. bei den Zinn- arbeitern: Die N. abbrennen, die beim Löthen entstandnen Erhabenheiten mit dem Löthkolben fortschassen u. glätten. —
f) Schiff. (vrsch. 1b): N–en eines Schiffs, die (durch Kalfatern gedichteten) Fugen zwischen zwei Planken; Eine offne N., die durch heftiges Schlingern des Schiffs das Werg verloren; Die N–en besuchen oder visitieren, untersuchen, ob sie dicht sind. (vgl. 1a); Das Schiff bäumte und schüttelte sich, seine Nähte ächzten und knarrten. Silt 1, 39 etc. —
g) Schleusen- bau (vgl. f): Spalte, Fuge zwischen den zur Bekleidung dienenden Brettern. —
h) Stricker.: N. in einem Strumpf, Strick-, Strumpf-N., eine hinten in der Mitte des Strumpfs angebrachte Längsreihe linker Maschen. —
i) Wundarzn.: s. 1c.
Anm. S. nähen, Anm. Oft „Nath“ u. niederd. Nad, z. B. 172 (vgl.: hohlnädeln u. umgekehrt: Natel st. Nadel etc.) Die Mz. N–en (vgl. bes. üblich im Schiffswesen, s. 1c u. 2f.
Zsstzg. vielfach, z. B. nach Dem, worin sich die N. findet, so [1a]: Kleider-, Rock-, Hosen-, Westen-, Taschen-, Sack-, Handschuh-, Schuh-, Stiefel-N. etc.; [1b] Segel-, Bramsegel-N. etc.; [1c] Bauch-N., bei eindringenden Bauchwunden angewendet; Darm-N etc.; [2a] Kopf-, Schädel-N.; Gaumen-N. etc.; Hodensack-N. etc.; ferner nach dem Gewerbe, worin eine besondre Art von N. [1a] ihre hauptsächl. Anwendung findet, z. B. Schneider-, Schuster-, Kürschner-, Schiffer-N. etc., ferner z. B. — wobei wir [1a] unbez. lassen —: Ánstoß-: Stoß-N. — Blátt- [2a]: eine Knochenverbindung, wenn dünne Knochenblätter auf einer Fläche in einander greifen. —
Dóppel-: doppelte Naht. — Dwárs- [2f]: Naht zwischen den Köpfen oder Enden zweier Planken, Quer-N. —
Gêgenstich-: mit Gegen- oder Seitenstichen (s. d.). — Gúß- [2e]: Karmarsch 2, 105. — Hāsenschart(en)-[1c]: wobei eine Stecknadel durch die genäherten Wundränder gebracht und durch inein- andergeschlungne, umgelegte und zusammengezogne Pferdehaare befestigt wird, früher bei Operation der Hasenscharte, jetzt nam. noch zum Schließen der Vene nach gemachtem Aderlaß bei Thieren üblich. —
Hāūs-: eine derbe, nicht auf Zierlichkeit Anspruch machende Naht. —
Hínter-: hintre Naht im Ggstz. der vordern oder Vorder-N., nam. bei der Kapp-N. (s. d.); bei Schustern auch die an den Hintertheilen heruntergehnde. —
Hínterstich-: mit Hinterstichen genäht (vgl. Stepp-N.), im Ggstz. der Vorstich- od. Vorderstich-N., wobei immer vorwärts gestochen wird. —
Hōhl-: Naht, d. h. Verzierung durch Nähen an einer durch Ausziehn von Fäden durchsichtig und klar gemachten Stelle eines dichten Zeuges, gw. als Verzierung bei Säumen von Weißzeug (Hohlsaum). Dazu: hohlnähteln, eine H. machen, häufig hohlnädeln, s. nadeln. —
Kápp-: eine zusammengesetzte Naht, bestehnd aus einer Naht mit Hintex- und einer mit Saumstichen, deren erstre soviel von dem Zeug stehn lässt, daß es umgeschlagen (gekappt) und mit Saumstichen nachgenäht werden kann. — Knópf-, Knōten- [1c]: die Art des chirurgischen Heftens, wobei man die Nadel von außen nach einwärts bis auf den Grund der Wunde führt, sie dann auf die entgegengesetzte Seite nach außen bringt, vom Faden abschneidet und dessen Enden über ein Wergpolster bindet, womit man die Wunde bedeckt hat. — Kránz- [2a]: am Schädel die Zusammensetzung des Kranzbeins mit den Hinterhauptbeinen bildend, Kronen-N. —
Krēūz-: 1). mit Kreuzstichen. — 2)[2e]die Zusammenfügung der Bodenflächemit den Ecken der Salzpfannen. —
Krōn(en)-: Kranz-N. — Lámbda- [2a]: zwischen dem Hinterhauptsbein u. den Scheitelbeinen, in Form des griech. Buchst. 1, Winkel-N. — Lōth-, Lȫth- [2e]. —
Marseille-: Art frz. Stickerei (od. Näherei) mit Steppstich. Adelung. — Nīēt- [2c]. — Pāpe- [1c]. — Pfēīl- [2a]: zwischen beiden Scheitelbeinen. —
Quêr-: Dwars-N. —
Randerīēr-: eine mit Kreuzstichen übernähte Vorderstich-N. — Sāmen- [2b]. —
Sāūm-: Naht, womit ein Saum festgenäht wird. — Schlíngen- [1c]: eine nam. bei Darmwunden übliche Art, wobei die von beiden Seiten der Wunde eingezognen Fäden in der Mitte verschlungen werden. — Schúppen- [2a]: falsche Naht, bei der die Knochenränder sich über einander legen. — Schwēīß- [2e]: Karmarsch3, 226. —
Sēītenstich-: Gegenstich-N. — Spált(en)- [2a]: wo ein Knochen mit einer dünnen Platte in eine fugenartige Vertiefung eines andern aufgenommen wird. —
Stāāts-: eine nur halb durchgenähte hinten am Stiefelschaft. —
Stépp-: Hinterstich-N., wobei aber immer genau in den vorletzten Heraufstich wieder hinabgestochen wird. —
Stíchel-: bei dicken Zeug, wo jedes der beiden zusammenzunähnden Stücke einzeln durchstochen werden muß. —
Stópf-: Näherei, wodurch man ohne aufgesetzten Flicken ein Loch im Zeug stopft. —
Stōß-: zwei an einander gestoßne Enden Zeug ohne Umschlingung und ohne Hinterstich verbindend, Anstoß-N. —
Strích-: eine ähnlich wie gestrickt aussehnde Verzierung durch Nähen mit Kettenstich, Strick-N. —
Stríck-:
1) Strich-N. — 2) [2h]. — übersteck-, Überwéndlings-, Überwínde-: durch Stiche zwei Theile unmittelbar an ihrer äußersten Kante verbindend, über welche der Faden hinüber gewendet oder gesteckt wird, statt seitwärts, wie bei den gewöhnlichen Nähten. — Vōr-, Vórder-: s. den Ggstz. Hinter- N. — Vórderstich-, Vōrstich-: s. den Ggstz. Hinterstich-N. — Wínkel- [2a]: Lambda-N. — Zāhn-, Zápfen- [2a]: Naht, deren Zacken lange parallele Spitzen bilden u. ä. m.
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