nähen
Über-Nähen
Üm-Nähen
Um-Nähen
Nǟhen, tr. u. intr. (haben) (vgl. nahen, Anm.): Über-: 1) Etwas ü., es über etwas Andres nähend befestigen und dies damit bedecken. — 2) = II 2. — II. sber-:
1) Schiff.: mittels eines Tau-Endes oder Stoppers befestigen, festbinden: Einen Block n., an-n. etc. Dazu: Nähung, f.; –en: die Befestigung, Verbindung durch ein Tau-Ende und dies selbst: Nähung eines Backs, der Kabelaring; Man schlägt dgl. Nähungen an das Ankertau etc. — 2) Stiche mit Nadel und Faden in Etwas machen, um es zu befestigen, zu verbinden, oder um es zu verzieren (vgl. Zsstzg.), mit versch. Obj. od. absolut: Einen Knopf etc. ans Hemde, an den Rock n. (od. ann.): Zwei Theile an einander (oder zusammen) n. etc.; Eine Naht, einen Saum etc. n. [durch N. hervorbringen], mit Steppstichen, mit Kreuzstichen n.; Kreuzstich n. 3, 183); überwendlich n. etc.; Ein Hemde, einen Rock, Manschetten n., die mit Nadel und Faden daran zu machende Arbeit machen; Jenes ungenähte Stück wollenen Tuchs. Ästh. 2, 236 etc.; In der Schule n. lernen; Den ganzen Tag n.; Muß .. stricken | u. n. 11, 135; Sie muß sich ihren Unterhalt mit N. [oder mit der Nadel] verdienen etc.; mit Angabe der Wirkung: Sich müd und matt n.; Sich fast blind n.; Sich fast die Augen aus dem Kopf n. (oder aus-n.); Sich die Finger wund (oder durch-) n., sich die Finger fast ab-n.; Die Nadel glatt, krumm n. etc.; Mit englischen Nadeln näht es (s. d. 7) sich gut, leicht etc. (s. 7). Auch (Wundarzn.): Hieb ihm eine Quarte durch das Gesicht, die mit 24 Nadeln genäht werden mußte. Mus. 2, 124, zu-, zusammengenäht etc., ferner z. B.: Die Rümpf’ [Bienenkörbe], ob du solche von wölbender Rinde des Korkes | nähetest, oder vom Sproß der biegsamen Weide dir flochtest. Georg. 4, 34 etc. — Sprchw. und übertr. (s. 4 ff.): Am Hungertuch (s. d.) n. G. 1, 192; 2, 42; 148 etc.) od. gw.: nagen (s. d.), = Hungerpfoten saugen, sehr knapp und kümmerlich leben; Der Alte sei „überwendling [s. d.] genäht“. Leb. 1, 141, eigensinnig etc. — 3) (s. 2) Deichb.: einen Deich mit Stroh oder Schilf decken. 3, 215. — 4) Volksspr.: Einem das Wams n., durch-n. (ebd.), ihn n. 2, 666), ihn durchklopfen, durchprügeln. — 5) Volksspr., burschik. (s. 2 und 3): Ein Frauenzimmer n., sich mit ihr fleischlich vermischen. (vergl. nageln 1b): „Was macht die Mamsell soeur?“ | Sie näht (2) und lässt sich n. — 6) (niederd.) mit „sein“: auskratzen, fortlaufen. nam. in Zsstzg.: Wenn jeder gemeine Husar sich selbst Marsch kommandieren deutsches Wörterb. II. wollte und n. dann los, hast du nicht, so kannst du nicht. Lind. 2, 317; Wer ausnäht, ist ein Deserteur. 318; 4, 217 etc. — 7) Dazu:
a) Nähung, s. 1. —
b) (s. 2) Näher, gw. nur fem.: Näherin, Pers., die näht, nam. das N. als Gewerbe treibt, Nähermädchen: 3, 224; W. 1, 40; 56) 1, 334; 346; 3, 183 etc. und häufiger: Eine Nähterin, die reinlich näht, wie Keine, Stich für Stich, wie Perlen, wie gestickt. 19, 34; Nähterinnen und Köchinnen. 9, 194; 37, 360; R. 3, 211; 4, 234; Spinnerin und „Neterine“. 1, 312a etc., vergl.: „Nädermädchen.“ 3, 24 etc. und: Die Gradnähter. 5, 111, scherzhaft Die, welche die alten Kirchenlieder grade n. (nach dem heutigen Sprachgebrauch umformen und korrekt machen); sachl., s. ab-n. 5. —
c) (s. b) Näherei, f.; –en: das Nähen (Genähe), nam. nach der versch. Art; auch die Näh- arbeit (vgl. Stickerei etc.), z. B.:Rahmnäherei, Näherei im Rahmen etc., auch hier (vgl. b): Ihr Alles, was zum Kochen, Backen, Nähterei etc. gehört, lehren lassen. 4,-253.
Anm. Ahd. nâjan, nâwan, mhd. naejen, negen, næhen etc. (vergl. lat. neo, gr. νύω, spinne etc.). Veralt. Form: In einander „genäyet“. B. 14b etc. — Dazu Nadel (s. d.), Naht (ahd., mhd. nät, mit Nähter, s. o., vgl. ahd. nâtare, Schneider) und wohl auch Nuth (ahd., mhd. nuot etc., doch vgl. 2, 720).
Zsstzg. nam., was unbez. bleibt, zu [2], z. B.: Áb-:
1) nähend abbilden: Etwas von einem Muster a. —
2) nähend abtheilen, in Felder (vgl. steppen): Ein schwarzseidnes abgenähtes Gewand. Tag. 2, 39 etc. —
3) Eine Schuld a., durch Nähen tilgen. — 4) Ich nähte mir die Finger schier ab. 56) 2, 288, vgl.: Sich die Füße ablaufen etc. — 5) Dazu: Ab- näher: eine Naht zur Verengrung von Kleidertheilen, ebenso Einnäher, vgl. auf-n. 6, z. B.: Das Rückentheil und das Vordertheil bis zum Abnäher. zeit. 2, 6a. — An-: nähend an Etwas befestigen: Auftrennen und A. 15, 173; Einem erhabnen .. Eingang| wird aus Purpurgewand . . | angenähet ein Streif. H. 2, 352 etc.; Er kann nicht immer hier sitzen, wie an deinen Rock angenäht. Denkw. 6, 544 etc.; auch [1]. — Āūf-:
1) nähend auf Etwas befestigen: Der auf das Kleid aufgenähte Flicken; Welche ausgerissene Lappen aus meinen Briefen hatte der kunstreiche Schneider der königl. preuß. Staatszeitung von 1820 seinem schönen Rocke der mannigfaltigsten Buntheit nicht auf- und eingenäht. Ber. XI; Einen ästhetischen Mantel, auf welch em Lappen verschiedener Farben aufgenäht waren. Goeth. 21 etc. —
2) in die Höhe nähen: Ein Faltenkleid, das ihm [dem Knirps] Bella nach allen Seiten hin a. muste. 40. —
3) Sich die Finger a., wund nähen, so daß das Fleisch offen da liegt. — 4) nähend aufbrauchen, ver-n.: Den Zwirn a. — 5) Eine Naht näht sich auf (oder ein), wenn die zusammenzunähenden Enden zuletzt nicht gleich lang bleiben. — 6) Dazu: Aufnäher: ein Saum zur Verkürzung eines Kleidertheils, nam. des Rocks am Kleid. — Aūs-:
1) zu Ende nähen. —
2) durch Nähen, indem man Figuren etc. bildet (einnäht), Etwas auszieren: Mit Gold und Silber a.; Ausgenähte Manschetten; Wenn die .. Schneidergilde den Anzug ausnähete und steppte. Fat. 1, 126; Po. 3, 162 etc., übertr.: Die bunt ausgenähte Beschreibung. 9, 203; 40, 34 etc. — 2) Hat sich das Kind nicht die Augen ausgenäht und ausgestichelt? Z. 2, 257, die Augen aus dem Kopf, sich fast blind genäht. — 4) [6]. — Be-:
1) nähend mit Etwas bedecken: Ich benähte den Wagen mit neuem Wachstuch. 3, 20; Ich habe den Handschuh mit Hexenstichen benäht. Fr. 127 etc. —
2) (ugw.) Er benähte das freiherrliche Haus. 8, 139, versah es mit der nöthigen Näharbeit, nähte für dasselbe. — I. Dúrch-: 1) wund nähen: Sich die Finger d. — 2) = II (s. d.): Durchgenäht mit goldnen Kreuzen | war die Kleidung. Cid 67. — Durchgenähte Naht (s. d. 1b). — II. Durch-: durch und durch be- oder aus-n., durchsteppen: Eine Decke mit Baumwolle durchnäht. 1, 361; Umhänge von Venedig golddurchnäht. 5, 276 etc. (s. I 2), auch übertr.: Seine Rede mit gewissen Wörtern d. [durchspicken etc.]. Lind. 3, 45 etc. — Eīn-:
1) in Etwas nähen:
a) ein vorhandnes Obj., z. B.: Ein Schreibebuch, Heft e., in den Deckel, einheften; Geldsumme, welche in ein Tuch eingenäht war. 3, 490; Es waren 800 Thaler in dem Tuch eingenäht. 491, s. ver-n. 3; Andere ließen sich in Kappen und Meßgewand einwickeln, wie sich auch Jener in römische Gnadenbrief e. ließ. Pr. 235; Dann wollen wir sie in den [ausgeweideten] Esel e. Luc. 4, 257 etc.; übertr.: Auf ihre eigene unwandelbare, in der dicksten Bärenhaut eingenähte Charakterfestigkeit zu pochen. Verm. 1, 102, und mit bloßem Dat., s. auf-n. 1. —
b) etwas durch das Nähen Entstehendes: Figuren, Blumen in das Zeug ein-n., in dem Zeug aus-n. (2); Eingenähte [ausgenähte] Arbeit. — 2) durch Nähen verkürzen oder verengern: Das Kleid etwas e., auch refl. (s. auf-n. 5): Immer darnach gehalten, daß beide Enden gleich lang bleiben, sonst nähte sie [die Naht] sich leicht ein. 100, 659. — 3) Dazu: Einnäher, s. ab-n. 5. — Er-: durch Nähen erwerben. — mund- artl. = an-n.: Knöpfe und Bändel h. Nam. 1, 38 etc., ferner: Etwas hinein-n., ein-n. etc.; Daß man den Zwickel von oben an das Hemde herunternäht . ., hernach die andre Hälfte des Zwickels von unten wieder her- aufnäht. 100, 661. — Lōs- [6]. — Ggstz. vor-n.:
Hin-: Nāch-: 1) nach einem Muster nähen. —
2) nachträglich oder Versäumtes nachholend nähen. —
3) bei einer doppelten Naht die hintre (Nach- oder Kappnaht) nähen, wie vor-n. die vordre (od. Vorder-) Naht, vgl. 100, 660. — Nīēder-: das umgeschlagne Oberzeug des Hintertheils auf das des Vordertheils (bei einem Kleide) nähen. — I.
1) mit etwas Ubergenähtem bedecken: Seine Füße waren mit Wolfsfell übernäht. Soll 3, 288. — 2) mit etwas durch das Nähen Erzeugtem (mit Stichen etc.) bedecken: Kordonnieren heißt die trassierten Umrisse des Dessins mit feinen gleichen und dichten Überwendlingsstichen ü. (1856) S. 2. — I.
Üm-: 1) Etwas um-n., um etwas Andres herum nähen. — 2) nähend umgestalten: Die Überwürfe zu förmlichen Kapuzen umn. R. 5, 165; [Der Schneider] näht schöpferisch Kinder zu Knaben, Greise zu Jünglingen, Weise zu Gecken um. 8, 145. — I.
Um-: ringsum be-n.: Die Knopflöcher sind nicht recht umnäht. Thür. 1, 497. — I. Unter-: nähend unter Etwas befestigen. — II. Unter-: mit etwas Untergenähtem versehn: Mit des Maulwurfs Sohl’ unternähet. Fr. 578 etc. — Ver-:
1) nähend verbrauchen: Viel Zwirn ver-n., s. auf-n. 4; Viel Zeit auf Etwas vern. — 2) durch Nähen verschließen, zu-n.: Wurden die ledernen Zelte mit trocknem Reisig gefüllt, vernäht und zu Flößen verbunden. gK. 264. — 3) (s. 2) ein-n. (1a): Vernähte zehn davon [von den Geldstücken] in sein zerlumpt Gewand. W. 1, 83; G. 1, 132; 1, 196; Pilg. 81d, auch (veralt.): Ein-v., z. B.: „Invernegt“ Geld. 88a. — 4) (veralt.) ein-n. (1b): Die Küssenziechen auf das stattlichste vernähet und gestickt. 682b. — 5) falsch nähen, bes. refl. — Vōr-: nähend vor- arbeiten (s. d. 2), ferner: eine Vornaht machen, s. nach-n. 3. — Zer-: nähend zerstechen: Sich die Finger z. — Zū-:
1) nähend zumachen, schließen: Einen Riß, eine Wunde z. —
2) unverdrossen und eifrig nähen, drauf los nähen. —
3) Dazu: Zunäh(t)er, bei den Kürschnern Bez. eines Pfuschers. — Zusámmen-:
1) an einander nähen: Leinwand zu einer neuen Dekoration z. 19, 234; Als wollte sie ihm den Mund z. NLeb. 1, 110; Der nähete meine Wunde und Hasenscharte wieder zusammen. Fat. 2, 139 etc. —
2) durch Nähen zusammenbringen: Schneider, die sich Paläste zusammennähten. Pet. 2, 229. — Zwíschen-: nähend zw. Etwas befestigen etc.
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