nahen
Nāhen, intr. (sein) u. refl.:
nahe kommen (räuml. od. zeitl.), sich nähern (s. d.), z. B.: Dies Wasserbild weicht, wenn ich weiche, naht sich, wenn ichnahe. (1824) 2, 49:
1) intr.:
a) ohne abhäng. Verh.: Ich eile vor dem König und dem Heer, | zu melden, daß er kommt und daß es naht. 13, 5; Das Gefürchtete muß nahn. 61b; Es naht gewitterschwer [ein Gewitter naht]. 60a etc. und mit ungw. Zeitw. des Ggstzes: Wir n. oder weiten, s. Ab. 223; auch im substant. Jnfin.: Ein Gehen ohne Gang, ein N. ohne Füße, geisterhaft. Ästh. 2, 133 etc. und im Partic.: Schnell nun merkten die Hunde die N–den. Th. 25, 69; Ob er vor meiner | n–den Lanze besteht. Il. 8, 536; Ein n–der Fremdling. Od. 8, 546 etc. (vgl. nah I2b); Unruhvoll ob entfernt den lieben Gemahl sie befragte, | oder genaht ihm küßte das Haupt. 23, 87 etc. —
b) mit Dat.: So nahte meine Seele dem am Kreuz Gestorbenen. G. 17, 139; Bei Euripides nahet er [der Thanatos, der Tod, personif.] der sterbenden Alcestis als ein Unterirdischer. 11, 454; Je mehr man sich [2b] Asien nahet, desto mehr nahet man festgegründeten Reichen. Ph. 4, 293; Geflügelt diesen Mauern | seh ich das Verderben nahn. 61a; Wenn dir ein Sänger minniglich | zu küssen naht. 4, 82; Wenn nicht ihm .. der Herrscher | nahete. Il. 22, 204; Dir freundlich zu n. [,,vereinigt durch das Lager der Liebe.“ v. 333]. Od. 10, 337 (s. 2c: 2. 19, 15) etc.; in ungw. Bed.: Der Walfisch | .. und der Finnfisch, der ihm naht [an Größe nahkommt]. 1, 308. —
c) mit „zu“: Laban nahet [ging] zu Jakob. 1. 31, 15; Es naheten aber zu ihm allerlei Zöllner. 15, 1 etc.; Nahte zu ihr jugendlich. 15, 15; Weil die Welt zu ihrem Ende nahet. 5, 534b; Mit sicherem Entschluß bin ich dir genaht. BrE. 189 etc. —
2) refl.:
a) (s. 1a): Daß sich eure Erlösung nahet. 21, 28; Daß sich der Tag nahet. 10, 25; Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten. 11, 3; Mit seinen Häschern naht sich | Scheriar. 4, 293; Als sie nunmehr sich genaht, die Eilenden gegen einander. Il. 22, 248 etc. —
b) (s. 1b) So nahten unsern Wiegen sich die Träume. 4, 28; Naht | ich mich dem Quelle. 25; Er scheint sich uns zu nahn und bleibt uns fern. 13, 99; Sonst hätt’ ich mich | von ihr entfernt, anstatt mich ihr zu n. 131; Da ich mich nahe des Baches Steg. 69b; Wenn dem Heiligen die Schuld sich naht. 72b etc.; Hauptform, die .. sich immer mehr der Menschengestalt nahte [ihr ähnlich ward]. Ph. 3, 238. —
c) (s. 1c) Er nahet sich zu Jesu. 22, 47; Wer sich nahet zu der Wohnung. 4. 17, 13; Keiner nahe sich zum Weibe [beischlafend, s. 1b. Od.]. 2, 19, 15; Nahet euch zu Gott, so nahet er sich zu euch. 4, 8 etc.; Nahe dich zu ihm mit Ehrfurcht. Sak. 44; Die in vollem Vertrauen sich zu dir n. 10, 61; 1, 4; Die Thiere n. sich zu der Thüre des Weisen. 30, 475; Nah ich mich hier .. zu dir. Cid 14; 12, 3; Er nahete sich zu Gott wie zu seinem Freunde. 1, 100; Es eiferte wahrlich des Anblicks | jeder gesittete Mann, zu solcherlei Greuel sich n–d. Od. 1, 230 etc. —
3) ungw. tr. wie nähern, s. zu-n. —
4) dazu selten: Aus zwei Entfernungen [wird] doch niemals eine Nahung. W. 4, 116; 206.
Anm. Goth. nêhvjan, ahd. nâhan, mhd. nâhen und naehen, und so mit Uml. z. B. 2, 147 Z. 32); Je mehr sie der Geburt nähet. Th. 12; Mag kein Schlang nähen. 59; Doch soll man sich dem Feuer nicht zu sehr nähen. Sp. 15a; Der Herr thut sich nehen. G. 2, 196; Als die Zeit herzunähete. 1b; 47b etc.; Als wir .. zu dem Gestad hinzunäheten. 45b; Als sie dem Vaterland zugenähet. XI etc., auch: Daß ihm kein Vogel zu seinem Neste nehenen mag. Th. 97; 112; 180 etc. S. auch: Die Stunde Nacht geschwind. 34, 313, wo offenbar naht (oder — s. nah I) etwa alterthümelnd: nacht zu lesen ist, vgl.: Zu inen thet man sich nachen. 1, 1052 Z. 40. — Die Fügungen 2c und nam. 1c sind wohl nicht mit Unrecht als veraltend zu bez., vgl. nähern, mhd. naehern.
Zsstzg. z. B.: An-: gw. intr.: Jemand naht an, — dem Schiff. V. Od. 10, 156; — um Schutz [flehend]. 5, 448 u. in Bezug auf Zeit: A. wird das Ende der Welt zu jener Frist. Rückert Morg. 1, 82; Dem .. gemach annahte das Alter. V. Od. 1, 219; Daß wir .. sanft annahten dem Alter. 23, 212; Dir .. mußte so bald a. des Todes | hartes Geschick. 24, 28 etc. Im Partic.: Dem a–den Verlust. Haller 175 etc. und im substant. Infin.: In halb willigem, halb unwilligem und doch nothwendigem A. G. 15, 246; Er ahnte das A. seiner letzten Tage. Zschokke 1, 99 etc. Selten refl.: Einen Moment, worin sie jenem obern Führer sich angenaht. G. 2, 362. —
Be-: vralt. im Partic.: Benáhete d. i. befreundete [nah Verwandte]. Schottel 623a; 624b. —
Ge-: vralt.: So sie dem Land g. Stumpf 613b; Teuerdank Kap. 67 etc. — Hêr- (selten): Er naht sich her, um euer Bild zu sehen. Oehlenschläger Corr. 67. —
Herán-: gw. intr.: Jemand naht heran. G. 5, 102; Werner Osts. 1, 41; V. Od. 11, 233; Kriegsmacht, welche herannaht. 2, 30; Weltuntergang in ihrer Mitte | naht sie [die Armada] heran. Sch. 20a etc.; Eine Zeit, Etwas in der Zeit naht heran, z. B. mein Ende. Grimm M. 29; Jemandes Unglücksstunde. Simrock Gudr. 54; in wenig Wochen unser Abschied von Venedig. Sch. 736a; der Tag des Abschieds. G. 25, 198; sein Tod; Sieht, was bevorsteht, eh’ es .. vollendet herannaht. Baggesen 1, 158 etc. Im Partic.: Die Tritte des h–den Todes zu hören. Thümmel 1, 11 etc. und im subst. Infin.: Das drohende H. des entblätternden Herbstes. Gutzkow R. 5, 166; Er erharrt’ Achilleus’, des ungeheuren, H. V. Od. 22, 92 etc. Seltener refl.: Nicht wünschenswerth, abscheulich naht sich mir | der Gott der Welt im Überfluß heran. G. 13, 258. —
Herbēī-: veraltend st. heran-n.: Während der Soldat schüchtern ..herbeinahte. Zschokke 8, 68; Da seine Zeit zu sterben herbeinahete. Zinkgräf 1, 112; 281; Die h–den Fasten. 258; Der Feinde Herbeinahung. 186 etc., ähnl. [Anm.]: herzu-, hinzu-n.; Hat sich Niemand hinzu-n. dürfen. Hammer RH. 196 etc. — Zū- [3]: Dem Körper naht mit schnellem Schritte | die Herrschaft der Verwesung zu. Drollin- ger (Wackern. 2, 575 Z. 32); Ein Zug brachte meine Seele nach dem Kreuze hin .., ein Zug .., ein Z., das vermuthlich viel wesentlicher ist, als wir vermuthen. G. 17, 139.
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