Nackt
Nacktheit
Nackt ist getauft. Logau (L. 5, 334); Zur Werlt du nacken bist geboren. Moscherosch (Wackern. 3, 1, 655) Z. 34; 36; So nackend als ein Pfeil. Olearius Baumg. 30b; Sonnt die nackenden Glieder der bräunliche Lazzaron. Platen 2, 214; Fleuch mit nacketem Fuß. Ramler 7; Wie ihn Gott erschaffen . ., | n. an jeder Faser [s. b] | und bloß an jeder Zaser. Rückert Mak. 1, 199; Der n–e Leichnam wird gefunden. Sch. 58a; Ganz nackig. Sternberg BrM. 306; Zerbläuen sie nackende Brüste. V. Ov. 2, 92; 1, 67; Od. 6, 136; Der schlafend liegt und n–er als ein Splitter [s. b]. W. 20, 66; Daß die Sitten eines Volkes desto reiner seien, je nackender die Weiber desselben sind. 13, 73; Halb nackend. Luc. 6, 348, s. Naturalibus. — a) Bes. oft in den bildenden Künsten in Bezug auf dio Nachbildung des unbekleideten Körpers, nam. in der Malerei in Bezug auf die Karnation, z. B.:
Wie er hochgelehrt und doch mit schlichter | Natürlichk. das N–e hier gestaltet. 4, 140; Weil nun das Wichtigste .. die Darstellung des n–en Mannes und Weibes bleibt, . . auf den Grund des N–en gehen, welches die Knochen sind. 29, 192; Jm Nackenden der bei uns gewöhnlich bekleideten Theile .. können wir den Alten nicht gleichkommen. A. 1, 314; 281; 2, 17; Ich liebe mir das N–e, | Gewänder hüllen nur die Schönheit ein. Corr. 97; Wohin sie im Saal ihre Augen warfen, glänzten ihnen schöne nackende Kämpfer oder badende Dianen entgegen. 13, 15; Jhre Geschicklichkeit im Nackenden .. beweisen. 3, 86 etc. — b) Zur Verstärkung, zur Bez. vollkommner Nacktheit (vgl. c) dienen Ausdr. (s. a) wie: N., wie das Kind im Mutterleib, wie Adam (im Paradies), wie ihn Gott geschaffen etc.; N. und bloß (s. d. 2); N. und bar (s. d. 1c) etc. und, nam. in der Volksspr., Zsstzg. (selten übertr., vgl. die folg. Nummern), z. B.: Das Kind ziehet das Hemd wieder aus und ist im Sommer und Winter blut- nacket gangen. Jud. 1, 125, s. Blut, Anm., doch vgl. auch: blutt. — Der eher fadennackt läuft, | als statt der Lumpen, nach dem schönen | ihm hingelegten Mantel greift. 2, 110, indem die „Lumpen“ gleichsam nur in einzelnen Fäden oder Fasern den Leib decken, ihn sonst n. lassen, verstärkt (s. u.): Sie stand ganz mutterfaden-n. | vor allen Gästen da. 8, 373 etc. — Stand fasel-n. LvS. 253; Faselnackend vor innrer Gluth von [s. 2] aller Decke und Hülle .. hingelagert. A. 2, 215; Ritt faselnackend am hellen Tage durch die Hauptstraße. 4, 535; Ganz splitterfasel- n. 4, 66; Splinterfasen-n. Daß er seine Frau da .. splitterfasennackend auszieht. Lind. 2, 242 (s. u.); Zieht gleich faser-n. [2f] vom Leder. Sh. 2, 264 etc. — Laß sie finger-n. in unser Bette werfen. IbrS. 81; Fingernacket gehen. SW. 26, 17 etc. — Welche mutternackend wie ein wildes Thier lief. B. 18b; 123b; Mutternackend durch die ganze Stadt reiten. 4, 535; Enthüllt euer Schwert mutter-n. [2f]. Sh. 2, 364; Durch mutter-n–e Abstraktionen [2g]. 9, 378 etc., vgl.: In all ihrer Mittelmäßigkeit und Büberei mutterseelnackt da gestanden. 15, 73. — Ein spannenlanges pudel-n–es Weibchen. gH. 4, 238. — Splinternackt ausgezogen. M. 237; Zog sich splinternackend aus. 239 etc. — Wirft mich splitter-n. zur Thür hinaus. A. 1, 153; Tr. 93; Er ist nacket, splitternacket. 6, 340; O die Natur, die zeigt auf unsern Bühnen sich wieder | splitternackend, daß man jegliche Rippe ihr zählt. 96b; Luc. 5, 32; Splitter-n–e Bauerkerle. 3, 438; Ich kann mich mit der Vorstellung einer so ganz ausgezognen, splittern–en [jeder körperlichen Hülle entkleideten] Seele nicht befreunden. 22, 358 etc., vgl.: Ich fand das Weibsbild in einer dem griechischen Princip der Nacktheit splitterweg huldigenden Attitüde. Bl. 1, 62. — Kommt eine Jungfrau stabe- nackend ’raus. 1, 30 etc. — c) (vgl.
~heit, f.; –en: a) zuw. auch nur: leicht bekleidet, vgl. nam.: Da in warmen Ländern der Arbeitende noch nackend, d. h. bloß im aufgegürteten Leibrock ohne Mantel geht etc. Georg. 44 ff.; 21, 7 (auch etc., — nam. aber: ärmlich u. dürftig bekleidet, u. danach auch = arm, dürftig z. B.: Du hast den Nacketen die Kleider ausgezogen. 22, 6; 24, 7; 10; 1. 4, 11 u. v.; Man hieß mich einen nackichten Bettler, einen verlaufenen Kerl. 1, 153; Ich bin so nackicht wie ein Gratulant. Br. 295 etc. — 2) (s. 1 u. vergl. bar, bloß, kahl etc.) ohne Das, was als Hülle, Decke, Bekleidung, Schutz, Zubehör etc. bei Etwas zu sein pflegt, selten mit Komplement, mit „von“, z. B.: Da stehst du, n. von deinem Fürstenglanze, | im Büßerhemd ein Fürst. A. 153 (s. 1b: fasel-n. oder im Genit. (s. 2f: z. B.:
a) ohne schirmende Rüstung (s. 1d): Die n–e Brust dem Feind entgegentragen etc.; Die n–e deutsche Tapferkeit .. vermochte nie auszuhalten in die Länge gegen die geharnischten Reihen und Glieder der Römer. 3, 332 etc. Dann auch: Mit n–em [unbewaffnetem, bloßem] Auge. 39, 373 etc. —
b) von Thieren ohne die gewöhnliche natürliche Bekleidung der Haare (auch vom Kopf des Menschen), Federn, Schuppen etc.: Als die Perücke sich verschob und der n–e [kahle] Kopf sich zeigte; Schwanz [der Mäuse] meistens n. 7, 715; Der n–e oder türkische Hund. 1565; Die Jungen der Vögel kommen in der Regel n. aus dem Ei. 8; Der ägyptische Geier .. hat einen n–en Kopf, aber befiederten Hals. 157; 167 etc.; [Die Kröten] theilen sich in n–e und bedeckte. 6, 431 etc. Auch übrtr.: Ein n–er Specht. 383, als Bez. für etwas Armliches, Werthloses (s. 1d). —
c) zuw. von innern Theilen des Körpers: ohne die einhüllende Umgebung: Indeß alle Nerven n. . . bloßlagen. 21, 110. —
d) von Pflanzen, z. B.: Die Zweige des Baumes, die n. waren und ihres grünen Schmucks beraubt. 4, 215; Traurig steht der n–e Strauch. 54b etc. u. übrtr.: Dem armen Herzen, welchem nie der n–e Strauch des Lebens | Genusses Rosen hat gebracht. 1, 319 etc., ferner (Bot.) = nudus, z. B.: N–e Knospen, (ohne Schuppen); Anthere (ohne Staubbeutel); Frucht (nicht mit dem Kelch verwachsen); N–er Blattstiel (ohne Blatt-Flügel u. -Ansätze); Kolben (ohne Scheide); Quirl (ohne Hüllblättchen); Fruchtboden (ohne Haare) etc.; ferner: N–e Gerste, eine Art mit großen ausfallenden Körnern, die dann ohne Bälglein sind; N–e Jungfer od. Hure, Zeitlose (s. d.). —
e) ohne bekleidende Pflanzendecke: Sandhöhen, deren n–e Spitzen über das Haidegestrüpp vorblickten. H. 1, 1, 5; Die zack’gen Gipfel starrten n. und bloß. 4, 30; Der Felsen n–e Rippen. 50b; Der n–é Fels; Der n–e Boden der Wüste etc. —
f) auch von Nicht-Naturggstden, die der Mensch zu bekleiden, mit Etwas zu behängen, auf die er Etwas zu decken u. zu legen, die er in Etwas bergend zu stecken pflegt, wenn sie ohne dgl. sind (s. g) z. B.: Daß man .. keine Serviette auflegt, sondern die Tassen .. auf den n–en Tisch stellt. Par. 1, 122; Lessing war ein mächtiger Schmiedehammer, der auf einen n–en Amboß schlug. . . Der Hammer fand kein Eisen zu schmieden. 2, 178; Das Kind schlief in einer Kammer auf der n–en Erde. 16, 126; Nichts als die 4 n–en Wände haben sie [die Bilderstürmer] stehen lassen. 9, 162 etc. Mit seltnem Komplement (s. o.): Wie | n. des Rudergeräths der Bord | .., wie, der Tau’ entblößt, .. der Rumpf. H. 1, 43. Nam. oft vom Schwert etc.: ohne Scheide, z. B.: Die krummen Säbel n. 1, 125; Das n–e Schwert. 13, 82; 150; Jeder n–e Degen | schleicht in die Scheide still zurück. etc., s. 1b faser- u. mutter-n. Vgl. auch (ugw.): Ein n–es Gemälde eins, worin das Gemalte die Leinwand nicht bedeckt, sondern gleichsam leer erscheinen lässt. —
g) (vgl. f u.
h) zuw. wie „bloß“ (s. d. 1): nur das Genannte; Nichts weiter als Dieses; ohne weitern Zusatz etc., z.B.: Jeder Mensch muß nach seiner Weise denken . . Nur darf er sich nicht gehen lassen . ., der bloße, n–e Jnstinkt geziemt nicht dem Menschen. 3, 152; Daß mir die n–e Ankunft [ohne ein Wort über das Angekommene bloß die Ankunft] gemeldet worden. 23, 208; Das Gouachegemälde gefiel ihm .., doch kannte er auch alle Gegenden im bloßen Kontour und bewunderte, daß in einem n–n Umriß die Gegend mit soviel Deutlichkeit .. könne ausgedrückt werden. 30, 153; Geld geben .. Nicht etwa auf die n–e Hand [auf bloßen Handschlag u. Wort], sondern gegen Versicherung. U. 2, 81; Die reine .. Vortrefflichkeit giebt es ebensowenig wie es eine abstrakte Schlechtigkeit nicht so n. giebt, wie man ihr in den Kriminalgefängnissen zu begegnen glaubt. R. 6,212; Nur durch die Rede wird die schlummernde Vernunft erweckt oder vielmehr die n–e Fähigkeit, die durch sich selbst ewig todt geblieben wäre, wird durch die Sprache lebendige Kraft. Ph. 3, 193; Die n–e Stärke der Wahrheit. 8, 99; [Die Eck ist] allzeit vom Text der Schrift flüchtig worden, nur gesucht, wie er bloß n. Sprüchlein eines Lehrers finden möchte [nur diese, statt Stellen aus der Schrift]. 1, 151b; Aus dieser n–en Abstraktion [der der konkrete Jnhalt etc. fehlt] Folgen ziehen. 4, 1, 13 (s. 1b: mutter-n.); Nur | das n–e Leben blieb uns zum Gewinn. 582b; Es verlohnt sich nicht, das n–e Leben fortzuleben NKr. 2, 302; Wir müssen ihm Alles nehmen, bis ihm Nichts als die n–e Rechtschaffenheit übrig bleibt. 24, 48 etc. — h) (s. g u. bar 2) ohne jede Verhüllung des eig. Seins u. wahren Wesens, so daß dieses offenbar u. handgreiflich zu Tage liegt, z.B.: Die n–e Wahrheit [vergl. Personif. 1] sagen; Seine Laster n. und schamlos zur Schau tragen; Das ist wieder Gottes n–e [unverkennbar Gottes] Hand. Par. 1, 113; Das stellt sich nicht so n. dar: ich will Karrière machen. .. Das geht feiner zu. DW. 419; Der aus der Kindheit aufblickende Mensch findet die Natur nicht etwa rein und n. um sich her, denn die göttliche Kraft seiner Vorfahren hat eine zweite Welt in die Welt erschaffen .., dergestalt, daß er nie zu unterscheiden weiß, was ursprünglich und was abgeleitet ist. 26, 337; Daß er nach einem tieferen Princip für die Meinung trachtete, die bei Jenem so n. und bar zu Tage lag. R. 7, 385; Mit dem schauderhaft n–esten, ganz feigenblattlosen kommunen Kommunismus. Verm. 1, 50; Mit n–en gewaltigen Frevelworten mich .. verdammen. 1, 346a; Weg denn mit dieser lästigen Larve von Sanftmuth und Tugend! Nun sollt ihr den n–en Franz sehen und euch entsetzen! 117a etc. Mundartl.: N. und frackt (s. d.). —
i) (s. h) ohne verschönernde (od. beschönigende) Einkleidung, schmucklos: Eine n–e Aufzählung der Thatsachen; Die n–e (von allem poetischen Schmuck entkleidete) Wirklichkeit; Mit n–en [dürren] Worten. (1846) 888; Auf dem Boden der n–en und gemeinen Wahrheit. 892. —
das Nacktsein (o. Mz.) u. etwas Nacktes, — vergl. nackt, worauf sich die Hinweise in [] beziehn:
1) [1] Ausgeworfen vom Meer, in Hunger und Kummer und N. | nahm ich dich auf. 250a; Stoff, zu decken deine N. Gd. 299; Setzen die armen Bauern Flicken auf Flicken und N–en bekommt man dort selbst bei den Ärmsten nur selten zu sehen. Irl. 1, 90; Anfänglich schien diese öffentliche N. der Männer selbst den Griechen unanständig. GrR. 283; Die der Hitze, dem Regen und dem Froste Nichts als N. oder modernde Lumpen entgegenzusetzen haben. 9, 84; Die Gaze, die .. hier und da umwallet, nicht verhüllet, | scheint mit der N. selbst den Reiz der Scham zu gatten. 20, 315; 27, 398 etc. —
a) [1a] in der bildenden Kunst. 30, 373; Weil er N–en bildender Kunst schändet. V. 237; 22, 157 etc. —
2) [2] z. B.: [2a] Die N. ist dein Schirm! du solltest dich entblöden, | in ritterlichem Schmuck aus diesem Ton zu reden. 12, 174; Die N. des Rattenschwanzes [2b], der Sträuche im Winter [2d]; Die N. der Felsen [2e]. Bild. 11; Der grüne Vorhang fliegt seitwärts [von dem Gemälde] .., es liegt vor mir in seiner ganzen weitläuftigen N. [2f]. 6, 144; Der verschämteste Begriff ist gezwungen, [im Französischen] die mystischen Gewänder fallen zu lassen und sich in seiner N. zu zeigen [2h, vgl. 1]. Verm. 1, 63; Alles Deutsche, Grobe, Vierschrötige, alle Derbheit und N. [2h; i] der Natur. Sh. 1, 22; Durch Nichts zeigt sich die Schändlichkeit des Lasters deutlicher als daß es nur selten sich in seiner N. zur Schau zu stellen wagt etc.
Anm. Goth. nagaths, ahd. nahhut, naccot etc., mhd. nacket, nackent, skr. nagna, russ. naris, vgl. auch lat. nudus. Für N–heit mundartl. die Nackte und die Nacktigkeit.
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