Mutze
Mǘtze, f.; –n; Mützchen, lein; –n-:
1) eine Art Kopfbedeckung, heute gw. im Ggstz. zum steifen Hut (s. d. I) als eine schmiegsame, bequeme Tracht (vgl. Kappe, Haube) — von sehr vrsch. Form etc.:
a) nam. als Tracht des männl. Geschlechts: Tuchne, sammtne, pelzbesetzte M.; M. mit einem Schirm, mit Ohrenklappen, mit einem Sturmband; Die rothe M. [s. Jakobiner-M. und c] und die Kapuze, zum Verständnis des Görres’schen Athanasius. Jhre M. pflanzt sie [die Freiheit] auf den Mast. 1, 201, s. Freiheits-M.; Die M. aufsetzen, schief setzen, auf Krakeel (s. d.) tragen, aufbehalten, abnehmen, ziehen, schwingen 534b), — vor Einem abnehmen (s. HutI1a), als Zeichen der Ehrfurcht, auch: ihn als Herrn od. als Uberlegnen anerkennend, auch: vor Etwas, z. B.: Bleibe ja bei der Folie des Milano, denn vor der musst du die M. abnehmen. 28, 203; Wenn dir das geräth, so will ich gern selbst die M. abziehen. ebd.; Die M. sitzt Einem schief, nicht recht, nicht recht zu Paß (s. d. 6a), auch übrtr. als Zeichen von schlechter, unwirscher Laune; Der Mensch muß unter seiner M. [im Kopf] nicht richtig sein. 20, 126 etc.; Einem Eins auf die M. [vgl. Haube 1a] geben etc. —
b) als Tracht des weibl. Geschlechts, vgl. Haube: 23, 16 (s. Mannsnachtmütze); Die Haube und M. mit einem sogenannten Kopfzeug [als der vornehmern Tracht] zu vertauschen. Du 20; Frau von Mirville: Kommen Sie, Tante! Sehen Sie doch die schönen M–n an, die man [d. i. die Modehändlerin] mir gebracht hat. 651b etc., s. Bauern-M. —
c) (s. a) Jemand, der eine Mütze trägt, z. B. Einer aus der arbeitenden Klasse im Ggstz. zum „Hut“ (s. d. I 1e), — häufiger mit näherer Best., z. B.: Tausende von Lastträgern, — Turbane, chinesische M–n, Judenbärte, schwarze Mohren, ein Sprachgewirr und Alle verstanden sich. Dor. 1, 167; Aus sieben Schanzen jagten wir | die M–n von dem Bär [die Bär-M–n od. bärmützigen Grenadiere]. 4, 20; 125 etc., nam. aber in Zsstzg., zumal mit Farbw., s. Blau-, Grün-, Roth-M. etc. — 2) (s. 1) nach der Ahnlichkeit: Bot.:
a) Die Kapsel der Moose ist gewöhnlich oval. .. Ihre Oberhaut vertrocknet zu einer faserigen M. (Calyptra). 3, 261, s. Haube 2d. —
b) Mützchen, Hasenklee, Trifolium arvense. — Zoologie:
c) der zweite Magen der Wiederkäuer, s. Haube 2n. —
d) Name vrsch. Schnecken, z. B.: Die chinesische M., Patella chinensis; Die polnische M., Buccinum testiculus etc., s. Zsstzg., bei Einigen auch für Gattungen oder Familien der Schildkiemenschnecken. —
e) Wundarzn.: Die M. des Hippokrates, Art Verband. —
f) Hufschmied.: M. eines Eisnagels, Stück Eisen mit einer auf den Kopf desselben passenden Vertiefung, das beim Einschlagen aufgesetzt wird.
Anm. S. Mutz, Anm. und vgl. 2, 665 M., als Verbrämung (?) der Haube. Nebenf.; Einen sammeten Mutzen. 3, 1, 660 Z. 19), verkl.: Ein Mitzigen von Sammet. Säng. 24.
Zsstzg. vielfach nach dem Stoff od. dem Besatz, der Farbe, der Form, mit der Mode wechselnd, ferner nach der Pers., von der —, der Zeit, inder —, der Gelegenheit, bei der die M. getragen wird etc., leicht zu mehren nach den folg. (vergl. die von Hut, Haube, Kappe), meist zu [1a], was unbez. bleibt: Alltags-: Ggstz. Sonntags-M. —
Bǟr-: s. Grenadier-M.: Grenadiere mit den großen Bären-M–n. Hackländer SoldKr. 26; Sappeure mit ihren B–n. Prutz DM. 1, 2, 18 etc., auch [1c]: Die Ziethenschen B–n. Laube DW. 5, 61. — Bástard- [2d]: Mitra pertusa. —
Bāūren-: wie sie Bauren- oder [1b] Bäurinnen zu tragen pflegen: Eine allerliebste B. bedeckte ihr schönes Haar. Möser Ph. 1, 6. —
Bīber-: s. Pelz-M. Thümmel 1, 93. —
Bíschofs-:
1) Inful. 1, 55; 28, 232 etc., auch [1c]: Daß wir die 14 neuen B–n [Bischöfe] im Lande haben. 144 etc. —
2) nach der Ahnlichk. [2]:
a) [2d] mehrere Schnecken, z. B.: Mitra episcopalis (u. papalis); die kleine B., Mitella; die unechte B., Murex pusio etc. —
b) Pflanzen: Helvella mitra; Epimedium alpinum u. Bixa orellana. —
c) Festgb.: s. Pfaffen-M. 4. — Blāū- [1c]: Ein gewisser Mordake und sonst noch an die 1000 B–n. Heinr. IV. 1, 2, 4. — Theil der Rüstung etc. — oben mit einem Büschel, Troddel-M. Abs. 325, vgl.: Püschel-M–n. 462, — nam. Schlaf-M. s. Zipfel-M. — wie Angestellte etc. sie im Dienste tragen: Artillerie-D. SGsch. 3, 92. — Doktorhut: Es stecken unter mancher D. längere [Ohren]. 1, 191. — Bis wir [Titanen] .. dem Parnaß als eine D. | die beiden Berge aufgesetzt. 12, 125. —
Bléch-: Búschel-: Dīēnst-: Dóktor-: Dóppel-: Dragōner-: 1) [1a]. —
2) [2d] Patella equestris, antiquata etc., auch: Matrosen-, Schiffer-M. — Dǖten-: dütenförmig, spitz zulaufend. N. 7, 56. — Eīs-: Ich schabe und kerbe mir eine hohe E. aus. 2, 159, aus einem Stück Eis. — Eīsnagel- [2f]. — Fêder-: mit Federn geschmückt od. — damit ausgestopft (nam. Schlaf-M.). — Fílz-. — Frāūen-. — Frēīheits-: als Attribut der Freiheit, s. Hut 1c, nam. in der Zeit der ersten franz. Staatsumwälzung die rothe Jakobiner-M.: Der Kurhut in eine F. umgemeißelt. Kl. 3, 266; Die dreifache Krone in eine F. zu verwandeln. 32, 134. — Fúchs-: s. Pelz-M. — Fūhrmanns-: Latzen-M. — Glócken-: Er trug auf einem kahlen Haupte immer eine ganz weiße G., oben mit einem Bande gebunden. 20, 193, glockenförmige Schlaf-M. im Ggstz. der Zipfel-M. (s. d.), — vgl. auch Schellen-M. — Góld-: goldverziert od. goldgestickt z. B. [1a]: Orpheus sitzt . ., die glänzende G. auf dem Haupte. 30, 476 u. [1b]: Goldmütz’ und feines Kattunkleid. 1, 127 etc. — Grenadīēr-: hoch, theils von Tuch mit Blech beschlagen, theils aus Bärenfell, s. Bär-M. — Grün- [1c]: nam. Bez. für Jäger (unter Soldaten etc.). — Hāār-: zuw. st. Perücke: Kahle Grindköpfe mit einer H. 11, 310. — Hāūs-: im Hause getragen, vergl. Kontor-M. — Jakobīner-: s. Freiheits-M.: Ludwig des sechzehnten Haupt war schon durch eine J. entkönigt. Sal. 1, 81. — Jūden- mit breiter Pelzverbrämung. — Klápp-:
1) mit Ohrenklappen. —
2) vgl. [1c] = Mützenrobbe, Phoca oder Cystophora cristata. — Kontōr-: s. Haus-M.: Ein Lakenkrämer in der K. Lind. 1, 121. — Lä́mmer-: (s. Pelz-M.) Wirft den Pelz zurück, die L. 2, 156). — Látzen-: Klapp-M. (1), s. Latz 3. — Mánns-: Auf ihrem Haupte hatte sie eine gewöhnliche Weiberhaube, über diese aber eine gewalkte M. Lind. 3, 86. — Márder-: s. Pelz-M. — Matrōsen-: s. Dragoner-M. — Mōōs- [2a]. — Mörser-: Die wenigsten [der Mönche] trugen ihre obligate schwarze M. Or. 1, 190, in Form eines Mörsers oder hohen Cylinders. — Nácht-: Schlaf-M.:
1) Mütze, wie man sie des Nachts im Bett zu tragen pflegt, bei den Männern gw. aus Baumwolle (od. Wolle) gewebt od. gestrickt, wie Strümpfe (daher auch Strumpf-M., vgl. Buschel-, Zipfel-M.), bei Frauen eine glatte einfache Haube: Eine sehr schöne Frau ..., mit einer zierlichen N. etc. 19, 254; Dagegen verbilden sich die Weiber durch weiße, baumwollene, zottige sehr weite Mützen, als wären es unförmliche Manns-N–n. 25, 16; Gelehrte, unter deren N–n Nichts wie Projekte zur Verbesserung der Landes- ökonomie ausgeheckt werden. Ph. 1, 220; Warfen [jubelnd] die schweißigen N–en in die Höhe. Cäs. 1, 2 etc.; Schwere–N.! euphem. st. des eig. Fluchs: Schwere Noth, z. B.: Lind. 2, 265. —
2) eine schläfrige, phlegmatische Pers. etc.: Wer keine N. ist, kommt mit zum Rathhause. DW. 4; Als unsere N. von einem General: „Hahn in Ruh!“ blasen ließ. (61) 139a, vgl.: Diese .. Stellen, ein Policei-Eijapopeija, haben soviel Angähnendes, Einschläferndes N–n-artiges etc. Frzfr. 28. — Nárren-: Narrenkappe, s. Schellen-M.; bei auch: die Mütze des Hanswursts etc. — Otterfell-: (s. Pelz-M.). Litth. 4. — Péch-:
1) Pechkappe. —
2) schwarzes Käppchen, von Männern als Decke der Glatze etc. unterm Hut getragen. 3, 312. — Pélz-: aus Pelzwerk od. auch nur: mit Pelzverbrämt, gefüttert, und so nach dem versch. Pelzwerk, z. B.: Biber-, Fuchs-, Marder-, Otterfell-, Zobel-M. etc. Auch [1c]: Die großen Schaf-P–n steigen hinauf in die Äste. 1, 107. — Pfáffen-:
1) [1a]. —
2) (s. Pfaffenhut) der Spindelbaum u. dessen Frucht, Evonymus europeus. 3) (Bauk.) Art Handramme. — 4) (Festgb.) ein der doppelten Zange ganz ähnliches Außenwerk, nur daß die Flügel bei dieser parallel sind, bei der Pf. nach der Festung zu konvergieren, Bischofs-M. — Bei den Minengräbern auch eine einen best. Raum einschließende Vereinigung von Horchgängen. — Pūdel-: rauh u. zottig: Die bekannte Pudel- od. Schwanz-M. Lammf. 1, 151; Die Bauern nahmen .. die schwarzen P–n her- unter. Lind. 1, 73. — Rād-: runde: Mit der blauen R. des baskischen Hirten. Mark. 2, 126. — Rēīse-: Verlier nicht die schöne R., wenn du schlafend zum Wagen herausnickst. Ausgw. 7, 370. — Rōth- [1c]: vgl. Jakobiner-M.: Diese phrasentönenden R–n. DM. 1, 1, 233. — Sámm(e)t-. — Schánd-: Einen zugespitzten Hut oder Sch., welche Denen in Welschland pfleget aufgesetzt werden, die auf dem Esel gestrichen .. werden. Säug. 148; 102. — Schéllen-: Schellenkappe des Narren. — Schíffer-: s. Dragoner-M. — Schlāf-: Nacht-M.:
1) Die Sch. über die Ohren ziehn etc. —
2) Was ist doch der Mann für eine Sch.! Br. 17; Daß Graf Daun manchmal eine Sch. geheißen wurde. 20, 53; Wenn ich gut [nachsichtig] wäre wie eine Sch. 3, 1, 22; Jede Sch. braucht einen Vormund. 9, 1, 54; 496; Da müßte ich ja die ärgste Sch. in der ganzen Welt sein, wenn ich das schönste aller Bilder..hätte übersehen können. Luc. 3, 283 etc., auch z. B.: Das Pferd war auf dem ganzen Roßplatz verschrien, daß es ein Wildfang sei .. Mich lüsterte darnach; denn eine Sch. wollte ich nicht. 4, 167 etc., seltner = Langschläfer. E. 302. — Schwánz-: aus Pelzschwänzen, s. Pudel-M. — Sílber-: s. Gold-M. — Soldāten-. — Sómmer-: leicht, für den Sommer best. im Ggstz. der warmen Winter- M. — Sónntags-: s. Alltags-M. — Spítz-: spitz zulaufend, s. Zipfel-M. — Stāāts-: zum Staat best., im Ggstz. der Haus-M. etc. — Strúmpf-: s. Nacht-M. Ästh. 1, 375. — Studénten-. — Téller-: flach, tellerförmig im Ggstz. der Mörser-M–n etc. — Tróddel-: oben mit einer Troddel, s. Buschel-M.: Drauf zog er seine T. | tief übers Ohr. 2, 186. — Tūch-; aus Tuch, vgl. Sammt- M. etc. — Unter-: unterm Hut etc. getragen. — Wēīber-. — Zípfel-: spitzzulaufend, nam. Schlaf- M., für Männer, meist oben mit einem Büschel (s. Buschel-M.), — im Ggstz. zur Glocken-M. Mark. 1, 227 etc. — Zōbel-: s. Pelz-M. u. ä. m.
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