Faksimile 0368 | Seite 366
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Mutz
Mútz (meist mundartl.):
1) adj. (nam. schwzr.): abgestutzt, verkürzt, kurz (eig. und übrtr.). Stalder; Die Tanzplätze des „m–en Volks“ [der Zwerge]. Reithard 547; Wenn der Pfarrer nicht gar zu m–e Gedanken hat und ein gar zu kurz Gedächtnis. Gotthelf Sch. 85; Man fertigt ihn m. und puckt ab [kurz und grob, brüsk] . . und so ist er abgedonnert worden, daß er nicht einmal wieder hinêindarf, rechte Auskunft zu verlangen. 21 etc.; auch: Der Fummel ist morsch und m. Droysen Ar. 2, 139, das männl. Glied des Alten ist kraftlos (alterschwach) und klein etc. Auch als Bstw. in Zsstzg. z. B.: Der M.-Schwanz [das englisierte Pferd]. Gotthelf U. 1, 285; Das M.- Shr etc. Stalder. 2) m., –es; –e; Mützlein:
a) ein Thier mit gestutztem Schwanz oder schwanzlos: Wo der Esel in den ersten zehn Jahren keinen Schwanz kriegt, bleibt er gewiß ein M. (Sprchw.) Frisch 1, 680a; Von Weitem schon kam ihm ihr M. entgegen und ränggelte [wedelte] mit dem Schwanze, so weit esihm möglich war; denn wenn er schon ein wüster [häßlicher] Hund war, so war er doch dankbar. Gotthelf G. 259, vgl.: Katz- und Motzenfleisch [Hundefleisch?]. Fischart Garg. 54b.
b) ein kurzes Oberkleid, ein Wams, Jacke. Frisch u. Schm. 2, 664.
c) Art weibl. Kopfbedeckung. Stalder.
d) Bär: Schnell wendet sich der Bär. .. [Dann soll] des Faustrechts Drache fallen, wie jener freche M. Reithard 75; Ein alter Jäger . ., der schon manchem M. hinter die Ohren geschossen etc. Tschudi Th. 438.
e) Katze, s. Mies, Anm.
f) = Mucks, s. Muck, Anm.
g) als Scheltwort für eine Pers.: Dummkopf: Matz (s. d. 1) M. Schweinichen 2, 345. Gehört hierher auch folgende Stelle?: Er hob gewaltig an, das Spielerglück zu schelten, | daß dieser ungetreue M. [das personif. Glück] | sich heute wider ihn verschworen. Langbein 1, 271, vgl. h.
h) s. Maus 3.
i) der Putz: Schm. 2, 664; Zween Stiefel neu hab ich fürdingt, | besetzt mit rothem Leder. | Wiewohl man sagt und auch viel singt | von Fritzen Hahnenfeder, | so weiß ich doch, | daß er mir noch | alsbald sich nicht mag gleichen. | Jch bin der Mann, -| der weiß und kann | mich zu dem M. aufstreichen. Uhland V. 645, auch: Wie darf eine Lüge so viel Schmuckes und Aufmutzes [Aufputzes]. Eck (Wurm). k) an Schießgewehren eine Art Schwanzschraube mit einem Zündloch. Frisch 1, 680b.
Anm. Die vorstehnden Wörter gehören theilweis vrsch. Stämmen an, wie Dies für 2e, f, g und h schon angedeutet. Zu der Bed. 1 gehört auch das Zeitw. mutzen: stutzen, kurz abschneiden, z. B.: Sein [des Uhu’s] Hintertheil ist kurz und stumpf, als ob er gemutzet wäre. Ryff Th. 108, auch Zsstzg., z. B.: Sein Hintertheil war abgestutzt, | gleichwie die Gans kurz abgemutzt. Ganskönig (Straßb. 1607) F6a; Den Bäumen die Gipfel abmutzen. Spate; Die Füchse gingen in Frankreich alle ohne Schwänze, sie sollten sich auch also vermutzen lassen. Weise (Wackernagel 3, 1, 860 Z. 35); Der Schneider hat das Kleid sehr zermutzet oder vermutzet. Spate. Hierzu gehören offenbar 2a (ob auch d: der Bär, als Kurzschwanz oder eig. nur: das Bärenjunge?, s. in dieser Bed.: Bärenmutzle. Pictorius und vgl.: Bärenmutz = Tollkirsche. Frommann 3, 24, s. u.) und b; dann aber auch wohl 2i mit dem Zeitw. mutzen (s. d.) = putzen, man vgl. als ganz analog: abstutzen (wie: abmutzen) und —: auf-, zurechtstutzen (wie: aufmutzen), urspr. wohl hergenommen von dem „Schnitt“ der Kleider, vgl.: Dieselben Röcke waren um die Brust oben gemützert und geflützert und waren vornen aufgeschlitzt. . . Die jungen Männer trugen kurze Kleider, die waren abgeschnitten auf den Lenden und gemützert etc. Limb. Chron. § 36. Aus den roman. Sprachen zeigen sich als vrwdt. zu Mutz (1; 2a etc.) it. mozzo, span. mocho, frz. mousse, stumpf, verstümmelt und Ableit., s. Diez 233, auch span. muchacho. Kind, „eig. ein kleiner Stümmel“ 515 und wohl auch it. mozzo, frz. mousse = Junge, Bursche (auch gr. μύτ́oς, Schiffsjunge), vgl. oben: Bärenmutzle. Wahrscheinlicher ist Entlehnung der rom. Wörter aus dem Deutschen als umgekehrt (vom lat. mutilare, verstümmeln), vgl. das bei morsch erwähnte mhd. murzes abeslahen und schwzr.: mutz [ganz, vollständig] austrinken, aufessen, s. Stalder 2, 225. Viell. gehört hierher auch unser Mütze (vgl. 2c), mlat. almucium (daher mhd. mütze und armuz), vgl. die roman. Wörter bei Diez 13, der dazu bemerkt: „Sie bedeuten eine bis auf die Schultern herabfallende Kopfbedeckung, zumal der Geistlichen, oder auch in den vrkl. Formen, ein kurzes Mäntelchen [vgl. Kappe, Kapuze etc.]. Der arab. Spr. gehören sie nicht, wenn sie auch, wie viele andre, zum Theil den arab. Artikel an sich gezogen haben; sie sind offenbar identisch mit unserm Mütze, ndl. mutse, das man aus dem Zeitw. mutzen (abstutzen) erklärt.“