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müthig Müthigkeit Uber-Müthig
Müthig, a. (~keit, f.):
nur in Zsstzg., vgl. die von Muth (s. d., auch Anm.) und muthig, nam. in Bezug auf die mit oder ohne Uml. vorkommenden, hier durch *bez., ferner die von herzig, sinnig etc., z. B.:
* Án-. Árg-:
argen Gemüths. Schlegel Sh. 6, 180. Bīēder-. Dē-: s. in „d“. Dúld-: Die Liebe ist d., freundlich. Zwingli 1, 652, s. lang-m. etc. *Edel-: voll Edelmuths, voll edler Gesinnung: Seid .. e.! . . | Lasst mich nicht schmachvoll liegen. Sch. 427a; Ungeschlachte Pelasgerhorden hatte siedelnder Anbau gesittiget und zu e–en Achaiern eingebürgert. V. Ant. 1, 193; Ihr e–en [edeln] Troer. V. Jl. 8, 523; Od. 18, 43; Ein Herz, | so gut, so sanft, so e. W. 10, 103; 11, 242 etc.; Ihre E–keit durchdringet meine ganze Seele. L. 1, 338; Preisend des Richters Gütigkeit, | Großmuth und E–keit. Rückert Mak. 1, 70; W. 23, 12 etc. Vgl.: edel-m uthig, auf edle Weise muthig. Eīfer-: eifrig. Eīgen-: (vralt.) egoistisch. Fronsperger Kriegsb. 2, 39b. Eīn-:
1) Ein und Dasselbe wollend, einträchtig, vgl. einstimmig etc.: Daß ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habet, eininüthig und einhellig seid. Phil. 2, 2; Ap. 1, 14; E., einmündig stammelten | Alle. Rückert Mak. 1, 43; Daß sie ihn e. zu ihrem Anführer erwählten. W. 8, 115; E. beschließen; E. in ihrem Beschluß etc.; Das Heer . . | warf e–lich sich auf die Türken. Talvj 2, 290; Beide sie eilen zur Grott’ e–lich. V. ThEp. 3, 5 etc.; E–keit im Denken. Fichte 6, 146; Diese neue Gemeine zeichnete sich durch eine E–keit des Geistes und Sinnes und einen Grad der Eintracht . . aus etc. W. 18, 313; 14, 81.
2) ver- alt.:
a) s. anmuthig.
b) unmuthig. Ayrer 56c; HSachs 5, 215d etc.
c) Die Menschen, nach dem ihnen der allmächtige . . Vater einen glückhaftigen oder widerwärtigen Tag zuschickt, darnach werden sie „ainmüttig, frölich oder traurig“. Schaidenreißer 77b [18, 136], wohl: danach bekommen sie eine best. Richtung des Gemüths oder Sinns, sie werden entweder fröhlich oder traurig.
d) einfach und einfältig, s. Schm. (vralt.) In Kümmernis und E–keit .. gefallen. Schaidenreißer XII, Sorge, vgl. Angst. Erhāben- (selten): erhabnen Muths (vgl. das tadelnde hoch-m.): Daher konnte der Adler noch immer so e. auf seinem festen Felsen sitzen. Heine Reis. 4, 18. flatterhaft: Das f–e, wankel-m–e Herz. frechen Sinns, frech: Du bist f. und gar unfreundliches Herzens. Wiedasch Od. 18, 381. voll Freimuths: F. fordr’ ich so F–keit. G. 35, 279; Mit heitrer F–keit. 22, 156; Eine F–keit, die mit seinem eigenen versteckten .. Charakter fast beleidigend kontrastiert. Heine Lut. 1, 3; L. 1, 389; Kant Anthr. 27 etc. voller Frevelmuth, auch ohne Uml.: Ein schlechter, elender, gemeiner Spaß des frevelmuthigen Alten. Gutzkow Zaubr. 1, 198. In engrem Sinn (Rechtssprache): F–er Kläger (Möser Ph. 2, 118), f–e Klage, leichtsinnig und muthwillig, wo es an einem eig. Klagegrund fehlt, vgl.: Einen anmuthwillen. Schm., f. anklagen. *Frōh-. mit Gleichmuth. Prutz Woch. 55 etc.; G–keit [Gleichmuth]. Arndt Stein 227; Bode Empf. 4, 58; Mendelssohn Morg. 140; W. 21, 164; 22, 38; Der Mantel der G–keit, worein sie sich zu hüllen pflegen. Musäus Ph. 3, 179 etc., seltner: Diese G–keit [Gleichgültigkeit, Unempfindlichkeit] bei einem jungen blühenden Mann. M. 3, 120 etc.— *Grōß-:
Eng-: Flátter-: Fréch-: Frēī-: *Frêvel-: Glēīch-:
1) (vralt-) voller Großmuth (1), kühn etc., s, großmuthig. 2) voller Großmuth (2 und 3): Er verzehrte dann g. [iron.: als ob er mir damit eine Wohlthat erzeige, sich herablassend mich beglücke] mein Brot zum Thee. CFBahrdt 3, 335; Wenn du nach Größe strebst, musst du g. spenden. Graf Sadi Ros. 42; In g–e Hand war er gefallen, | statt Strafe fand er Lohn etc. Sch. 342b; Scheinbar g. und immer wieder knickernd. Tieck NKr. 2, 436 etc.; Daß sie .. sich | g–lich entschloß, ihm endlich zu verzeihen. W. 12, 289 etc.; Eine edle G–keit. Bode Empf. 3, 42 etc.; Liebkosungen, die er un-g. [unedel] ertrotzte. Gutzkow G. 8, 31; W. Luc. 6, 38; Und leihen soll ich meine treue Schwesterhand | der nebenbuhlerischen Ungroßmüthigkeit. Platen 3, 27 etc. Gūt-: von guter wohlwollender Gemüthsart, gutherzig (s. d.), oft mit tadelndem Nebensinn der Schwäche, die sich leicht täuschen, sich Alles gefallen lässt etc., vgl. gut 16: Eine g–e Person, Seele, Haut; Ein g–es Schaf; Dieser g–e Polterer. G. 21, 235; Ich bin offen und g. und Jedermann glaubt .. mich vernachlässigen zu dürfen. 223; Daß wir nicht so g. sind, wie unsere liebe Tante gegen den immer verzogenen Neffen. 18, 85; War eine g–e Haut und glaubte leicht. Gotthelf Sch. 361 etc.; Deine G–keit auf eine verruchte Weise mißbraucht. G. 10, 85; Den Mann, der .. die G–keit selbst (s. d.) war. 21, 37; Seine Sanftmuth und G–keit. Holtei Jahr 1, 7 etc., auch (mit Mz.): eine g–e Handlung etc.: Es giebt Augenblicke im Leben, wo wir von der Summe unserer G–keiten auf einmal die Ernte erheben. Jfland 9, 4, 27 etc. Hárt-: harten Gemüths: Zorneskräftige und h–e Naturen. Görres Ver. 35. *Hélden-: das Gemüth, die Sinnesweise eines Helden habend, aus solcher Gesinnung hervorgehend, ihr gemäß etc., s. heldenhaft, heldisch: Das h–ste Opfer. Sch. 1119 etc.; So zermalmt, so fassungslos, so ganz | un-h. träfe mich der Tod nicht an. HKleist Hint. 71 etc. Mit Nüance auch: Heldenm uthig, s. Muth, Anm. *Hōch-: voller Hochmuth: Starres h–es Ableugnen. G. 39, 114; H–e Menschen haben kein Verständnis für stolze. Hausbl. (60) 1, 331; Wenn ein vornehmer Herr nicht h. ist, sondern redet auch mit geringen Leuten .., als wenn er nur ihres Gleichen wäre. Hebel 3, 175; Der H–e ist voll von fälschlich eingebildeten Vorzügen und bewirbt sich nicht viel um den Beifall Anderer; seine Aufführung ist steif und hochtrabend. Kant SchE. 94; Worauf er am h–sten war. Tieck N. 5, 85 etc. Sehr stolz, hoffährtig, „hohmütig“, trotzig und über-m. Jer. 48, 29; Hiob 40, 6 etc.; Luther 6, 545b etc., doch z. B.: Daß Niemand sich demüthig achtet oder rühmet, denn wer der aller ,,hochmütigest“ ist. 1, 483a etc. Ugw. st. hochherzig (vgl. dies 1 u. 2), VWeber (Campe), richtiger: hochm u thig. Klēīn-: verzagt etc.: 1. Thess. 5, 14; Es giebt gegen eine Stunde des Muths und Vertrauens immer zehn, wo ich k. bin. Sch. G. 1, 232; O K–er! traut man doch einem geringeren Freunde etc. V. Od. 20, 45 etc.; K–keit und Feigheit. Schlegel Sh. 6, 223; Welche bei Annäherung einer Gefahr .. zur übermäßigsten K–keit übergingen. W. 5, 83. Klūg-: (vralt.) klugen Sinns, klug. Zinkgräf 2, 10. Láng-: Die Liebe ist l. und freundlich. 1. Kor. 13, 4; Jon. 4, 2 etc.; Geduld un L–keit. Röm. 2, 4 mit Randgl.: L–keit . . ist eine Tugend, eigentlich, die langsam zürnt und strafet das Unrecht etc. Lēīcht-: leichten Muths: Ein l–es, frisches, köstliches Herz. Frenzel Nov. 217. Lēīd-: traurig: Weßhalb bist du so l.? Hausbl. (56) 1, 333; L–e Erinnerungen. König Mar. 1, 16; 77; Erzählte mehr l. als entrüstet ein unangenehmes Begegnis. 117; Traf .. die l–ste Stelle ihres Herzens. Jer. 2, 12 etc.; Eine stille L–keit verließ ihn den ganzen Tag nicht. 225; 257; 3, 107; Mar. 1, 59; Kl. 3, 92; Garzoni 469a etc. *Míß-: voll Mißmuths, verstimmt etc.: Ihr seid so m., wie Einer, dem sein erstes Mädchen untreu wird. G. 9, 60; Heine Sal. 1, 316; Lut. 2, 164; Lewald Ferd. 1, 64; 215; Musäus M. 2, 81; Ph. 1, 27 etc.; Dadurch kam Lessing in eine M–keit, durch welche die ihm sonst so natürliche gute Laune sehr oft ganz weggescheucht ward. FNicolai (L. 13, 185) etc. Auch ohne Uml.: Auerbach D. 2, 504; Ward mißmuthig und ungeduldig. G. 21, 240; 25, 267; Laube Br. 301; Stilling 1, 63; Tschudi Th. 123; Jch wurde finster, mißmuthig und übellaunisch. W. 16, 152; 27, 262 etc.;, Mißmuthigkeit. Lavater (Wackernagel 4, 523 Z. 2). Offen-: offenherzig: O., wie ich war, entdeckte ich ihm die Unruhe, in der ich mich befand. G. 21, 112. Rēū-: reuig etc.: R–e Stimmung. Frese G. 2, 400; Falstaff’s r–es Geständnis. Vischer Ästh. 1, 430; Schluchzend fiel der Greis ihr um den Hals und drückte | das treue Weib r. an sein Herz. W. 20, 164 etc.; Goethe bezeigte die größte R–keit. Falke G. 180 etc.; Wenn der Verbrecher mit so gleichgültigem und un- r–em Eifer in dieser Angelegenheit verführe. Gutzkow 11, 138. Sánft-: Mit Liebe und s–em Geiste. 1. Kor. 4, 21; Matth. 5, 5; 11, 29 etc.; Mit s–er Verträglichkeit. Olearius Baumg. 84b; S–es Lamm. Sch. 110a etc.; S–keit beweisen gegen alle Menschen. Tit. 3, 2; Die S–keit und Lindigkeit Christi. 2. Kor. 10, 1 etc. Schāf-: der Sinnesart eines Schafs gemäß etc.: Die sch–ste Einfalt. Heine Lut. 1, 183; Wir sch–en neudeutschen Philister. Jahn V. 243 etc. *Schwách-: schwachen Gemüths: Alle Gemüthlichen und Sch–en erschüttern. Gervinus Lit. 5, 373 etc., auch ohne Uml. (mit Nüance): So schwachm uth’gen Argwohn. Tieck Wint. 2, 3, der aus Schwäche des Gemüths, des Zutrauens entspringt. Schwêr-: Warum siehest du so übel? du bist ja nicht krank. Das ist es nicht, sondern du bist sch. Neh. 2, 2; G. 6, 55; Seitdem du wegbist . ., ist der Vater | sch. worden. Sch. 478a etc.; Sch–keit. *Stárk-: Die st–en | Achäer. B. 143b; St–er Schutz von der einen, liebevoller Beistand von der andern Seite. Fichte 7, 422; Vielleicht nennt man es Klein- müthigkeit, so bereitwillig .. zu resignieren, aber wer wird darum so st. auf ein Recht pochen wollen etc.? Gervinus Lit. 5, 247; Mit Geduld die widerwärtigen Stürm .. des Glücks st. und ritterlich übertragen. Schaidenreißer 42a etc.; Hast du das starkmu thige Herz, zu sagen: Bleibet! etc. Kompert Pfl. c 1, 3. *Tóll-: tollkühn etc.: Die t–sten Reiterstücke. Höfer Leb. 244, richtiger wohl ohne Uml. Trēū-: treuen Gemüths: Das junge Blut, das t–e Herz. Pfarrius Soonw. 78.
*Úber-: Trotzig und ü. Jer. 48, 29; Die ü–e Lustigkeit. Auerbach Leb. 2, 121; Wenn meine Tochter .. sich ihrer Vortheile ü. gegen sie bedient. G. 15, 15; 16, 304; 29, 17; Das Eine . ., wenn ich mich zu ü., und das Andre, wenn ich mich zu niedergeschlagen fühle. L. 11, 751; Wie frech! wie ü.! Sch. 241b; Ich weiß, ihr Übermüth’gen, wovon der Kamm euch schwoll. Uhland 421 etc.; Sein ganzes Wesen hatte durch die Wilderei eine rohe Ü–keit angenommen. Auerbach Gv. 22 etc. Vgl.:
Überm uthig, allzumuthig, von übergroßem Muth erfüllt; Hektor zeigt sich übermuthig, wenn er „des ungeheuern Achilleus- Annahn erharrt“; Achill aber sich ü., wenn er, „dem göttlichen Hektor schändlichen Frevel ersinnend“, dessen Leichnam schleift etc.; Wate, der war hehr | und auch überm uthig in allen seinen Dingen. Simrock Gudr. 238 etc. Wáckel-: scherzh. st. wackelig, nach Analogie von wankel-m.: Ob der große Stein wirklich nicht w. geworden. Heine Lut. 1, 286. Wánkel-: voll Wankelmuths: Die w–e Menge, | die jeder Wind herumtreibt. Sch. 438b; 612b; Der Völker Herz ist w. 670b; Sind unsre Neigungen | doch w–er, | unsicher schwanker, leichter her und hin | als die der Fraun. Schlegel Sh. 2, 213 etc.; W–keit. Gervinus Lit. 5, 556; W. 17, 74 etc. Ungw.: Sowie ein Taubenhals sich w. [schillernd] malt, | wenn ihn der erste Glanz des Morgenlichts bestrahlt. Zachariä 1, 103. Wēh-: von Wehmuth erfüllt, sich darauf beziehend: W–e Gefühle, Er- innerungen, Klagen, Blicke (Gryphius Fr. 615), Rührung (Tieck 10, 199) etc.; De- und w. sich zu Füßen legen. Musäus M. 1, 131. Mehr mundartl. auch in Bezug auf körperlichen Schmerz, z. B. von einem an Zahnweh Leidenden: Saß ganz w. in einem Winkel. Hebel 3, 497 etc. Nbnf.: Ein wehmüthes Gefühl. 52. Wēīch-: Ob ich gleich immer w. werde, wenn ich daran denke. Bode Empf. 3, 66; W–er als bei Wieland’s Tode habe ich Goethe nie . . gesehen. Falke G. 67; G. 23, 169; Gutzkow 3, 258; König Mar. 1, 167; HSachs 1, 40 etc.; W–keit. Auerbach Gr. 380; König Jer. 1, 95 etc. *Zórn-: zornig: Sprang z. auf. Fouqué 8, 12; Als er de- und wehmüthig der z–en Gebieterin sich zu Füßen legte. Musäus M. 1, 131; Mit z–er Gebärde. 3, 127; Temme SchwM. 1, 63; Z. und reizbar. W. Luc. 1, 414; HB. 1, 24 etc.; Eine zornm uthige Stimme. vHorn Gemsj. 46; Pollm. 54; Ryff Th. 98 etc.; Dies sagte er mit einer gewissen Z–keit. König Kl. 1, 136; W. 24, 73 etc., auch mit Mz. zur Bez. der einzelnen zornigen Stimmung: Einer . ., an welchem die übeln Launen, die Z–keiten und die verdrießlichen Stimmungen ausgelassen werden dürfen. Immermann M. 3, 220 etc. Zwēīfel-: Z. an einem Gott und einer Vorsehung werden. Engel 1, 62 etc.; Mit froher Z–keit. Musäus M. 2, 42 u. ä. m.