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Muße
Mūße, f.; 0; -:
freie Zeit zur Verfügung (s. Arbeit, Anm. 1 und müssen, Anm.): Wenig M. haben; Meine Geschäfte lassen mir wenig M.; Bei mehr M. oder sobald ich mehr M. habe, werde ich ausführlicher schreiben; Etwas mit M. betrachten, verrichten, sich Zeit dazu nehmend oder lassend; Daß ihr zum Fasten und Beten „musse“ habt. 1. Kor. 7, 5; Sie hatten der „muß“ und Weil nit. Fischart B. 191a; Meine M. ist eine gezwungene, nicht eine gewählte M., sie entsteht aus dem Mangel der Geschäfte, nicht aus meinem Vorsatz auszuruhen. Garve Pfl. 1, 173; Daß ich nun bei guter M. die Geschichte hin und her überlegte. G. 19, 60; Als habe sie sich nach ausgeruhten vier Wochen mit aller Kindbetts-M. und Weibseitelkeit auf die Ehre dieses Besuchs vorbereitet. 31, 19; Bis ihr den Einkauf zu Hause mit „Muse“ besehen. L. 1, 358; 11, 489; „Und hätt’ es diese Reise dir gezeigt?“ | Es war die erste M. meines Lebens etc. Sch. 336b; Werden Sie vielleicht „Muse“ finden, das neue [Märchen] noch für den Januar fertig zu bringen? G. 1, 249; Die M. pflegen ist des Weisen edle Kunst, | der Müßiggang ist nur dem Thoren eine Gunst. Seuffert (WKoner 174); Ein mit der Sorge für den ganzen Staat beladener Mann hat nicht soviel M., als ein junger Herr etc. W. 6, 60; Meinst du es werde dir viel „Muse“ übrig bleiben, dich um irgend etwas Großes .. zu bekümmern? 5, 157 etc. Mundartl., vralt. Ggstz.: Un-M. = Beschäftigung, nam.: sehr in Anspruch nehmende und belästigende, Last, Beschwer, z.B. Gotthelf G. 153; Sch. 72; Un-M. [Beschäftigung], und die freiwilligste, war genug da. Grimm 1, IIa; Sich zu entschuldigen wegen der Un-M., die er im Hause bereite. vHorn Maje 3, 531; Weil ihr mir Ruhe und Fried, ihm aber Unmuß und Mühe verschafft haben wollet. Zinkgräf 1, 108 etc., s. Schm. und Stalder 2, 224 (auch: „Brunst des Rindviehs“).