mustern
II. Mústern, tr.:
1) mit einem Muster (2) versehn, nam. im Partic.: Das Tischtuch mit seinen gemusterten Streifen. 31, 54; Gemusterte, faconnierte Stoffe [Ggstz.: glatte, schlichte]. 3, 588; Blaugemusterte Porcellankanne. 1, 73; Groß-, kleingemusterte Zeuge, s. musterig. — Ungw.:
a) nach einem Muster einrichten: Sie gehen in der Mütze der Zeit, m. nach ihr den echten Gang. Sh. 4, 193. —
b) intr.: gemustert, mit einem Muster versehn erscheinen: Da glitzern .. und m. Einem geistreiche Papiertapeten, Tapisserie und Spiegelgläser in die Augen. 3, 3. —
2) (vralt.) musterlich (s. d. und Muster
1) machen, putzen, zieren: Sich zu m. und aufzumachen in Hoffahrt. Spinn. 58c; Die Liebe ziert den Geist und mustert den Verstand. Hochz. 8 etc., s. auf- und herausm. — 3) prüfend besichtigen, genau betrachten, z.B.: Die Soldaten, Truppen, das Heer, das Landvolk 52, 25), den Zeug 10, 28) m., Heerschau (Musterung) über sie halten, um zu sehen, ob sie vollzählig, ihre Ausrüstung in Ordnung etc.: Die Abrichtungskleinmeisterei, die ich mir bei meinem Soldaten-M. angewöhnt. lozzi 4, 33 etc.; Er mustert jedes Beet. 6, 33; Mustre mir die Mägde 12, 165; Beide musterten erstaunt die Zubehörungen. M. 1, 175; Musterte den Sprecher nochmals von Kopf zu Fuß. Silt 7; Während seine Augen Segel und Tauwerk der Schlupp musterten. 27; Die Beute m. ging Medina’s Fürst. 1, 208; Nachdem er Alle bei Fünfen gezählt und gemustert. Od. 4, 412; 13, 215; Mustert er mit scharfem Blick | die finstre Stirnenhöhle. Rom. 26; Wie ein Geiziger seine Geldkiste täglich und stündlich mustert. 21, 11 etc. — Daran schließt sich:
a) zuw.: Jemand m., ein-m., in die Musterrolle (s. d.) der Soldaten einschreiben, anwerben etc.: Wir unbekannt, gemustert | nicht mit den Scharen. Cymb. 4, 4; Nicht im Heer gemustert. Sh. 2, 323 etc. und so auch: Das Heer, ein Schiff mustert [zählt] so und so viel Leute, z. B.: Der Persian war ein sehr starkes [Dampf-]Boot und musterte etwa 20 Feuerleute und 14 Deckhands oder Matrosen. Miss. 3, 227. —
b) behufs der Auswahl m., mit scharfem Hinblick auf Fehler und Makel, die Etwas für den Zweck unbrauchbar machen, so daß es ausgestoßen, verworfen (ausgemustert) wird, z. B.: Pferde für die Kavallerie m.; Von jedem Schulfuchs, jedem Hasen | kunstrichterlich sich m. lassen. 26a etc., daher auch = tadeln, mäkeln und (als Herr und Überlegner) meistern etc., z. B. (vgl. Das Murren, M., Meistern, Mäkeln, | wie hab ich es zum Tode satt. 1, 339a); Versündige dich nicht, der liebe Gott lässt sich nicht so m. und den Marsch machen. G. 205; Er müsse allen Leuten zeigen, wie er die Seinen m. [ihnen befehlen etc.] könne. 285; Änneli musterte sie dazu [zur Arbeit, hielt sie streng dazu an]. 17; 18, vgl. hinaus-m.; Wie leicht ist es, den Unnennbaren und die Natur zu m. und wie schwer, ihren Wink zu erfüllen! Giaf. 206; Das ist der rechte Mann, der die Mönche munstern [meisternd bezwingen] und in die Schul führen wird. 239 etc. — 4) dazu: Musterung, f.; –en:
a) vralt. zu 2 = Putz, s. —
b) gw. zu 3, z. B.: 2, 268; Als es nun an die Musterung des Schmuckes ging [zur Auswahl des passenden]. M. 4, 261; Eine Besichtigung und Munsterung und Ausschuß [Auswahl] anstellen. 3, 1, 1014 Z. 5); Er lässt in Gedanken alle Fräulein die Musterung passieren. 4, 364; Jch kenne dich, Spiegelberg; aber ich werde nächstens unter euch treten und fürchterlich Musterung halten [die Schlechten ausstoßend etc.]. 121a etc. Auch in Zsstzg. z. B.: Brot- Musterung, wenn die Soldaten bei der Brotlieferung und Auslieferung des Traktements gemustert werden; General-Musterung, allgemeine der Truppen etc.; Bei der Kirchenmustrung [Kirchenvisitation etc.]. 4, 124.
Zsstzg. z. B.: Āūf-: (vralt.) z. B.:
1) [2] = aufputzen: Viel Plunders an sich hängen und sich a. auf das allerköstlichst. Spinn. 45c etc. —
2) aufmuntern, antreiben, z. B.: Man muß ihn a., daß er fleißiger wird etc. 1215, nam. auch: zum Krieg, Kampf antreiben, ziehen heißen: Daß Karolus seinen Sohn .. mit 30000 Mann zu Roß und Fuß aufmustert hinauszuziehen. 692b; 734b; Bis sich Kaiser Karol mit dem Reich wider sie empöret [erhebt] und aufmustert. 725a etc., vgl. 2, 224 und unmustern (I). — Āūs-:
1) Behufs der Auswahl u. Entfernung des Unbrauchbaren, Schlechten mustern, z. B.: Der die Bibliothek seines verstorbenen Onkels grämlich ausmusterte. Sab. 75; Sie nehmen an, was ihnen der Dichter vorsetzt; was wäre es auch, wenn sie jetzt schon wählen und a. wollten? 7, 60 etc., nam. aber: Etwas bei der Musterung als untauglich verwerfen, aus der Musterrolle ausstreichen Bild. 2, 42), und so verallgemeinert: entfernen, beseitigen (vgl. heraus-m.): Warf das Geldstück auf den Tisch, um den Klang zu hören und musterte es endlich aus. 12, 66; Daß sie das zweite Gebot fein aus dem Register der zehn Gebot ausgemustert hat. B. 11b; 51a; 158b; Er musterte sorgsam die unbedeutenderen Arbeiten aus. Pet. XVII; Drei Goldstücke musterte er als zu leicht aus . ., bis der Andere statt der verworfenen vollwichtige hervorholte. M. 1, 264; Warum sollte ich dem Manne noch mehr Fehler a. helfen? 12, 288; Was machen wir mit den Poeten, | die Platon ausgemustert hat? Po. 3, 9; Jch allein der Verstoßene, ich allein ausgemustert aus den Reihen der Reinen. 125b; G. 2, 63; 13, 17 etc.; Die Ausmusterung. 3, 125 etc. —
2) [2] vralt., mundartl.: ausputzen. — I. Durch- und II. Dúrch-: musternd einzeln durchsehn, durchgehn: Die Körbchen einzeln durchzumustern. Sab. 179; ¹d ōDD Sie durchmusterte die Zimmer und fand sie noch nicht gelüftet genug. R. 4, 11; Nachdem sie den .. Anzug | vor dem Spiegel durchmustert. Dicht. 2, 21; Oft wird mit Gelächter | durchmustert das Dorf. 78; Und zählte sie, Alle d–d. Od. 4, 451; Um die unendliche Menge von Gemälden zu d. 32, 221; Indeß Pedrillo den Keller und die Speisekammer durchmusterte. 1, 53 etc.; Durchmusterung. 2, 606; 857 etc. — Eīn- [3a]. — Herāūs- etc.: z. B.: Sich h., ein besseres Ansehn gewinnen, s. [2] und Muster 1; ferner: Niemand war leicht mit Musterung dieser Waffen beschäftigt, der nicht auch für sich Etwas herausgemustert [herausgesucht und -gefunden] hätte. 25, 34 etc.; Als der Bauer seine Frau hinausgemustert [3b] hatte. G. 347, sie hatte hinausgehn heißen; Sie hätten die Fliegen soviel wie möglich hinausgemustert [aus der Stube getrieben]. Oberamtm. 20, vgl. und aus-m. — Nāch-: nachträglich mustern, musternd nachsehn oder revidieren: Ein großer Rabe, der mit seinem Schnabel die Ordnung des Tisches nachzumustern schien. R. 1, 27 etc.
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