Muster
Múster, n., –s; uv.; –chen, lein, Müsterchen, lein; -:
1) (vralt.) die Art und Weise, wie Etwas sich zeigt oder aussieht, das äußre Ansehn: Es wird All’s auf die Eil bereit, | daß es allein ein M. hab. Narr. 48, 29, s. musterlich. — 2) bei Webereien, Stickereien, Zeugstoffen, Teppichen, Tapeten etc. die in regelmäßiger Reihenfolge wiederkehrenden, von dem Grunde sich abhebenden Figuren, seien sie nun eingewebt, gestickt etc. oder aufgedruckt (vgl. Dessin und mustern 1), z. B.: Princip der Damastweberei, wo das nach Vorschrift abwechselnde M. darzustellen, die Fäden auf eine eigene Weise übers Kreuz gerichtet sind. 37, 359; Ließ ich durch eine geschickte Nähterin, erst ein Damenbrett-M. .. mit den zartesten Fäden sticken. 360; Die Vorzeichnung zu einem in der Weberei auszuführenden M. wird auf Papier entworfen. 3, 591, so beim Kattundruck, s. 2, 354 ff.; beim Bedrucken der Papiertapeten, 827; Man hat dieselben M. in seidenen, wollnen und baumwollenen Stoffen; Groß-, kleingeblümte, reiche M. etc.; Palmen-M. (palmenähnliches) etc.; Kattun-, Shawl-, Westen-M. (vrsch. 4) etc. — 3) die Zeichnung, wovon das M. (2) das Abbild ist, — so die Vorzeichnung, wonach man sich beim Weben, Sticken, Stricken etc. von M–n (2) richtet (Webe-, Stick-, Strick-, Klöppel-, Kanten-, Spitzen-M. etc.), ferner bei abzudruckenden M–n (2) die in die Walze, Platte etc. eingravierte, eingeschnittne Zeichnung, z. B.: Drei hölzerne Druckmodel .. mit erhaben geschnittenen oder gegossenen Metall-M–n. 2, 357 etc. — 4) (s. 3 und 6) nam. bei Kleidungsstücken, Etwas, wonach sie in best. Form (Facon) und Größe geschnitten werden: Das aus Papier geschnittne M. (Papier- M.) wird glatt auf das Zeug gelegt und dies danach genau geschnitten; M. zu — einer Haube, einem Hemde, einer Jacke, einem Kittel, einer Weste etc.; Hauben-, Hemden-, Jacken-, Kittel-, Westen-M. (vrsch. 2). — 5) (s. 3 und 6) übrh.: Das, wonach man sich bei etwas zu Fertigendem richtet, z. B.: Künstler, | bei dem er, nach dem M. seines Ringes, | zwei andere bestellt. .. Da er ihm die Ringe bringt, | kann selbst der Vater seinen M.-Ring | nicht unterscheiden. Nath. 3, 7 etc., so (vralt.) auch für Modell, z. B. von Gebäuden, s. 43, 10 ff.; Er hieß seinem fürgenommenen Bau ein M. und Visierung machen. 379a etc. — 6) (s. 3) verallgemeinert u. übrtr.: etwas in seiner Art Vollkommenes, wonach man sich zu richten hat oder dem man nachstrebt etc., vgl. Beispiel, Vorbild, Ideal und musterhaft etc.: Sich ein M. an Etwas oder an Einem nehmen; Ein unerreichbares, ein unnachahmliches M.; Er studierte die Engländer fleißig, Pope war, wo nicht sein M., doch sein Augenmerk. 21, 63; Italien auch hierin M. und Vorgängerin. 31, 309; Er hinterließ der Folgezeit | zwar M., aber nicht Gesetze. 1, 209; Die Leiterin der Affenschar, | die, an Erfindung unfruchtbar, | auf jedes M. fällt. 1, 170; Drum leuchten sie [die Griechen] als M. voran, als göttliche Regel der Schönheit. 4, 247; Nicht M. zwar darf uns der Franke werden, | aus seiner Kunst spricht kein lebend’ger Geist. 100a; „Meine Mütter waren M. der Genueserinnen.“ .. Deine Tochter ist ein M. im Lande. 151a; (Buttler): „Nicht ohne Folgen soll | das Beispiel bleiben, denk’ ich, das ich gebe.“ | Wem ist nicht bekannt, daß Oberst Buttler | dem ganzen Heer voran als M. leuchtet. 352a; H. 2, 373; Auf Beispiele, die keine M. sein dürfen, sich steifend. 33, 362 etc.; Sie ist das M. einer guten Hausfrau oder ein M. von einer guten Hausfrau, U. iron. z. B.: Ein M. von einem alten, häßlichen, keifischen Weibe. Sp. 21 etc. Zsstzg. z. B.: Er beginnt, wie Lessing, mit Zertrümmerung der französischen After-M. 211, die fälschlich als M. gelten etc. — 7) ein kleines Stück von Etwas (eig. und zunächst von Waaren), insofern es als Probe fürs Ganze in Bezug nam. auf das Aussehn dient (s. 1; 2 und vgl. M.-Karte, -Reiter, Müsterler etc.), vgl. Probe, allgemeiner in Bezug auf die Qualität (Güte), z. B.: Getreide, Mehl, Wein, Zucker, Kaffe, Leder, Eisen etc. kauft man wohl nach einer Probe, aber nicht nach einem M., wie Kleiderstoffe, Tücher, Tuche, Tapeten etc.; Eine Dame bittet sich von einem Kaufmann Zeug-M. aus, um sich z. B. das für sie Kleidsamste danach auszusuchen, dagegen Zeugproben, an denen sie z. B. sehen will, wie sich die Zeuge in der Wäsche halten; Der mir übersandte Kattun entspricht freilich dem M., aber nicht der Feinheit der Probe, wonach ich ihn bei Ihrem Reisenden bestellt; Schnitt von verschiednen Zeugen kleine M–chen ab. Hdl. 2, 29 etc. Doch berührt sich M. oft sehr nahe mit Probe und steht — nam. südd. — oft übrtr. dafür, bes. vrkl.: Das ist aus demselben nur ein unschuldig Müsterchen. Sch. 109; Der geneigte Leser wird an diesem Müsterlein genug haben. 3, 324; Der Klosterstand, wovon Pythagoras | den blinden Heiden schon ein Müsterlein gegeben. 10, 141; Um ihnen von seiner Macht | ein kleines M. zu weisen. etc. — Zsstzg. z. B.: Faden-M. (oder richtiger -Probe), Probe von dem Faden eines Gewebes; Von der Wiegkammer erhält der Färber die Stoffe zugleich mit den Farben-M–n [vgl. 5, gefärbte Seide, wie er sie abzuliefern hat]. Hdl. 2, 127, — auch in den Blaufarbenwerken, Proben von Kobalt auf blaue Farbe zur Beurtheilung der Qualität etc.; Sich durch Mittheilung vieler schön getrockneter Pflanzen-M. kein geringes Verdienst um die Wissenschaft erworben. 26, 303; Probe-M. (auch 5) u. ä. m. — 7) (s. 2) Gärtn.: Figuren, die durch Stellung von Bäumen oder Blumen gebildet werden.
Anm. Aus lat. monstrare (zeigen), it. mostra, f.; und so auch mundartl.: „Die M. =
1) das M. —
2) Musterung (Heerschau). andrerseits nam. niederd. mit „n“: Munster; und Sh. 1, 184 mit Anm. 520, vgl. munstern, 239; Bei einer Musterung. . . In letztvergangner Munsterung. 2, 61; 3, 1, 1014 Z. 5); Munsterschreiber. 141b etc. Theilweise wenigstens sich berührend mit munter, s. das Ew. unmustern und das Zeitw. aufmustern 2. Als Bstw. in unzähligen Zsstzg., vgl. 5: M.-Ring etc., viele mehrdeutig, z. B. M.-Buch, ein Buch, worin M. gezeichnet sind — oder: das als M. dienen kann; Allgemeine M.-Zeitung: M. für weibl. Handarbeiten enthaltend, aber auch: eine Zeitung, die für andere als M. gelten kann; M.-Zeichner, -Zeichnung etc. — Schwzr. auch: Dirne von zweideutigem Lebenswandel; Müsterli, auch als Kosewort.
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