Münze
Münze, f.; –n; Münzchen, lein; (–n-), Münz-:
1) geprägtes Metallstück:
a) ohne die Best., als Werth- ausgleichungsmittel (s. Geld) zu dienen, oder abgesehn von dieser Best., z. B.: Du zum Dank sollst diese M. tragen. 4, 125; Heißt er ’ne M. prägen als ein Gedächtnismal etc. 414; 421 etc., s. Zsstzgen wie Denk-, Schau-M. etc. und Medaille, — ferner z. B. wo hauptsächlich die Kunst des Gepräges. berücksichtigt wird: Ew. Heiligkeit kann sich rühmen, daß sie eine Art M. hat, wie die alten Kaiser mit aller ihrer Pracht nicht gesehen haben. 28, 105 etc. und so nam. von Geldstücken, die nicht mehr in Handel und Wandel gäng und gebe, sondern vielmehr für Sammler von historischem oder Kunstwerth sind: Altrömische, altgriechische M–n; Der Geizige, der so viel Freude an seiner Geldsammlung hatte, konnte nicht begreifen, daß der Fürst eine Münzsammlung habe. Er sollte, meinte er, alle diese M–n zu Geld machen etc. Übrtr.: Die Rückseite (s. d.) der M. aufwerfen. Buchm. 13; Aber drehen wir die M. um. Luc. 6, 390, vergl.: das Blatt umdrehen und Medaille. —
b) als Werthausgleichungsmittel, z. B. von einzelnen Stücken (s. a), mit Rücksicht auf den Staat, der sie prägt etc.: „Ich habe hier ein Goldstück, was ist Das für eine M.?“ Das ist eine französische M., ein Napoleond’or etc., bes. oft aber (vgl. Geld) kollektiv, doch immer mit Rücksicht auf die einzelnen geprägten Stücke, also z. B. nur: Ich habe viel Geld eingenommen, nicht: M. (vgl. c); Papiergeld ist keine M.; Er lässt die M. [das Geld] klingen. 3, 215, vgl.: Ihr klangen nicht M–n, | ihr klangen nur Schläge. 4, 206; In barer M., in guter, klingender M. bezahlen; M. von gutem Schrot und Korn; Richtige, falsche, leichte, schwere M.; Es kursiert viel fremde M. im Lande; Kleine M. [vgl. c u. Scheide- M.] in Schwingen. N. 2, 131; M. schlagen oder prägen lassen; Eine M. [ihrem Werth nach] erhöhen, steigern, absetzen, abschätzen, verrufen, verschlagen etc. Hier vielfach übrtr. und bildl., z. B. sprchw.: Einen mit gleicher M. 2, 253; Br. 1, 551; 654a; 726a; 2, 70; 3, 264 etc.), mit seiner eignen M. 8, 120b etc.) bezahlen, ihm mit gleicher M. heimzahlen 222; Köhl. XXXI etc.), ihm Gleiches mit Gleichem vergelten; ihn so behandeln, wie man von ihm behandelt worden, vgl.: Daß er seine Schuld mit gleicher Münz wollte bezahlen, nach gemeinem Sprichwort. 1, 1059 Z. 1); Ihr seid ein schlauer Kopf, der mir meine M. wiederzugeben weiß. 16, 108 etc.; Etwas für bare (s. d. 3b) M. nehmen, sich durch Leichtgläubigkeit täuschen lassen, den Schein für das Wesen nehmen, 8, 16; TrR. 1, 148 u. o, vgl.: Der Gelehrte, dem zuletzt die hergebrachten Worte für bare M. galten. 37, 11; Ihm eine ausweichende Entgegnung statt barer M. zu geben. N. 1, 295; Der uns Rechenpfennige für M. und Worte für Sachen giebt. 18, 243 etc., ferner z. B.: Es war als hätte er alle seine Gedanken in einem Spartopfe gehabt, den er nun aufmachte, und da waren es gar wunderbare, abgeschätzte M–n. Barf. 243; Götter sind | nicht gang und gäbe M. bei uns. A. 3, 39; Gleich schlechter M., erhält Schlauigkeit sich eine Zeitlang im Kurs und wird bald verschrieen. 1, 163; Werft die M. in den Tiegel, wenn ihr ihren Gehalt wissen wollt; unter dem Gepräge findet ihr in Ewigkeit nicht. 32, 86; Und will sie so bar, so blank, als ob | die Wahrheit M. wär etc. 2, 275; Beutel, um das Gleichnis fortzusetzen, in welchen ich die kleine M. einzelner Empfindungen so lange sammele, bis ich sie in gute wichtige Goldstücke allgemeiner Anmerkungen umsetze etc. 8, 191; Leute, denen Lügen eine bekannte, gangbare, in Gebrauch stehende M. in ihrer Tasche. 1, 307; Die Gemeinen verstehen sich unter einander, sie haben ordentlich eine M. des Verständnisses erfunden, wo kein Heller reiner Gehalt drin ist. 340; Ehrlicher Name! wahrhaftig eine reichhaltige M., mit der sich meisterlich schachern lässt, wer’s versteht, sie gut auszugeben. 106a; Duldet nicht länger, daß von der gemeinsamen M. [Sprache] für weise und erhabne Gesinnungen immer die vollwichtigste an Schrot, die reichhaltigste an Korn durch Kipper gefälscht und durch Wipper aus dem Umlauf gerafft werde. 1804) 1, 342 etc. —
c) (s. b) M., in engrem Sinn = kleine M., Scheide-M., nam. insofern sie von geringrem Gehalt als die größern Stücke des gäng und geben (oder Kourant-) Gelds (vgl. Billon): Von 1811 — 1821 waren in Preußen 42 Groschen M. = 1 Thaler oder 24 Groschen Kourant; Unter dem eingenommenen Geld war viel M.; Es waren 25 Skudi in M. 28, 41 etc., s. Narr. 93, 20 und 2, 604. Übrtr.: Übrigens ist Manches von Heyne’s Stelle schon in M. ausgegeben. G. 148, an Einzelne vertheilt; Wo man das Gold des Gemüths ausgiebt in Gemüthlichkeits-M., | findet man Kreuzer genug, aber das Gold — es ist knapp. 171. —
2) Münzanstalt (vgl. Münzhütte): In der M. arbeiten; Die M. bedienen. 28, 104; Verrufnes Geld in der M. umschmelzen; Das Haus grenzt an die M. etc.; übrtr.: Diese Lüge ward in eben der M. geprägt, aus welcher die 1000 Dukaten kommen. 10, 285; Mit den vortrefflichsten Späßen funkelnagelneu von der M. Sh. 2, 242 etc. —
3) zuw. st. Münz-Recht, -Regal (s. 2): Niemand als der Fürst hat die M. im Lande. —
4) s. Muschel-M. und vgl.: Kinderspiel mit kleinen Muscheln, das unserm Münz oder Flach (s. d. II 2 und bämmeln) ähnlich war. Luc. 6, 169. —
5) Minze (s. d. u. Zstzg.).
Anm. Aus lat. moneta, ahd. muniza, mhd. münze, dazu münzen, ahd. munizôn, mhd. münzen, doch liegt vielleicht der Wendung: „Es auf Jemand münzen“ eine Umdeutung zu Grunde, vgl. goth. mundôn (hinsehn auf Etwas, dazu mundrei, Ziel) u. — In Bed. 5 zu lat. mentha.
Zsstzg. zu [5] s. Minze, ferner nam. zu [1], z. B. nach dem Stoff etc., leicht zu mehren nach den folgenden, vgl. die v. Geld, Pfennig u. Medaille: Bánk(o)-: im Ggstz. zur Kourant-M. —
Bánn-: verrufne Münze, z. B. übrtr.: Andre Wörter .. mögen noch jetzt für B. erklärt zu werden verdienen. Campe Verd. 61. —
Begrä́bnis-: Denk-M. auf Jemandes Tod, Sterbe- M. —
Belāgrungs-: Noth-M., in einer belagerten Stadt geprägt. —
Bléch-: aus Blech, nam. Brakteat (s. d. und Hohl-M.). —
Blēī-: aus Blei, theils Noth-, theils falsche M. — Dénk- [1a]: zum Andenken an etwas“Denkwürdiges geprägt, Erinnerungs-, Gedächtnis-, Schau-M., Medaille. G. 28, 176. —
Díck-: Münze von bedeutender Dicke, nam. aus dem 14. und 15. Jahrh.: Meistentheils deutschen Ursprungs, Brakteaten, D–n. G. 15, 159. —
Ehren-: Denk-M. zu Jemandes Ehre etc. — Erínnerungs-, Gedä́chtnis- (W. 29, 198): Denk-M. —
Gedánken-: z. B.
1) bloß gedachte oder Rechnungs-M. —
2) [2] Die Aufsätze sind noch ganz so blank, als wären sie gestern aus der G. gekommen. 2, VIII. — Góld-. — Hánd-: kleine Münze. — Héck-:
1) (s. Heck- Pfennig, -Thaler und II. Hecke) nach dem Volksglauben eine heckende, immer neues Geld bringende Münze. —
2) [2] eine heimliche Münzanstalt, Winkel-M. und [1] das daraus hervorgehnde Geld. — Hōhl-: Brakteat, Blech-M., bei der das Gepräge der einen Seite auf der andern hohl erscheint: Die H–n, Regenbogenschüsselchen genannt. 27, 333 etc. — Kêhr-: Schau- M., deren Gepräge, jenachdem man sie kehrt, versch. Figuren zeigt, z. B. einen Papst, umgekehrt einen Teufel (von 1549). — Kouránt-: das gewöhnliche, gäng und gebe, im Umlauf befindliche Geld, im Ggstz. zur Banko-M. etc.: Altes Sterlingsgewicht, wornach die Kurrent-M. gewürdigt werden kann. 1, 3. — Kúpfer-. — Lánd-: nur zur Ausgleichung des Verkehrs in einem Lande selbst, nicht fürs Ausland best., gw. nach geringerm Münzfuß geprägte Scheide- M., z. B. in Baiern noch Bez. für ½. Thaler, s. 2, 695 u. 477. — Múschel-: eine an manchen Küsten Asiens und Afrika’s als kleines Geld dienende Muschel, Cypraea moneta, auch bloß „Münze“; guineische Münze. — Nōth-: in Nothfällen geprägt, geringen Gehalts oder auch selbst z. B. aus Leder etc., s. Belagerungs-M. — Plātina-. — Réchnungs-: eine nicht wirklich geprägte, sondern nur als Grund- einheit der Rechnung angenommene oder ideelle Münze (s. Gedanken-M. 1), wie z. B. in England das Pfund Sterling etc. — Schánd-: vgl. den Ggstz. Ehren- M M., z. B. übrtr.: Eine Liebe, welche ihr Unglück so zu Sch–n auf den geliebten Gegenstand ausprägt. 1, 1, 178. — Schāū- [1a]: Medaille; eine Münze, nur als Schaustück dienend, nicht zum Verkehrsmittel bestimmt, z. B. 20, 149; 28, 195 und übrtr. Ph. 2, 221; 7, 25 etc. — Schēīde-: kleine Münze, zur Scheidung u. Ausgleichung für die Bruchtheile der eig. Kourant-M. dienend, gw. im Werth unter ½ Thaler, nach geringerem Münzfuße geprägt, auch Hand-M., weil von Hand zu Hand gehend, vgl. Land-M. und [1c], oft übrtr.: Wenn Jemand Wort und Ausdruck als heilige Zeugnisse betrachtet und sie nicht etwa wie Sch. oder Papiergeld nur zu schnellem, augenblicklichem Verkehr bringen, sondern im geistigen Handel und Wandel als wahres Äquivalent ausgetauscht wissen will etc. 4, 235; 30, 342; 40, 7; Eine Art von Sch. der Empfindung ausgeben. 11, 133; Das Publikum begnügt sich an der Sch. der Modelektüre. Ph. 1, 152; Ein sprachliches Gepräge, in dem die Menge, der Sch. des gemeinen Sprachgebrauchs gegenüber, das schwere harte Geld der Sprache kennt und schätzt. 2, 225a; Wie Sch. geht von Hand zu Hand, | tauscht Stadt und Schloß den eilenden Besitzer. 352a. — Schēīn-: eine Münze ohne wahren, echten Gehalt, eig. 4, 287) und übrtr., vgl. Wind-M. — Sílber-: z. B.: Einen Dukaten S. 2, 72 etc. — Stádt-: von einer Stadt geprägt und [2] die städtische Münzanstalt. — Stérbe-: Begräbnis-M. — Wínd-: übrtr. wie Schein-M., z. B.: So will ich denn mit W. abtragen etc. 18, 60. — Wínkel-: Heck-M. 2. — Zāhlungs-: im Ggstz. der bloßen Rechnungs-M. etc.
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