Faksimile 0344 | Seite 342
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Muhme
Mūhme, f.; –n; Mühmchen, lein (Muhmchen. Hartmann, Volksz. 9, 142); –n-:
1) Base (s. d.), wie dies, eine weibl. Verwandte, theils allgem., theils im Besondern entw. = Tante (s. d.) oder = Cousine (s. d.), z. B.: Amram nahm seine „Mume“ Jochebed zum Weibe. 2. Mos. 6, 20 [,Base“ Zunz]; Fraget nach Oheim und Vetter und alten M–n und Tanten. G. 1, 223; Martin der Affe | und Frau Rückenau sind mir verwandt, sie ehr’ ich als M., | ihn als Vetter. 5, 274; Luise [„Bremens Nichte“ zu Karoline, „Bremens Tochter“]: Was giebt’s, liebe M.? 10, 157; Meine [Mephistopheles] M., die berühmte Schlange. 11, 17; 83 [s. u.: Satans-M.]; „Begrüßt von Mühmichen Empuse | .. Herr Vetter, schönsten Gruß! .. Ich finde leider Nahverwandte. .. Auch diese Mühmchen, zart und schmächtig. 12, 132; Sie freute sich, so angenehme Herren von ihrer Verwandtschaft zu finden. .. Frau M., sagten sie etc. 19, 314; Karl [zu Marie, seines Vaters Schwester]: Jch will mit, M. 35, 21, vgl.: Ich will mit, Tante. 9, 20 und 34, 19; Die zischelnden M–n und Basen. Heine Reis. 1, 24; Wie die alten M–n im Märchenton zu erzählen pflegen. Kant Buchm. 9; Zweier Schwester Töchter .. und Geschwisterkinder mit einander und M–n und nit Basen. Keisersberg (Schm. 2, 576 und Frisch 1, 673a); Einen Vetter, einen Schwager, ein Mühmchen aus seiner eigenen Verwandtschaft darin zu erkennen. L. 7, 97; Die Braut „ein nahe Mümlin“ im andern oder dritten Glied. Luther 8, 128a; Mardochaī und sein gottseliges „Mümlein“ [,,Esther, vergl. Esth. 2, 7]. Matthesius Lthr. 27a; Meine Töchter erinnere ich hie ihrer „Mumme“ guter Historien. Prof. 41; Eurer „Mummen“. 42; Einen jeden Vetter und eine jede M. des fürstlichen Hauses. Rabner 4, 362; (Aufwärterin): Base! .. „Ei, wer ist denn das kleine Schelmengesichte?“ | ’S ist meiner Schwester Kind. . . „Ei, also eine liebe Nichte? .. Das Mädchen ist kein übler Bissen! Und die M. etc.“ Sch. 321a; Komm doch, Mühmchen [Vaterbruders Tochter]. Schlegel (Shakspeare 5, 131); Der guten kleinen M. | Rosinen. W. 11, 192 (vergl.: Mit Rosinen nah verwandt. 178) etc. Zsstzg. z. B.: Meine alte Groß-M. [Großtante]. Heine Sal. 1, 261; Verführerisch wie die Stimme der glatten Satans-M. Lut. 2, 177, der Schlange, s. o.: G. 11, 17; 83 und vergl. 1. Mos. 3, 1 sf. und Of. 20, 2 etc.
2) (s. 1) Bez. weiblicher Pers. od. Wesen, nam.:
a) M., Kinder-M., Kinder- Wärterin- od. Frau, auch Amme, und nam. Hebamme (Kindermutter), so auch Bad-M. Murner Ul. 3.
b) M. Vieh-M., Vieh-Mutter, auf manchen Landgütern Aufseherin über das Vieh.
c) (vralt.) verhüllender Ausdr. für Hure (s. M–n-Haus). Haltaus 1370.
d) manche gespenstische Wesen, z. B.: Es steht hinter ihnen wie die Roggen-M. und schlingt die Arme um sie. Alexis H. 2, 2, 199; Wasser-M., -Mühmchen, Nixe (s. d. und Mummel II). 3) bes. vrkl.: Name von Thieren und Pflanzen, so: Mühmlein:
a) Wiesel. Schm.
b) Kröte, Unke. ebd.
c) Nonnenmeise. Nemnich.
d) Kleines Gottesmühmchen, das Marienblümchen, Bellis perennis etc. Arndt 182.
e) Nymphaca, s. 2d.
Anm. Ahd. muomâ, muamâ, mhd. muome zu gr., latein. mamma (s. Mama, Anmerk.), wie ahd. muotar, muatar (Mutter), ruoba (Rübe), mhd. pfuol (Pfuhl) zu latein. mater, rapa, palus vergl. Mahme (s. d.) und plattdeutsch möme = moder, Mutter. Laurenberg 84, und danach z. B.: Ulenspiegels „mum“. Murner Ul. 7, wo es gleich darauf: Ulenspiegels „muter“ heißt etc., dagegen medder(e) = M., z. B. die Stelle G. 5, 274 (s. o.) aus Reineke Fuchs im Urtext: Frouwe Rukenouwe unde Marten de ape, | desse is myn medder unde he myn pape etc., vgl. Vetter (zu Vater). Wie Dies aus der urspr. Bed. „Vaterbruder“, so ging M. aus der „Mutterschwester“ bald in eine allgemeinere über, s. Benecke 2, 240a. Dazu (vralt.) Mühmling: männl. oder weibl. Verwandte mütterlicherseits, s. Schm. und Haltaus und Mümmel, ferner im Kurialstil: freundmühmlich [unter fürstl. Pers., die sich gegenseitig Vetter und M. nennen], vgl. freundnachbarlich etc. und (scherzh.): Dies Pack, das .. | fraubasenhaft am Bundestage mühmelt. Kladderad. 12, 98.